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Sonja tobt. Und kurz darauf verschwindet sie. Zurück bleibt der Maler, der die Frauen liebt, die "mit ihren frisch gecremten glänzenden Gesichtern". Der, wenn er eine Frau sieht, sofort zum Skizzenblock greifen und sie porträtieren muss. Er ist ein einsamer Tagträumer, ein "Bilderkrämer", den im Viertel alle kennen. Eines Tages erreicht ihn der Auftrag, eine Frau aus der nahen Stadt zu malen. Er klingelt, überreicht Mozartkugeln, zeigt ihr seine Mappe mit Zeichnungen von Frauen. Edouard und Nora, Maler und Modell, Mann und Frau, das Spiel beginnt.

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Produktbeschreibung
Sonja tobt. Und kurz darauf verschwindet sie. Zurück bleibt der Maler, der die Frauen liebt, die "mit ihren frisch gecremten glänzenden Gesichtern". Der, wenn er eine Frau sieht, sofort zum Skizzenblock greifen und sie porträtieren muss. Er ist ein einsamer Tagträumer, ein "Bilderkrämer", den im Viertel alle kennen. Eines Tages erreicht ihn der Auftrag, eine Frau aus der nahen Stadt zu malen. Er klingelt, überreicht Mozartkugeln, zeigt ihr seine Mappe mit Zeichnungen von Frauen. Edouard und Nora, Maler und Modell, Mann und Frau, das Spiel beginnt.
Autorenporträt
Feridun Zaimoglu, geboren 1964 im anatolischen Bolu, lebt seit über 30 Jahren in Deutschland. Er studierte Kunst und Humanmedizin in Kiel, wo er seither als Schriftsteller, Drehbuchautor und Journalist arbeitet. Er war Kolumnist für das Zeit-Magazin und schreibt für die Welt, die Frankfurter Rundschau, Die Zeit und die FAZ. 2002 erhielt er den Hebbel-Preis, 2003 den Preis der Jury beim Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt und 2004 den Adelbert-von-Chamisso-Preis. 2005 war er Stipendiat der Villa Massimo in Rom. Im selben Jahr erhielt er den Hugo-Ball-Preis, 2007 den Grimmelshausen-Preis und 2010 den Jakob-Wassermann-Literaturpreis. 2012 wurde Feridun Zaimoglu mit dem Preis der Literaturhäuser ausgezeichnet, außerdem mit dem Berliner Literaturpreis 2016 der Stiftung Preußische Seehandlung.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.03.2013

Sie sind eine Bourgeoise!

Geschlechterkrampf an der Kunstfront: Feridun Zaimoglus Liebesgeschichte "Der Mietmaler" erzählt das alte Katz-und-Maus-Spiel neuromantisch.

Von Rose-Maria Gropp

Es ist eigentlich ein Jammer. Diesem Autor ist nicht mehr mit Naivität zu begegnen, zu vieles aus dem Füllhorn seiner Sprachversessenheit hat er schon rausgelassen. Wortneuschöpfungen und wahre Wortwiederbelebungen sind Feridun Zaimoglus Spezialitäten, erfindungsreiche Hybride sein Markenzeichen. Dennoch sei gleich gesagt: "Der Mietmaler", sein neues zierliches Buch, ist ein Schätzchen. Es ist wie ein schwer unterdrückbares Lachen, ein Lächeln, Grinsen und Kichern, Feixen auch nicht ausgeschlossen, besonders an unangebrachten Stellen. Es ließe sich ganz klassisch eine Farce nennen - ein bisschen unverschämt und absurd, zickig und unbedingt ein wenig schlüpfrig.

