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Die Iraker haben die Geschichte ihres Landes als Spielball der Weltreiche nicht vergessen und ordnen sich den neuen Besatzern nicht widerstandslos als Kolonie unter. In diesem Buch beschreibt der Autor und politische Publizist Tariq Ali die Geschichtedes irakischen Widerstandes gegen alte und neue Kolonisatoren. Vehement widerspricht Ali der Ansicht, eine Besetzung sei der einzige Weg zu einem Regimewechsel in einem korrupten oder diktatorischen Staat, und belegt, welch verhängnisvollen Einfluss die Interventionen der Weltreiche in der Geschichte des Landes bislang hatten. Alis Buch ist eine…mehr

Produktbeschreibung
Die Iraker haben die Geschichte ihres Landes als Spielball der Weltreiche nicht vergessen und ordnen sich den neuen Besatzern nicht widerstandslos als Kolonie unter. In diesem Buch beschreibt der Autor und politische Publizist Tariq Ali die Geschichtedes irakischen Widerstandes gegen alte und neue Kolonisatoren. Vehement widerspricht Ali der Ansicht, eine Besetzung sei der einzige Weg zu einem Regimewechsel in einem korrupten oder diktatorischen Staat, und belegt, welch verhängnisvollen Einfluss die Interventionen der Weltreiche in der Geschichte des Landes bislang hatten. Alis Buch ist eine provokante Streitschrift gegen den Krieg als Mittel der Politik, eine faszinierende Darstellung der Politik und Kultur des Irak - und eine Hommage an die Menschen im Irak und an die unbeugsamen Dichter und Denker der arabischen Welt.
"Doch der wahre Ausgang des Krieges entscheidet sich im Frieden - und der ist ein gefährliches Geschäft, wie diese Tage schmerzhaft zeigen...Es ist vorauszusehen, dass auch der Irak in ein schwarzes Loch fallen wird." - So die Prognose von Ulrich Ladurner in der ZEIT vom 12.Juni, anlässlich des Todes der vier deutschen Soldaten in Afghanistan.

Das Ende der Kampfhandlungen bedeutet nicht wirklich Frieden, sondern markiert den Beginn einer Ära der Kolonialpolitik. Die Bevölkerung im Irak, leidgeprüft in punkto Besatzung wird sich weder Ausbeutung noch Bevormundung durch die USA gefallen lassen.
Eine provokante wahre These, die Tariq Ali in Bush in Babylon pointiert formuliert und untermauert. Und wie es scheint, hat er Recht: Die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen der US-Armee und den Irakern sind wieder aufgeflammt - mit zahlreichen Toten.

Unter den vielen Titeln zum Thema Irak erfährt man von einem intimen Kenner der Region etwas über die Hintergründe, warum etwas passieren muss.
Ein fundiertes Werk mit aktueller Bedeutung zum brodelnden Krisenherd und über die lokale, akute Krise hinaus.

Autorenporträt
Tariq Ali wurde 1943 in Lahore (Pakistan) geboren. Als 20-Jähriger emigrierte er nach London, wo er Politik und Philosophie studierte und Ende der sechziger Jahre zu einem der wichtigsten Führer und Vordenker der internationalen Studentenbewegung wurde. Heute arbeitet Tariq Ali als Schrifsteller, Filmemacher und Journalist. Er veröffentlichte zahlreiche Bücher zur Weltgeschichte und -politik, Bühnenstücke, Drehbücher und Romane.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.04.2004

