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"Waren die Flächenangriffe der Alliierten gegen deutsche und japanische Städte ein moralisches Verbrechen? Diese Frage möchte ich in diesem Buch endgültig beantworten." A.C. Grayling
War die alliierte Bombardierung von Hamburg, Dresden oder Hiroshima ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit? Diese Frage gehört zu den großen moralischen Disputen über historisches Geschehen. Denn obgleich die Debatte um Schuld und moralische Rechtfertigung immer noch starke Emotionen weckt, ist es 60 Jahre später endlich möglich, auch die Besiegten als Opfer wahrzunehmen. Es geht Grayling nicht um eine…mehr

Produktbeschreibung
"Waren die Flächenangriffe der Alliierten gegen deutsche und japanische Städte ein moralisches Verbrechen? Diese Frage möchte ich in diesem Buch endgültig beantworten." A.C. Grayling

War die alliierte Bombardierung von Hamburg, Dresden oder Hiroshima ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit? Diese Frage gehört zu den großen moralischen Disputen über historisches Geschehen. Denn obgleich die Debatte um Schuld und moralische Rechtfertigung immer noch starke Emotionen weckt, ist es 60 Jahre später endlich möglich, auch die Besiegten als Opfer wahrzunehmen. Es geht Grayling nicht um eine Aufrechnung mit den unvergleichlichen Verbrechen des Naziregimes. Doch Schuld bleibt Schuld. Die Angriffe gegen Städte und Zivilbevölkerung haben die Moral nicht geschwächt und den Krieg nicht verkürzt. Sie sind durch nichts zu rechtfertigen. In diesem Buch werden sie zum ersten Mal von englischer Seite verurteilt.Stellt erstmals von seriöser angelsächsischer Seite den Bombenkrieg gegen deutsche Städte als unmoralisch dar.
Autorenporträt
Anthony C. Grayling lehrt Philosophie in London, ist ein weltweit geschätzter Experte für historisch-philosophische Themen und arbeitet für die großen britischen Zeitungen, für Radio und Fernsehen. Seine Bücher sind international erfolgreich.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 23.07.2007

