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Anna und Tamara wachsen bei Pflegeeltern auf. Das funktioniert gut, bis Tamara mehr über ihre Herkunft und ihre leiblichen Eltern erfahren möchte. Die Pflegeeltern antworten ausweichen. Und die Mappen, in denen die Unterlagen der beiden Mädchen aufbewahrt werden, bleiben versperrt in einer Schublade. Auch Anna wird hellhörig - wer ist diese andere Frau, diese Mutter, die sie als Kind weggegeben hat? Und wer war diese andere Anna, an die sie sich kaum mehr erinnern kann? Langsam beginnt sie, die Puzzleteilchen zusammenzusetzen, bis sich ein immer klareres Bild ergibt: Einer sehr jungen…mehr

Produktbeschreibung
Anna und Tamara wachsen bei Pflegeeltern auf. Das funktioniert gut, bis Tamara mehr über ihre Herkunft und ihre leiblichen Eltern erfahren möchte. Die Pflegeeltern antworten ausweichen. Und die Mappen, in denen die Unterlagen der beiden Mädchen aufbewahrt werden, bleiben versperrt in einer Schublade. Auch Anna wird hellhörig - wer ist diese andere Frau, diese Mutter, die sie als Kind weggegeben hat? Und wer war diese andere Anna, an die sie sich kaum mehr erinnern kann? Langsam beginnt sie, die Puzzleteilchen zusammenzusetzen, bis sich ein immer klareres Bild ergibt: Einer sehr jungen alleinerziehenden Mutter wurde ihr Kind vom Jugendamt abgenommen und obwohl sie lange darum kämpfte, bekam sie es nicht mehr zurück.
Autorenporträt
Rachel van Kooij wurde 1968 in Wageningen in den Niederlanden geboren. Im Alter von zehn Jahren übersiedelte sie nach Österreich. Nach der Matura studierte sie Pädagogik und Heil- und Sonderpädagogik an der Universität Wien. Rachel van Kooij lebt in Klosterneuburg und arbeitet als Behindertenbetreuerin.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.03.2014

Du bist unsere Tochter, Mäuschen

Zu Unrecht der Mutter entrissen: Rachel van Kooij zeigt auf eine Wunde, die kaum jemand sieht.

Von Eva-Maria Magel

Wie viele Annas gibt es eigentlich? Besonders seltsam ist es ja nicht, wenn ein 14 Jahre altes Mädchen sich fragt, wer es ist. Bei Anna scheint die Sache klar. Sie ist Mamis Mäuschen. Dass sie nicht aus Mammis Bauch kam, weiß sie lange schon - und dass "die andere" böse war, eine so schreckliche Rabenmutter, dass Anna sich an nichts erinnert, was vor ihrem vierten Lebensjahr lag. Als Anna erfährt, dass nicht viel stimmt an der Version von Mammi und Papa, ahnt das der Leser schon. Denn Rachel van Kooijs Roman "Die andere Anna" beginnt mit einer jungen Frau, der das Wohlfahrtssystem ein Unrecht antut, das die Behörden nicht einmal vor Gericht zugeben und wiedergutmachen.

Obwohl ihr nichts vorzuwerfen ist, wird der minderjährigen Petra die damals zwei Jahre alte Tochter Anna weggenommen. Den Pflegeeltern, zu alt für eine Adoption, verspricht die beflissene Sozialarbeiterin, bei den guten Chancen, die sie dem Kind böten, werde es ganz sicher nicht zurückgegeben. Niemand im Jugendamt ist bereit, das eigene Handeln zu hinterfragen. Nach einem jahrelangen Rechtsstreit gegen Staat und Pflegeeltern resigniert die junge Mutter. Anna wird ein wohlerzogenes Prachtkind. Eines, das lieb sein will und oft auf Distanz geht. Erst als ihre "Schwester", das ältere Pflegekind der Familie, nach ihrer Mutter sucht, bricht Annas Welt zusammen. "Hier mit meinem ganzen Herzen habe ich euch von Anfang an geliebt", klagt Mammi, als die Töchter Aufklärung fordern. Doch van Kooij zeigt, dass "Liebe" bisweilen die falsche Kategorie ist, wenn es um existenzielle Fragen geht. Pflegekind sein ist stets mit einem Dilemma verbunden. Die Autorin beschreibt es, unter verschärften Bedingungen: Für die Liebe der einen hat die Liebe der anderen Mutter bezahlt. "Die andere Anna" mag eine schreckliche und vertrackte Geschichte sein, erzählt ist sie klar und gerade.

