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Julia hat bis zum Tod ihrer Mutter in München gelebt. Nun wohnt sie bei ihrem Vater und ihrer Großmutter in einer süditalienischen Kleinstadt. Hier werden Mädchen bewacht, dürfen kaum allein das Haus verlassen. Als sich der Sohn eines reichen Bauunternehmers für sie interessiert, sich als ihr Besitzer und Beschützer fühlt, genießt sie zunächst die wiedergewonnene Freiheit. Doch bald stellt das Mädchen fest, dass sie schon wieder in einem Käfig sitzt. Wird sie einen Ausweg finden?

Produktbeschreibung
Julia hat bis zum Tod ihrer Mutter in München gelebt. Nun wohnt sie bei ihrem Vater und ihrer Großmutter in einer süditalienischen Kleinstadt. Hier werden Mädchen bewacht, dürfen kaum allein das Haus verlassen. Als sich der Sohn eines reichen Bauunternehmers für sie interessiert, sich als ihr Besitzer und Beschützer fühlt, genießt sie zunächst die wiedergewonnene Freiheit. Doch bald stellt das Mädchen fest, dass sie schon wieder in einem Käfig sitzt. Wird sie einen Ausweg finden?
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.01.2001

München oder Sizilien?
Ein Mädchen zwischen zwei Kulturen
Der Kettenanhänger, den Julia von Alessio geschenkt bekommt, zeigt die Hälfte des Mondes. Die andere Hälfte hängt um seinen Hals, als Zeichen für die Liebe zwischen den beiden.
Der Titel von Werner Raiths neuem Jugendbuch Die Hälfte des Mondes bedeutet aber mehr. Auch Julias Leben zerbricht in zwei Teile, als ihre Mutter plötzlich bei einem Autounfall ums Leben kommt. Sie muss München verlassen, und das Leben in dem italienischen Dorf bei ihrem Vater kommt ihr vor wie in einer anderen Welt; einer Welt voll antiquierter Traditionen. Sie versteht nicht, warum sie plötzlich nicht mehr bei Freundinnen übernachten darf, warum sie für alles eine Erlaubnis braucht und nichts mehr selbstständig entscheiden kann. Als Julia Alessio kennen lernt, ist sie zunächst einmal erleichtert: Denn in Begleitung ihres Freundes hat sie plötzlich viel mehr Freiheiten als vorher. Doch schnell merkt sie, dass auch diese Freundschaft nach den Regeln der Dorftraditionen gelenkt wird. Viel wichtiger als die Liebe zwischen den beiden ist das Verhältnis der Familien zueinander. Und der harmlose Kettenanhänger mit dem Halbmond ist in Wirklichkeit ein offizielles Zeichen der Verlobung. Julia will aus diesem Leben ausbrechen: Sie versteht die intriganten Machenschaften nicht, genauso wenig wie all die Heimlichkeiten, die ihr Vater sonst noch vor ihr hat. Niemals weiß sie, ob Alessio mehr an sie oder an seine Familie denkt. Schließlich löst sie die Beziehung abrupt, beginnt eine andere Affäre und kehrt zum Schluss resigniert nach München zurück. Doch das Leben in Deutschland zeigt ihr, dass auch sie sich inzwischen verändert hat. Und dass sie vor allem mehr an Alessio hängt, als sie sich jemals eingestehen wollte. Julia setzt alles daran, um die fehlende Hälfte des Mondes wiederzufinden.
Nach Verräterkind und Verdammter Dieb ist Die Hälfte des Mondes das dritte Jugendbuch Werner Raiths, das in Italien spielt. Das ist kein Zufall, denn der Autor ist Italienkorrespondent für verschiedene deutsche Tageszeitungen und kennt sich in der italienischen Kultur und Gesellschaft aus. Spielten seine beiden vorherigen Bücher noch in den Kreisen der sizilianischen Mafia, so tauchen kriminelle Machenschaften hier nur am Rande auf. Die Hälfte des Mondes beleuchtet vielmehr die traditionell italienischen Gesellschaftsstrukturen mit ihren oft eingefahrenen und unzeitgemäßen Handlungsmustern. Als Außenstehende leidet Julia besonders unter diesen bei uns kaum mehr üblichen Verhaltensmaßregeln. Sie versucht sich aufzubäumen und ihren eigenen Weg zu finden. Damit schiebt sich auch in Werner Raiths neuem Buch wieder ein Thema in den Vordergrund, das schon in seinen beiden anderen Geschichten eine entscheidende Rolle spielte: Der Entwicklungsweg einer sehr starken Hauptfigur, die sich immer mehr aus äußeren Abhängigkeiten zu lösen und ihren eigenen Weg zu gehen versucht.
Julia ist in diesem Sinne die Protagonistin eines Entwicklungsromans: Dort, wo sie am Anfang noch von den äußeren Umständen geleitet wurde, geht sie am Ende ihren eigenen Weg. Werner Raith gelingt es im Rahmen seiner Romanhandlung sehr überzeugend, diesen Entwicklungsgang nachzuzeichnen. Er verknüpft eine spannende äußere Geschichte mit dem Schicksal einer Identifikationsfigur und schafft damit eine ideale Mischung für seinen Roman: fremde Kulturen, eine Liebesgeschichte, gewürzt mit einer Kriminalhandlung und getragen von einer starken Hauptfigur. Nicht mehr und nicht weniger als gute Unterhaltung mit einem Schuss Gesellschaftskritik. (ab 12 Jahre).
IMKE MEIER
WERNER RAITH: Die Hälfte des Mondes. Bertelsmann Verlag (Elefanten Press) 2000. 160 Seiten, 24 Mark.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Konrad Heidkamp zeigt sich sehr beeindruckt von diesem Buch, zumal der Autor es klug vermieden habe, ein Urteil über die "Verschiedenheit der Kulturen" zu fällen, auch wenn die Protagonistin große Schwierigkeiten hat, sich mit den Vorschriften ihrer italienischen Großmutter zu arrangieren. Besonders gefällt Heidkamp, mit welch mitreißender Spannung die Versuche Julias geschildert werden, der häuslichen Enge zu entfliehen, um dabei unversehens in einem neuen Gefängnis landet - dem der "zu frühen Liebe". Geschickt hat Raith diese Problematik nach und nach aufgebaut, findet der Rezensent, so dass man als Leser "bei der kleinsten Fluchtbewegung" Julias mitbangt und mit ansehen muss, wie sie von einer Falle in die nächste tappt. "Spannend wie ein Krimi", lautet das Fazit des Rezensenten.

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