Der alliierte Luftkrieg und die Moral
Die Kritik an den Bombenangriffen im Zweiten Weltkrieg wird oft der Komplexität des Themas nicht gerecht
Die schweren Bombenangriffe auf Berlin im Herbst 1943 erlebte Paul Stämpfli nicht im Luftschutzkeller, sondern in seiner Gefängniszelle
in Plötzensee. Der Schweizer war bei einer Geschäftsreise nach Deutschland verhaftet und wegen „Landesverrats” zum Tode verurteilt worden. Durch die
Bombardements gerieten Stämpfli und seine Mitgefangenen in einen schrecklichen Zwiespalt: Die Angst, umzukommen, ging einher mit der Hoffnung, „dass nun Berlin endlich zusammengeschlagen werde und sich dadurch die Aussicht auf unsere Rettung verbessere”.
Stämpfli kam Ende Oktober 1943 im Zuge eines Häftlingsaustauschs frei und konnte über seine Erlebnisse berichten. Er ist insofern ein untypischer Augenzeuge, als Erfahrungen, wie er und manche andere sie machen mussten, nur selten in jene Erinnerungskultur eingeflossen sind, die sich in der Nachkriegszeit in Gestalt unzähliger lokal- und regionalhistorischer Publikationen herausgebildet hat – entgegen der Legende vom „tabuisierten” oder „verdrängten” Bombenkrieg. Auszüge aus Stämpflis Text, der erstmals 1945 veröffentlicht wurde, finden sich jetzt in einem der aufschlussreichsten Bücher, das die neuere Debatte über den Bombenkrieg hervorgebracht hat. Die von Oliver Lubrich herausgegebene Anthologie versammelt Texte von Ausländern, die den Luftkrieg in Deutschland erlebten. Deren gab es viele: nicht nur Häftlinge oder Zwangsarbeiter, auch Korrespondenten, Geschäftsleute, Diplomaten, Flüchtlinge. 30 Zeugen lässt Lubrich zu Wort kommen und ordnet ihre Texte auf einer Zeitachse von 1939 bis 1945 an.
Grenzen überschreitende Blicke
So entsteht ein denkbar weites Spektrum unterschiedlicher Erinnerungen; nicht nur Ort und Zeitpunkt der Erlebnisse sind von Belang, auch die konkreten Lebensumstände, die nationalen, politischen, beruflichen Hintergründe beeinflussen die Wahrnehmungen und Urteile. Die von Lubrich mit großer Sorgfalt und Kompetenz kommentierte Auswahl enthält neben Texten bekannter Journalisten und Schriftsteller, wie Edward Murrow, William Shirer oder Kurt Vonnegut, auch Aufzeichnungen weniger prominenter oder in Vergessenheit geratener Zeitzeugen. Die – im Wortsinn – Grenzen überschreitenden Blicke auf den Bombenkrieg verfügen fast durchweg über hohe analytische Qualität und ein bemerkenswertes Reflexionsniveau. Aufs Ganze gesehen formen sie sich zu einem multiperspektivischen Bild des Bombenkrieges, das die Komplexität des Geschehens einfängt und sich vorschnellen, pauschalen Urteilen widersetzt.
Solche Zurückhaltung hätte man sich auch von zwei Büchern gewünscht, die sich eine „moralphilosophische” Beurteilung der Bombenangriffe vorgenommen haben. Das eine stammt von dem Briten A.C. Grayling. Als es in deutscher Übersetzung erschien, reagierte Bild geradezu euphorisiert: „Erster britischer Kriegsforscher gibt zu: Bomben auf deutsche Städte waren ein Verbrechen!” Auch von britischen Medien ist das Buch überwiegend freundlich aufgenommen worden. Und dies, obwohl sich Grayling mehrfach im Ton und in der Sache vergreift. So vergleicht er die großen Städtebombardements des Zweiten Weltkriegs mit den Anschlägen des 11. September 2001. Oder er postuliert, „in einer idealen Welt” hätten die Mitglieder des britischen Bomber Command, von denen mehr als 55 000 im Luftkrieg umgekommen sind, ihre Einsatzbefehle verweigern sollen. In einer „idealen Welt” hätte es freilich auch keinen nationalsozialistischen Angriffskrieg gegeben . . .
Graylings Kernaussagen lauten: Der Krieg der Alliierten gegen Nazi-Deutschland und Japan war zweifellos legitim, die Flächenbombardements der britischen Royal Air Force gegen deutsche Städte, ihre direkt gegen die Zivilbevölkerung gerichteten Angriffe hingegen nicht. Sie mögen zwar – rein legalistisch betrachtet – zum damaligen Zeitpunkt keine Kriegsverbrechen gewesen sein, doch sie waren „moralische Verbrechen”. Zudem waren die Angriffe weder militärisch notwendig noch verhältnismäßig. Das Ziel, die Moral der deutschen Bevölkerung zu brechen, wurde nicht erreicht – im Gegenteil. Ethisch unbedenklich und zugleich wesentlich wirksamer wären Präzisionsangriffe auf kriegswichtige Einrichtungen gewesen, wie sie in der Regel von den US-Luftstreitkräften praktiziert wurden (allerdings nur in Europa, nicht im Krieg gegen Japan).
