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Der der dritte und letzte Band des Reiseführers durch phantastische Kontinente. "Place hat alle Reisen vortrefflich erfunden, ausgezeichnet illustriert und eine alte literarische Gattung zu neuem Leben erweckt." (Die Woche.) Ein Buch ebenso für abenteuerlustige Kinder wie für ihre Eltern.

Produktbeschreibung
Der der dritte und letzte Band des Reiseführers durch phantastische Kontinente. "Place hat alle Reisen vortrefflich erfunden, ausgezeichnet illustriert und eine alte literarische Gattung zu neuem Leben erweckt." (Die Woche.) Ein Buch ebenso für abenteuerlustige Kinder wie für ihre Eltern.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.12.1997

So weit das Staunen trägt
Die imaginäre Geographie eines großen Reisenden: François Place und sein Atlas einer phantastischen Welt voller Wunder und Zauber

Als die großen Reisenden, von Marco Polo bis Alexander von Humboldt, aus der Fremde heimkehrten, schrieben sie Berichte und gelehrte Abhandlungen über ihre Abenteuer. Das machte sie sehr populär, denn die Daheimgebliebenen gierten nach aufregender Lektüre. So unglaublich, so andersartig und, ganz genau hingeschaut, auch wiederum so urvertraut war das. Die Nachrichten von den Fremden wirkten wie ein Spiegel. Wer hineinsah, nahm auch sich selbst darin wahr.

Inzwischen ist jedes Fleckchen Erde und jeder, auch der kleinste Menschenstamm erforscht. Wer ins Unbekannte will, muß in den Cyberspace ausweichen. Wirklich? Nicht nur kommen uns Reiseberichte früherer Jahrhunderte heute exotischer denn je vor. Vielmehr gibt es sie ja nach wie vor, diese Aufbruchs-Sehnsucht, dieses Fernweh nach Ländern, in denen alles in ein anderes Licht getaucht ist. Die Gerüche und die Gesten der Menschen, die Pflanzen und Tiere, die Speisen und die Wörter, der Morgen und der Abend, die Spielregeln für den Alltag und die Feste - alles fordert uns heraus. Die Fremde aktiviert eine unserer kostbarsten Fähigkeiten, das Staunen. So weit das Staunen trägt, lernen wir die Welt verstehen.

Das gilt genauso, vielleicht sogar um so mehr für die Reise-Abenteuer im Kopf. Die Probe aufs Exempel ist eines der schönsten Bücher dieses Herbstes, in dem François Place von Abenteuern in fremden Ländern berichtet. Sein Atlas ist ein überquellendes Skizzenbuch, ergänzt durch opulente, ganzseitige Bilder. Seltsame Geschichten lesen wir: von der furchtbaren Schlacht des Königs der Saganaxen gegen die Amazonen, deren murmelnder Gesang doch so wichtig für die Fruchtbarkeit des Steppenlandes ist. Oder von der fünfzehnjährigen Ziyara im Hafen von Candaa, der Perle der sieben Meere. Dort begegnet sie einem Wunder; sie beißt darauf, genauer gesagt, und weil damit eine alte Prophezeiung erfüllt ist, steigt sie nach vielen Prüfungen auf zum Großen Admiral der Ozeanischen Meere. Alle Geschichten handeln von Menschen, die sich in die Aufgabe ihres Lebens schicken: Abenteuer zu bestehen.

Reisen sind damit verbunden, Auseinandersetzungen mit grausamen Gegnern und nie gesehenen Tieren, mit den Launen der Menschen und der über Launen erhabenen Natur. Die Reisenden in den Geschichten treffen auf Drachenfußvögel, Riesen-Sandskorpione, Lachfrösche und Haubenkrokodile. Wir meinen das Donnern der Wüste zu hören und das zischende Geräusch des Pfeils, wenn er das meterlange Blasrohr der "Unsichtbaren Krieger" verläßt. Wir bewundern den Federschmuck der Amazonen und lachen mit den Bailabaikal-Kindern über die putzigen, nur scheinbar ungelenken Rüsselottern.

Die Städte und Orte bilden eine eigene Welt, schön und gefährlich. Wie ein klassischer Weltreisender hat der Autor die Merkwürdigkeiten mit Zeichenstift, Feder und Farbe festgehalten. Wir entdecken in seinen völkerkundlich präzisen Bildern immer wieder neue Einzelheiten und können uns gar nicht satt sehen. Dabei ist alles erfunden. Orbæ und seine durch Bilder und Geschichten lebendig gewordenen Länder, Wüsten, Häfen, Gebirge und Inseln gibt es erst, seit François Place sie sich ausgedacht hat. Mit diesem Buch legt er den ersten Band eines auf drei Bände geplanten "Atlas der Geographen von Orbæ" vor. Seine imaginäre Geographie ist nicht märchenhaft, sie entstammt vielmehr jenem tiefen Brunnen der Vergangenheit, in dem wir die Mythen der Völker finden, aber auch die halb verdrängten, oft tief schmerzlichen Erinnerungen an historische Erfahrungen, die fremde Zivilisationen mit europäischen Eroberern gemacht haben.

