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Lange Gespräche, die sie mit Eva Brauns Cousine Marlene führte, inspirierten Sibylle Knauss zu diesem Roman. Marlene hatte sich während der letzten neun Monate von Hitlers Herrschaft zusammen mit Eva Braun am Obersalzberg aufgehalten. Mehr als fünfzig Jahre schwieg sie über ihre Erlebnisse dort, die sie erst jetzt Sibylle Knauss anvertraute. Die äußert sich folgendermaßen über das Buch: "Die Geschichte ist so wahr wie die ihr zugrunde liegenden Tatsachen und so frei erfunden, wie es Romane sind."

Produktbeschreibung
Lange Gespräche, die sie mit Eva Brauns Cousine Marlene führte, inspirierten Sibylle Knauss zu diesem Roman. Marlene hatte sich während der letzten neun Monate von Hitlers Herrschaft zusammen mit Eva Braun am Obersalzberg aufgehalten. Mehr als fünfzig Jahre schwieg sie über ihre Erlebnisse dort, die sie erst jetzt Sibylle Knauss anvertraute. Die äußert sich folgendermaßen über das Buch: "Die Geschichte ist so wahr wie die ihr zugrunde liegenden Tatsachen und so frei erfunden, wie es Romane sind."
Autorenporträt
Sibylle Knauss, Jahrgang 1944, wuchs im Ruhrgebiet auf und studierte Germanistik und Theologie. Sie ist Autorin zahlreicher Romane, darunter der Bestseller »Evas Cousine«, den die New York Times im Jahr 2002 unter die Books of the Year wählte. Neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit arbeitete sie als Professorin an der Filmakademie Baden-Württemberg im Bereich Drehbuch. Sibylle Knauss lebt in der Nähe von Stuttgart.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Der richtige Name von Eva Brauns legendärer Cousine Marlene, die ab Juli 1944 mehrere Monate bei jener in Berchtesgaden verbracht hat, ist Gertrud Weisker, berichtet Susanne Balthasar, und seit sie mit ihrem Bericht über diese Zeit an die Öffentlichkeit getreten sei, stehe sie im Zentrum des Medieninteresses. Dabei ist ihre Geschichte eigentlich unspektakulär, findet Balthasar. Als Zeitzeugin sei sie eher zweitrangig, denn Hitler habe sie persönlich nie getroffen. Aber "Evas Cousine" ist für die Rezensentin "ein gelungenes Beispiel für Realfiktion". Der mitreißende Erzählstrom entstehe zum einen durch den flüssigen Erzählstil, zum anderen aber durch den makaber-voyeuristen Blick auf Hitlers Privatleben, angereichert durch historische Fakten. Das Buch habe Vieles von einem guten Film: ein anstößiges Thema, etwas Sex und die richtigen Bilder, resümiert Balthasar. Die Autorin verstehe es, "das Kino im Kopf anzukurbeln". Eines mache der Roman jedoch deutlich, bemerkt die Rezensentin: während Marlene eine Entwicklung durchmachte, habe Eva bis zum Schluss an ihrer Rolle festgehalten. Insgesamt, stellt sie abschließend fest, erscheine alles in diesem Buch ziemlich simpel - sogar die Liebesgeschichte zwischen Hitler und Eva Braun sei letztendlich allein in ihrer Konsequent außergewöhnlich gewesen.

© Perlentaucher Medien GmbH
Die naive Kusine von Hitlers Geliebten ...
Evas Cousine heißt Marlene und stammt aus Jena. Seid sie vierzehn ist, schaut sie zu der 12 Jahre älteren Eva auf, die alles verkörpert, was sie sich als junges Mädchen erträumt: Eleganz, sicheres Auftreten und die Aura von Bedeutsamkeit. Denn Eva Braun ist Hitlers Geliebte und somit fester Bestandteil der Wochenschauen und Gazetten. Ihr Vater sieht die Schwärmerei mit Besorgnis, doch als die inzwischen 20jährige Marlene 1944 eine Einladung von Eva bekommt, verdrängt sie seine Verbote macht sich auf den Weg nach Berchtesgaden. Hitler war vor zwei Tagen in das Führerhauptquartier in Ostpreußen abgereist und Eva braucht ihre Cousine als Gesellschafterin. Auf dem berühmten Obersalzberg erlebt Marlene zusammen mit Eva die letzten neun Monate des Naziregimes.
