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'Die Publizistin Jutta Ditfurth stieß in ihrer sechsjährigen Recherche auf bisher unbekanntes Quellenmaterial zu Ulrike Meinhof. Sie kann völlig neue Zusammenhänge in der Lebensgeschichte dieser äußerst kompromisslosen Frau aufzeigen. Die erste umfassende Biographie von Ulrike Meinhof, in der sich die Nachkriegsgeschichte der Bundesrepublik und das politisch rebellische Klima der sechziger und siebziger Jahre widerspiegeln.
'Ulrike Meinhof ist Kriegskind und kommt aus einer sehr deutschen Familie. Schon in der Pubertät steht sie in Opposition , hört Jazz, spielt Schlagzeug und überwirft
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Produktbeschreibung
'Die Publizistin Jutta Ditfurth stieß in ihrer sechsjährigen Recherche auf bisher unbekanntes Quellenmaterial zu Ulrike Meinhof. Sie kann völlig neue Zusammenhänge in der Lebensgeschichte dieser äußerst kompromisslosen Frau aufzeigen. Die erste umfassende Biographie von Ulrike Meinhof, in der sich die Nachkriegsgeschichte der Bundesrepublik und das politisch rebellische Klima der sechziger und siebziger Jahre widerspiegeln.
'Ulrike Meinhof ist Kriegskind und kommt aus einer sehr deutschen Familie. Schon in der Pubertät steht sie in Opposition , hört Jazz, spielt Schlagzeug und überwirft sich mit ihrer Pflegemutter. Die Adenauer-Ära politisiert sie: Ulrike Meinhof wird Atomgegnerin, frühes SDS-Mitglied und tritt in die verbotene KPD ein. Als Journalistin erregt sie Aufsehen mit ihren scharfen politischen Analysen und ihrem sozialen Engagement. Nach einem Abstecher in der Hamburger Medienschickeria entscheidet sie sich für den politischen Kampf an der Seite der APO. Warum kehrt die angesehene Konkret-Chefredakteurin dem bürgerlichen Leben den Rücken? Warum nimmt sie 1970 an der spektakulären Befreiung des inhaftierten Andreas Baader teil? Warum lässt sie sich von palästinensischen Guerilla-Kämpfern ausbilden, plant Attentate und verübt Banküberfälle? Diese Biografie gibt Antwort auf die Frage, wer Ulrike Meinhof wirklich war.
Autorenporträt
Jutta Ditfurth, 1951 in Würzburg geboren, ist Soziologin, Publizistin und politische Aktivistin. Sie arbeitete u.a. als Forscherin und Auslandsreporterin in England und den USA. In den 80er-Jahren war sie Bundesvorsitzende der Grünen, trat 1991 aus und gründete im selben Jahr die Ökologische Linke mit. Seit 2011 vertritt sie die Wählervereinigung ÖkoLinX-ARL erneut im Frankfurter Römer. Sie veröffentlichte zahlreiche Bücher.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.07.2008

Eine Heldin zum Fürchten
Ulrike Meinhof mit den Augen von Jutta Ditfurth betrachtet

Vor allem Anverwandtschaft und Verehrung sprechen aus diesem Versuch, der Lebensgeschichte Ulrike Meinhofs gerecht zu werden. Jutta Ditfurth beschränkt sich in ihrer Biographie auf die Einfühlung in das Selbstverständnis ihrer Heldin. In einer mehr als sechsjährigen Recherche hat sie sich zum äußersten Verständnis für die Verbrechen der Ulrike Meinhof und der RAF emporgearbeitet. Sie beschreibt den Lebensweg der Terroristin als Aufeinanderfolge von Radikalisierungsschüben, für die sie schlechte Menschen und die schlechten gesellschaftlichen Verhältnisse in der Bundesrepublik Deutschland verantwortlich macht. In der Ditfurth-Meinhof-Welt steht dabei außer Frage, dass die Guten links sind und die besonders Guten "radikale Linke". Für eine sensible Intellektuelle wie Ulrike Meinhof war der Griff zur Waffe demzufolge eine logische Konsequenz aus dem Scheitern der außerparlamentarischen Opposition nach dem Ende der Großen Koalition 1969.

