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In der Antike galten Träume als Offenbarungen der Götter. Später deutete Freud sie als Botschaften des Unbewussten. Die moderne Psychologie geht der Frage nach, was mit uns geschieht, wenn wir nachts träumen. Auf der Grundlage neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse enträtseln die Autoren das Geheimnis unserer nächtlichen Entdeckungsreisen. Wir erfahren, welche Funktion das Träumen hat, welche Arten von Träumen es gibt, welche Themen aus der Wachwelt sich in Träumen wiederfinden und was dabei im Gehirn und im gesamten Körper geschieht. Gleichzeitig gibt das Buch lebensnahe Tipps, wie wir die…mehr

Produktbeschreibung
In der Antike galten Träume als Offenbarungen der Götter. Später deutete Freud sie als Botschaften des Unbewussten. Die moderne Psychologie geht der Frage nach, was mit uns geschieht, wenn wir nachts träumen. Auf der Grundlage neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse enträtseln die Autoren das Geheimnis unserer nächtlichen Entdeckungsreisen. Wir erfahren, welche Funktion das Träumen hat, welche Arten von Träumen es gibt, welche Themen aus der Wachwelt sich in Träumen wiederfinden und was dabei im Gehirn und im gesamten Körper geschieht. Gleichzeitig gibt das Buch lebensnahe Tipps, wie wir die Traumerinnerung trainieren, die nächtlichen Bilder besser verstehen und sie kreativ nutzen können. Schon Victor Hugo sagte, »Träumen ist das Vergnügen des Intellekts«.
Autorenporträt
Michael Schredl, promovierter Psychologe, leitet das Schlaflabor am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit der Universität Mannheim. Er ist einer der führenden deutschen Traumforscher mit zahlreichen Publikationen. Michael Schredl ist zudem in der Erwachsenenbildung tätig.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.09.2007

Sage mir, wie du träumst, und ich sage dir, was du liest
Die Schlafforscher Michael Schredl und Georg Rüschemeyer führen vor Augen, was wir vom Traumreich bis jetzt wirklich wissen

Die Wissenschaft enträtselt unser nächtliches Kopfkino? Erfreulicherweise ist das Buch zum Thema viel vorsichtiger als sein Untertitel. Denn dass Träume nicht bloß Bilder enthalten und überhaupt mit Kino nur wenig Ähnlichkeit haben, das machen der Mannheimer Psychologe Michael Schredl und sein Koautor Georg Rüschemeyer von Anfang an klar. Auch lautet die Botschaft keineswegs, die Wissenschaft habe in Sachen Traum bereits viel "enträtselt". Vielmehr geben die Autoren einen soliden und gut verständlichen Überblick über den Stand der psychologischen Schlafforschung sowie über ihren irrlichternden Hauptgegenstand: die Träume. Und über diese weiß die Wissenschaft vor allem eines zunehmend genauer: nämlich wie wenig man tatsächlich über sie weiß.

Unruhige Nächte

Auch so kann Forschungsfortschritt aussehen: Mutmaßliche Erklärungen werden Stück für Stück erledigt, ohne dass neue Modelle zu haben wären. Es ist das Verdienst der empirischen Schlafforschung, genau diese Art von irritierender Einsicht bewirkt zu haben - sicherlich nicht vorsätzlich, aber doch im Ergebnis.

Mit der Entdeckung des sogenannten REM-Schlafes haben seit den 1950er Jahren Forschungen in Schlaflabors ihren Aufschwung genommen. REM (von "rapid eye movement") ist eine Schlafphase, in der sich unter den geschlossenen Lidern die Augen der Schlafenden schnell bewegen. Auch auf dem Hirnstromschreiber (EEG) haben die im normalen Nachtschlaf mehrmals auftauchenden REM-Abschnitte ein eigenes Profil. Naheliegend, dass man zunächst meinte, der REM-Schlaf sei der "Ort" und auch das physiologische Gegenstück der Träume. Genauere Messungen, zahlreiche Weckversuche, Studien zu Traumberichten und inzwischen auch neue bildgebende Verfahren zur Hirndarstellung haben den Mythos REM entzaubert. Auch in anderen Schlafphasen wird geträumt. Umgekehrt haben die Augenbewegungen keineswegs immer Bezug zu Träumen, und überhaupt ist der nächtliche Zustand des Bewusstseins von einer verblüffenden Beweglichkeit.

