Marktplatzangebote
12 Angebote ab € 1,50 €
  • Broschiertes Buch

Seit Jahren diskutiert die Öffentlichkeit über die Legitimität von Bundeswehreinsätzen im Ausland. Die politisch Verantwortlichen suggerieren uns meist, es handele sich dabei um eine Art bewaffneter Entwicklungshilfe. In Wirklichkeit sind es aber Kampfeinsätze und es ist äußerst fraglich, ob die gesetzten Ziele mit militärischen Mitteln überhaupt erreicht werden können. Eric Chauvistré fordert, dass Politik und Öffentlichkeit nicht mehr nur moralisch argumentieren, sondern vor allem auch nach der Effektivität der Einsätze fragen. Er liefert eine kritische und fundierte Untersuchung einer von…mehr

Produktbeschreibung
Seit Jahren diskutiert die Öffentlichkeit über die Legitimität von Bundeswehreinsätzen im Ausland. Die politisch Verantwortlichen suggerieren uns meist, es handele sich dabei um eine Art bewaffneter Entwicklungshilfe. In Wirklichkeit sind es aber Kampfeinsätze und es ist äußerst fraglich, ob die gesetzten Ziele mit militärischen Mitteln überhaupt erreicht werden können. Eric Chauvistré fordert, dass Politik und Öffentlichkeit nicht mehr nur moralisch argumentieren, sondern vor allem auch nach der Effektivität der Einsätze fragen. Er liefert eine kritische und fundierte Untersuchung einer von Politikern wie der Öffentlichkeit überschätzten Bundeswehr und ihrer Möglichkeiten, international zu intervenieren.
Autorenporträt
Eric Chauvistré, geboren 1965, ist promovierter Politologe, Konfliktforscher und Publizist. Er arbeitete als Journalist unter anderem für Reuters, die taz sowie das ZDF. Außerdem veröffentlicht er Beiträge zum Thema deutsche Außenpolitik in Fachzeitschriften, kommentiert als Experte in Radio und Fernsehen und hält Vorträge auf wissenschaftlichen Konferenzen.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 03.08.2009

