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Seit sich die Medizin den Bedingungen des Marktes unterworfen hat, ist sie in eine Kostenfalle geraten. Während man die Menschen mit der Aussicht auf eine leidensfreie Gesellschaft ködert, boomt zwar die Gesundheitsindustrie, aber die Gesundheit wird uns damit paradoxerweise systematisch ausgetrieben. Denn die heutige Heilkunst, wie sie uns von Ärzten und Pharmafirmen gepredigt wird, kennt gar keine gesunden Menschen mehr.
Klaus Dörner stellt zwölf provokante Thesen auf, die wegweisend sind für eine wirkliche Gesundheitsreform.

Produktbeschreibung
Seit sich die Medizin den Bedingungen des Marktes unterworfen hat, ist sie in eine Kostenfalle geraten. Während man die Menschen mit der Aussicht auf eine leidensfreie Gesellschaft ködert, boomt zwar die Gesundheitsindustrie, aber die Gesundheit wird uns damit paradoxerweise systematisch ausgetrieben. Denn die heutige Heilkunst, wie sie uns von Ärzten und Pharmafirmen gepredigt wird, kennt gar keine gesunden Menschen mehr.

Klaus Dörner stellt zwölf provokante Thesen auf, die wegweisend sind für eine wirkliche Gesundheitsreform.
Autorenporträt
Prof. Dr. Klaus Dörner, geboren 1933, ehemals leitender Arzt des Psychiatrischen Landeskrankenhauses Gütersloh und Professor für Psychiatrie der Universität Witten-Herdecke, Mitinitiator der Reformbewegung in der Psychiatrie.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.12.2004

Lebensverwirrungsentwirrer
Für uns Hypochonder: Klaus Dörners andere Gesundheitsreform

Selten genug: ein Sachbuch, das erklärtermaßen von häufigen Übertreibungen lebt und das mit solchen Übertreibungen seinen Gegenstand doch nicht verzerrt, sondern im Gegenteil erst richtig zur Geltung bringt. Der Gegenstand dieses Buches von Klaus Dörner ist die lapidare Frage, "woran unsere Medizin krankt". Es ist ein Buch über eine andere Gesundheitsreform jenseits von politischen Formelkompromissen, ein Buch, das durch seine medizinische Fachkompetenz, seine treffsichere Zeitgeistdiagnose und seinen menschlichen Tiefgang dem Genre der Medizinkritik Glanz verleiht - und den Leser die Bezogenheit von Gesundheit und Leid neu sehen läßt. Am Ende ist dieses Buch viel mehr als ein Buch über Medizin. Es ist eine wunderbar gelassen stimmende Lebensanleitung für uns Hypochonder, die sich mit ihrem Körper und ihrer Seele in dieser Welt oft weniger zu Hause als ausgesetzt fühlen und deshalb manchmal einen etwas irren Blick aufsetzen.

Schaut doch nicht so irre drein, sagt Klaus Dörner und stärkt auf der ganzen Linie der Lebensverwirrungen das Vertrauen in unsere Selbstheilungskräfte. Er vermittelt eine lebenskluge Vorstellung davon, daß "eine allzu gesunde Lebensweise in sich schon eine Krankheit ist". Klaus Dörner - ein Lebensverwirrungsentwirrer. Der einundsiebzigjährige Arzt und Historiker leitete von 1980 bis 1996 die Westfälische Klinik für Psychiatrie in Gütersloh und lehrte Psychiatrie an der Universität Witten-Herdecke. Sein bekanntestes Buch heißt "Der gute Arzt", eine Summe der ärztlichen Berufserfahrungen Dörners. Es ist wie dieser Band "Das Gesundheitsdilemma" ein Schmöker fürs Wartezimmer.

Apropos Wartezimmer: Dörner will stärker das Wohl als den Willen des Patienten gesehen wissen. Hilfreich sei da etwa ein Plakat im Wartezimmer des Tenors: "Hier erfüllen wir keine Wünsche, dafür übernehmen wir Verantwortung." Dörner rechtfertigt solche Zuspitzungen so: Wenn er Schattenseiten des vielbeschworenen Selbstbestimmungsrechts des Patienten aufzeige, wenn er für die Stärkung der ärztlichen Verantwortung plädiere, dann klinge das vielleicht nach "typisch Arzt". Doch wolle er gerade die in der öffentlichen Meinung zu kurz gekommenen Aspekte herausstellen, um so zu einer Rundung unseres Bildes des Gesundheitsdilemmas beizutragen.

Was das heißt, wird etwa bei Dörners entschiedenem Plädoyer für den Hausarzt deutlich. Dessen Rolle möge künftig wieder mehr (und das heiße: gerade nicht nur als "Lotse") gestärkt werden, verlangt Dörner und hält es in diesem Zusammenhang für vollkommen kontraproduktiv, daß Ärzte "nicht fürs Unterlassen, nur fürs Tun, weniger fürs Sprechen als für technische Anwendungen" bezahlt werden, "was sich demzufolge mehr krank machend als gesundheitsfördernd auswirkt". Zustimmend zitiert Dörner einen zuspitzenden Kollegen mit den Worten: "Ein empathischer und respektvoller, von hohem Sachverstand getragener ärztlicher Paternalismus würde dem viel beklagten Schwund der Menschlichkeit in der Medizin mehr entgegenwirken als jeder noch so gut gemeinte Versuch, Autonomie und Rechte der Patienten aufzuwerten."

Dörner ist nicht gegen die Kontrolle der ärztlichen Praxis. Im Gegenteil. Aber er weist darauf hin, daß jede Fremdkontrolle etwas Grenzwertiges hat. Zu viel von ihr schlage in "Verantwortungsverrat" der Ärzte um. "Für diesen ärztlichen Verantwortungsverrat, durch den wir, allzu sehr auf unsere juristische Absicherung bedacht, den Patienten oft genug mit seiner Selbstbestimmung, deren Folgen er nicht übersieht, allein lassen, ist inzwischen schon der Begriff deresponsibilization - gewissermaßen als Krankheitsdiagnose der medizinischen Berufe - international üblich geworden." Und man glaubt es sofort, daß dies keine Übertreibung ist.

CHRISTIAN GEYER

Klaus Dörner: "Das Gesundheitsdilemma." Woran unsere Medizin krankt. Ullstein Verlag, Berlin 2004. 201 S., br., 7,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Als Buch, das dem Genre der Medizinkritik Glanz verleiht, würdigt Rezensent Christian Geyer diese Veröffentlichung. Er versteht es als ein Plädoyer für eine "andere Gesundheitsreform" jenseits von "politischen Formelkompromissen". Überzeugt haben ihn nicht nur die "medizinische Fachkompetenz" und die "treffsichere Zeitgeistdiagnose" des Werkes, sondern auch sein "menschlicher Tiefgang". Der Autor Klaus Dörner stärke das Vertrauen in die Selbstheilungskräfte des Patienten und vermittle eine lebenskluge Vorstellung davon, dass "eine allzu gesunde Lebensweise in sich schon eine Krankheit" sei. Er setze eher auf das Wohl als auf den Willen des Patienten und plädiere entschieden für den Hausarzt. Geyer sieht in diesem Buch "viel mehr" als nur ein Buch über Medizin: "Es ist eine wunderbar gelassen stimmende Lebensanleitung für uns Hypochonder, die sich mit ihrem Körper und ihrer Seele in dieser Welt oft weniger zu Hause als ausgesetzt fühlen und deshalb manchmal einen etwas irren Blick aufsetzen."

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