Diese Meinhof-Story lebt von starken Vereinfachungen. So gelingt ihr die geradlinige Rekonstruktion des Erlebnis- und Denkhorizonts der kommunistischen Journalistin und späteren RAF-Terroristin. Durch den emphatischen Blickwinkel verstellt sich die Autorin allerdings den Blick auf naheliegende Einwände gegen Meinhofs irrationale Scheinlogik. Andererseits leuchtet sie einen historischen Kontext aus, den große Teile der 68er Erlebnisgeneration längst aus ihrer Erinnerung eliminiert haben. Der West-Berliner Polizei gelang es im Herbst 1970, eine Reihe von Bandenmitgliedern aus der RAF und anderen bewaffneten Kampfgruppen festzunehmen. Jutta Ditfurth bemerkt dazu: "Jetzt saßen schätzungsweise 40 Menschen aus der radikalen Linken allein in Westberlin im Gefängnis." Sie bezeichnet die Terroristen als "radikale Linke" und belegt detailliert, warum die Rote Armee Fraktion, nachdem sie sich zum "fortgeschrittensten Flügel" der sozialistischen Systemüberwinder ausgerufen hatte, gerade wegen der Bereitschaft zum "radikalen Bruch" mit der bürgerlichen Existenz auf eine breite Unterstützung in linken und linksliberalen Kreisen bauen konnte.

Die RAF war tatsächlich in ihrer Anfangszeit keineswegs isoliert. Viele "gute Linke" halfen den Baader-Meinhof-Leuten, sich zu verstecken. Es wurden Wohnungen und Häuser zur Verfügung gestellt, Ausweise "verloren", Geld aus Banküberfällen "gewaschen", Fahrzeuge überlassen und vor allem die "Idee des bewaffneten Kampfes" durch heroisierende Flugschriften und endloses Palaver in Teach-ins und Kneipen unter die Leute gebracht. Recht plausibel destruiert Jutta Ditfurth die linke Lebenslüge, wonach es angeblich eine reformselige 68er-Bewegung gab, die mit der isolierten Terroristenfraktion Ulrike Meinhofs nichts gemein hatte. Meinhofs Freund und Mittäter Horst Mahler, der heute als rechtsextremer Phantast von sich reden macht, tituliert die RAF mittlerweile hämisch als Waffen-SDS. Die Revolutionstheorien des SDS von 1968 und die RAF-Idee lagen näher beieinander, als das den tonangebenden Heldendarstellern der Studentenrevolte heute lieb ist. Ulrike Meinhof sprang mit Andreas Bader im Juni 1970 nach einer Schießerei aus einem Parterrefenster in den Untergrund, ihr Hopser aus der Apo in die RAF war wahrlich kein großer Sprung.

Neben den Helfern im Westen verfügte die RAF von Anfang an über ein sicheres Hinterland in der DDR. Jutta Ditfurth schildert Ulrike Meinhofs DDR-Aufenthalte als Momente der Freiheit und Erholung von Verfolgung und Unterdrückung. Das gilt für die Zeit ihre illegalen KPD-Arbeit im SDS und in der Zeitschrift "konkret" wie auch für die spätere RAF-Zeit. In der DDR traf die engagierte Streiterin gegen das Unrecht in der Welt angeblich auf kluge Ratgeber und alte "Kämpfer gegen den Faschismus", auf Menschen, die verstanden, was die junge Frau im kapitalistischen Westen umtrieb. Neben allen möglichen Missständen des Adenauer-Staates waren das vor allem die noch immer in Schlüsselpositionen tätigen ehemaligen Nationalsozialisten.