Die Kunst des Autors besteht darin, dieses Material überraschend neu zu kombinieren. Dabei hilft ihm seine Doppelbegabung. Er erzählt spannend wie ein orientalischer Märchenerzähler auf dem Bazar. Und er zeichnet und malt meisterhaft, mit einem unvergleichlichen Sinn für die Weite von Landschaften. Die Worte rufen zum Lesen zusätzlich noch andere, ungemalte Bilder hervor. Die Zeichnungen und Bildtafeln wiederum erzählen zusätzlich noch andere, vom Autor ausgesparte Geschichten - wir stoßen beim Betrachten unversehens darauf und spinnen sie weiter und weiter. So entsteht um Text und Bilder eine Aura eigener Träume und Gedankenspiele. Alle neun phantastischen Reisen machen uns mit einem bestimmten Territorium und seinen Bewohnern bekannt. Wir werden zu Vertrauten von Sängern, Kriegern, Schamanen, Händlern und mutigen Frauen. Manchmal ist es kaum zu fassen, in welche Fährnisse sie geraten. Immer geht es um Extrembedingungen. Überall passiert das Unvorhergesehene.

Wer das querformatige Buch in die Hand nimmt, ist zunächst von den Bildern fasziniert. Die Worte folgen später, liefern die Erklärungen und ziehen den Leser dann weiter in die Geschichten hinein. Man muß sich diese Worte leise und eindringlich ausgesprochen vorstellen, so als wären sie nur für wenige Ohren gedacht. Im Französischen läßt sich diese Lesestimmung übrigens leichter erzeugen, während in der Übersetzung der Satzbau manchmal zu eckig geraten ist. Wer sich in diese Welt voll Wunder, Verstörungen und deren Heilung begibt, wird bestimmt bald seine Lieblingslandschaft und seine Lieblingsgeschichte gefunden haben. Zum Beispiel die nördlichste. Sie spielt im Eis der Arktik, wo sich die Menschen für die Zeit des Winterschlafs einen Eispalast bauen, mit einem Raum für sich und einem zweiten daneben für die Schlittenhunde. Der Schamane arbeitet schwer, um die Seelen der Menschen und die Geister zu besänftigen. Denn wer so lange schläft, darf keinen Albtraum haben. Da kommt ein unerwarteter Gast . . .

Diese Geschichte aus dem Frostland ist traurig und lustig, aufregend und wieder beruhigend, alles zusammen. Es gibt Kinder- und Jugendbücher, da denkt man: Den Eltern mag's wohl gefallen, und den Gouvernanten, gäbe es sie noch, ganz besonders. Aber auch den Kindern? Hier stellt sich die Frage erst gar nicht. François Place hat mit seinen phantastischen Reisen etwas geschaffen, was in allen Lesern Saiten zum Klingen bringt. Wer sein Buch aus der Hand legt, kehrt heim aus einer imaginären Fremde, aus einer Zauberwelt, aus der wir einen helleren Blick auf unsere eigene zurückbringen. WILFRIED VON BREDOW

François Place: "Phantastische Reisen. Vom Land der Amazonen zu den Indigo-Inseln". Aus dem Französischen von Marie Luise Knott. C. Bertelsmann Verlag, München 1997. 141 S., geb., 36,- DM.

Ab 9 J.

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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Einen wundersamen Reiseführer nennt Simone Leinkauf die aus drei Bänden bestehende Edition. Die Rezensentin betont den fiktionalen Charakter des Unternehmens aus "detailreichen und spannend erzählten Berichten" und witzigen, aber unaufdringlichen Bildern, der alle eingestreuten Hinweise auf die Realität doch zu überflügeln scheint. Dass der Autor seine Welt trotzdem mit einer "durchdachten Geografie und einer ganz eigenen Mystik" ausstattet und in dieser "Mischung aus Atlas, Reisebericht und Abenteuergeschichte" immer auch die Eigenarten der betreffenden Kultur zeichnet und erklärt, macht für Leinkauf den Reiz der Bände aus, die sie einer breiten Leserschaft (ab etwa acht Jahren) empfehlen möchte.

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