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Die Demokratie Südafrikas ist volljährig - und mit ihr die Generation der "frei Geborenen". Melanie Verwoerd, die im Parlament Nelson Mandelas an der neuen Verfassung mitschrieb, und der Autor Sonwabiso Ngcowa wollten wissen, wie es Südafrika und seinen jungen Menschen heute geht. Sie sind quer durch das Land gereist und haben die Lebensgeschichten von jungen Männern und Frauen gesammelt, die 1994 geboren sind. Wie viel reicher als alle Zahlen und Statistiken ist die Ausbeute dieser Reise! Schonungslos ehrlich erzählen die jungen Menschen von ihrem Leben: Von der attraktiven cross-gender…mehr

Produktbeschreibung
Die Demokratie Südafrikas ist volljährig - und mit ihr die Generation der "frei Geborenen". Melanie Verwoerd, die im Parlament Nelson Mandelas an der neuen Verfassung mitschrieb, und der Autor Sonwabiso Ngcowa wollten wissen, wie es Südafrika und seinen jungen Menschen heute geht. Sie sind quer durch das Land gereist und haben die Lebensgeschichten von jungen Männern und Frauen gesammelt, die 1994 geboren sind. Wie viel reicher als alle Zahlen und Statistiken ist die Ausbeute dieser Reise! Schonungslos ehrlich erzählen die jungen Menschen von ihrem Leben: Von der attraktiven cross-gender Prostituierten, die unter einer Brücke schläft bis zur erfolgreichen Fashion-Designerin. Von dem jungen Musiker, der schon als Kind allein für viele Geschwister sorgte oder dem Studenten, der in der Enklave Orania ausschließlich unter Weißen aufwuchs. Berührend, verstörend, bisweilen witzig und erstaunlich optimistisch sind ihre Geschichten, und sie bieten einen tiefen Einblick in den Zustand desmodernen Südafrika. Das Resümee ist eindeutig: Das Land bleibt seinen Kindern auch 21 Jahre nach dem Ende der Apartheid allzu viel schuldig.
Autorenporträt
Melanie Verwoerd wurde 1967 in Südafrika in eine weiße Burenfamilie geboren und wuchs in Stellenbosch auf. Die Anhängerin des ANC wurde 1994 ins Parlament Nelson Mandelas gewählt. 2001 wurde sie Südafrikanische Botschafterin in Irland, 2007 Executive Director von UNICEF Ireland. Sie wurde mit dem Irish Tatler als International Woman of the Year geehrt. Heute lebt Melanie Verwoerd in Kapstadt als Autorin, politische Kommentatorin und Beraterin für verschiedene NGOs.

Sonwabiso Ngcowa, 1984 in Mpozisa im Ostkap Südafrikas geboren, wuchs im Township Masiphumelele bei Kapstadt auf. 2011 nahm er ein Studium der Human- und Sozialwissenschaften an der Universität von Kapstadt auf. Er veröffentlicht Romane und Kurzgeschichten, schreibt für die "Cape Times" und arbeitet als Mentor in Schreibwerkstätten für Jugendliche. "Nanas Liebe" (Peter Hammer Verlag 2014) war sein erster ins Deutsche übersetzte Roman.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 26.06.2017