Zugegeben, der Untertitel "Eine Liebesgeschichte" mag manchen auf eine falsche Fährte locken. Ungefähr so, wie in der gerade mal 136 Seiten umfassenden Erzählung eine Menge alter Kerle aus der Nachbarschaft sich an die Fersen einer attraktiven Witwe in ihren Fünfzigern heftet. Das kann schiefgehen, gemessen an der Erwartungshaltung. Immerhin, es geht um einen Mann Ende dreißig und um - mehr oder weniger - eine Frau: besagte Witwe, Nora Sillinger mit Namen, und Edouard, den Mietmaler eben, der als Ich-Erzähler fungiert. Natürlich ist die Direttissima nicht seine Wegführung durch die Handlung, die wackelt wie ein Lämmerschwanz; sonst wäre ja nicht Feridun Zaimoglu der Autor. Und naturgemäß will der Mietmaler kein Auftragsempfänger sein, sondern echter Künstler aus Berufung. Am Anfang hat er noch einen Galeristen, der ähnlich untauglich ist für seinen Beruf.

Allerdings übermittelt der ihm die Anfrage Frau Sillingers: "Sie wollte ein Porträt von sich, von einem Maler, der sein Handwerk verstand. Was hieß das? Sie sollte sich in dem Bild erkennen können. Keine Verzeichnung, kein modernes Qualgesicht. Sie hatte das Geld, ich hatte die Farben." Apropos "modernes Qualgesicht": Das Buch enthält achtzehn Bilder, die Zaimoglu gemalt hat, siebzehn davon sind Frauenporträts, genauer Köpfe von Frauen, höchstens mit Schultern. Ein wenig gequält sehen diese Frauen schon (fast) alle aus, Verkrumpeltes um die Augen, Lippen wie nach zu viel Silikon, Frisuren wie verrutschte Bademützen. Jeder sehende Mensch versteht, dass eine Nora Sillinger diesen Stil ihres Konterfeis ablehnen musste. Schwer zu entscheiden ist freilich, ob Zaimoglu, der einst sein Kunststudium aufgab, das selbst auch so sieht. Ob also diese schrägen Beautés ein selbstironischer Kommentar sind? Für den Leser immerhin bilden sie durchaus zusätzliche Pointen.

Für den Auftrag muss der frischgebackene Mietmaler in eine andere Stadt fahren, um dort auch gleich ein paar Tage für die Sitzungen bei Frau Sillinger zu wohnen. Was ihm indessen ganz recht ist, weil er gerade eine - mehr oder weniger - schmerzvolle Trennung hinter sich hat, mit der die ganze Geschichte - "Sie sprach fluchbeladene Wörter", das klingt großartig - ihren Anfang nimmt. Überhaupt beschäftigen Frauen den Maler unablässig, von der zornigen Ex, über die Mutter, deren verhasste Nachbarin und wildfremde Straßen- und Cafégängerinnen bis hin zu einer gestrengen Tanzlehrerin. Er ist da doch einigermaßen fixiert, nicht nur was seine zeichnerischen Bemühungen angeht. Den Frauen aber setzt Zaimoglu - mit nicht geringer boshafter Energie - die unappetitlichen, zudringlichen alternden Männer entgegen, die er wie lästige Fliegen von Frau Sillinger abhalten wird, nachdem er ihr erst begegnet ist. Ist sie doch eine "bürgerliche Dame", die ihm angekündigt hat: "Schlagen Sie es sich aus dem Kopf, dass Sie scheitern. Sie werden mich schließlich so malen, dass ich zufrieden bin."

So spricht eine Herrin. Und ein wehmütig verwehter Hauch von Klassenkampf durchzieht diesen beidseitig freiwillig angezettelten Geschlechterkrampf. Edouard wird, nach getaner Arbeit am Modell, ins Telefon rufen: "Sie sind eine Bourgeoise. Suchen Sie sich einen anderen Knaben, der nach Ihrer Pfeife tanzt." Und Sillinger, zufrieden mit ihrem Porträt, wird ihm schreiben: "Vagabunden Ihres Schlages verzeichnen uns als ,Bourgeoise'. Wir lachen, wenn wir erheitert sind. Bekümmerung soll man uns nicht ansehen - das nennen die Frei- und Feinsinnigen Fassade." Es geht da schon zur Sache, nicht nur auf Samtpfoten, in Zaimoglus charmanter Fingerübung, tiefe Blicke hinter die Fassade inklusive. Hätte "Der Mietmaler" einen harten Kern, wäre ungefähr folgende alte Platte aufgelegt: Jüngerer verkannter Künstler begegnet begüterter, attraktiver, nicht mehr junger Frau mit Vergangenheit (die hier nicht enthüllt sei). Es kommt zum erwartbaren Katz-und-Maus-Spiel, wobei die Rollen wechseln in diesem Hasch-mich. Im vorliegenden Fall lebt die Katze übrigens sinnigerweise mit der Frau, und gleich bei der ersten Begegnung machte sie "Anstalten, mich anzuspringen. Sillinger sagte: Brav bei mir!, und die Katze gehorchte." Am Ende (das hier nicht verraten sei) hat der Mietmaler auch noch Nora Sillingers Katze gemalt. "Sie sind ein dummer Mann, sagte sie." Womit sie Recht hat. Aber für Intelligenz hat sie ihn auch nicht bezahlt.