Militärische Illusionen
Die problematischen Auslandseinsätze der Bundeswehr
Noch Anfang der 90er Jahre war klar: Deutsche Soldaten gehören in die Kasernen und dienen der Landesverteidigung. 1992 wurden erstmals ein paar Sanitäter nach Kambodscha entsandt. Es folgte eine kleine Truppe in Somalia. Die Einsätze waren ohne großes Risiko. Präsentiert wurde die Bundeswehr als Truppe leicht bewaffneter Rotkreuzhelfer in Uniform. Heute agieren etwa 7300 Bundeswehrsoldaten auf drei Kontinenten, davon 2140 im Kosovo und 4150 in Afghanistan. Künftig sind noch stärkere Beteiligungen an Interventionen in allen Teilen der Welt geplant. Im „Weißbuch” des Verteidigungsministeriums alarmiert ein eindrucksvoller Bedrohungskatalog: Pandemien, Seuchen, Waffenhandel, Migration, Globalisierung, zerfallende Staaten, Proliferation, Terrorismus, Energieversorgung, Ressourcenverknappung – alles bedroht die Sicherheit und kann Auslandseinsätze erforderlich machen.
Der Autor, ein zum Thema Nuklearrüstung und militärische Interventionen promovierter Politologe, der heute als freier Journalist arbeitet, problematisiert nicht nur die Fragwürdigkeit moralisch aufgeladener Rechtfertigungen für Auslandseinsätze und einen überzogenen Sicherheitsbegriff. Er analysiert die Illusionen, ja auch Unehrlichkeiten, welche die deutsche Militärpolitik inzwischen prägen, und plädiert für eine öffentliche Debatte. Er macht es weder Befürwortern noch Gegnern von Militäreinsätzen leicht. Während er bei den Politikern die überzogene Erwartung kritisiert, eine Art weltweite Kontrollfähigkeit durch den Einsatz militärischer Macht erlangen zu können, unterliegen seiner Ansicht nach auch Gegner der Militäreinsätze dieser Machbarkeitsillusion. Indem sie bei jedem Einsatz vor imperialen Ansprüchen einer vermeintlichen Großmacht Deutschland warnen, tragen sie ebenso zu einer maßlosen Überschätzung der Bundeswehr bei und verkennen, dass selbst die Militärmacht USA eine neue Politik zur Schadensbegrenzung ihrer wenig erfolgreichen Interventionen in Betracht zieht.
Illusionen und Unehrlichkeiten untersucht Chauvistré vor allem an den beiden größten Militärmissionen der Bundeswehr, im Kosovo und in Afghanistan. Beim ersten Kampfeinsatz der Bundeswehr im Kosovokrieg wurde das erklärte Ziel, die ethnischen Säuberungen zu beenden, notfalls die Beachtung von Menschenrechten herbeizubomben und dann mit massiver Militärpräsenz eine demokratische, multiethnische Gesellschaft zu erzwingen, verfehlt. Die Bundeswehr und ihre Verbündeten konnten nicht verhindern, dass viele tausend Serben und Roma vertrieben wurden. Das friedliche Zusammenleben von Albanern und Serben scheint vorläufig nicht realisierbar. Mit der Dämonisierung des Gegners – der damalige Bundesaußenminister Joschka Fischer nannte den jugoslawischen Ministerpräsidenten Milosevic einen neuen Hitler und verglich die Verbrechen im Kosovo mit Auschwitz – wurde 1999 ein Krieg als moralisch gut erklärt, der in eine nun zehn Jahre andauernde Militärpräsenz mündete, ohne dass ein Erreichen der Ziele in Sicht wäre.
Noch weitaus problematischer ist der Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan. Sie beteiligt sich dort seit Anfang 2002 an der vom UN-Sicherheitsrat beschlossenen International Security Assistance Force (Isaf). Ihr ursprünglich bescheidener Auftrag sah vor, Gebäude und Personal der UN, internationaler Hilfsorganisationen und der afghanischen Regierung in Kabul zu schützen. Dieser Einsatz wurde inzwischen viele Male verlängert, personell verdreifacht, räumlich ausgedehnt und der ursprüngliche Auftrag uminterpretiert. Nun gilt es, der afghanischen Regierung die Kontrolle über das ganze Land zu erkämpfen.
Chauvistré recherchierte, wie dieser Einsatz in der Praxis aussieht: Die Bundeswehr schützt vor allem sich selbst, die Hälfte der Soldaten verlässt bei ihrem viermonatigen Aufenthalt das Lager nicht. Trainiert wird, wie man selbstgebaute Sprengkörper erkennt. Schafft es eine Handvoll Soldaten, heil von einem Lager zum anderen zu kommen, ist das ein Erfolg. Kontakt zur afghanischen Bevölkerung besteht kaum, humanitäre Hilfeleistungen sind entsprechend selten. Dass der Isaf-Einsatz organisatorisch und logistisch vielfach mit dem „Operation Enduring Freedom” (OEF) genannten Kriegseinsatz verwoben ist, thematisiert die Regierung ungern. Mit den menschlichen Kollateralschäden des Krieges, Tausenden getöteten afghanischen Zivilisten und drei Millionen Flüchtlingen, will die Bundeswehr nichts zu tun haben.
„Ohne die Bundeswehr im Ausland wird die Welt nicht zwangsläufig besser”, resümiert Chauvistré, „aber mit ihr eben auch nicht.” WIGBERT BENZ
ERIC CHAUVISTRÉ: Wir Gutkrieger. Warum die Bundeswehr im Ausland scheitern wird. Frankfurt/New York, Campus Verlag 2009. 188 S., 17,90 Euro.
Wenig Kontakte zu den Einheimischen: ein Bundeswehroffizier im Gespräch mit einem afghanischen Stammesführer in der Nähe von Kundus. Foto: Reuters
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
…mehr
01.03.2009, IP - Internationale Politik -- "Chauvistré hat starke Argumente, wenn er fragt: Kann die Bundeswehr das denn überhaupt?"