Auch wenn man die Frage nach Wirkung und Notwendigkeit der Flächenbombardements nicht mit der gleichen Eindeutigkeit beantwortet wie Grayling, sind seine Kernaussagen zweifellos gut begründet. Dennoch kann das Buch insgesamt nicht überzeugen. Das liegt zunächst daran, dass Grayling seine Kritik der Flächenbombardements nach Art einer Gerichtsshow inszeniert, in der er selbst sowohl den Ankläger als auch den Richter gibt, ja sogar die Argumente der Verteidigung antizipiert und – selbstverständlich – widerlegt. All dies mit dem Anspruch, ein „endgültiges”, letztinstanzliches Urteil zu fällen. Das ist eine schwer erträgliche Anmaßung, die alle Regeln eines offenen wissenschaftlichen Diskurses konterkariert.
Auch die theoretischen Grundlagen von Graylings Argumentation sind zuweilen fragwürdig. So skizziert er die Völkerrechtsentwicklung nach 1945, die zu einem stetig verbesserten Schutz der Zivilbevölkerung in Kriegen geführt habe und die Flächenbombardements des Zweiten Weltkriegs gleichsam rückwirkend zum Unrecht erkläre. Weitgehend undiskutiert bleibt allerdings das eklatante Missverhältnis, in dem die von Grayling zitierten Abkommen zur Realität moderner Kriege, erst recht zur Möglichkeit eines atomaren Krieges stehen. Noch irritierender ist der Umstand, dass Grayling seine Argumentation in weiten Teilen auf die Lehre vom „gerechten Krieg” aufbaut – ein vor allem von mittelalterlichen Moraltheologen geprägtes Konzept, das im modernen Völkerrecht keine Rolle mehr spielt; dieses postuliert vielmehr die Ächtung des Krieges und erlegt eine Pflicht zum Frieden auf.
Grayling laviert zwischen zwei Argumentationsebenen. Zum einen hält er der alliierten Kriegsführung vor, „dass es bereits unmoralisch war, Zivilpersonen überhaupt ins Visier zu nehmen”, zum anderen prüft er die „Notwendigkeit” von Flächenbombardements und verneint sie. Was aber, wenn seine Prüfung ergeben hätte, dass Flächenbombardements notwendig gewesen wären, um Nazideutschland zu besiegen? Oder dass sie den Krieg merklich verkürzt, also nicht nur Zivilisten geopfert, sondern auch gerettet hätten? Auch solch hypothetische Fragen bedürfen einer Antwort. Doch die moralischen Grauzonen und Ambivalenzen seines Themas lotet Grayling nur ungenügend aus.
Schleier der Moralphilosophie
Die gleichzeitig erschienene Arbeit von Lothar Fritze argumentiert zwar in moralphilosophischer Hinsicht präziser als Grayling, doch ansonsten führt sein Buch auf ziemlich düstere Abwege. Ohne den deutschen Angriffskrieg und die Verbrechen Nazideutschlands irgendwo in Abrede zu stellen, bringt Fritze gleichsam unterhalb dieser Schwelle jedes noch so fadenscheinige Argument an, um die deutsche Politik zu entlasten, die britische und auch die amerikanische zu belasten. Da geraten nicht allein der Bombenkrieg, sondern auch die alliierte Forderung nach „bedingungsloser Kapitulation”, das Bündnis der Westmächte mit der UdSSR, die Vertreibung und manches andere auf den Prüfstand. Wer etwa aus der Lektüre dieses Buches die Erkenntnis mitnimmt, dass Hitler den Krieg zwar begonnen, Churchill ihn aber ohne klar erkennbare Not und vermutlich aus rein nationalem Interesse eskalieren habe lassen, dürfte eine der wesentlichen Botschaften des Autors recht gut erfasst haben.
Unter dem Schleier der Moralphilosophie schüttet Fritze, Mitarbeiter des Dresdner Hannah-Arendt-Instituts, den ganzen Vorrat rechts-revisionistischer Argumente, Behauptungen und Ressentiments vor dem Leser aus. Bei alledem zeigt er kaum Berührungsängste nach ganz rechts. Und er findet nichts dabei, sich auf Autoren zu berufen, die – wie der Historiker Walter Post – ihrerseits nichts dabei finden, der National-Zeitung Interviews zu gewähren. ULRICH TEUSCH
OLIVER LUBRICH (Hg.): Berichte aus der Abwurfzone. Ausländer erleben den Bombenkrieg in Deutschland 1939 bis 1945 (Die Andere Bibliothek, Bd. 266). Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2007. 479 S., 30 Euro.
A.C. GRAYLING: Die toten Städte. Waren die alliierten Bombenangriffe Kriegsverbrechen? C. Bertelsmann Verlag, München 2007. 414 S., 22,95 Euro.
LOTHAR FRITZE: Die Moral des Bombenterrors. Alliierte Flächenbombardements im Zweiten Weltkrieg. Olzog Verlag, München 2007. 347 S., 29,90 Euro.
Der durch die Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg zerstörte Frankfurter Römer, aufgenommen einige Wochen nach den verheerenden Angriffen der Alliierten im März 1944. Im Bomben-hagel wurde das alte Frankfurt/Main völlig zerstört. 1001 Menschen kamen ums Leben. Insgesamt fielen den Bombenan- griffen in Deutschland – die Angaben variieren stark – zwischen 300 000 und 600 000 deutsche Zivilisten zum Opfer. Über die Berechtigung und mögliche kriegsentscheidende Bedeutung des Luftkriegs wird nach wie vor in Historikerkreisen gestritten. Foto: ddp
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.08.2007

