29,95 €
inkl. MwSt.
Versandkostenfrei*
Versandfertig in 3-5 Tagen
  • Broschiertes Buch

Vom Zinnsoldat zu Call of Duty
Kriegsspiele sind Echo wie Lautsprecher von Kriegsbegeisterung und -hetze, sie erzählen ein dunkles, bislang kaum bekanntes Kapitel der materiellen Kultur: Ritterburgen und Belagerungsspiele, Holzschwerter und Gewehrattrappen bedienten seit Jahrhunderten puerile Phantasien, ebenso die unzähligen Jeux de la Guerre, Games of Bombardement und frühen Kriegssimulationen, die in der Offizierausbildung zum Einsatz kamen. Ähnlich wie Literatur, Plakat und Film doch auf sehr spezielle Weise dienten auch Spiele politischer Propaganda: Je näher der Krieg rückte, desto…mehr

Produktbeschreibung
Vom Zinnsoldat zu Call of Duty

Kriegsspiele sind Echo wie Lautsprecher von Kriegsbegeisterung und -hetze, sie erzählen ein dunkles, bislang kaum bekanntes Kapitel der materiellen Kultur: Ritterburgen und Belagerungsspiele, Holzschwerter und Gewehrattrappen bedienten seit Jahrhunderten puerile Phantasien, ebenso die unzähligen Jeux de la Guerre, Games of Bombardement und frühen Kriegssimulationen, die in der Offizierausbildung zum Einsatz kamen. Ähnlich wie Literatur, Plakat und Film doch auf sehr spezielle Weise dienten auch Spiele politischer Propaganda: Je näher der Krieg rückte, desto mehr wurde in den Kinderzimmern aufgerüstet, das Publikum auf Vaterlandstreue eingeschworen. In diesem Band widmen sich international bekannte Spieleforscher dem Verhältnis von Kriegspropaganda und Spiel. Sie analysieren militärische Gesellschaftsspiele von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart und machen - in einem umfangreichen Bildteil - seltene Spiele und ihre Regeln erstmals zugänglich. Angesichts zunehmender Virtualisierung und Gamifizierung von Krieg erscheint das Thema heute aktueller denn je.
Mit Beiträgen von Franz Ablinger, Philipp Bojahr, Gejus van Diggele, Mathias Fuchs, Stephan Günzel, Manfred J. Holler, Margarete Jahrmann, Larisa Koèubej, Helmut Lethen, Thomas Macho, Lydia Mischkulnig, Rolf F. Nohr, Ulrich Schädler, Liddy Scheffknecht, Adrian Seville, Ernst Strouhal und David Tartakover.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung

Angriffe auf dem Brett
Oder auf dem Schirm: Ein Sammelband über Kriegsspiele

Karl Kraus hat die "Deutsche Spielwarenzeitung" oder den "Wegweiser für die Spielwarenindustrie" vermutlich nicht zur Kenntnis genommen. Andernfalls, so darf man annehmen, hätte er aus ihnen in den Jahren des Ersten Weltkriegs zitiert. Etwa diese Feststellung im einer Ausgabe vom September 1914: "Auch vermittelst Spielzeugen den Kindern die Entwicklung der nächsten Ereignisse einzuprägen, ihnen nationalen, aufrechten, vaterländischen Geist einzuimpfen, all das sind in jeder Hinsicht dankbare Betätigungsfelder." Oder den Wink, dass "in dieser kritischen Zeit" von der Spielwarenindustrie Anpassungsfähigkeit verlangt sei. Wobei das Kritische der Zeit nicht etwa den Krieg meinte, sondern die eine scharfe Warenkonkurrenz, denn "groß ist die Zeit der praktischen Kriegsartikel, patriotischen und festlichen Gelegenheitssachen, sowie gangbarer Kriegs-Scherzartikel, die auf den Markt gebracht werden". Aber es galt auch, so wurde am selben Ort beruhigend über die aus Schlachtfeldern gewonnenen Absatzfelder mitgeteilt: "Der Markt scheint nicht satt zu werden an Kriegsartikeln. Täglich werden neue angekündigt."

Nachlesen kann man diese Zitate bei dem Wiener Kulturwissenschaftler und großen Spiele-Kenner Ernst Strouhal. Er lud vor zwei Jahren in Wien zu einer Tagung über den Krieg und die Spiele, aus der nun ein stattlicher Sammelband hervorgegangen ist. Strouhals eigener Beitrag unternimmt es, das vom Komponisten Arnold Schönberg während oder kurz nach dem Ersten Weltkrieg entworfene "Koalitions- oder Bündnisschach" als Weltkriegsspiel in seinen unmittelbaren Kontext zu stellen und historische Vorläufer anzuführen, die an das Schach anknüpften und manchmal zu ziemlich komplizierten Spielgrammatiken führten; verzwickter noch als etwa vierzig Jahre später Guy Debords "Kriegsspiel" nach Clausewitz (F.A.Z. vom 15. April 2016).

Wie reich dieser Kontext und wie breit das Spektrum der Kriegsspiele ist, das führen die Beiträge des Bandes vor Augen, die ihre Gegenstände sowohl mit zeit- als auch mit spielhistorischen Interessen behandeln. Der historische Bogen reicht von der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts bis nahe an die Gegenwart, von alten Brettspielen bis zu den Wandlungen des Kriegsspiels im Computerspiel. Europa steht im Zentrum, aber Seitenblicke fallen auch auf Japan, die Sowjetunion oder Israel. Festzuhalten auch: Der Band ist exzellent ausgestattet, nämlich großzügig farbig bebildert, samt zwei separaten kommentierten Bildergalerien zu Spielen im Ersten und Zweiten Weltkrieg.

hmay.

Ernst Strouhal (Hrsg.): "Agon und Ares". Der Krieg und die Spiele.

Campus Verlag, Frankfurt am Main 2016. 396 S., Abb., br., 29,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr
»Agon und Ares verfolgt die Verunheimlichung des konstitutiven Freiheitsmoments im Spiel. Neben Ausflügen in die japanische oder sowjetische Kriegsspielhistorie rekonstruiert der Band die Professionalisierung der Planspiele der Deutschen Wehrmacht, widmet sich den von der Populärkultur begeistert ind Bild gesetzten War-Games im Kalten Krieg und würdigt das postheroische Antikriegs-Shooter-Game Spec Ops.«, Der Standard, 09.07.2017»'Agon und Ares' liest sich als abwechslungsreich gestaltetes und lehrreiches Sachbuch, das sich nicht davor scheut, auch höchst ambivalente Seiten der Spielkultur zu zeigen und zu analysieren.«, FM4, 23.02.2017»Wie reich dieser Kontext und wie breit das Spektrum der Kriegsspiele ist, das führen die Beiträge des Bandes vor Augen, die ihre Gegenstände sowohl mit zeit- als auch mit spielhistorischen Interessen behandeln. [...] Der Band ist exzellent ausgestattet, nämlich großzügig farbig bebildert, samt zwei separaten kommentierten BIldergalerien zu Spielen im Ersten und Zweiten Weltkrieg.« Helmut Mayer, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 03.02.2017»Äußerst anregendes Buch.« Alf Mayer, Culturmag, 15.02.2017