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Menschen, die den Zauber von Worten hören, die aufeinander zugehen und sich selbst im anderen wiederfinden wollen; beginnende Beziehungen, flüchtig, unerfüllt und mit offenem Ausgang; abgründige Verhältnisse, phantastische Träume, vage Hoffnungen - davon handeln die knapp 50 Prosastücke dieses Buches, dem es mit dem ersten Satz gelingt, unser Herz zu fassen. "Maramba" zeigt das atemraubende Talent einer jungen Schriftstellerin, die schrecklicher nicht hätte enden können. 2003 verunglückte die 21jährige Paula Köhlmeier bei einer Bergwanderung tödlich.

Produktbeschreibung
Menschen, die den Zauber von Worten hören, die aufeinander zugehen und sich selbst im anderen wiederfinden wollen; beginnende Beziehungen, flüchtig, unerfüllt und mit offenem Ausgang; abgründige Verhältnisse, phantastische Träume, vage Hoffnungen - davon handeln die knapp 50 Prosastücke dieses Buches, dem es mit dem ersten Satz gelingt, unser Herz zu fassen. "Maramba" zeigt das atemraubende Talent einer jungen Schriftstellerin, die schrecklicher nicht hätte enden können. 2003 verunglückte die 21jährige Paula Köhlmeier bei einer Bergwanderung tödlich.
Autorenporträt
Paula Köhlmeier, geboren 1982 in Bregenz, verunglückte im Sommer 2003 tödlich. Sie besuchte das Gymnasium in Dornbirn und studierte nach einem achtmonatigen Aufenthalt in Mexiko an der Filmakademie in Wien.
Rezensionen
"Poesie in allem - mit "Maramba" ist ein erstaunliches Erzähltalent zu entdecken." Jutta Kospach, Profil "Große Komik, große Traurigkeit - "Maramba", Paula Köhlmeiers Debüt aus dem Nachlaß." Karl Woisetschläger, Die Presse "Veritable kleine Kunststücke, psychologisch und stilistisch brillant." Franz Haas, Neue Zürcher Zeitung, 15.03.05 "Hier wie dort werden unspektakuläre Augenblicke Sprache, leuchten immer wieder poetische Momente auf, erscheinen zeichenhafte Bilder." Beatrice Eichmann-Leutenegger, Der Bund, 3.9.05

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.08.2005

Talent zum Unglück
Paula Köhlmeiers nachgelassener Erzählband "Maramba"

Bei "Kippe aus, Stift raus", dem Schreibwettbewerb der Barmer Krankenkasse, hätten die jungen deutschen Autorinnen keine Chance. Zum Schrecken aller Krankenkassen und Drogenbeauftragten wird nirgends mehr so hemmungslos gequalmt wie in der Prosa von Judith Hermann, Ricarda Junge oder Susanne Heinrich. Zigaretten sind für sie der Sargnagel am Grab der Männerherrschaft, Rauchzeichen hart erkämpfter Gleichberechtigung und ästhetischer Coolness, körperlicher Widerstand gegen Erziehungsterror und Gesundheitswahn fürsorglicher Eltern, und sie lassen sich von niemandem mehr Feuer geben.

Paula Köhlmeier kannte natürlich das traurige Schicksal ihrer Landsfrau Ingeborg Bachmann, die beim Rauchen im Bett verbrannte. Aber das schreckte sie so wenig wie die Warnung auf der Zigarettenpackung. In ihren Erzählungen wird geraucht und gekifft, was Seele und Lunge einer Einundzwanzigjährigen hergeben: Rauchen ist Verzweiflung und Revolte, Melancholie und Weltekel, Lebenshunger und aufgeschobener Selbstmord. Andere mögen sich den Bauchnabel piercen lassen: Sie wollte sich kettenrauchend und schreibend selbst verzehren. Die Tochter der Schriftsteller Michael Köhlmeier und Monika Helfer war eine Zigarette, die von beiden Enden her brannte, und ihr Talent zum Glück war nicht größer als das der Bachmann: Nach einem kurzen, intensiven Leben verunglückte sie im Sommer 2003 auf einer Bergwanderung in ihrer Vorarlberger Heimat tödlich. Jetzt haben ihre Eltern ihren Nachlaß herausgegeben: 47 Kurzgeschichten, Drehbuchexposés und Skizzen, Fragmente eines Romans, den Paula "Mein Talent zum Glück" nennen wollte. Ihre Eltern zogen den Titel "Maramba" vor, nach Paulas Zauberwort für ihr "Ich weiß nicht"-Gefühl aus Glück und Traurigkeit.

"Die Geschlossenheit eines Romans entsprach nicht ihrem Lebensgefühl", schreiben sie im Nachwort. "Sie erlebte viel und erlebte schnell"; aber die zweckfreie Schönheit alltäglicher Epiphanien, die sie beschwören wollte, sperrte sich gegen die große Form wie gegen die großen Worte. Die Erzählungen, oft nur ein, zwei Seiten lang, handeln von Einsamkeit und Eifersucht, Sehnsucht, Liebeskummer und Verrat, auch von Mord und Selbstmord. Ihre eigentliche Qualität aber liegt in einer klaren, zarten und dabei kraftvollen Sprache, in der jedes ungefähre Gefühl, jedes überflüssige Wort radikal ausgebrannt ist. Paula Köhlmeier war erst 21, als sie starb, und sie hatte noch viel vor. Schon als Kind hatte sie auf der Bühne gestanden; mit 19 reiste sie acht Monate durch Mexiko, ehe sie, erst als Kartenabreißerin, dann als Studentin an der Wiener Filmakademie, ihre Liebe zum Kino entdeckt. Wie Woody Allen wäre sie gern Drehbuchautorin, Regisseurin und Schauspielerin zugleich gewesen; wie Jim Jarmusch wollte sie bei "Coffee and Cigarettes" fremde Geschichten belauschen und eigene erfinden.

