Marktplatzangebote
10 Angebote ab € 0,70 €
  • Gebundenes Buch

Jonas hat seine Familie bei einem Unfall verloren. Seitdem zieht alles, was er tut an ihm vorbei, ohne ihn wirklich zu berühren: Das Abitur, die erste eigene Wohnung, die Liebe.
Als er dann aber bei einem Marathon-Schwimmwettkampf einen neuen Rekord aufstellen soll, ändert sich alles. Im Wasser ist Jonas plötzlich allein mit seinen Erinnerungen an die kleine Schwester und ihre rote Badekappe; allein mit Melodien, die ihm durch den Kopf gehen; und mit der Frage: Was mache ich hier? Und warum? Für Jonas beginnt ein Tag, an dem er in einer Bar sitzen und in einem Park stehen, die Mutter eines…mehr

Produktbeschreibung
Jonas hat seine Familie bei einem Unfall verloren. Seitdem zieht alles, was er tut an ihm vorbei, ohne ihn wirklich zu berühren: Das Abitur, die erste eigene Wohnung, die Liebe.

Als er dann aber bei einem Marathon-Schwimmwettkampf einen neuen Rekord aufstellen soll, ändert sich alles. Im Wasser ist Jonas plötzlich allein mit seinen Erinnerungen an die kleine Schwester und ihre rote Badekappe; allein mit Melodien, die ihm durch den Kopf gehen; und mit der Frage: Was mache ich hier? Und warum?
Für Jonas beginnt ein Tag, an dem er in einer Bar sitzen und in einem Park stehen, die Mutter eines alten Freundes besuchen und eine ganz einfache Lebensphilosophie kennen lernen wird: "Lass dich nicht hängen, tu was, und sei geduldig."

Vom Stand der Dinge erzählt eine ebenso einfache wie facettenreiche Geschichte, die jedem Menschen, der je ein Kind gewesen ist und irgendwann erwachsen werden musste, aus dem Herzen sprechen wird.

Autorenporträt
Markus Seidel, geboren 1969 in Wilhelmshafen, studierte Germanistik und Philosophie in Hannover, Wien und Berlin. Sein erster Roman Umwege erhöhen die Ortskenntnis (erschienen 1998) wurde von der Kritik begeistert aufgenommen. Mit Freischwimmer festigte er seinen Ruf als einer der interessantesten jungen deutschen Autoren und für seinen Roman Vom Stand der Dinge wurde er mit dem von Günter Grass ins Leben gerufenen Alfred-Döblin-Stipendium ausgezeichnet. Markus Seidel lebt heute in Hamburg und arbeitet als Autor und Journalist.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.11.2001

Epiphanie für Nichtschwimmer
Nach dreihundert Bahnen steigt Markus Seidel aus dem Becken

Am Beckenrand signalisiert der Trainer eine Einundzwanzig. So viele Bahnen hat der Schwimmer schon geschafft, mehr als sechshundert liegen noch vor ihm, wenn er den Langstreckenrekord, wie allseits erwartet, überbieten will. Pro Bahn benötigt er etwa vierzig Sekunden. Es wird nicht nur viel Kraft und Atem, sondern auch einiges an Zeit kosten, bis es soweit ist. Was Schwimmern wohl so durch den Kopf geht, wenn sie stundenlang durchs Becken kraulen?

"Während man schwimmt, kommen einem manchmal die verrücktesten Gedanken, man hat schließlich genügend Zeit zum Nachdenken. Was bleibt einem auch anderes übrig - man kann nicht lesen, nicht fernsehen, man kann sich mit niemandem unterhalten und kein Radio hören."

Gedankenprotokolle eines Leistungsschwimmers sind es, die Markus Seidel uns in seinem kurzen Roman übermittelt - ganz so, als könnten wir dem Wassersportler Bahn für Bahn in seinen Eindrücken, Erinnerungen und Assoziationen folgen.

Bei Bahn dreiunddreißig fällt ihm ein Schlager aus dem Radio ein; nach der nächsten Wende denkt er an die kleine Schwester, die ständig "My Way" von Sinatra hören wollte; bei Bahn siebzig erinnert ihn eine bunte Badehose an seinen Zwillingsbruder; und nach hundert Bahnen erfahren wir dann auch, warum hier fortwährend Familienbilder auftauchen. Eltern und Geschwister sind ein Jahr zuvor bei einem Autounfall umgekommen; die Nachricht von dem Unglück erreichte den knapp Zwanzigjährigen, als er gerade siegreich von einem Schwimmwettkampf zurückkam.

Seither hat er sich zwar im Trockenen neu eingerichtet, die Trauerarbeit findet jedoch unwillig und nur im Wasser statt, wenn man weder fernsehen noch Radio hören kann.

Ein guter Rhythmus sei das Wichtigste, um Erfolg zu haben, sagt der Trainer. Diesem Rat folgend, rhythmisiert auch der Autor den Erzählfluß gekonnt und routiniert in einer Weise, daß man seine Geschichte weder atem- noch interesselos verfolgt. Bei etlichen Figuren vertraut er allzu sehr bewährten Mustern und bietet nicht nur einen strengen Übervater, sondern auch noch eine libidinös besetzte Ersatzmutter auf, um die Krise seines Helden zu gestalten. Interessant wird es aber, als dieser bei Bahn dreihundert beschließt, allen Erwartungen zu trotzen, aus dem Becken steigt und die Schwimmhalle verläßt. Wie es ihm im weiteren Verlauf des Tages eher zufällig gelingt, sein Leben in die Hand zu nehmen, ist wohl eine kleine Epiphanie, von der auch Nichtschwimmer profitieren mögen.

TOBIAS DÖRING

Markus Seidel: "Vom Stand der Dinge". Roman. Schneekluth Verlag, München 2001. 168 S., geb., 34,90 DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Markus Seidel vermittelt in seinem kurzen Roman "Gedankenprotokolle eines Leistungsschwimmers", der beim Schwimmen seine Vergangenheit aufarbeitet, erzählt Tobias Döring. Seidel schreibt in einem Rhythmus, der dem Schwimmen offenbar angemessen ist, entnehmen wir der Kritik. Der Rezensent ist jedenfalls bei der Lektüre weder außer Atem geraten noch hat er sich gelangweilt. Die Protagonisten findet er jedoch etwas schablonenhaft. Nach Bahn dreihundert beschließt der Held das Becken zu verlassen, um sein Leben wieder in die Hand zu nehmen, so Döring. Zu einer solch klaren Entscheidung, was die Qualität des Buches angeht, kann sich der Rezensent nicht durchringen. Er bleibt gespalten in seiner Meinung.

© Perlentaucher Medien GmbH