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'Hermann Fürst von Pückler-Muskau, Exzentriker, Lebemann und Gartengestalter, war zugleich ein Schriftsteller von hoher stilistischer Eleganz. Witzig und geistvoll berichtete er seiner Frau Lucie in langen Briefen von seiner berühmten Englandreise 1826 bis 1829. Die Erstausgabe aus dem Jahre 1830, herausgegeben von Varnhagen von Ense, lobte Goethe überschwenglich als ein "für Deutschlands Literatur bedeutendes Werk". Dieses schönste deutsche Reisebuch, vergleichbar nur Heines "Reisebildern", erscheint hier vollständig und zum ersten Mal mit einem sorgfältigen kulturhistorischen Kommentar versehen.…mehr

Produktbeschreibung
'Hermann Fürst von Pückler-Muskau, Exzentriker, Lebemann und Gartengestalter, war zugleich ein Schriftsteller von hoher stilistischer Eleganz.
Witzig und geistvoll berichtete er seiner Frau Lucie in langen Briefen von seiner berühmten Englandreise 1826 bis 1829. Die Erstausgabe aus dem Jahre 1830, herausgegeben von Varnhagen von Ense, lobte Goethe überschwenglich als ein "für Deutschlands Literatur bedeutendes Werk". Dieses schönste deutsche Reisebuch, vergleichbar nur Heines "Reisebildern", erscheint hier vollständig und zum ersten Mal mit einem sorgfältigen kulturhistorischen Kommentar versehen.
Autorenporträt
Hermann Fürst von Pückler-Muskau (1785 - 1871), Landbesitzer und Landschaftsarchitekt, Literat und Weltenbummler, war eine der schillerndsten Persönlichkeiten seiner Zeit. Zwischen 1815 und 1845 machte er seinen Grundbesitz an der Neisse zu einem der schönsten Landschaftsparks in Europa und wurde weltberühmt. Wegen hoher Schulden musste er das 1801 begonnene Jura-Studium in Leipzig abbrechen; er trat als Leutnant in die sächsische Garde du Corps in Dresden ein, wo er sich durch zahlreiche Eskapaden den Ruf des "tollen Pückler" erwarb. 1804 nahm er seinen Abschied und bereiste in den folgenden Jahren die Schweiz, Frankreich und Italien. Durch den Tod des Vaters wurde er 1811 zum Standesherrn des riesigen Muskauer Besitzes. Ab 1813 nahm er als Freiwilliger an den Befreiungskriegen teil, war Adjutant des Großherzogs von Sachsen-Weimar und wurde Militärgouverneur von Brügge. 1817 heiratete er Lucie, geschiedene Gräfin Pappenheim, Tochter des preußischen Staatskanzlers Hardenberg. Sein

e Leidenschaft für die Parkgestaltung und sein exzentrischer Lebensstil verschlangen Unsummen, so dass er mit seiner Frau 1826 eine Pro-Forma-Scheidung beschloss, damit er in England reich heiraten und Muskau sanieren könne. 1835 reiste er nach Algerien, Tunis und Griechenland; 1837 besuchte er Ägypten, 1838 den Vorderen Orient und Kleinasien. 1845 musste er Muskau verkaufen und siedelte mit seiner geschiedenen Frau nach Schloss Branitz über, wo er den Rest seines Lebens verbrachte.

Heinz Ohff, geb. 1922, war von 1961-87 Feuilletonchef des Berliner 'Tagesspiegel'. Von ihm liegen zahlreiche Biografien vor. Er lebt in Berlin und Cornwall.

Heinz Ohff, geb. 1922, war von 1961-87 Feuilletonchef des Berliner 'Tagesspiegel'. Von ihm liegen zahlreiche Biografien vor. Er lebt in Berlin und Cornwall.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 02.04.2007