Van Kooijs Haltung ist mitfühlend und doch beinahe sachlich, sie schildert vor allem aus Annas und Petras Sicht. Gerade da ist sie subtil, präzise in ihrer Beschreibung und frei von Pathos, wo das Erzählte so erschütternd ist, dass man das Buch gern weglegen würde. Man kann es nicht. Ein Meer von Fragen tut sich auf, nicht nur für junge Leser. Vermutlich zerreißt es ihnen noch nicht oder anders das Herz als Eltern, wenn sie lesen, wie ein Kind gleich zweimal verlorengeht, durch Willkür und Illusionen.

"Kindesabnahme" heißt der Amtsbegriff in Österreich, wo die 1968 geborene Niederländerin Kooij seit ihrer Kindheit lebt. In Deutschland sagt man "Inobhutnahme". Dass sie oft zu spät erfolgt, haben erst jüngst wieder die Autoren der steilen These "Deutschland misshandelt seine Kinder" bemängelt. Van Kooij, die Kinder- und Jugendbücher verfasst und gleichzeitig als Heilpädagogin arbeitet, hat lange recherchiert, um die wenig bekannte Kehrseite einmal bewusst zu machen. "Die andere Anna" ist Fiktion, doch aufgefangen sind darin die Schicksale zahlreicher Kinder, Eltern und Pflegeeltern, die einem Irrtum zum Opfer gefallen sind. Nicht immer wurde er korrigiert. Man wüsste lieber nicht, dass auch die Figur der Sozialarbeiterin Jankowitz durch und durch plausibel ist.

Anna muss erfahren, dass es "Die andere Anna" gibt. Sie lernt sie auf alten Fotos kennen, ein fröhliches Kleinkind auf dem Arm seiner Mutter. Diese Anna hat Petra im Kopf, als sie nach Jahren die Tochter wiedersieht. Wer Anna wirklich ist? Weder die eine noch die andere, sondern eine dritte. Diese Anna muss mit einer schweren Last in ihr Erwachsenenleben ziehen: Sie hat niemanden mehr, den sie vorbehaltlos lieben kann.

Rachel van Kooij: "Die andere Anna".

Verlag Jungbrunnen, Wien 2014. 184 S., geb., 16,95 [Euro]. Ab 14 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Was es heißt, bei Pflegeeltern aufzuwachsen, erfährt Rezensentin Eva-Maria Magel in diesem Buch anhand von Annas Geschichte. Dass Liebe und existenzielle Fragen einander widersprechen können und andere Dilemmata eines Pflegekindes beschreibt das Buch auf eine Weise, die der Rezensentin mehr als einmal an die Nieren geht, sodass sie es am liebsten aus der Hand legen möchte. Allerdings findet sie die Sprache, die Rachel van Kooij findet, sachlich und mitfühlend genug, um diese "schreckliche" Geschichte auszuhalten. Beim Leser, so vermutet Magel, wird der Text jede Menge Fragen aufwerfen. Gut so, findet sie, schließlich sei die Kehrseite allzu beflissener Sozialarbeit kaum bekannt.

© Perlentaucher Medien GmbH
... subtil, präzise in ihrer Beschreibung und frei von Pathos ... Eva-Maria Magel, FAZ Die fesselnde, Annas Gemütslage sehr gut nachvollziehbar machende Erzählung wirkt authentisch. Ingrid Hellriegel, ekz-Informationsdienst Das Gewebe aus Lüge und Täuschung zu entwirren wird zu einem regelrechten Krimi, der spannender kaum sein könnte. Magali Heißler, Titel-Kulturmagazin