Opportunisten in aller Welt, schämt Euch!
Tariq Ali sieht in der Besetzung des Irak nicht den Versuch der Demokratisierung, sondern eine neue Kolonisierung
TARIQ ALI: Bush in Babylon. Die Re-Kolonisierung des Irak. Diederichs, München 2003. 224 Seiten, 19,95 Euro.
Wenn es etwas gibt, das Tariq Ali besonders anwidert, dann sind das Opportunisten. Die Welt war schon immer voll von ihnen, und seit seiner Zeit als einer der Wortführer der internationalen Studentenbewegung Ende der 60er Jahre bekämpft der gebürtige Pakistaner vom Londoner Exil aus schreibend und debattierend jene, die er in der Politik für Heuchler, Scharlatane und Verbrecher hält. Seit US-Präsident Bush und seine neoliberalen Mitkämpfer sich in das Irak-Abenteuer gestürzt haben, moralisch und tätlich unterstützt vom „britischen Papagei” Tony Blair, wird Ali das Gefühl des Ekels kaum noch los. Entsprechend wütend äußert er sich in seinem neuen Buch.
Wie schon in seinem vorherigen Werk „Fundamentalismus im Kampf um die Weltordnung” liefert der Schriftsteller, Filmemacher und Journalist einen Mix aus Geschichte, Politik und Literatur – handfeste historische Fakten, scharfe politische Analysen und literarische Einschübe, die einen kleinen Eindruck von der modernen arabischen Literatur vermitteln. Seine streckenweise polemischen Urteile sind gewiss nichts für gutbürgerliche Nerven und harmoniebedürftige Gutmenschen: Joschka Fischer ist „kadavergrün”, Tony Blair eine „kläffende Bulldogge”, der afghanische Staatschef eine „Marionette”, und die iranischen Mullahs sind „außenpolitisch genauso dumm wie innenpolitisch repressiv”. So mancher Leser wird erschrecken, schon auf den ersten Seiten des Buches über ein Gedicht des syrischen Exildichters Nizar Qabbani zu stolpern, in dem dieser sich für Terrorismus ausspricht. Gemeint sind damit aber nicht Bombenattentate gegen Zivilisten oder Anschläge wie der 11. September. Es geht um den Widerstand gegen unrechtmäßige staatliche Gewalt, um den Kampf gegen die Verletzung fundamentaler Menschenrechte.
Wer das Buch an diesem Punkt nicht weglegt, tut gut daran, denn schon bald beeindruckt Ali mit seiner Darstellung der irakischen Geschichte, die er anhand seines umfassenden Wissens in die Geschichte des Nahen und Mittleren Ostens einzubinden und mit der Weltpolitik zu verknüpfen versteht. Dabei betont er, nicht zu jenen zu gehören, die glaubten, „jede einzelne Katastrophe in der arabischen Welt sei Folge einer Einmischung des Westens”. Ali zeigt, wie der Irak – von Anfang an ein von den Briten geschaffener Kolonialstaat – über mehrere Entwicklungsstadien und Staatsstreiche hinweg von einer Krise in die nächste taumelte, um 1968 schließlich fest in der Umklammerung der Baath-Partei zu landen. Diese degenerierte rasch „von einer Partei, die sich die arabische Renaissance auf die Fahne geschrieben hatte, zu einer bürokratischen Clique machthungriger Offiziere, die sich zunehmend auf Repression stützte und von Stammes- und Clanzugehörigkeiten abhängig war”. Ali schreibt es vor allem dem sektiererischen Verhalten der arabischen Nationalisten und der kommunistischen Partei Iraks zu, deren Auf- und Niedergang er skizziert, dass man keinen politischen Kompromiss fand und so das Entstehen von politischen Institutionen verhinderte. Das habe zwischen den fünfziger und siebziger Jahren zu diversen Diktaturen in der Region geführt. Für keine der aus den eigenen Versäumnissen entstandenen politischen und militärischen Niederlagen könne dem „westlichen Imperialismus oder, was das betrifft, Israel die Schuld in die Schuhe geschoben werden”.
1979 schaffte Saddam Hussein endlich die Wahl zum Präsidenten. Der erfolgreiche Roman- und Sachbuchautor verfolgt den Diktator vom irakisch-iranischen Krieg in den achtziger Jahren über die Kuwait-Krise und den Golf-Krieg von 1991 bis zum Einmarsch der Amerikaner im Irak 2003. Der Westen, die Vereinten Nationen und die arabischen Länder bedienten in all diesen Phasen ihre eigenen Interessen oder blieben beschämend gleichgültig, sagt Ali, der mit seinem sonst üblichen trockenen Humor diesmal sehr sparsam umgeht. Dass ihm nach sarkastischen Späßen zurzeit wenig zumute ist, erklärt sich schon aus dem Umstand, dass er im Gegensatz zu anderen, die im Mittleren Osten nun endlich das Zeitalter der Demokratien anbrechen sehen, die Lage eher düster einschätzt.
Seiner Ansicht nach ging es den USA im letzten Irak-Krieg nicht um Demokratie und Menschenrechte und auch nicht wirklich ums Öl, sondern darum, ihre „imperiale Vormachtstellung” zu festigen. Was denn täte die Bush-Administration, fragt er, wenn jetzt eine im Irak „gewählte Regierung die sofortige Beendigung der Besetzung, die irakische Kontrolle über irakisches Öl und einen Sicherheitspakt mit dem Iran forderte?”
Das 21. Jahrhundert habe mit der Eroberung des Irak unheilvoll begonnen: „Zum ersten Mal in der Weltgeschichte hat ein einziges Kolonialreich eine Hegemoniestellung erlangt.” Selbst die UN seien ein Anachronismus, denn seit Ende des Kalten Krieges seien sie „kaum mehr als willfähriger Handlanger der amerikanischen Politik”. Der aus einer aristokratischen Familie stammende Linke und Globalisierungskritiker befürchtet, dass der „universalistische Kern der Demokratie und die damit verbundenen Werte” gefährdet sind, weil die Mehrheit der offiziellen Stimmen in Europa und den USA das Kapitel Irak-Krieg mittlerweile abschließen und in die „Heilungsphase” eintreten wolle. Für ihn gilt jedoch, die Herrschaft des Rechts zu verteidigen. Deshalb hofft er auf eine „internationale Liga gegen den Imperialismus” – an der vor allem Amerikaner beteiligt sein sollten, denn „der effektivste Widerstand geht immer von ‚zu Hause‘ aus”.
Umso sinnvoller erscheint ihm auch Druck von der Basis im Nahen und Mittleren Osten: „An dem Tag, an dem die Dynastien der Mubaraks und Assads, der Haschemiten und der Saudis und andere vom Volkszorn hinweggefegt werden, wird auch das anmaßende Gebaren der USA und Israels in der Region ein Ende haben”. Tariq Ali fordert dazu auf, den irakischen Widerstand zu unterstützen, um jegliche Versuche zu vereiteln, „die Re-Kolonisierung des Irak als ein neues Völkerbunds-Mandat auszugeben”. Wie die Unterstützung dieses Widerstands allerdings aussehen soll, sagt er nicht.
ALEXANDRA SENFFT
Schiiten gehören zu den Opfern von Anschlägen im Irak, für die Anhänger des alten Regimes verantwortlich gemacht werden. Dennoch demonstrieren sie gegen die US-Besatzung, der die Verantwortung für den Terror zugeschrieben wird.
Foto: dpa
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.04.2004