Die Erfahrungen ihres unsteten Lebens, die verräucherten Kaffeehäuser und flüchtige Männerbekanntschaften sind in ihre Erzählungen eingegangen; aber "Maramba" ist nichts weniger als pubertäre Bekenntnisliteratur. Auf knappstem Raum, mit einer disziplinierten, unbarmherzig präzisen Sprache beschreibt sie die orientierungslos herumstreunenden Jugendlichen, die, eben der Kindheit entwachsen, noch keinen Platz im Leben und keinen Raum für ihre Energie gefunden haben. "Wer nichts ist, ist was nicht?" fragt ihr Alter ego Rutha immer wieder: "Ich wurde viel zu schnell erwachsen. Es ist schwer zu verstehen, daß das Kind irgendwann abfällt wie ein Mantel, der zu klein geworden ist. Ich für mein Teil finde das Betrug." "Als Kind", heißt es in "Ein Brief an dich", "war die Welt um mich herum wie ein bunter Film, und ich war eine Schwarzweißfigur in der Welt. Wann immer ich versuchte, bunt zu werden, wurde die Welt um mich herum schwarzweiß. So war ich nie, wie die Welt war." Das Gefühl der Verlorenheit und Schutzlosigkeit gehört zum Erwachsenwerden. Köhlmeiers Talent zum Unglück bestand wohl darin, daß sie zuviel Mut und Selbstbewußtsein hatte, um sich helfen zu lassen: "Es ist leichter zu denken, wenn man seine Zigaretten selbst bezahlen muß."

Was ihre Figuren sich zu sagen haben, dauert eine Zigarette, und die Liebe hält auch selten länger. Man redet aneinander vorbei, wird betrogen, verlassen oder geht selbst wortlos weg. Männer und Frauen können einander nicht verstehen, nicht einmal sich selbst. Die Frauen fühlen sich im Puppenheim ihrer Ehe deplaziert wie "der Thunfisch in der Pralinenschachtel" und unterwerfen sich doch bis zum Wahnsinn: "Wenn er weg ist, mache ich mich verrückt, und wenn er bei mir ist, bin ich verrückt." Sie hadern mit ihrem Spiegelbild ("Der Mann ist auf seine Art schön. Frau Simon hat keine Art"); dabei ist es ihre einzige Freundin. Sie träumen von Afrika, Italien oder Mexiko, ihre Gefühle sind so überlebensgroß wie im Kino, aber wenn ihr Fluchthelfer nicht zu einer anderen ins Auto steigt, erkaltet ihre ziellose Sehnsucht rasch in wunschlosem Unglück. Es ist eine traurige Welt: lauter vergebliche Aufbrüche, unerfüllte Hoffnungen, zu Asche heruntergerauchte Zigaretten, triviale Alltagstragödien. Ein Hund stirbt an verdorbenem Dosenfutter, ein Freund betrügt seinen Freund, Eltern warten vergeblich auf ihre Tochter. Und selbst wer den Ausbruch schafft, kommt selten weit. Betrogene wie Betrüger verstricken sich in surrealen "Kopfverspinnungen", wilden Phantasien, Schuld und Wahn: Sie vergraben ihre Schnürsenkel, legen Postkarten in den Eisschrank, töten ihren Liebling oder sich selbst.

Vieles ist noch unfertig, auch unreif. Es gibt verunglückte Metaphern, Wiederholungen, auch Bilder aus dem Mädchenpoesiealbum und die Posen der unverstandenen Künstlerin, zu viele Engel und Zigaretten. "Sie rauchte viel und machte alles viel zuviel", heißt es einmal von Rutha. Aber Köhlmeiers Blick ist immer unsentimental und genau, ihre Sprache lakonisch hart und kühl. Daß das große Versprechen, das in dieser Prosa liegt, nun nicht mehr eingelöst werden kann, daß das Zauberwort "Maramba" schon verklungen ist, ehe es das Lied in allen Dingen wecken konnte, ist für die deutsche Literatur ein Unglück.

MARTIN HALTER

Paula Köhlmeier: "Maramba". Mit einem Nachwort von Monika Helfer und Michael Köhlmeier. Paul Zsolnay Verlag, Wien 2005. 255 S., geb., 17,90 [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Hannelore Schlaffer sieht in diesen Skizzen ein beträchtliches Talent am Werk, doch dabei wird es aufgrund des Unfalltodes der jungen Autorin Paula Köhlmeier bleiben. Die Vorarbeiten - noch "eher Mutproben denn Gesellenstücke eines Schriftstellers" - sind also zugleich das Vermächtnis, und so wachsen die Prosastücke in den Augen der Rezensentin gleichsam über sich selbst hinaus, weil sie als Ankündigung für etwas Größeres stehen, was es nicht mehr folgen wird. Was aber wäre es gewesen? Kurzgeschichten nach amerikanischem Vorbild? Ein großer Roman? Fest steht für Schlaffer, dass Köhlmeier einen außerordentlichen Blick für das Absonderliche im Alltäglichen hatte, dazu ein bereits ausgeprägten Stilbewusstsein - "Tempo, Lakonie" - und Mut zur Gratwanderung zwischen Trivialität und literarischer Transzendenz. Es fehlt natürlich die Reife, nichts ist komplett und abgeschlossen, doch dafür bekommt man, so die Rezensentin, authentische, unkonventionelle Originalität.

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