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In diesem Band stellt Heinrich de Fries - Architekt und Architekturkritiker - einen 'Querschnitt durch die Entwicklung neuer Baugestaltung in der Gegenwart' (Untertitel) vor. Sein Interesse gilt dabei den wesentlichen neuen Strömungen der Architektur der Jahre nach dem Ersten Weltkrieg. Das Buch ist also zu einem Zeitpunkt erschienen, als die Moderne der 20er Jahre noch kaum publizistisch verbreitet war und nur wenige Bauten, die heute das Bild dieser Zeit bestimmen, vollendet waren. Insofern kann es als ein frühes Manifest der modernen Bewegung verstanden werden und das umso mehr, als es sich…mehr

Produktbeschreibung
In diesem Band stellt Heinrich de Fries - Architekt und Architekturkritiker - einen 'Querschnitt durch die Entwicklung neuer Baugestaltung in der Gegenwart' (Untertitel) vor. Sein Interesse gilt dabei den wesentlichen neuen Strömungen der Architektur der Jahre nach dem Ersten Weltkrieg. Das Buch ist also zu einem Zeitpunkt erschienen, als die Moderne der 20er Jahre noch kaum publizistisch verbreitet war und nur wenige Bauten, die heute das Bild dieser Zeit bestimmen, vollendet waren. Insofern kann es als ein frühes Manifest der modernen Bewegung verstanden werden und das umso mehr, als es sich mit Vehemenz gegen den Reklamecharakter und den Missbrauch der Moderne als dekorative Zutat wendet. Infolgedessen sind einige uns heute sehr geläufige Namen in diesem Band nicht vertreten, dafür überrascht die Auswahl durch Entdeckungen, die uns nahelegen, das gewohnte Bild der Moderne neu zu überdenken. Der Band versammelt eine Anzahl von Bauwerken, Entwürfen und Personen, die 'einen wirlichen Wert-Querschnitt der baulichen Leistung unserer Zeit darlegen und damit für das stets im Zukünftigen liegende Ziel irgendwie ernsthaft von Belang sind'.
Vorgestellt werden u.a. Bauten und Projekte von Otto Bartning, Anton Brenner, Richard Döcker, Emil Fahrenkamp, Max Geist, Otto Haesler, Hugo Häring, Hans Herkommer, Heinrich Kosina, Ernst May, Adolf Meyer, Adolf Rading, Wilhelm Riphan, Hans Scharoun, Karl Schneider und Thilo Schoder.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.03.2002

Mein allerliebster Gast bin immer noch ich selber
Zwei Bände von und über Heinrich de Fries, den Baumeister und kampflustigsten Architekturkritiker der zwanziger Jahre

"Junge Baukunst in Deutschland" nannte der Architekt und Kritiker Heinrich de Fries (1887 bis 1938) seine Sicht auf die architektonische Moderne. Daß die Bezeichnung "jung" durchaus als relativ zu verstehen ist, weiß man nicht erst seit Bekanntwerden des Durchschnittsalters früherer FDJ-Funktionäre. "Jung", richtig verstanden, scheint da eher eine Frage der inneren Einstellung, die durch Wirken und Wollen programmatisch nach außen getragen wird. In diesem Sinne "jung" waren auch die sechsundzwanzig Protagonisten, die de Fries 1926 porträtierte: in einem "Bilderbuch" (so der Autor selbst) mit kurzen einführenden Kommentaren entstand ein wertvolles Panorama ihrer Arbeiten, die heute berühmt oder auch vergessen sind.