Der Kolonialismus der anderen
Tariq Ali sieht im Irak-Krieg imperialistische Bestrebungen

Tariq Ali: Bush in Babylon. Die Re-Kolonisierung des Irak. Heinrich Hugendubel Verlag, München 2003. 224 Seiten, 14,95 [Euro].

"Warum sind ansonsten durchaus intelligente Menschen in den USA und Großbritannien überrascht, daß die Mehrheit der irakischen Bevölkerung die Besetzung ihres Landes ablehnt", fragt Tariq Ali gleich zu Beginn seines Buches. Und er legt eine Antwort nahe, die manches für sich hat: Beiden Ländern fehlt aus ihrer Geschichte die verstörende Erfahrung des Besetztwerdens im kollektiven Gedächtnis ihrer Völker. In diesem Satz liegt vielleicht der Hauptgewinn, den der Leser aus diesem Buch ziehen kann. Denn der Autor, ein Brite indo-muslimischer Herkunft und daher mit jahrhundertelanger Fremdherrschaft vertraut, beschreibt die jüngere Geschichte des Nahen Ostens, vor allem diejenige des Irak, aus der Sicht derer, die meistens, jedenfalls in modernen Zeiten, fremdbestimmtes Opfer waren. Und tatsächlich: Sogar "Westler", die dem jüngsten amerikanischen Unternehmen im Irak - wie der westlichen Nahostpolitik generell - skeptisch bis ablehnend gegenüberstehen, vermögen sich nur selten wirklich in die Perspektive und Weltsicht jener zu versetzen, die es trifft. In gewisser Weise ist das sogar natürlich, manche Formen des Eurozentrismus sind wohl nie ganz abzustreifen. Ebenso ist natürlich dem Autor seine Sicht der Dinge zuzugestehen.

Tariq Ali, seit vielen Jahren als Autor von historischen Orient-Romanen bekannt, betätigt sich auch gern als Analytiker des politischen Geschehens, aus der Sicht der Dritten Welt und mit einem dezidiert linken Standpunkt. Dabei vermeidet er im großen und ganzen haßerfüllte antiamerikanische und antiwestliche Ausfälle, wie man sie seit Amtsantritt von Präsident Bush allenthalben hören, vor allem aber lesen kann, auch in Deutschland: Amerika als der leibhaftige Satan und Störenfried in einer ansonsten ganz auf Frieden erpichten Welt. Für den Altlinken Ali betreiben Bush und Blair freilich schlichtweg eine Neu-Kolonisierung des Irak, aber auch der Region.

