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Ein wenig rühmliches Kapitel in der Geschichte der USA ist die Hilfe für jüdische Flüchtlinge im 2. Weltkrieg. 1938 fand im französischen Evian eine von den USA initiierte weltweite Konferenz statt, die zur diplomatischen Farce geriet, in der um die Kosten der Hilfe gefeilscht wurde. Günter Schubert erzählt diese Geschichte und den weiteren Verlauf der amerikanischen Flüchtlingspolitik bis 1945 engagiert und spannend, ergänzt um viele wenig bekannte Begebenheiten. Erstmals auf Deutsch abgedruckt sind zwei Berichte von 1942 und 1943 an den US- Präsidenten über den drohenden Genozid.

Produktbeschreibung
Ein wenig rühmliches Kapitel in der Geschichte der USA ist die Hilfe für jüdische Flüchtlinge im 2. Weltkrieg. 1938 fand im französischen Evian eine von den USA initiierte weltweite Konferenz statt, die zur diplomatischen Farce geriet, in der um die Kosten der Hilfe gefeilscht wurde. Günter Schubert erzählt diese Geschichte und den weiteren Verlauf der amerikanischen Flüchtlingspolitik bis 1945 engagiert und spannend, ergänzt um viele wenig bekannte Begebenheiten. Erstmals auf Deutsch abgedruckt sind zwei Berichte von 1942 und 1943 an den US- Präsidenten über den drohenden Genozid.
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Autorenporträt
Günter Schubert, Jahrgang 1929, Dr. phil., Historiker, lebte zeitweise in den USA und war lange ZDF-Korrespondent in Warschau.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung

Morgenthaus Klage

JUDENVERNICHTUNG. Der deutsche Industrielle Eduard Schulte erfuhr im Juli 1942 aus sicherer Quelle über Hitlers Pläne zur Beschleunigung des Massenmords an den europäischen Juden. Schulte ließ diese Nachricht dem Vertreter des Jüdischen Weltkongresses (WJC) in der Schweiz zukommen, der sie nach Washington und London weitergeben sollte. Nur Roosevelt und Churchill könnten den sich abzeichnenden Völkermord noch verhindern, glaubte Schulte. In dem Telegramm, das Gerhard Riegner, Repräsentant des WJC in Genf, im August 1942 über britische und amerikanische diplomatische Kanäle nach London und Washington sandte, hieß es: "Erhielt alarmierenden Bericht in Führerhauptquartier werde Plan diskutiert und erwogen in deutsch besetzten und kontrollierten Ländern alle Juden Anzahl dreieinhalb bis vier Millionen nach Deportation und Zusammenfassung im Osten mit einem Schlag auszurotten und damit die jüdische Frage ein für allemal zu lösen stop Aktion geplant für Herbst Methoden einschließlich Blausäure in Diskussion stop." Wenngleich der Plan zur Ausrottung der Juden im August 1942 nicht mehr "diskutiert", sondern bereits verwirklicht wurde, ist die Vernichtungsabsicht zutreffend wiedergegeben. In Washington und London war man indes nicht geneigt, dem Telegramm Glauben zu schenken, obschon ähnlich lautende Nachrichten über Massenexekutionen vorlagen. Die Beamten des State Department taten die Meldung als "wildes, von jüdischen Ängsten inspiriertes Gerücht" ab. Auch das Foreign Office behandelte das Telegramm zunächst dilatorisch und leitete es nicht den Vorsitzenden des WJC zu. Erst mit Verspätung gelangte es zu deren Kenntnis und konnte seine Wirkung entfalten. In einem persönlichen Bericht für Roosevelt beklagte der amerikanische Finanzminister Henry Morgenthau jr. Anfang 1944 das "ausgesprochene Versagen bestimmter Beamter unseres State Department", deren Aufgabe es gewesen wäre, "die Auslöschung der Juden in dem von Deutschland kontrollierten Europa zu verhindern". Morgenthau zufolge sei das Versagen auf bürokratische Indifferenz, antisemitische Disposition und persönliche Gefühllosigkeit zurückzuführen. Günter Schubert hat neueste Befunde der zeitgeschichtlichen Forschung zur Rezeption des Holocaust in den Vereinigten Staaten vor und nach 1945 in einem gut lesbaren Buch gebündelt. (Günter Schubert: Der Fleck auf Uncle Sams weißer Weste. Amerika und die jüdischen Flüchtlinge 1938-1945. Campus Verlag, Frankfurt/New York 2003. 283 Seiten, 29,90 [Euro].)

HANS-JÜRGEN DÖSCHER

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21.07.2003, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Morgenthaus Klage: "Günter Schubert hat neueste Befunde der zeitgeschichtlichen Forschung zur Rezeption des Holocaust in den Vereinigten Staaten vor und nach 1945 in einem gut lesbaren Buch gebündelt."

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

In seiner kurzen Kritik lobt Hans-Jürgen Döscher dieses "gut lesbare" Buch von Günter Schubert zur Rezeption des Holocaust in den Vereinigten Staaten vor und nach 1945. Schubert stützt sich auf neueste Befunde der zeitgeschichtlichen Forschung, weiß der Rezensent zu berichten. Besonders entsetzt zeigt er sich von der Begebenheit, die der amerikanische Finanzminister Henry Morgenthau später das "ausgesprochene Versagen unseres State Departments" genannt hat: Ein Telegramm des Jüdischen Weltkongresses von 1942, das über die alarmierenden Anzeichen des Völkermords berichtete, wurde weder in London noch in Washington weitergeleitet. Diese Unterlassung sei Morgenthau zufolge auf "bürokratische Indifferenz, antisemitische Disposition und persönliche Gefühllosigkeit" zurückzuführen, berichtet Döscher.

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