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Ein himmlischer Wälzer
Dieses bezaubernde Sittenbild aus dem frühen 19. Jahrhundert zählt zu den großen Romanklassikern der englischen Literatur. Im Mittelpunkt der zeitlos gültigen "comédie humaine" stehen, ähnlich wie bei Jane Austen, zutiefst menschliche Schicksale. An deren Vorbild erinnert Elizabeth Gaskells feine Ironie ebenso wie ihr ausgeprägter Sinn für die kleinen Dramen des Alltags.
"Wives and Daughters" ist Elizabeth Gaskells letzter Roman, verfaßt auf der Höhe ihrer Meisterschaft. Die Autorin schuf damit ein kolossales Zeit- und Gesellschaftspanorama, angesiedelt am Vorabend
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Produktbeschreibung
Ein himmlischer Wälzer

Dieses bezaubernde Sittenbild aus dem frühen 19. Jahrhundert zählt zu den großen Romanklassikern der englischen Literatur. Im Mittelpunkt der zeitlos gültigen "comédie humaine" stehen, ähnlich wie bei Jane Austen, zutiefst menschliche Schicksale. An deren Vorbild erinnert Elizabeth Gaskells feine Ironie ebenso wie ihr ausgeprägter Sinn für die kleinen Dramen des Alltags.

"Wives and Daughters" ist Elizabeth Gaskells letzter Roman, verfaßt auf der Höhe ihrer Meisterschaft. Die Autorin schuf damit ein kolossales Zeit- und Gesellschaftspanorama, angesiedelt am Vorabend der industriellen Revolution. Die "feudalen Gefühle", heute noch intakt, sind morgen schon passé. Selbst im hintersten Winkel Englands zeichnen sich allmählich Änderungen der sozialen Verhältnisse ab, und mit ihnen werden sich die Bedingungen menschlichen Zusammenlebens grundlegend ändern. Der bezeichnende Untertitel des Buchs lautet "Eine alltägliche Geschichte", und nichts könnte alltäglicher sein als das liebe Geld. Finanzielle Zwänge und Kalamitäten werden ebenso wenig ausgespart wie die Erkenntnis, daß Unabhängigkeit zuvorderst ein Privileg der Besitzenden ist.

In diese Gesamtperspektive organisch eingebunden, finden sich in "Frauen und Töchter" die unterschiedlichsten weiblichen Lebensentwürfe und Wunschbilder. Diese ergänzen, variieren oder kontrastieren ihrerseits die individuelle Emanzipationsgeschichte der Romanheldin, dem gesitteten Mädchen Molly Gibson, das zur selbstbewußten jungen Frau heranreift.

In souveräner Gesamtschau zeigt die Verfasserin, wie das Große ins Kleine greift und wie umgekehrt Privates zu etwas durch und durch Politischem wird. Das facettenreiche Werk, in England längst kanonisiert, gilt hierzulande noch als Geheimtipp, wenn auch in Ehren gehalten von einer stetig wachsenden Fangemeinde.

Autorenporträt
Gaskell, Elizabeth
Elizabeth Gaskell wurde 1810 als Elizabeth Stevenson in London geboren, aufgewachsen ist sie in Knutsford (Cheshire) bei ihrer Tante. 1832 heiratete sie William Gaskell, einen unitarisch freikirchlichen Geistlichen und Universitätsdozenten in Manchester, mit dem sie fünf Kinder hatte. Während sich ihr Mann für die Bildung der Arbeiter engagierte, ist in Elizabeth Gaskells Korrespondenz immer wieder von den sozialen Härten des Frühkapitalismus die Rede. Ihr Erstlingsroman "Mary Barton" verhalf ihr zur Bekanntschaft mit Dickens, für dessen Zeitschrift "Household Words" sie von nun an literarische Beiträge lieferte. Ihr Erfolg brachte dem nicht gerade reichlich ausgestatteten Haushalt der Gaskells eine finanzielle Entlastung; nun konnte die Schriftstellerin Reisen unternehmen und in den literarischen Salons von London verkehren. Ein halbes Dutzend Romane und rund vierzig Erzählungen entstanden, außerdem eine Biographie von Charlotte Bronte. Elizabeth Gaskell sta

rb 1865.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.10.2015

Herzen in Aufruhr

Elizabeth Gaskells Roman "Frauen und Töchter" erzählt mit Witz und Charme von den Aufregungen des viktorianischen Landlebens.