... erlebt die letzen Monaten an Evas Seite
55 Jahre später reist sie erneut nach Berchtesgaden, um sich endlich den lang verdrängten Erinnerungen an diese Zeit zu stellen. In Rückblicken berichtet sie von der gespenstischen Atmosphäre auf dem Berghof, in dem Hitler allgegenwärtig scheint. Lediglich die leise Verachtung und Respektlosigkeit der Dienstboten gegenüber seiner Mätresse zeugen von seiner Abwesenheit. Eva lebt nur für seine Anrufe und betäubt sich in der Zwischenzeit mit exzessiven Einkaufsorgien bei ihrer Münchner Schneiderin oder üppigen Partys mit ihren Freunden. Es ist, als hätte der Krieg keinen Zutritt zu dieser exklusiven Gesellschaft, als würden die Hiobsbotschaften von der Front, die Marlene (und natürlich alle anderen auch) heimlich über BBC empfangen, nicht existieren. Auch die naive Marlene erliegt diesem "Sexappeal des Untergangs" und beginnt ein Verhältnis mit einem Nazi-Offizier. Doch als sie einen geflüchteten ukrainischen Zwangsarbeiter in Hitlers Teehaus entdeckt, erwacht ihr schlechtes Gewissen und sie versucht, denn Mann zu retten.
Über den Umgang mit Schuld
Sibylle Knauss schreibt ihm Vorwort zu Evas Cousine: "Diese Geschichte ist so wahr, wie die ihr zugrunde liegenden Tatsachen - und so frei erfunden, wie es Romane sind." Der Roman basiert auf intensiven Gesprächen der Autorin mit der Cousine von Hitlers Geliebten Eva Braun, die mehr als fünfzig Jahre lang über ihre Erlebnisse schwieg. In beeindruckender Weise schildert die Autorin das Schuldbekenntnis einer Zeitzeugin, die sich im nachhinein eingestehen muss: "Ich habe dazugehört." Sie beschreibt, wie perfekt die Mechanismen der Verdrängung funktionieren und schildert die Perversität der schönen Scheinwelt, die sich Hitlers engste Vertraute geschaffen haben: "Wir lachten den ganzen Tag. Es war grauenvoll." Ein aufwühlendes Thema und ein dank seines dramaturgischen Erzählstils mitreißender Roman. (Dr. Erika Weigele-Ismael)
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.11.2000

Das Geheimnis der Fiktion
Sibylle Knauss erzählt, was Eva Brauns Cousine auf dem Obersalzberg erlebte
Wir dürfen uns angesprochen fühlen: „Für Leserinnen und Leser, die das Geheimnis der Fiktion kennen und es respektieren. ” Dieser Hinweis findet sich auf der ersten Seite des Romans Evas Cousine unter der Widmung an die keineswegs fiktive Cousine von Eva Braun, die heute 76-jährige Gertraud Weisker, die ihre Erinnerungen an die vom Juli 1944 an auf dem Obersalzberg verbrachten Monate der Autorin Sibylle Knauss anvertraut hat. Sie hatte lange geschwiegen; erst nach dem Tod ihres Mannes, dem Flüggewerden der drei Kinder durfte die verdrängte Vergangenheit ins Licht des Bewusstseins, der Sprache zurückkehren. Statt ihre Story an eine Illustrierte zu verkaufen, überließ die lobenswerte Dame den sensationellen Stoff einer Romanautorin. Offenbar kennt und respektiert sie das Geheimnis der Fiktion, das darin besteht, dass die Wirklichkeit erst durch sie zur Wahrheit wird.
Der Mätresse zum Zeitvertreib
Was freilich voraussetzt, dass sie in die richtigen Schreibhände fällt. Wie das Ergebnis beweist, hätte Gertraud Weisker keine bessere Vertreterin ihrer Sache finden können. Aus den biografischen Fakten wurde ein Stück bedeutender Literatur, aus der realen Cousine eine Ich-Erzählerin, der man über fast vierhundert Seiten fasziniert, beklommen, lernend zuhört. In ihrem achten Roman hat Sibylle Knauss ihre von Anfang an (der Geschichte von Hebbels Geliebter und Opfer Elise Lensing, 1981) mit sicherem Taktgefühl geübte Kunst der Balance von Recherche und Phantasie zur Meisterschaft entwickelt. Dabei riskierte sie immer wieder Exkursionen in fremdes Gelände.
Natürlich trifft man auf Themen, Motive, Methoden, die auf die gemeinsame Herkunft verweisen. Die Rolle der Frau in einer von männlichen Herrschaftsansprüchen geprägten Gesellschaft steht im Mittelpunkt aller dieser Bücher. Dabei geht es Sibylle Knauss nicht um die narrative Erhärtung von Vorurteilen, vielmehr um die Ermittlung komplexer Zusammenhänge. Was Eva Braun angeht, die eigentliche Protagonistin des jüngsten Romans, verbietet sich eine Solidarisierung der Autorin mit ihrer Figur ohnehin. Sie ist weder Opfer noch Heldin, sondern etwas dazwischen, in ihrer „gnadenlosen Munterkeit”, ihrer Mischung aus Schüchternheit und Machtwillen schwer zu fassen. In diesem zentralen Punkt deckt sich das Interesse der Ich-Erzählerin mit dem der Verfasserin: Beide wollen hinter das Geheimnis von Hitlers Geliebter kommen, die durch ihre Verbindung mit dem Diktator schwindelerregend privilegiert und zugleich erniedrigt war, weil sie nicht seine Frau sein durfte. Das Personal ist angewiesen, die Mätresse des Berghofherrn mit „gnädiges Fräulein” zu titulieren.