Die Initialzündung zu seinem unlängst vom Gebrüder Mann Verlag wiederaufgelegten Band erfolgte für de Fries im Dezember 1925, als die an der Mannheimer Kunsthalle gezeigte Schau "Typen Neuer Baukunst" nach Wiesbaden weiterwandern sollte. De Fries nahm dies zum Anlaß, seinen eigenen Standpunkt zu den neuesten architektonischen Entwicklungen klarzustellen: "Die in Mannheim ausstellende gegenwärtige Generation jüngerer Baukünstler sieht ihre Spitzen keineswegs in den Herren Mies, Bruno Taut oder Mendelsohn, sondern sie lehnt sogar eine Anzahl dieser und anderer Herren grundsätzlich ab, weil sie ja schließlich nichts anderes tun, als mit modischen Mitteln Fassaden zu machen, das heißt im wilhelminischen Stil weiterbauen." Härter hätte ein Urteil kaum ausfallen können. Und deutlicher als de Fries konnte man auch den bereits etablierten Größen der Moderne nicht um die Ohren schlagen, daß man mit ihnen nichts zu tun haben wollte: "wilhelminisch" war das brechreizverursachende Synonym für gestrig, konservativ, obsolet, für das Feindbild des Historismus, das die Moderne auf allen Ebenen heftig bekämpfte.

Das "Neue Bauen", als Chiffre für die in Mannheim gekürte "Neue Sachlichkeit" Mies', Tauts und Mendelsohns, war für de Fries folglich eine unbrauchbare Bezeichnung geworden. Auch den Gedanken an einen neuen "Baustil", den Adolf Behne so heftig propagierte, lehnte er ab, ja, selbst jegliche Gruppenbildung schien ihm zuwider. So blieben ihm sechsundzwanzig Einzelportraits von Individuen mit ebensovielen Auffassungen, die seinem strengen, von Polemik und Zynismus durchzogenen Urteil standhielten - und es blieb der Ersatzbegriff des "Jungen", mit dem sogar er selbst sich am Ende trefflich identifizieren konnte: "Der Architekt Heinrich de Fries, Berlin", lautet sein bescheidenes Urteil über sich selbst, "zugleich Verfasser dieses Buches, in dem einige seiner Modellplanungen nach Ansicht ziemlich verläßlicher Leute nicht fehlen sollten." Bereits die eigenwillige Satzstellung scheint zu suggerieren, daß es sich hier um die Ankündigung eines Haushofmeisters handelt, der die eintretenden feudalen Gäste einer erlesenen Gesellschaft im Architekturolymp vorstellt.

De Fries, man mag es den Zitaten ablesen, war nicht nur bei sich selbst gerngesehner Gast, er war auch ein selbstbewußter, eigenbrötlerischer, markiger Kritiker der Architektur seiner Zeit. Daß er als Baumeister dabei relativ wenig Erfolg hatte, vermochte er in probater Weise durch das Schreiben zu kompensieren. In Berlin gestaltete er 1922 die Fassade des Verlagshauses Ernst Wasmuth neu, baute in Düsseldorf eine Siedlung und beteiligte sich regelmäßig, aber mit mäßigem Erfolg, an Wettbewerben.

Zur Publizistik indes schien er früh berufen. Schon 1918 veröffentlichte er mit Peter Behrens den Band "Vom sparsamen Bauen", legte 1919 mit "Wohnstädte der Zukunft" seine Kampfansage an die sozialistisch-revolutionäre Künstlervereinigung "Arbeitsrat für Kunst" vor, übernahm zunächst die Herausgeberschaft der Zeitschrift "Der Städtebau" und der Baugilde und hatte bis 1923 gleichzeitig die Schriftleitung von "Wasmuths Monatsheften für Baukunst" inne, ehe er dann in schneller Abfolge seine wichtigsten Schriften veröffentlichte: die erfolgreichen "Moderne Villen und Landhäuser", die in zwei Jahren drei Auflagen erlebten, die "Junge Baukunst in Deutschland" und schließlich den Band "Frank Lloyd Wright - Aus dem Lebenswerke eines Architekten", die erste deutsche Monographie über den amerikanischen Baumeister, den er fortan allen anderen Architekten vorziehen sollte.