Er liebte die Frauen und die Gartenkunst
Die „Briefe eines Verstorbenen” des Fürsten Pückler-Muskau
Eigentlich sollte die Reise, die Fürst Pückler-Muskau von 1826 bis 1829 durch England unternahm, eine Geschäftsreise sein, auch wenn dann der Ertrag ganz anderer Art war als ein ökonomischer Gewinn. Auf der mehrjährigen Fahrt entstand eines der erfolgreichsten Bücher der deutschen Reiseliteratur. Pücklers Absicht aber, seine Finanzen zu sanieren, schlug fehl. Zu exzentrisch war denn auch das Unternehmen gewesen, das er sich vorgesetzt hatte. Durch die Heirat mit einer reichen englischen Erbin wollte er seine Kasse, die er mit der Anlage prächtiger Gärten geleert hatte, wieder füllen.
Pückler allerdings war bereits verheiratet mit Lucie von Hardenberg, der Tochter des preußischen Ministers. In beiderseitigem Einverständnis hatte sich das Paar scheiden lassen, damit Pückler die gewinnbringende neue Allianz stiften könne. Die um neun Jahre ältere Lucie saß nun in Muskau und hoffte mit ihrem Freund auf den Erfolg, empfing seine langen Briefe, die viel von Land, Leuten, Gesellschaft und Aristokratie, einiges Wenige auch von Gartenanlagen, manches von aufflammenden Neigungen zu großen Sängerinnen und vorsichtige Überlegungen über mögliche reiche Partien enthielten, nichts Eindeutiges aber von einer zu erwartenden Heirat sagten. Inzwischen hatte sich Pücklers Kunstgriff herumgesprochen und alle Anwärterinnen verscheucht.
Ohnehin aber interessierte Pückler das Leben mehr als das Geschäft. „In unserem ernsten, industriellen Jahrhundert des Geschäftslebens” faszinierten ihn mehr die „kolossalen, wilden und seltsamen Farne der Berge” von Cornwall und Wales, dessen Sprache klinge wie „Krähengeschwätz”. Im Jahrhundert der Badereisen lässt sich Pückler lange über die Qualität der Brunnen aus, so dass sein Werk geradezu ein Michelin der Mineralwässer zu nennen wäre. Als Aufklärer beschreibt Pückler den religiösen Konflikt zwischen Irland und England, um selbst ins Predigen zu geraten über den Sinn und Unsinn der Religionen. Eine treffendere Beschreibung der Londoner High Society mit ihren Beaux Esprits und Fashionables lässt sich schwer denken, doch streunt Pückler auch gern durch die Straßen und beobachtet das „Shopping”, ein neues Vergnügen, das gerade in der Weltstadt mit ihren Kaufhäusern erfunden wird: „Des Morgens besehe ich Merkwürdigkeiten, wandle im Museum auf und ab oder gehe ,Schopping‘ (dies Wort bedeutet in den Buden umherlaufen und Bagatellen kaufen, deren der Luxus in Paris und London fortwährend neue erfindet). Hundert kleine Geschenke habe ich Dir dort bereits gesammelt”, verspricht er Lucie.
Ein Bonvivant und Exzentriker
Einen späteren Band von Reiseerinnerungen hatte Pückler-Muskau den Titel „Tutti Frutti” gegeben. Auch die „Briefe eines Verstorbenen” – dieser seltsame Titel entsteht aus dem im Vaterland umlaufenden Gerücht, Pückler sei in England verstorben – enthalten das Allerlei, das auf ihn zuströmt und füllen gute tausend Seiten: So reich ist eben die Welt für einen Fürsten, der ein Bonvivant, ein Exzentriker, ein Liebhaber der Frauen und Gärten, ein Causeur und ein guter Schriftsteller ist.
Briefe waren im 19. Jahrhundert so gut Nachrichtenblätter wie Zeitungen, und so kursierten auch Pücklers tagebuchartige Aufzeichnungen unter den zurückgebliebenen Freunden. Varnhagen von Ense, der gern den Herausgeber der Werke seiner Freunde machte, übernahm auch diesmal den Freundschaftsdienst und publizierte 1830 eine Auswahl der Brief-Tagebücher, indem er viel von den einleitenden Liebes- und Treueschwüren an die opferbereite Lucie stehen ließ, alle Pikanterien aber ausmerzte, die sich Pückler auf der Reise mit Damen erlaubte. Als Dokument einer leidenschaftlichen Hingabe zweier Menschen an eine Modeerscheinung, die Gartenkunst, und als Lesebuch einer Vergnügungsreise, die alle gerne unternommen hätten, war den Bänden ein großer Erfolg beschieden, obgleich der Name des Verfassers nicht auf dem Titelblatt stand.
Varnhagen hatte zunächst nur die späteren Briefe herausgegeben; die Resonanz bewog ihn, die ersten Briefe nachzuliefern. Was Pückler über Irland und England berichtet, ist heute im Großen und Ganzen in jedem Geschichtsbuch zu lesen, dennoch fasziniert den Leser noch immer das Gewimmel an Leben und Leuten, die Reflexionen über sie und die freundliche Satire, in der Pückler Meister ist. Die Lektüre der Briefe entspannt und ruft, ganz im Stil des 19. Jahrhunderts, eine legere, ja liegende Lesehaltung hervor.
So bleibt der einzige Fehler, der dieser neuen Ausgabe vorzuwerfen ist, das Volumen: Alle Briefe in einem Band zusammengefasst und locker gesetzt, ergeben ein gewichtiges Buch, das zum einsamen Studium am Schreibtisch auffordert, und Pückler war doch nun einmal ein Unterhalter für Mußestunden – so können äußerliche Fehlgriffe den Sinn und Charakter eines Werkes verstellen. Die Originalausgabe von 1830/32 war in vier handliche Bände aufgeteilt gewesen, die DDR-Ausgabe von 1987 in zwei – wie soll man da noch an den Fortschritt glauben können? HANNELORE SCHLAFFER
HERMANN FÜRST PÜCKLER-MUSKAU: Briefe eines Verstorbenen. Vollständige Ausgabe. Herausgegeben von Heinz Ohff. Propyläen Verlag, Berlin 2006. 1004 Seiten, 29,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.01.2007