Frau Ditfurth hat nun herausgefunden, dass sogar die nächste familiäre Umgebung Ulrike Meinhofs naziverseucht war. Vater Meinhof, den die Tochter kaum noch bewusst erlebte, war NSDAP-Mitglied gewesen, ein Onkel und ihr späterer Schwiegervater ebenfalls, ja sogar Meinhofs linke Ziehmutter Renate Riemeck trat 1941 in die NSDAP ein. Akribisch notiert Ditfurth hinter den Namen dieser Verwandten wie auch hinter den Namen der späteren Gerichtsgutachter im RAF-Prozess deren NSDAP-Mitgliedsnummern. Bei Nazis, die in der DDR zu Amt und Würden gekommen waren, verschweigt die Autorin deren Vergangenheit. Gerhard Dengler etwa vom DDR-Nationalrat wird freundlich erwähnt. Der Herausgeber des DDR-Braunbuchs über Kriegs- und Naziverbrecher in der Bundesrepublik belieferte Ulrike Meinhof 1965 mit präpariertem Material gegen Bundespräsident Heinrich Lübke. Denglers NSDAP-Mitgliedsnummer stammt aus dem Jahr 1937, vor 1933 gehörte er dem Stahlhelm und später der SA an. Das alles ist seit langem bekannt. Doch es passt nicht in das Ditfurth-Meinhof-Bild von der DDR, wo "ehemalige NS-Verfolgte versuchten, einen sozialistischen Staat aufzubauen". Also weglassen wie vieles andere, was Ditfurths stringente Meinhof-Legende durcheinanderbringen könnte.

Das gilt besonders für den letzten Teil des Buches, in dem noch einmal alle Verschwörungstheorien der siebziger Jahre über Isolationshaft, systematische Folter von RAF-Gefangenen und die Ermordung Ulrike Meinhofs durch ein Geheimdienstkommando Revue passieren. Auch hier wird alles Widersprechende verschwiegen oder relativiert. Selbst der häufig von Ditfurth als Freund und Helfer Ulrike Meinhofs herbeizitierte gute DDR-Mensch, Rechtsanwalt Friedrich Karl Kaul, hatte sich 1977 in einem Gespräch mit dem Frankfurter RAF-Anwalt Weidenhammer energisch gegen die "Folterthese" gewandt. "Abgesehen von Härten, die jede Haft mit sich bringt", könne "die Behandlung der Gefangenen in Stammheim (Bücher, Schreibmaschine, Fernseher, Rundfunk, Tischtennis, gemeinsame Diskussion über Tag) nicht als ,unmenschliche Behandlung' im Sinne des Art. 3 der Konvention gegen die Strafverfolgungsbehörden der BRD angesehen werden".

In der Danksagung am Ende des Buches führt Jutta Ditfurth auch ihre "Zeitzeugen" auf. Ausschließlich ehemalige RAF-Leute, Meinhof-Anwälte, Meinhof-Sympathisanten und Freunde. Kritiker, politische Gegner oder gar Menschen, die von Terroranschlägen betroffen wurden, an denen Meinhof direkt oder mittelbar beteiligt war, interessierten die Biographin nicht. Ihr Betroffenheitspathos endet genau da, wo Ulrike Meinhof 1970 die "Grenze zwischen uns und dem Feind" gezogen hatte. Frau Ditfurth beansprucht laut Untertitel des Buches, "Die Biografie" über Ulrike Meinhof vorgelegt zu haben. Herausgekommen aber ist eine linke Polit-Schmonzette über Ulrike gegen den Rest der bösen Welt.

