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Produktdetails
  • Verlag: Bucher, München
  • Seitenzahl: 280
  • Deutsch
  • Abmessung: 330mm
  • Gewicht: 2630g
  • ISBN-13: 9783765813092
  • ISBN-10: 3765813095
  • Artikelnr.: 11998364
Autorenporträt
Max Galli lebt als Reisefotograf in St. Moritz. Seine Bilder sind in zahlreichen Bildbänden, Kalendern und Reportagen veröffentlicht.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.01.2004

Berliner Sonnenseiten

Dieses Buch will mehr sein als der übliche Cicerone. In gut berlinischer Tradition will es vor allem imponieren. Schon die prächtige Aufmachung verspricht mit Ernst Ludwig Kirchners Dirnen vom "Potsdamer Platz" und Schadows anmutiger Prinzessinnengruppe jene Mischung von mondäner Verruchtheit und klassischer Noblesse, die dem "neuen Berlin" zum Vorbild für weltstädtisches Flair geworden ist. Die Versöhnung disparater, gleichwohl angenehmster Verlockungen hält durchgängig an, wenngleich die Entschiedenheit, mit der das Schöne und Neue, das Pompöse und Imposante dominieren darf - sei es am Potsdamer Platz, dem Hackeschen Markt oder in den Berliner Kulturtempeln auf der Museumsinsel -, um so makelloser erscheint, als die Kamera nur die Sonnenseiten fokussiert. Und siehe, so wunderbar gelingt es dem Fotografen Max Galli, in opulenten Sequenzen reiner Schönwetterfotografien jeden Grauschimmer aus dem Stadtbild zu tilgen, daß gewiß mancher Berliner beim Blick auf die eigene Stadt ein stolzes "Pomfortionös" nicht unterdrücken kann. Wer wollte bezweifeln, daß Berlin, als "Kunststadt" gesehen, ungeheuer reich ist, reicher, als ihr ruinierter Ruf als "Hauptstadt der Schulden" vermuten läßt. Und dürfen die vielen Berliner Autoren, die in diesem Prachtband ihre Hommage an die Stadt anstimmen, nicht zu Recht die Attraktionen der Stadt feiern, die alten, wie die neuen? Ihrer Sachkunde darf sich der Fremde anvertrauen. Mit lockerer Hand und durchaus nicht unkritisch, führen sie ihn auf große Sightseeing-Tour durch das historische und das gegenwärtige Berlin. Und niemand denke Böses dabei, wenn sie die Lücken und Narben der Stadt - mögen sie nun am Schloßplatz oder an der Gedächtniskirche das Auge schmerzen -, sorgsam mit historischen Fotografien und den wunderbar hyperrealistischen Stadtveduten der Berliner Biedermeier-Maler Eduard Gaertner und Franz Krüger verdecken. "Hier war immer was los", schreibt Günter Kunert in seinem einführenden Essay. Daß sich daran nichts geändert hat, zeigt sich im glitzernden Nocturno des Potsdamer Platzes, dessen nächtliche Silhouette sich auf Doppelseiten zum staunenswerten Diorama entfaltet. Doch nicht nur die architektonische Avantgarde hat ihren Auftritt - etwa entlang des unvollendeten "Band des Bundes" im Regierungsviertel, mit Kanzleramt, Reichstag und Bundestagsgebäuden. Von Licht und Farbe, Gold und Marmor affiziert, gleitet das Kameraauge auch durch die Galerien und Gärten der Schlösser von Charlottenburg und Sanssouci, wobei es die Einvernahme des Potsdamer Juwels in die "Kunststadt Berlin" ungerührt vollzieht. Als hätte im Kaleidoskop dieser Berliner Stadtveduten, das Bahnhöfen und Kneipen, Theatern und Kabaretts, Opernhäusern und Museen mehr Raum widmet als Kirchen, diese eine Facette gefehlt.

I.L.

"Berlin - Die Kunststadt". Bucher Verlag, München 2003. 280 Seiten, 478 Abbildungen, einige Karten. Gebunden, 68 Euro. ISBN 3-7658-1309-5.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Schon die prächtige Aufmachung des Bandes mit Ernst Ludwig Kirchners Dirnen vom "Potsdamer Platz" und Gottfried von Schadows anmutiger Prinzessinnengruppe verspricht der Rezensentin mit dem Kürzel "I.L." "jene Mischung von mondäner Verruchtheit und klassischer Noblesse", die dem neuen Berlin in ihren Augen Vorbild für weltstädtisches Flair geworden ist. Dass es aus ihrer Sicht auch den "opulenten Schönwetterfotografien" von Max Galli gelingt, den Grauschimmer aus dem Stadtbild zu tilgen, erhöht noch ihre Freude an diesem Berlin-Buch. Auch den verschiedenen Autoren, die in diesen "Prachtband" ihre Berlin-Hommage anstimmen, vertraut sie sich gern an. Nicht nur wegen deren ausgewiesener Sachkunde, sondern auch, weil sie sich von den Beiträgen ebenso locker wie kritisch durch Berlin und seine Geschichte geführt sieht, die sie zudem sorgsam durch historische Fotografien und Eduard Gaertners "wunderbar hyperrealistische Stadtveduten" aus dem Biedermeier ergänzt findet. Einzig die "Einvernahme" Potsdams in die Kunststadt Berlin, wird dezent kritisiert.

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