Wie fatigant, wie hidös!
Tieftauchen im Regency: Fürst Pücklers "Briefe eines Verstorbenen"

"Übrigens las George IV. ungeachtet seiner Schwäche mit vielem Anstande und schönem Organ, aber auch mit königlicher Nonchalance, die nicht viel danach fragt, ob die Majestät sich verspricht oder ein Wort nicht gleich dechiffrieren kann, die banale Rede ab. Man sah indes deutlich, dass der Monarch erfreut war, als die corvée (Fron) ihr Ende erreicht hatte, so dass der Abgang auch etwas rüstiger vonstatten ging als der Einzug." Der England-Tourist, der hier etwas respektlos seine Eindrücke im House of Lords wiedergibt, existiert im Bewusstsein seiner Nachwelt vornehmlich als unfreiwilliger Namengeber einer Speiseeistrilogie sowie als Parkkünstler.

Seinerzeit war Hermann Fürst von Pückler-Muskau auch als Sonderling und Reiseschriftsteller berühmt. Seine "Briefe eines Verstorbenen", die er zwischen 1826 und 1829 von den Britischen Inseln sandte, avancierten zum internationalen Bestseller. Noch heute sollten sie Pflichtlektüre zumindest für anglophile Literaturfreunde sein. Einen geistvolleren, rasenderen Reisereporter werden sie schwerlich finden. Der adelige Lausitzer jagt von Ball zu Ball, von Dinner zu Dinner, von den höchsten Kirchturmspitzen zu den herrlichsten Landsitzen. Sogar Bauarbeiten am Grund der Themse nimmt er mit einer Taucherglocke in Augenschein. Zwischendurch disputiert der Reisende Fragen des Handels oder der Eigenheimfinanzierung in London ebenso verständig wie die neuesten Shakespeare-Inszenierungen oder die "abgeschmackten" religiösen Konflikte in Irland. Ihm gelingt ein unübertroffen farbiges Porträt des späten Regency. Es zeigt eine Phase des Turbokapitalismus, in der die Aristokratie dem Aufstieg des Bürgertums mit unerschütterlichem Dünkel trotzte, aber bereits ulkig geworden war. Zugleich hält er seinem rückständigen Vaterland den Spiegel vor.