JOCHEN STAADT

Jutta Ditfurth: Ulrike Meinhof. Die Biografie. Ullstein Verlag, Berlin 2007. 479 S., 22,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 26.11.2007

Tragisch, selbstgerecht, mörderisch
Neue Biographien über Ulrike Meinhof können nur ansatzweise die Frage beantworten, wie sie zur Terroristin werden konnte
Noch jede Darstellung Ulrike Meinhofs folgt der kategorischen Frage: Wie konnte sie nur? Wie konnte eine Frau, die erfolgreich, sogar prominent war, die zwei kleine Kinder hatte und ihre Meinung jederzeit verbreiten durfte, wie konnte diese Frau sich in den bewaffneten Kampf stürzen?
Obwohl Ulrike Meinhof keineswegs im Verborgenen heranwuchs, vielmehr eine in den sechziger Jahren gern herumgereichte Trophäe in der Hamburger und Sylter Gesellschaft war und sich noch heute ältere Herrschaften damit berühmen, mit ihr getanzt, gelacht und geknutscht zu haben, scheint es noch immer unbegreiflich, dass sich jemand aus dieser „Party-Republik” (Peter Rühmkorf) davonstehlen konnte, um der Bundesrepublik den Krieg zu erklären.
Ihr Leben hat alles einer weltlichen Heiligenlegende: vaterlos im Nazi-Reich aufgewachsen, früh auch noch die Mutter verloren, von einer tapferen Tante in den Widerstand gegen die atomare Nachrüstung geleitet, als Journalistin erfolgreich, glückliche Mutter, aber von ihrem Mann betrogen, eine tragische Gestalt noch in der wahnwitzigen Freischärlertruppe RAF, die das ungeliebte Mitglied schließlich zum Selbstmord in der Zelle trieb. Erich Fried verglich sie mit Rosa Luxemburg, und der ehemalige Bundespräsident Gustav Heinemann erklärte: „Mit allem, was sie getan hat, so unverständlich es war, hat sie uns gemeint.”
In zwei neuen Büchern wird dieses kurze, ereignisreiche Leben nacherzählt und am Ende etwas verständlicher, aber eine Fremde bleibt sie doch. Eine „politische” Biographie will die Dissertation Kristin Wesemanns sein, und auch der Grünen-Mitgründerin Jutta Ditfurth geht es um das Politische in diesem Lebenslauf, der sich nach 1969/70 in einen Sturmlauf beschleunigte und mehr oder weniger zwangsläufig in den Tod führte.
Meinhof hat von Mario Krebs bis zu ihrer Tochter Bettina Röhl immer neue Biographen gefunden, die sie verstehen wollten. Im „Baader-Meinhof-Komplex” von Stefan Aust hebt sie sich zweideutig strahlend vor dem dunklen Hintergrund einer schießenden, bombenden Stadtguerilla ab, eine Verführte, die es wenigstens postum aus den Fängen des Unholds Baader zurück ins Bürgertum zu retten galt. Wie stark NS-verseucht dieses Bürgertum war, wird bei Jutta Ditfurth mit aller Kälte herauspräpariert. Ulrike Meinhofs Vater, Museumsdirektor in Jena, Parteimitglied selbstverständlich, beteiligte sich karrierefördernd an der Aktion „Entartete Kunst”. Eine Antwort auf die tremolierende Frage „Wie konnte sie nur?” könnte das Verhältnis zu Renate Riemeck sein, die 1949 nach dem Tod der Mutter die Vormundschaft für Ulrike Meinhof übernahm. Entgegen ihrer sehr vagen Autobiographie „Ich bin ein Mensch für mich” (1992), war Riemeck nicht sehr widerständig, sondern sogar Mitglied der NSDAP. Sie studierte bei den Rasseforschern Karl Astel und F. K. Günther und arbeitete als Assistentin bei Johann von Leers, der nicht bloß SS-Obersturmbannführer war, sondern als Professor den Antisemitismus auch noch wissenschaftlich begründen wollte. Die Pädagogin wurde eine prominente Figur in der Anti-Atom-Bewegung der fünfziger Jahre und berühmt, als sie ihren Lehrstuhl in Wuppertal auf politischen Druck hin aufgeben musste. Inwieweit Riemeck in ihrer Oppositionspolitik von Ostberlin beeinflusst oder gar gelenkt war, ist nach wie vor unklar.