Von Tobias Döring

Als gewissenhafter Landarzt ist Mr. Gibson zwar auch chirurgisch ausgebildet, doch nie hat er gelernt, das weibliche Herz zu sezieren. Die Aufgabe fällt daher der Erzählerin zu, die sich darin meisterlich bewährt. Detailgenau, behutsam und mit dezentem Witz entfaltet sie für ihre Leser eine Alltagswelt, deren ländlich abgeschiedenes Leben keineswegs von schicksalshaften Herzenswirren frei ist, wie sie sich nur in der ausschweifenden Fülle eines viktorianischen Romans erzählen lassen. Das Wunderbare ist, dass wir bei aller Anteilnahme auf Distanz gehalten werden und meist eher als die handelnden Figuren ahnen, was ihnen bevorsteht. Und das Ende der Geschichte müssen wir selbst imaginieren, denn die letzten Seiten wurden nie geschrieben. Kurz vor dem Finale ihres Fortsetzungsromans starb die Autorin.

Noch immer ist Elizabeth Gaskell (1810 bis 1865), deren Erzählkunst eine Brücke von Jane Austen zu Charles Dickens schlägt, bei uns zu entdecken. Ihre eindringlichen Industrieromane, die in England gleichermaßen Literatur- wie Sozialgeschichte schrieben und dafür von Karl Marx gerühmt wurden, sind so wenig in adäquaten Ausgaben greifbar wie ihre subtilen Erkundungen des vorindustriellen Landlebens, dem sie entstammte. Es ist an der Zeit, dass dieser Könnerin der Herzens- und Gesellschaftsanalyse eine deutsche Gesamtausgabe gewidmet wird. Immerhin lässt Manesse einem Band mit Erzählungen von 2010 jetzt eine Neuauflage ihres Vermächtnisromans folgen.

Heimliche Heldin des ausgedehnten Plots um die Heiratspolitik des Landadels ist Molly, Tochter besagten Landarztes. Der, früh verwitwet, heiratet aufs Neue, und mit der neuen Frau kommt eine Stieftochter ins Haus, die sämtlichen Männern den Kopf verdreht. Auch Mollys unstandesgemäße Leidenschaft für einen Adelsspross wird einer harten Probe unterzogen. Eingebettet wird dies in ein Beziehungsgeflecht der ländlichen Lebenswelt zu Beginn des neunzehnten Jahrhundert, noch ehe die Eisenbahn für Abwechslung sorgen konnte. Alle Aufregung liegt hier im Unspektakulären. Kein Geringerer als Henry James rühmte 1866 den Roman, weil er sämtliche Figuren so lebhaft schildert, dass wir uns ihnen leibhaftig nahe fühlen. Und jetzt, da die Tage kürzer werden, kann man sich nichts Schöneres vornehmen, als lange Abende in dieser Gesellschaft zu verbringen.

Elizabeth Gaskell: "Frauen und Töchter". Roman.

Aus dem Englischen von Andrea Ott. Manesse Verlag, Zürich 2015. 870 S., geb., 26,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Mit Witz und Charme bekommt Rezensent Tobias Döring die eher unspektakulären Aufregungen des viktorianischen Landlebens in diesem Roman von Elizabeth Gaskell vermittelt. Detailreich und behutsam scheint ihm die Autorin vom Schicksal der Landarzt-Tochter Molly und ihren Herzenswirren zu erzählen. Wirklich wunderbar findet der Rezensent den Umstand, dass ihm die Geschichte bei aller Anteilnahme doch so viel Distanz gewährt, dass er Verstand und Vorstellungskraft gebrauchen muss (etwa um das Ende des Fragments zu imaginieren). Höchste Zeit für eine deutsche Gesamtausgabe dieser Meisterin der Herzens- und Gesellschaftsanalyse, findet Döring.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Es entwickelt sich eine reizvolle Sittenkomödie, ein raffiniertes Intrigenspiel. Am besten gelingen Elizabeth Gaskell die Frauenporträts. ... sie erzählt hier mit funkelnder Ironie. Ein Wunderwerk!" NZZ am Sonntag, Manfred Papst