Goethe bezeichnete die "Briefe eines Verstorbenen" in einer halb aufrichtigen Gefälligkeitsrezension als "ein für Deutschlands Literatur bedeutendes Werk". Im Tagebuch dagegen protokolliert er seine Irritation über Pücklers "freisinnige Äußerungen, die besonders gegen die Frömmler gerichtet zu sein scheinen". Der "letzte Ritter der alten Geburtsaristokratie", wie Heine seinen hochgeborenen Freund nennt, plädiert für Parlamentarismus und Pressefreiheit, fühlt mit Fabrikarbeitern, Dienern und Prostituierten - schätzt allerdings auch den Service der letztgenannten Gruppen. Die ersten zwei von vier Teilen der provokanten Briefe erschienen im Revolutionsjahr 1830. War es eine Schrulle oder politische Rücksichtnahme, dass der Verfasser lediglich als Herausgeber auftrat und die Autorschaft einem verstorbenen Anonymus zuschob?

Die meisten Leser jedenfalls dürften über die Urheberschaft nicht im Zweifel gewesen sein. Umso mehr ergötzt der hinreißende Irrsinn des Vorworts der zwei Jahre später veröffentlichten Folgebände: Pückler zitiert in einer grotesken Séance den toten Briefsteller herbei und trägt ihm das Goethe-Lob vor. Geschmeichelt staunt der Geist, "wie der achtzigjährige Greis so jugendlich frisch noch in jeden mutwilligen Scherz des Weltkindes so teilnehmend freundlich einzugehen vermag und wie hoch er dabei dennoch in seiner Dichter-Glorie oben über uns schwebt". Kein Wunder, dass Goethe die weiteren Briefe nicht öffentlich kommentiert - zumal der adelige Nachwuchsautor hier einen Besuch bei seinem literarischen Gönner sehr ironisch ausmalt.

Das eigentliche Skandalon freilich steht nur in den unpublizierten Passagen des Reiseberichts: Der verschuldete Standesherr hatte sich von seiner Gattin Lucie, geborene von Hardenberg, pro forma scheiden lassen, um in England eine reiche Braut zu angeln und ein unbeschwertes Leben zu dritt zu führen (F.A.Z. vom 4. Juli 2006). Über den Fortgang des frivolen Unternehmens hielt er die Exfrau - sie ist die Adressatin der Korrespondenz - detailliert auf dem Laufenden. Es endete kläglich, weil Londons Klatschpresse den Plan ausposaunte und Pückler zur gesellschaftlichen Witzfigur geriet. Manche Kritik an den versnobten Briten ist vor diesem Hintergrund zu lesen.

Übrigens ist die Sprache des Aristokraten Grund genug, sich seinen Briefen zu widmen. Wo finden wir heute so schöne Wörter wie "fatigant" (lästig), "hidös" (abscheulich), "lugubre" (kläglich) oder "Occiput" (Hinterkopf)? Schade ist bloß, dass der Verlag uns einen tausendseitigen Wälzer ohne gesammelte Inhaltsangaben zumutet. Die zweibändige DDR-Ausgabe bei Rütten und Loening von 1987 ist praktischer und schöner. Doch sei dem im Februar verstorbenen Pückler-Experten Heinz Ohff Dank, dass er das vergriffene Werk neu herausgegeben hat.

FELIX JOHANNES KRÖMER.

Hermann Fürst von Pückler-Muskau: "Briefe eines Verstorbenen". Herausgegeben von Heinz Ohff. Propyläen Verlag, München 2006. 1008 S., geb., 29,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Dass der Name Pückler mehr bedeutet als eine "Speiseeistrilogie" macht Felix Johannes Krömer klar. Die dereinst bestsellenden Briefe des rasenden Fürsten liest er als "farbiges Porträt des späten Regency", als "geistvolle" Reisereportagen über Fragen des Handels oder die neuesten Shakespeare-Inszenierungen. Vor einem, der wie Pückler um 1825 Pressefreiheit und Parlamentarismus fordert, zieht Krömer den Hut, erst recht, wenn er sich dabei so schöner Wörter bedient, wie "hidös", um seinen Abscheu auszudrücken, oder "Occiput" für Hinterkopf. Dem Verlag indessen rät Krömer, sich an der alten DDR-Ausgabe der Briefe ein Beispiel zu nehmen. Sie verfügt über die hier vermisste Inhaltsangabe, ist "praktischer und schöner".

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