So wie Riemeck den Widerstand nachholte, den sie in der Nazizeit unterlassen hatte, holte Meinhof erst als Journalistin und dann als Terroristin die Revolte gegen ihre Ziehmutter nach. Die mochte Pädagogikprofessorin sein und sich heldenmütig gegen den übermächtigen CDU-Staat Konrad Adenauers erhoben haben, zu Hause war sie tyrannisch, untersagte der Ziehtochter Liebesbeziehungen und gab später gerne deren Mann Klaus Röhl das letzte Wort. Der Studentin Meinhof, die 1958 in Münster den universitären Widerstand gegen die Atomaufrüstungspolitik organisierte, schlug nicht nur das Gewissen, sie wehrte sich auch gegen ihre Ziehmutter: „Wir wollen uns nicht noch einmal wegen ‚Verbrechen gegen die Menschlichkeit‘ vor Gott und den Menschen schuldig bekennen müssen.”
Die RAF-Geschichtsschreibung neigt zu einer schaudernden Distanzierung, ganz so, als hätte man von Anfang an gewusst, dass es böse enden müsse. Das war nicht immer so. 1969 lud der Münchner Jung-Verleger Hubert Burda Andreas Baader und Gudrun Ensslin zum Abendessen. Das Geld, das sie verlangten, will er ihnen nicht gegeben haben, aber auch für Burda waren sie Pop-Helden. Die beiden hatten Brandsätze in Frankfurter Kaufhäusern gelegt und waren wegen dieser politischen Tat zu drei Jahren Gefängnis verurteilt worden.
Eine Sympathisantin der Brandstifter war auch die Journalistin Meinhof. Im selben Jahr 1969 war sie, wie Ditfurth herausgefunden hat, an einem Sprengstoffanschlag im Hamburger Hafen auf eine portugiesische Korvette beteiligt, die dem damals noch faschistischen Land die Kolonialherrschaft in Afrika sichern sollte – ein hilfloser Versuch, den Widerstand zu leisten, den die Generation davor versäumt hatte. Meinhof, die so lang vor der Tat zurückschreckte, wollte nicht weiterer Verbrechen gegen die Menschheit schuldig werden, sie wollte aber auch ihre übermächtige Ziehmutter treffen und übertreffen. In letzter selbstgerechter Konsequenz hieß das für sie, dass man auf Polizisten schießen und Bomben gegen US-Soldaten werfen dürfe. Ulrike Meinhofs Leben ist eine deutsche Geschichte. WILLI WINKLER
JUTTA DITFURTH: Ulrike Meinhof. Die Biografie. Ullstein, Berlin 2007. 480 Seiten, 22,90 Euro.
KRISTIN WESEMANN: Ulrike Meinhof. Kommunistin, Journalistin, Terroristin – eine politische Biographie. Nomos, Baden-Baden 2007. 440 Seiten, 49 Euro.
Protest gegen die Atomaufrüstungspolitik und gegen die eigene Ziehmutter: Ulrike Meinhof erklärte der „Party-Republik” den Krieg. Foto: Ullstein
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Die frühere Grünen-Politikerin Jutta Ditfurth macht dem Rezensenten Willi Winkler in ihrer Biografie Ulrike Meinhofs vor allem deutlich, wie tief Meinhofs unmittelbare Umgebung in die NS-Vergangenheit verstrickt war. Sie deute die Wendung der bekannten Journalistin in den Terrorrismus nicht zuletzt auch als Revolte gegen ihre Ziehmutter Renate Riemeck, die bei Nazigrößen studierte und Assistentin des SS-Obersturmbannführers Johann von Leer wurde, der versuchte, den Antisemitismus auch wissenschaftlich zu untermauern, erklärt der Rezensent. Nach Ditfurth ist die terroristische Karriere Meinhofs also doppelter Widerstand, nämlich gegen den unterlassenen Widerstand gegen die Nationalsozialisten der vorigen Generation und gegen ihren herrischen Vormund, so Winkler, dem diese Argumentation offenbar ganz plausibel erscheint.

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