21 Jahre Regenbogenland
Südafrikas heutige Jugend kämpft immer noch um ihre Existenz
Nkululeko bedeutet Freiheit. So erklärt der junge Mann in der Hafenstadt Port Elizabeth seinen Namen. Für seine Mutter verkörperte das kleine Bündel Leben die neue Freiheit im Land. Das war 1994 – Nkululekos Geburtsjahr. Erstmals durften alle Staatsbürger Südafrikas wählen. Auch Schwarze, wie seine Mutter. Über 40 Jahre hatte das Apartheidregime der schwarzen Bevölkerungsmehrheit jegliche Mitsprache verweigert. Rassistische Diskriminierung in allen Lebensbereichen, Hungerlöhne und Armut beschränkten ihren Alltag. Die Männer wurden zur Wanderarbeit gezwungen. Ihnen war es gesetzlich verboten, mit ihren Frauen zusammenzuleben. Unter den Folgen litten insbesondere Kinder und Jugendliche.
Was wurde aus denen, die im ersten Jahr der Freiheit am Kap der guten Hoffnung auf die Welt kamen? Das ist die Schlüsselfrage dieses Buches. Der lebendige Stil sowie die anschaulichen und emotionsreichen Beschreibungen ermöglichen es mühelos, sich in die Lebenswelten der Jugendlichen hineinzuversetzen. Ihre Biografien sind so facettenreich und widersprüchlich wie die heutige südafrikanische Gesellschaft. Junge Menschen unterschiedlicher Hautfarben und Herkunft ergreifen das Wort. Schon diese Tatsache ist beispielhaft für den Wandel.
Zum Beispiel Nkululeko. Er hatte vergleichsweise viel Glück. Zwar verließ sein Vater die Familie und seine junge Mutter gab ihn zu Verwandten; die ermöglichten ihm aber eine gute Ausbildung. Gleichzeitig deutet er an, bisexuell zu sein. Doch die Pfingstkirche, in der er Mitglied ist, lehnt das dogmatisch ab. Ein Widerspruch, der ihn als gläubigen Christen umtreibt.
Viele Schülerinnen werden ungewollt schwanger, so auch die Zwillinge Nosimphiwe und Nosiphe. Wegen des hohen Gruppendrucks brachen sie die Schulbildung ab. Ihre Partner haben sie verlassen. Dennoch sagt Nosiphe: „Dass ich ein Kind habe, ist mein ganzes Glück.“
Sonwabiso Ngcowa selbst, der die Geschichten ausgewählt hat, kam durch Schreibkurse für schwarze Jugendliche zur Literatur. Seine Mutter und Oma hatten alles für seine Schulbildung gegeben. Das Jugendliteraturprojekt Fundza machte ihn bekannt. 2014 hat er einen Roman über Homophobie publiziert, „Nanas Liebe“ erschien auch auf Deutsch.
Melanie Verwoerd wurde auf ihn aufmerksam. Sie stammt aus einer konservativen weißen Familie, inzwischen fördert sie Programme für junge Schwarze. Alle jungen Leute, die sehr persönlich erzählen, brauchen einen starken Überlebenswillen. Nelson Mandelas Regierungspartei, der Afrikanische Nationalkongress – einst von jungen Leuten gegründet – hat es nicht geschafft, der heutigen Jugend wirtschaftliche Möglichkeiten zu eröffnen. Manche sagen: „Wie kann man uns die frei Geborenen nennen, wenn wir weiterhin unter solch schwierigen Bedingungen leben.“ So gespalten wie Südafrikas Ökonomie sind auch die Perspektiven der Jugendlichen: Viele müssen täglich um ihre Existenz kämpfen und prangern Missstände an. Gleichzeitig beschreiben sie ihre Träume. Eine intakte Familie gilt als Inbegriff des Glücks. Für andere ist Bildung der Schlüssel zur Entfaltung. In Musik und Literatur suchen sie Ausdrucksformen und Möglichkeiten, die eigene Zukunft zu gestalten. „Südafrika mit 21“ bietet berührende und ermutigende Aussichten. (ab 14 Jahre und junge Erwachsene)
RITA SCHÄFER
Sonwabiso Ngcowa
und Melanie Verwoerd: Südafrika mit 21. Die erste freie Generation erzählt. Peter Hammer Verlag, Wuppertal 2017. 208 Seiten, 19,90 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Nkululeko ist einer der Jugendlichen, die in diesem Buch über das Südafrika 21 Jahre nach dem Ende der Apartheid zu Wort kommen. Wie Rezensentin Rita Schäfer erzählt, musste sein Vater als Wanderarbeiter die Familie verlassen, die Mutter gab ihn zu Verwandten, die ihm jedoch eine gute Ausbildung ermöglichten. Er ist bisexuell, aber auch Mitglied einer Pfingstkirche. Nkululeko heißt übrigens Freiheit. Schäfer findet die Geschichten in diesem Band allesamt "berührend und ermutigend", aber sie lernt auch, dass Freiheit relativ ist, wenn die Menschen keine ökonomischen Möglichkeiten haben, sich zu entfalten.

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