In einem Hinterhof der deutsch-polnischen Grenzstadt G. kommt nachts ein nackter Mann zu sich und klettert in eine Linde. Angela Z., arbeitslose Physikerin und Hausmeisterin, feiert gerade mit Sekt und Käsegebäck allein Geburtstag, als er aus dem Baum zu ihr ins Wohnzimmer springt. Im selben Haus vollbringt seit einem halben Jahr ein Ärztepaar erstaunliche Dinge. Aber die Naturwissenschaftlerin Angela hat die Spur seltsamer Hinweise aufgenommen. Selbst ihre beste Freundin, die ehemalige Schauspielerin Frau Blumenthal, scheint in die Sache verwickelt, denn seit ihren Besuchen bei Dr. Schwartz und Dr. Weiss wird die alte Dame jünger. Angela kann den Beistand ihres nächtlichen Gasts eines Boten aus einer anderen Welt dringend gebrauchen. "Sünde Güte Blitz" ist nicht nur ein wundersamer Ärzteroman und eine Dämonengeschichte, sondern auch ein Buch über unsere Wissensgläubigkeit: über jene Religion, die uns Fruchtbarkeit, Gesundheit und erotische Attraktivität verspricht.
Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, B, CY, D, DK, EW, E, FIN, F, GR, IRL, I, L, M, NL, P, S, SLO, SK ausgeliefert werden.
Georg Kleins jüngsten Roman über die beiden Ärzte Schwartz und Weiß, die in der Grenzstadt "G." eine Gemeinschaftspraxis eröffnen und bald durch ihre ungewöhnlichen Heilungserfolge auffallen, findet Nico Bleutge zunächst beeindruckend und ist dann doch nicht recht zufrieden. Zunächst erweise sich der Autor durch seine geschickte aufgebrochene Chronologie in Rückblenden und Schnitten und seine virtuose Verwendung von Versatzstücken aus dem halbseidenen Genre des Arzt-Romans sowie den Rückgriff auf die frühe Wissenschaftsgeschichte einmal mehr als "literarischer Großtüftler", lobt der Rezensent. In einer Art physikalischer Versuchsanordnung untersucht der Roman verschiedenste Beziehungskonstellationen des zahlreichen Romanpersonals, wobei auch Wesen aus der Geisterwelt zum Einsatz kommen. Diese Geisterwelt bildet dann auch die vielstimmige Erzählerinstanz, die Bleutge durch ihren besserwisserischen Ton und ihre den Handlungsfluss immer wieder störende Wirkung zunehmend auf die Nerven geht. Auch der Schluss des Romans, in dem, wie es dem Rezensenten erscheint, Klein seine zuvor delikat ausgelegten Konstruktionsfäden wie in einem spektakulären "Experiment" zu einem furiosen Finale zusammenführt, überzeugt ihn nicht. Hier zeigt sich Bleutge vom "Akt grober Symbolik" enttäuscht und was ihm vorher im Roman als so vital gefallen hatte, ist ihm am Ende zu sachlich und kühl konstruiert.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
Der Roman ist mit schöner Ironie durchsetzt, von Anspielungsreichtum durchdrungen und von leichtem Ernst. Ein modernes Märchen, eine gewitzt und gekonnt gebaute Abrechnung mit dem entmystifizierten Abendland. Deutschlandfunk