Im Juli 1944, als Hitler nach Ostpreußen abreiste, um nie wieder zurückzukehren, sollte die in der Alpenfestung gefangene Prinzessin eine Freundin zu sich kommen lassen – zum Zeitvertreib bis zum Endsieg. Die Wahl fiel auf die zwölf Jahre jüngere Cousine, die in Jena Physik studierte. Die historische Gertraud Weisker konnte als „Gast des Führers” den Abwesenden im Haus nicht spüren. Im Roman ist das anders: „Und obwohl ich ihn niemals wirklich gesehen habe, war er damals am Obersalzberg so gegenwärtig für mich wie ein Hausherr, der eben einen Spaziergang macht und zum Essen zurück erwartet wird. ”
Im ganzen Berghof herrscht eine Atmosphäre weiblicher Empfängnisbereitschaft, die mit dem Sexappeal martialischer Männlichkeit in der nahe gelegenen SS-Hochburg Schloss Fischhorn korrespondiert, wo Evas Schwester Gretl sich als Gattin des Obersturmbannführers Fegelein aufhält. Eva Braun, Hitlers „Traumfrau”, ist nicht nur in ihrem Erscheinungsbild, sondern auch in der Zusammensetzung ihres „Seelengepäcks” eine Trendsetterin des Frauentyps, wie man ihn aus den Filmen von Veit Harlan, Carl Froelich und den „anderen Regisseuren unserer kollektiven Lebensführungsphantasien” kennt. In Hitlers Privatkino verschmelzen Eva und ihre Cousine mit Kristina Söderbaum zu einer einzigen Person, deren Legierung aus Traum und Realität, Theaterpathos und melodramatischer Wirklichkeit für den Nationalsozialismus überhaupt charakteristisch war.
Die schreckliche Harmlosigkeit der Filme entsprach genau der Berghof-Idee, die bis zu ihrer höchst realen Auslöschung dieser Wahnwelt zugrunde lag. „Etwas Altehrwürdiges, Kachelofenwarmes, etwas Gediegenes, Verlässliches, etwas Fensterlädenbewehrtes, etwas Alpenländisches, sonntäglich Adrettes, Sommergeblümtes, Natursteinerbautes, etwas aus Stroh und Schnitzwerk, aus alter Tracht und neu herausgeschmetterten Liedern Bestehendes – ihr Bollwerk gegen die Zumutungen der Moderne war die Berghof-Idee. ”
Sibylle Knauss schildert eindrucksvoll den Silvesterball 1944 im Hotel Platterhof, bei dem eine ausgelassene Gesellschaft aus Offizieren, Nazibossen, mit der gigantischen Unterbunkerung des Bergs beschäftigten Architekten und lasziv-unschuldsvollen Sonnen- und Führeranbeterinnen um Mitternacht dem Jahr ihres Untergangs entgegenjubelt.
Ein Deserteur unter Hitlers Dach
In Hitlers Teehaus, wo die Cousine Wohnung bezieht, um in Ruhe Heisenbergs Physikalische Prinzipien der Quantentheorie zu studieren (und Feindsender zu hören), spielt sich die von der Autorin erfundene Neben- und Gegenhandlung ab: Ein halbwüchsiger, von den Nazis verschleppter, auf dem Berghof zu Zwangsarbeit herangezogener Ukrainer findet ausgerechnet in der innersten Zelle des Dritten Reichs einen Unterschlupf. Die Ich-Erzählerin hält den Deserteur versteckt und ernährt ihn mit den üppigen Abfällen aus der Berghofküche. Über Michails aus zahlreichen Bruchstücken, Andeutungen, Details sich zusammensetzende Geschichte gelangt Evas Amüsiergefährtin wie durch einen unterirdischen Gang in ein Paralleluniversum, auf die andere Seite des Obersalzbergs. Erst von dieser Gegenwelt aus geht ihr die ganze Abgründigkeit der scheinbaren Idylle auf. Das stets von Entdeckung bedrohte Zusammenleben mit dem ziemlich widerborstigen Jungen ist so spannend erzählt, dass man die hochgradige Unwahrscheinlichkeit der Konstruktion darüber vergisst.
Das Ende des Romans, das mit dem Einsturz eines monströsen, auf Ewigkeit pochenden Machtgebildes zusammenfällt, entwickelt einen Sog, der den Erzählfluss immer unwiderstehlicher macht. Aus der heilen Obersalzbergwelt geht es in rasanter Fahrt schnurstracks in die Hölle. Dass beide im Grunde von Anfang an identisch sind, wird im Blitzlicht des Finales bestürzend offenbar.
ALBERT VON SCHIRNDING
SIBYLLE KNAUSS: Evas Cousine. Roman. Claassen Verlag, München 2000. 367 Seiten, 39,90 Mark.
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