Aus Anlaß des edlen Reprints von de Fries' "Junger Baukunst" widmete sich der Hamburger Kunsthistoriker Roland Jaeger dem Lebenswerk des einzel- und draufgängerischen Berufskritikers und gewährt in vorbildlicher Weise einen wichtigen Einblick in dessen Denken und Handeln. Jaeger steuert damit - nach Büchern über die in den zwanziger und frühen dreißiger Jahren erschienene Monographienreihe "Neue Werkkunst" und einer Analyse der Schriften des Architekturpublizisten Gustav Adolf Platz - zum wiederholten Male einen Materialienband zur Rezeptionsgeschichte der Moderne bei, die in ihren komplizierten Verflechtungen ohne Vorkenntnisse kaum zu begreifen ist. Da sich de Fries prinzipiell mit all seinen Konkurrenten anlegte und am Ende nur wenige Hausgötter gelten ließ, liest sich auch die vorliegende intellektuelle Biografie wie eine Geschichte der Architekturgeschichte en miniature, die fakten- und kenntnisreich aufgeschlüsselt wird.

Im Falle de Fries' wird die Lektüre durch zahlreiche Zitate zudem auf ganz selbstverständliche Weise äußerst kurzweilig: "Wenn Adolf Behne sagt: ,Die Architekten arbeiten für die Masse', so kann ich eben dieses gar nicht unterschreiben, und ich glaube auch zu wissen, daß er etwas anderes meint; denn der Architekt à la mode von heute kennt in der Regel gar nicht die Masse und er arbeitet auch nicht für die Masse. Er arbeitet für seinen Beruf, für seine Publikationen, für den Piedestal seiner selbst und das möglichst groß geschriebene Ich." Die in diesen Sätzen von 1930 vorgetragene zeitlose Erkenntnis allein rechtfertigt die nähere Beschäftigung mit einem Menschen, der es treffsicher verstand, von sich auf andere zu schließen.

CHRISTIAN WELZBACHER

Heinrich de Fries (Hrsg.): "Junge Baukunst in Deutschland". Ein Querschnitt durch die Entwicklung neuer Baugestaltung in der Gegenwart (1926). Reprintausgabe. Gebrüder Mann Verlag, Berlin 2001. 128 S., 217 Abb., geb., 131,91 .

"Heinrich de Fries und sein Beitrag zur Architekturpublizistik der Zwanziger Jahre". Architektur-Archiv, Band 2. Hrsg. von Roland Jaeger. Gebrüder Mann Verlag, Berlin 2001. 202 S., 44 Abb., geb., 87,94 .

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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Mit diesem Buch und seinen sechsundzwanzig kommentierten Porträts von Architekten und deren Werk ist für Rezensent Christian Welzbacher ein wertvolles Panorama von Protagonisten der Moderne entstanden, "die heute berühmt oder vergessen" seien. Damals gültige Helden des Modernen Bauens (Mies, Mendelsohn, Taut) seien hier nicht besonders gut weggekommen, da sie für de Fries nichts anderes taten, als "mit modischen Mitteln Fassaden zu machen", also im "wilhelminischen Stil" weiterzubauen. Deutlicher konnte man Welzbacher zufolge den etablierten Größen nicht um die Ohren schlagen, dass man "mit ihnen nichts zu tun haben wollte". Die Einzelporträts nun gälten jenen Architekten, die seinem "strengen, von Polemik durchzogenen Urteil" hätten standhalten können. Wobei man vom Rezensenten gern erfahren hätte, wen de Fries hier ausgewählt hat. Dass er sich selber unbedingt zur "erlauchten Gesellschaft im Architekturolymp zählte", als dessen "Haushofmeister" er sich dem Rezensenten zufolge in dieser Publikation präsentiert, erwähnt Welzbacher mit unverhohlenem Vergnügen an den verbalen Eskapaden dieses ebenso eigenbrötlerischen wie selbstbewussten Kritikers.

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