Die Moral des Philosophen
Alliierte Flächenangriffe gegen die deutsche Zivilbevölkerung

Die gnadenlose Bombardierung der deutschen Städte hatte schon während des Zweiten Weltkrieges in Großbritannien erhebliche moralische Bedenken geweckt, auch wenn eine Mehrheit der Bevölkerung das Bedürfnis nach Vergeltung für die vorangegangenen deutschen Angriffe verspürte. 1941 gründeten Politiker, Bischöfe und eine linkspazifistische Friedensbewegung ein Komitee, das zur Beendigung der nächtlichen Bombardements aufrief. Der Londoner Philosoph A. C. Grayling greift diese Tradition auf, die während des Kalten Krieges in der Anti-Atomkriegs-Bewegung ihre Fortsetzung fand. Die britische Regierung blieb damals bei ihrer Einschätzung, dass die verheerenden Flächenangriffe einen entscheidenden Beitrag für den Sieg leisteten. Grayling will diese Rechtfertigung widerlegen und legt seine Darstellung wie in einem Gerichtsverfahren an. Im ersten Drittel schildert er die Geschichte des Bombenkrieges, wie man sie aus vielen anderen Darstellungen kennt. Er schildert sodann die Erfahrungen der Bombardierten. Der skandalträchtigen Schilderung von Jörg Friedrich, deren Übersetzung in England für Empörung sorgte, stimmt er zwar ausdrücklich zu, will sich in seinem Buch aber ausdrücklich nur auf englische Literatur beziehen.

Im zweiten Teil präsentiert er ausführlich die Vordenker und Strategen des britischen Bombenkrieges sowie die "Stimmen des Gewissens". Dabei wägt er sorgfältig und fair die Argumente beider Seiten ab, hält aber die Rechtfertigung von Arthur Harris, dem damaligen Chef des Bomber Command, für nicht stichhaltig. Dieser blieb trotz aller Rückschläge und Zweifel fest davon überzeugt, dass seine Methode des unterschiedslosen Flächenbombardements gegen die Zivilbevölkerung eine zwar brutale, aber wirksame Methode sei, den Krieg schneller zu beenden und blutige Bodenkämpfe wie im Ersten Weltkrieg zu verhindern. Bis an die Grenze der Befehlsverweigerung setzte er seine Strategie immer wieder durch, ein eiskalter Technokrat, der seine Chancen nutzte, die eine halbherzige politische Führung ihm ließ.