Feridun Zaimoglu: "Der Mietmaler". Roman.

Verlag Langen Müller, München 2013. 136 S., Abb., geb., 19,99 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Kristina Maidt-Zinke versteht nicht, was sich Feridun Zaimoglu mit seinem neuen Roman "Der Mietmaler" gedacht hat. Normalerweise ist die Rezensentin ziemlich angetan von Zaimoglus Geschichten, von seinem Stil, seinem "Talent zur Milieuschilderung" und seinem poetischen Realismus. Für dieses Buch scheint der Autor sich etwas anderes vorgenommen zu haben, bedauert Maidt-Zinke. Um ein paar bunte, gemalte Frauenporträts entwickelt der Autor die Geschichte seines Ich-Erzählers Edouard, eines eher untalentierten Malers, der den Auftrag bekommt, eine Witwe im Nachbardorf zu porträtieren, woraus sich eine Liebesgeschichte entwickelt, die diesen Namen nicht wirklich verdient hat, fasst die Rezensentin zusammen. Ihr Hauptproblem ist, dass Zaimoglu sich unbedingt auf den "Stelzen des hohen Stils" bewegen möchte, was sich vor allem in "penetrant rhythmisierten Sätzen", zahlreichen Wortschöpfungen und -wiederentdeckungen äußert, erklärt Maidt-Zinke. Das wirkt auf die Rezensentin meist nur pathetisch, archaisch und bestenfalls ungewollt lustig, und sie hofft, dass Zaimoglu mit seinem nächsten Roman wieder ins alte Fahrwasser findet.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 30.07.2013