22.03.2009, Focus.de -- "Ein Buch für alle, die nicht der Meinung sind, sie wüssten es ohnehin besser."

02.04.2009, dpa -- "Chauvistré stellt das Lob in Frage, das sich Regierung und  Bundeswehr für den Einsatz im Norden Afghanistans gern selbst  ausstellen."

04.04.2009, 3sat Bookmark Das Buch zum Nato-Gipfel Das aktuellste Buch zur Diskussion um den Auslandseinsatz der Bundeswehr.

30.04.2009, Rheinischer Merkur Weltweiter Einsatz -- "Diesem ausgezeichneten Buch sind viele Leser zu wünschen: Es ist die ideale Basislektüre für die dringend gebotene breite öffentliche Diskussion über die schleichende Umfunktionierung der Bundeswehr von einer Landesverteidigungsarmee zu einer global operierenden Interventionsarmee."

02.05.2009, Frankfurter Rundschau Wir Gutkrieger -- "Chauvistré öffnet einem mit seiner Philippika die Augen, man schaut anders als vorher auf die hiesige Verteidigungspolitik."

03.05.2009, DeutschlandRadio Kultur Zornige Klarheit -- "Regierung und Parlament sind darin einig, die Dinge nicht bei ihrem Namen zu nennen und sich damit unangenehme Nachfragen zu ersparen. Genau diese Nachfragen nimmt Chauvistré vor. Und er tut es mit beachtlichem Sachverstand." -- Michael Stürmer

05.06.2009, Handelsblatt Adrenalinstöße am Hindukusch -- "Der Journalist und Experte für Konfliktforschung beleuchtet sehr ausgewogen und gut recherchiert die Genese der Auslandseinsätze."  

29.06.2009, Der Tagesspiegel Wir Gutkrieger -- "Chauvistrés schonungslose Analyse leistet Berlin wertvolle Hilfestellung. Es ist sein großes Verdienst, das Engagement der Bundeswehr im Ausland nüchtern und sachlich an den Ergebnissen der Einsätze und nicht allein an Deutschlands guten Absichten zu messen."

03.08.2009, Süddeutsche Zeitung Militärische Illusionen -- "Der Autor analysiert die Illusionen, ja auch Unehrlichkeiten, welche die deutsche Militärpolitik inzwischen prägen, und plädiert für eine öffentliche Debatte."

21.12.2009, Das Parlament Neue Realitäten -- "Mit der Halbwertszeit politischer Bücher ist es meist nicht zum Besten bestellt ... Eine Ausnahme macht da ohne Zweifel der Titel 'Wir Gutkrieger' aus der Feder des Berliner Journalisten Eric Chauvistré. Das liegt einerseits natürlich am Thema ... Zum anderen liegt es aber an der klugen und kritischen Analyse, die Chauvistré zu Papier gebracht hat."
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Zu einem Urteil kann sich Rezensent Wigbert Benz nicht durchringen und so belässt er es bei der inhaltlichen Wiedergabe von Eric Chauvistres Buch "Wir Gutkrieger", in dessen Mittelpunkt die Militäreinsätze der deutschen Bundeswehr in Afghanistan und dem Kosovo stehen. Der Autor fordere eine größere "öffentliche Debatte" und wirft dabei nicht nur Kriegsbefürwortern, sondern auch den Kriegsgegnern vor, die Möglichkeiten der Bundeswehr zu überschätzen, wenn sie entweder Militäreinsätze für ein Allheilmittel hielten oder für das Teufelswerk, mit dem vermeintlich imperiale Ansprüche durchgesetzt werden sollten, referiert Benz. Dagegen beleuchte Chauvistre die "Unehrlichkeit" und Illusionen der deutschen Militärpolitik: Beim Einsatz im Kosovo sei kein Ziel wirklich erreicht worden, in Afghanistan sei die Bundeswehr vor allem damit beschäftigt, sich selbst zu schützen. Da Benz keine Einwände erhebt, scheint er mit der Darstellung alles in allem einverstanden.

© Perlentaucher Medien GmbH