Im wesentlichen erzählt der Autor die moderne Geschichte dieses Landes, das seine Existenz in der Tat dem Eingriff westlicher Mächte verdankt, vor allem Großbritanniens. Die Fakten sind bekannt, ihre Bewertung freilich folgt nicht den Darstellungen, wie sie - wenn auch in unterschiedlicher Bewertung - von westlichen Nahost-Historikern, britischen und deutschen voran, gegeben worden sind. Maßstab ist eben die Perspektive desjenigen, der selbst einmal kolonisiert gewesen ist. Dabei bedient sich der Literat Ali auch der intensiven Stimmen nahöstlicher, vor allem irakischer und syrischer Dichter, die allein imstande waren (und auch dies nicht immer), ungefährdet das auszudrücken, was die Bevölkerung empfand, aber nicht artikulieren durfte: Daß sie von Leuten regiert wurde und wird, die sie nicht will. Und daß diese Leute - man denke an den langjährigen irakischen Ministerpräsidenten Nuri al Said - von jenen gestützt wurden, deren Geschäft sie auch zum eigenen Nutzen betrieben und betreiben, im Irak damals eben der britischen Kolonialmacht. In der gegenwärtigen irakischen Misere nach dem jüngsten Krieg sieht Ali die neue Auflage alter Bestrebungen. "Die Re-Kolonisierung des Irak" lautet denn auch der Untertitel des Buches. Die letzten hundert Jahre einmal wie einen Film aus der Sicht des Kolonisierten ablaufen zu sehen ist lehrreich und zwingt zum Nachdenken.

Systematisch hat das Buch indessen manche Schwächen. Zu pauschal wird alles als Kolonialismus und Imperialismus ausgegeben und erklärt (natürlich in echt leninistischem Geist als höchstes Stadium des "Kapitalismus"), was vielleicht doch differenzierter und facettenreicher sein mag. Ist jede über das eigene Land hinausgreifende Interessenpolitik, ist jedes strategische Denken oder jede Sicherheitserwägung schon Kolonialismus? Ist nicht Kolonialismus oft genug der Kolonialismus der anderen, während der eigene Kolonialismus, der vielleicht weiter zurückliegen mag, sogar als Höhepunkt der eigenen Kultur gefeiert wird, an dem man sich jederlei Kritik verbittet? Sind nicht gerade darin die Muslime Weltmeister? Hatte nicht auch Britannien sein "Recht" auf historische Größe, was ein - dank Jakob Burckhardt wissen wir es - durchaus fragwürdiger Begriff ist? War es wirklich der "Imperialismus", der die Vereinten Nationen 1990/91 dazu brachte, einer Militärkoalition aus dreißig Ländern den Krieg gegen den unseligen Saddam Hussein zu erlauben? Tariq Alis Buch enthält dennoch manches Bedenkenswerte. Debatten sind wieder aufgebrochen, die man historisch schon erledigt glaubte. Dasselbe gilt für manche Mentalitäten, die man bereits verschwunden wähnte. Das Verhältnis zwischen der islamischen Welt (als Teil der Dritten Welt), deren politische wie kulturelle Defizite der Autor gut kennt, und dem "Westen" ist so schwer gestört, daß ein grundsätzliches, auch radikales Überdenken politischen Handelns notwendig wäre.

WOLFGANG GÜNTER LERCH

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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Dieses Buch des im Londoner Exil lebenden pakistanischen Autors, Filmemachers und Journalisten Tariq Ali ist vor allem von Ekel und Wut geprägt, stellt Alexandra Senfft gleich zu Beginn ihrer Rezension klar. In seinem Buch beschreibt der Autor die amerikanische Besetzung des Irak in einem "Mix aus Geschichte, Politik und Literatur" nicht als den Anfang eines Demokratisierungsprozesses, sondern als "neue Kolonisierung" und er lässt dabei seiner Wut freien Lauf, erklärt Senfft. Ali scheue sich nicht vor "polemischen Urteilen" und auch das auf den ersten Seiten abgedruckte Gedicht eines syrischen Exildichters, in dem dieser sich zum Terrorismus bekennt, der sich allerdings nur gegen "unrechtmäßige staatliche Gewalt" zu richten hat, könnte die Leser "erschrecken", vermutet sie. Doch wer sich davon nicht vergraulen lässt, wird vom "umfassenden Wissen", mit dem Ali die irakische Geschichte schildert und sie in die Geschichte des Nahen und Mittleren Ostens und in die globale Politik einzuordnen weiß, beeindruckt sein, versichert Senfft. Der Autor lässt keinen Zweifel an seiner Kritik der amerikanischen Politik im Irak, betont die Rezensentin, und er fordert die Leser zur Unterstützung des "irakischen Widerstands" auf. Doch wie so eine Unterstützung genau aussehen soll, verrät er nicht, so Senfft abschließend etwas skeptisch.

© Perlentaucher Medien GmbH…mehr