In physiologischer Hinsicht muss man heute sagen: Das Gehirn und das Bewusstsein schlafen im Grunde nie. Was immer der Sinn des Schlafes und des Träumens ist (über beides laufen die Vermutungen weit auseinander): Zwischen Einschlafen und Aufwachen sind wir durchgehend aktiv. Und zwar nicht wie ein Zufallsgenerator: Die zeitweilig von Neuroforschern vertretene These, Träume seien gänzlich sinnleer, ist vom Tisch. Im Gegenteil haben die meisten Träume eine durchaus frappierende Nähe zur Realität. Bizarre Träume sind selten - und auch sie haben sinnhafte und vor allem individuelle Züge.

Zudem sind Träume situationsabhängig. Und sie sind mitteilungsabhängig. Kann man beide Ebenen überhaupt trennen? Jedenfalls verhalten sich Träume geradezu genial flexibel. Schredl, selbst Leiter eines Schlaflabors, berichtet, welche Probleme das in der empirischen Forschung macht: Versuchspersonen, die mit Farbbrillen, Testaufgaben oder erotischen Bildern konfrontiert werden, reagieren oft nur schwach auf die Versuchsanordnung. Stattdessen träumen sie von Elektroden, vom Versuchsleiter, kurz: von der Laborsituation.

Ohne Symbole

Auch einige Klischees der Psychoanalyse erledigen sich auf diese Weise. Freud-Leser träumen von Aggressionen und Sexualität, Anhänger C. G. Jungs von mythischen Figuren. Fans des Schamanen-Autors Carlos Castaneda wiederum träumen von mexikanischen Geisterwesen.

Dass Träume sich nicht auf dem Wege fester "Symbole" deuten lassen, versteht sich folglich von selbst. Dafür scheinen Gedanken im Traum wichtiger als früher angenommen - und reflexive Entscheidungen sind möglich. Im Buch ist ein ganzes Kapitel den sogenannten "luziden Träumen" gewidmet: Man kann im Traum wissen, dass man träumt, und diesen Zustand offenbar zur willentlichen Einflussnahme auf das Traumgeschehen nutzen. Jedenfalls dokumentieren Studien einschlägige Erfolgsberichte.

Die Autoren zeichnen die Geschichte ihres Forschungsgebiets nicht nach, sie referieren aber den aktuellen Kenntnisstand auf angenehm unprätentiöse Weise. Sie werben für die Faszination, die von ihrem Objekt ausgeht, und sprechen sich auch für die therapeutische Arbeit mit Träumen aus - zum Beispiel in der Albtraumbehandlung und zur Behandlung posttraumatischer Störungen. Aber auch jenseits der Behandlung durch Experten, gewissermaßen als Erkenntnismittel für jedermann, wird die Führung eines sogenannten Traumtagebuches empfohlen. Das Träumen ist eine demokratische Wissensquelle: Jeder kann sie nutzen und aus ihr Erkenntnisse für die Wachrealität ziehen. Wohl ungewollt - aber warum schließlich nicht? - rücken die Autoren mit dieser Empfehlung die Ergebnisse der heutigen Forschung in die lange Folge der antiken Traumhandbücher des Artemidor oder des Synesios von Kyrene. Das Wissen von den Träumen ist unscharf, nur eine Anmutung von Wissen. Aber ganz von der Analyse des Traums und seiner Formen lassen kann auch die heutige Wissenschaft nicht.

Was von dem Überblick, den das Buch gibt, zu halten ist? Die Autoren überlassen die Frage des Umgangs mit den eigenen Träumen ihren Lesern. Diese wiederum haben die Wahl: Man kann die Geheimnisse des Phänomens Traum bestaunen. Man kann aber auch die Schlafforschung bewundern: eine bescheidene und in ihrem Umgang mit der Empirie eindrucksvolle Wissenschaft.

PETRA GEHRING

Michael Schredl und Georg Rüschemeyer: "Träume". Die Wissenschaft enträtselt unser nächtliches Kopfkino. Ullstein Verlag, Berlin 2007. 287 S., Abb., geb., 19,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensentin Petra Gehring ist angenehm überrascht, wie bescheiden die Schlafforschung sich hier präsentiert. Dass Forschungsfortschritt auch als Revision, Zurücknahme und empirisch gestützte Selbstkorrektur ins wiederum Offene auftreten kann, hätte sie kaum gedacht. In diesem Sinne dienen ihr die Beiträge des Sammelbands als "solider und gut verständlicher Überblick" zum Thema. Wie realitätsnah Träume sich gestalten, konnte Gehring erfahren, aber auch, dass der Schlaf nichts von seiner Faszination verloren hat. Nachzulesen in diesem Band, auf "angenehm unprätentiöse" Weise.

© Perlentaucher Medien GmbH