Die Leiden des Schaufensterschmückers
Feridun Zaimoglu probiert in seinem neuesten Roman „Der Mietmaler“ die Stelzen des hohen Stils aus
Was mag sich Feridun Zaimoglu bei seinem jüngsten Werk gedacht haben? Man fühlt sich unweigerlich an die Sketch-Situation erinnert, in der die Haufrau ein neues Kochrezept ausprobiert hat und gespannt fragt, wie es denn munde. „Mal was anderes!“ antwortet der Gatte, hin- und hergerissen zwischen Not und Diplomatie. Schöner und kürzer kann man es nicht sagen. Aber natürlich bedarf es hier, anders als am Mittagstisch, einiger Erklärungen.
  Zaimoglu, der bekannteste deutsche Schriftsteller türkischer Herkunft, hat oft genug gezeigt, dass er mit der Sprache, in der er schreibt, achtsamer und erfinderischer umzugehen weiß als manche seiner in Deutschland geborenen Kollegen. Auch seine erzählerische Phantasie wurde immer wieder gepriesen, sein Talent zur Milieuschilderung, sein eigenwilliger poetischer Realismus. Diesmal hatte er offenbar auf all das keine Lust, und schon gar nicht auf die große epische Form. Dafür auf die Erprobung von allerlei Sprachmanierismen, die Verwendung aussterbender Wörter wie „Spezereiwarengeschäft“ und einen Ton, der über Handlung und Figuren gestülpt wird wie ein etwas zu kostbares Futteral über eine schlichte Lesebrille.
  Auch wollte er, der einst ein Kunststudium abbrach, wohl endlich seine Zweitbegabung ins Licht rücken – in diesem Fall mit siebzehn wildbunten Porträts von Frauen, die einander sehr ähnlich sehen, und einer sitzenden männlichen Figur (es handelt sich um einen gewissen Helmut) vor stark gemusterter Tapete. Und so lässt sich die im Untertitel sogenannte Liebesgeschichte entweder als vom Autor illustrierte Erzählung betrachten oder als eine Art Künstlerbuch mit eigens dazu erfundenem Text.
  Der Ich-Held, ein Maler namens Edouard (winkt da der große Manet?), wird von seiner Freundin abserviert, in einem Bahnhofseingang. Und zwar so: „Sie nannte mich: einen Zersetzer, ein tintenverspritzendes Tier. Sie verdammte meine Verstohlenheit. Sie behämte mich, weil ich mir das Gesicht nass schwitzte.“ Ein von hinten sich nähernder Aufsichtsbeamter „schlug mich dem Gesindel zu“. Und Sonja, die Trennungswillige, „sprach fluchbeladene Wörter“. So geht es weiter, in kurzen, oft elliptischen, fast penetrant rhythmisierten Sätzen, immer wieder gespickt mit ironisch aufgeblasenen Metaphern, kurios pathetischen Wendungen, Archaismen und preziösen Wortschöpfungen.
  Edouard, ein Mann von fast vierzig Jahren, hat eine Obsession: Sobald er eine Frau erblickt, muss er sie malen. Leider bleibt seine Kunst brotlos, was daran liegen mag, dass er ein autodidaktisch umgeschulter „Schaufensterschmücker“ ist. Sein Galerist („Sie nannten ihn den Bilderkrämer, den Tandaufschwätzer“) verschafft ihm einen lukrativen Auftrag: Er soll eine Dame aus der nahegelegenen Kleinstadt porträtieren.
  Der „Mietmaler“ reist mit dem Zug an und bringt handgetunkte Mozartkugeln mit. Frau Sillinger ist dreiundfünfzig, verwitwet, attraktiv und eigenwillig, sie wird von älteren Männern belagert und hat aus vorehelicher Liaison mit einem Afrikaner eine nicht minder anziehende Tochter. Zwischen Maler und Modell entwickelt sich eine Sympathie wider Willen: Sie versucht ihn zu gängeln, er muckt auf. Er soll das „Geziemende und Vortreffliche“ ihrer Erscheinung einfangen und will sie stattdessen „ergründen“. Er beschützt sie vor einem Verfolger und erzürnt sie, indem er ihre Tochter skizziert. Er reist ab und kehrt zurück mit einem Porträt ihrer Katze, aus dem Gedächtnis verfertigt. Frau Sillinger revanchiert sich mit einem Kuss.
  Trotz allem kann von einer Liebesgeschichte nicht wirklich die Rede sein. Um das handgearbeitete Prosafutteral auszufüllen, verlegt sich der Autor deshalb auf Abschweifungen, erzählt von seiner betagten Mutter und deren Fehde mit einer gleichaltrigen Nachbarin oder wechselt unvermittelt in die Perspektive einer Schuldirektorin, die sich mit einem Lehrer in der Kneipe trifft, um Heikles von der Klassenfahrt zu bereden.
  Kurzum: Man hat den Eindruck, es habe Feridun Zaimoglu an Stoff gemangelt, um seine Frauenbildnisse geziemend einzubetten. Und zu wahrer Komik schwingt sich sein wie auf Stelzen stolzierender Stil nicht auf. „Mal was anderes“ ist es geworden, das ja. Aber kaum mehr als eine Schaumspeise, nach der es die Mehrheit seiner Leser wieder nach gehaltvolleren Gerichten gelüsten dürfte.
KRISTINA MAIDT-ZINKE
            
    
    
    
Feridun Zaimoglu:
Der Mietmaler. Eine
Liebesgeschichte. Verlag
Langen Müller, München 2013. 136 Seiten,
19,99 Euro.
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