Produktdetails
- Propyläen A-Z
- Verlag: Propyläen
- 2000.
- Seitenzahl: 455
- Abmessung: 44mm x 171mm x 245mm
- Gewicht: 1088g
- ISBN-13: 9783549071250
- ISBN-10: 3549071256
- Artikelnr.: 08859727
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.02.2001Stolze Bezugspunkte
DDR-OPPOSITION. Die Konrad-Adenauer-Stiftung gab 1996 das verdienstvolle "Lexikon des DDR-Sozialismus" heraus. Jetzt legt sie als notwendige Ergänzung ein Lexikon zur Geschichte von Opposition und Widerstand in der SBZ/DDR vor. Obwohl es hierzu ein reichhaltiges Angebot an Monographien und Dokumentationen gibt, gelang es den Herausgebern, in der gebotenen enzyklopädischen Kürze erstmals eine Gesamtschau auf diese "stolzen Bezugspunkte" (Hans-Joachim Veen) der gemeinsamen deutschen Geschichte zu vermitteln. 92 Autoren - überwiegend einstige Akteure und Fachwissenschaftler - befassen sich in 377 Stichwortartikeln mit den Biographien von prominenten und weniger bekannten Widerstandskämpfern, Oppositionellen und Bürgerrechtlern. Behandelt werden darüber hinaus Widerstandskreise an den Universitäten und Schulen aus der Frühzeit der SBZ/DDR ebenso wie die Aktivitäten der Ostbüros der SPD, der CDU und der FDP, des "Untersuchungsausschusses Freiheitlicher Juristen", der "Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit" bis zu denen der Friedens- und Bürgerrechtsgruppen im untergehenden SED-Staat der siebziger und achtziger Jahre. Ehrhart Neubert betont in seiner Einführung zu Recht, der Auflösungsprozeß der bereits zu DDR-Zeiten heterogen agierenden Bürgerbewegungen bedeutete keinesfalls deren Scheitern. Schließlich seien alle wichtigen, jahrzehntelang angestrebten Ziele von Widerstand und Opposition in der DDR 1989/90 erreicht worden. Die sorgfältig zusammengetragenen Biographien belegen zudem: Zahlreiche Protagonisten des Herbstes 1989 beteiligen sich im Einigungsprozeß auf vielfältige Weise aktiv und erfolgreich als Parlamentarier und Mitglieder aller Parteien, sie bekleiden öffentliche Ämter oder sie artikulieren sich als Publizisten, Wissenschaftler und Künstler. Nur eingefleischte Sozialismusverbesserer unter ihnen empfinden sich als Verlierer der Einheit. (Hans-Joachim Veen, Bernd Eisenfeld, Hans Michael Kloth, Hubertus Knabe, Peter Maser, Ehrhart Neubert, Manfred Wilke : Lexikon Opposition und Widerstand in der SED-Diktatur. Propyläen Verlag, München 2000. 455 Seiten, 80 Abbildungen, 78,- Mark.)
GUNTER HOLZWEISSIG
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
DDR-OPPOSITION. Die Konrad-Adenauer-Stiftung gab 1996 das verdienstvolle "Lexikon des DDR-Sozialismus" heraus. Jetzt legt sie als notwendige Ergänzung ein Lexikon zur Geschichte von Opposition und Widerstand in der SBZ/DDR vor. Obwohl es hierzu ein reichhaltiges Angebot an Monographien und Dokumentationen gibt, gelang es den Herausgebern, in der gebotenen enzyklopädischen Kürze erstmals eine Gesamtschau auf diese "stolzen Bezugspunkte" (Hans-Joachim Veen) der gemeinsamen deutschen Geschichte zu vermitteln. 92 Autoren - überwiegend einstige Akteure und Fachwissenschaftler - befassen sich in 377 Stichwortartikeln mit den Biographien von prominenten und weniger bekannten Widerstandskämpfern, Oppositionellen und Bürgerrechtlern. Behandelt werden darüber hinaus Widerstandskreise an den Universitäten und Schulen aus der Frühzeit der SBZ/DDR ebenso wie die Aktivitäten der Ostbüros der SPD, der CDU und der FDP, des "Untersuchungsausschusses Freiheitlicher Juristen", der "Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit" bis zu denen der Friedens- und Bürgerrechtsgruppen im untergehenden SED-Staat der siebziger und achtziger Jahre. Ehrhart Neubert betont in seiner Einführung zu Recht, der Auflösungsprozeß der bereits zu DDR-Zeiten heterogen agierenden Bürgerbewegungen bedeutete keinesfalls deren Scheitern. Schließlich seien alle wichtigen, jahrzehntelang angestrebten Ziele von Widerstand und Opposition in der DDR 1989/90 erreicht worden. Die sorgfältig zusammengetragenen Biographien belegen zudem: Zahlreiche Protagonisten des Herbstes 1989 beteiligen sich im Einigungsprozeß auf vielfältige Weise aktiv und erfolgreich als Parlamentarier und Mitglieder aller Parteien, sie bekleiden öffentliche Ämter oder sie artikulieren sich als Publizisten, Wissenschaftler und Künstler. Nur eingefleischte Sozialismusverbesserer unter ihnen empfinden sich als Verlierer der Einheit. (Hans-Joachim Veen, Bernd Eisenfeld, Hans Michael Kloth, Hubertus Knabe, Peter Maser, Ehrhart Neubert, Manfred Wilke : Lexikon Opposition und Widerstand in der SED-Diktatur. Propyläen Verlag, München 2000. 455 Seiten, 80 Abbildungen, 78,- Mark.)
GUNTER HOLZWEISSIG
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Keine "Unterdrückungsgeschichte", sondern im Gegenteil eine Geschichte der - nicht immer sichtbaren und meist nicht sehr effektiven - Opposition der DDR-Gesellschaft hat der Herausgeber erstellen wollen, meint Rainer Hoffmann und beschreibt auch sonst das Vorhaben der Autoren: eine "Breitenbilanz auf der Höhe der vorliegenden Erkenntnisse" zu ziehen, d.h. das gesamte Spektrum oppositionellen Verhaltens und oppositioneller Denkweisen einzufangen. Zu erfragen sind, so erfährt man noch, Biografien oder Schauplätze, Institutionen oder historische Daten, die mit der Oppositionsbewegung verknüpft sind, die laut Hoffmann eine Machtgeschichte der SED "ex negativo" schreiben. Ob es dem Herausgeber und seinen (ungenannt bleibenden) Autoren allerdings gelungen ist, auch in die Tiefe zu gehen, darüber verliert der Rezensent kein Wort.
© Perlentaucher Medien GmbH
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