Nun hat der strategische Bombenkrieg insgesamt tatsächlich einen wichtigen Beitrag zum alliierten Sieg geleistet, wenn auch Nutzen und Ergebnis der speziellen britischen Methode zweifelhaft waren und sind. In der öffentlichen Auseinandersetzung verwischen sich leicht die verschiedenen Ebenen, so wie Grayling zwar immer wieder beteuert, es gehe ihm lediglich darum, die Flächenangriffe zu brandmarken, sein Buch wirbt aber im Untertitel mit der missverständlichen Frage, ob die alliierten Bombenangriffe ein Verbrechen gewesen seien. Für den Autor ist aber eindeutig, dass die Alliierten einen gerechten Krieg geführt haben und der Bombenhagel auf militärisch sowie wirtschaftlich bedeutsame Ziele insofern sinnvoll und richtig gewesen ist. Diese Präzisionsangriffe, eine Spezialität vor allem der Amerikaner, verschonten freilich nicht Städte und Zivilbevölkerung: Kollateralschäden, wie man heute sagen würde, die immerhin die Hälfte der deutschen Luftkriegsopfer ausmachten. Wenn der Philosoph also meint, die Methode von Flächenangriffen, die sich gezielt gegen die deutsche Bevölkerung richteten, um durch Terror und Vernichtung die "Moral" der Deutschen zu zerbrechen, sei verwerflich und nutzlos gewesen, dann folgt er nicht einer pazifistischen Linie.

Im letzten Teil formuliert er seine Anklage lediglich gegen die Flächenoffensive. Er bemüht dazu die Theorie des gerechten Krieges und das Kriegsvölkerrecht, um zu begründen, dass die Terrorangriffe, auch von den Amerikanern 1945 gegen Japan praktiziert, ein Verbrechen im moralischen Sinne und eklatante Verstöße gegen das Sittengesetz gewesen seien. Es folgt das Urteil: Ein schweres Unrecht, das den Verantwortlichen auch bewusst gewesen sei. Sie hätten ihre Taten vorsätzlich begangen, die Berufung auf Notwehr und Kriegsnotwendigkeiten sei nicht überzeugend. Dass die Täter in diesem Falle moralisch genauso tief gesunken sind wie ihre Gegner, sollte heute "inständig und offen bereut werden". Man mag darin Balsam für die auch nach sechzig Jahren noch verletzte deutsche Seele erkennen. Doch Graylings Schlussfolgerungen können nicht alle überzeugen. Seine Gleichsetzung von Hamburg (1943), Hiroshima (1945) und New York (2001) wirkt allzu unhistorisch, und das Beispiel Hamburg dürfte wenig hilfreich sein, wenn heute Politiker oder einzelne Soldaten und Polizisten in einer unübersichtlichen Situation Entscheidungen über den Einsatz von Gewalt treffen müssen. Die ethischen Grundlagen können nur Richtschnur sein, die Gewissensnot des Handelnden wird bleiben. Nachträglich wird man immer leichter urteilen. Die sehr gut lesbaren und interessanten Überlegungen des Philosophen verdienen gleichwohl Beachtung.

ROLF-DIETER MÜLLER.

A. C. Grayling: Die toten Städte. Waren die alliierten Bombenangriffe Kriegsverbrechen? C. Bertelsmann Verlag, München 2007. 413 S., 22,95 [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Rezensent Rudolf Walther lobt dieses Buch des britischen Philosophen und Publizisten über den Bombenkrieg, das seinen Informationen beinahe zeitgleich mit der britischen Ausgabe von Jörg Friedrichs "Der Brand" erschien. Doch anders als Friedrich, dessen apologetische Thesen für den Geschmack des Rezensenten zu larmoyant, pathetisch und kitschig daherkommen, besticht ihn Anthony C. Graylings mit sorgfältiger Abwägung der Argumente. Das britische Bombardement deutscher Städte habe damals keine völkerrechtlichen Normen verletzt, wohl aber sittliche, so der Befund. Obwohl Graylings Verständnis für die historische Situation des Krieges gegen Hitlerdeutschland zeige, entziehe er mit enormer historischer Detailkenntnis und Akribie jeder Rechtfertigung des Flächenbombardements der deutschen Städte den Boden. Zwar hätten, gibt der Rezensent Graylings zentrales Argument wieder, die Alliierten einen gerechten Krieg geführt, wären aber in wichtigen Aspekten "moralisch genauso tief wie ihre Gegner" gesunken. Der Autor rechne dabei keine Verbrechen gegeneinander auf, rege aber eine längst fällige Debatte über erlaubte und verwerfliche Formen der Kriegsführung an.

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