In dem Landstrich an der oberen Adria haben Römer, Ost- und Westgoten, Byzantiner, Langobarden, Karolinger und Ottonen Zeugnisse hinterlassen, die nicht nur für die Kultur nördlich des Apennins, sondern für ganz Europa von entscheidender Bedeutung waren. Ausgangspunkte dieser für Gestalt und Bedeutung einzigartigen Entwicklung waren in erster Linie drei »Lagunen«-Städte, die nacheinander und auf spezifische Weise das Gebiet des sogenannten »Venetien« und sein Hinterland bestimmten: Aquileia, Ravenna und schließlich das mittelalterliche Venedig. Anliegen des Bildbandes ist es, anhand herausragender künstlerischer und landschaftlicher Aspekte für die Zeit von der Gründung der Kolonie Rimini durch die Latiner im Jahre 268 v. Chr. bis zur Eroberung Konstantinopels im 13. Jahrhundert, einen möglichst umfassenden Überblick über ein Gebiet zu geben, das vielen zwar vertraut ist, das aber in seinen historischen Zusammenhängen bislang noch nicht in Bild und Text präsentiert wurde.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.10.2003Das Meer hat alles gesehen
Nicht die modernen nationalstaatlichen Grenzen, sondern die antiken Provinzen Venetia et Histria nebst dem östlichen Teil der Aemilia machen die historische Kulturlandschaft des oberen Adriabogens aus, der sich vom italienischen Rimini bis zum kroatischen Pula erstreckt und mit seinen Kunstschätzen Thema dieses Bildbands ist - allerdings nur innerhalb des begrenzten Zeitraums von der Antike bis zum Hochmittelalter. Ausgehend von den Paläovenetern, die in Este eines ihrer Zentren besaßen und mit der Situla aus dem Grab Benvenuti 126 eines der Hauptwerke der Bronzezeit hervorbrachten, werden die römische und die frühchristliche Epoche mit ihrer Metropole Aquileia behandelt sowie die byzantinische Periode, in der sich Ravenna zur Kapitale des Weströmischen Reiches aufschwang. Mit dem Hochmittelalter, in dem Venedig nach der Eroberung von Konstantinopel im Jahr 1204 die Vorherrschaft im Adriatischen Meer erlangte und sich anschickte durch das imperiale Architekturensemble aus Dogenpalast, Markusbasilika und großstädtischer Platzanlage als wiedererstandenes Konstantinopel zu glänzen, endet der zeitliche Rahmen der Darstellung. Achtundzwanzig Orte entlang der Küste sowie im Hinterland werden in Einzelkapiteln beschrieben und ihre Kunst- und Architekturzeugnisse in konsequent passantenfreien Fotografien illustriert; drei einführende Kapitel liefern die geographischen, religiösen und wirtschaftspolitischen Hintergründe und präsentieren das Gebiet in seiner territorialen Einheit. Die Texte sind konventionell, doch aussagekräftig, stilistisch knapp und effizient, dabei kunstgeschichtlich außerordentlich präzis. Der Band, dessen Thematik bisher ein Desiderat war, dürfte den wißbegierigen Laien wie den Wissenschaftler gleichermaßen zufriedenstellen.
Pa.
"Die Adria. Kunst und Kultur an der nördlichen Adriaküste" von Vittorio Galliazzo (Text) und Piero Codato und Massimo Venchierutti (Fotografien). Hirmer Verlag, München 2002. 280 Seiten, zahlreiche Abbildungen und Pläne, eine Übersichtskarte. Gebunden, 85 Euro. ISBN 3-7774-9110-1.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Nicht die modernen nationalstaatlichen Grenzen, sondern die antiken Provinzen Venetia et Histria nebst dem östlichen Teil der Aemilia machen die historische Kulturlandschaft des oberen Adriabogens aus, der sich vom italienischen Rimini bis zum kroatischen Pula erstreckt und mit seinen Kunstschätzen Thema dieses Bildbands ist - allerdings nur innerhalb des begrenzten Zeitraums von der Antike bis zum Hochmittelalter. Ausgehend von den Paläovenetern, die in Este eines ihrer Zentren besaßen und mit der Situla aus dem Grab Benvenuti 126 eines der Hauptwerke der Bronzezeit hervorbrachten, werden die römische und die frühchristliche Epoche mit ihrer Metropole Aquileia behandelt sowie die byzantinische Periode, in der sich Ravenna zur Kapitale des Weströmischen Reiches aufschwang. Mit dem Hochmittelalter, in dem Venedig nach der Eroberung von Konstantinopel im Jahr 1204 die Vorherrschaft im Adriatischen Meer erlangte und sich anschickte durch das imperiale Architekturensemble aus Dogenpalast, Markusbasilika und großstädtischer Platzanlage als wiedererstandenes Konstantinopel zu glänzen, endet der zeitliche Rahmen der Darstellung. Achtundzwanzig Orte entlang der Küste sowie im Hinterland werden in Einzelkapiteln beschrieben und ihre Kunst- und Architekturzeugnisse in konsequent passantenfreien Fotografien illustriert; drei einführende Kapitel liefern die geographischen, religiösen und wirtschaftspolitischen Hintergründe und präsentieren das Gebiet in seiner territorialen Einheit. Die Texte sind konventionell, doch aussagekräftig, stilistisch knapp und effizient, dabei kunstgeschichtlich außerordentlich präzis. Der Band, dessen Thematik bisher ein Desiderat war, dürfte den wißbegierigen Laien wie den Wissenschaftler gleichermaßen zufriedenstellen.
Pa.
"Die Adria. Kunst und Kultur an der nördlichen Adriaküste" von Vittorio Galliazzo (Text) und Piero Codato und Massimo Venchierutti (Fotografien). Hirmer Verlag, München 2002. 280 Seiten, zahlreiche Abbildungen und Pläne, eine Übersichtskarte. Gebunden, 85 Euro. ISBN 3-7774-9110-1.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Nach Ansicht des hochzufriedenen Rezensenten mit dem Kürzel "Pa." dürfte dieser Band wissbegierige Laien und Wissenschaftler gleichermaßen zufrieden stellen. "Pa." fand achtundzwanzig Orte entlang der Adriaküste sowie im Hinterland in Einzelkapiteln beschrieben, und ihre Kunst- und Architekturzeugnisse in "konsequent passantenfreien Fotografien" illustriert. Drei Kapitel liefern seinen Informationen zufolge die geografischen, religiösen und wirtschaftspolitischen Hintergründe und präsentieren das Gebiet in seiner territorialen Einheit. Auch die Texte werden trotz ihrer Konventionalität als aussagekräftig, stilistisch knapp und effizient, und dabei kunstgeschichtlich außerordentlich präzis gelobt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Die Texte sind [...]aussagekräftig, stilistisch knapp und effizient, dabei kunstgeschichtlich außerordentlich präzis. Der Band, dessen Thematik bisher ein Desiderat war, dürfte den wißbegierigen Laien wie den Wissenschaftler gleichermaßen zufriedenstellen." (Frankfurter Allgemeine Zeitung) "Kunst und Architektur werden an herausragenden Beispielen brillant bebildert und sachkundig erläutert; hinzu treten eine Karte, ein Glossar, eine Zeittafel sowie eine nützliche Bibliographie." (Damals)