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Eine neue Sicht auf die berühmt-berüchtigten Kaiser Der eine machte sein Pferd zum Konsul, der andere besang das brennende Rom, und der dritte ließ seine Gäste unter einem Meer von Rosen ersticken. Caligula, Nero und Elagabal: Ihr provokantes und arrogantes Auftreten ließ die Senatsaristokratie vor Wut schäumen. Schriftsteller wie z.B. Sueton bezeichneten sie später als verrückt. Aber warum verhielten sich die Kaiser so exaltiert? Kissel zeigt, dass durchaus rationale Überlegungen und Kalkül dahinter stecken konnten.

Produktbeschreibung
Eine neue Sicht auf die berühmt-berüchtigten Kaiser Der eine machte sein Pferd zum Konsul, der andere besang das brennende Rom, und der dritte ließ seine Gäste unter einem Meer von Rosen ersticken. Caligula, Nero und Elagabal: Ihr provokantes und arrogantes Auftreten ließ die Senatsaristokratie vor Wut schäumen. Schriftsteller wie z.B. Sueton bezeichneten sie später als verrückt. Aber warum verhielten sich die Kaiser so exaltiert? Kissel zeigt, dass durchaus rationale Überlegungen und Kalkül dahinter stecken konnten.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 27.11.2006

Caesarenwahn
Das Leben der Scheusale Caligula, Nero, Elagabal
„Das Bewußtsein der Herrschaft über die Welt, die Furcht vor allen, die nach dieser Herrschaft streben konnten, der Ausweg: rasch das Vorhandene zu genießen und die unaufhörliche Sorge zu übertäuben” – so hatte Jacob Burckhardt den Caesarenwahnsinn beschrieben. Namentlich unter den römischen Kaisern sah man diese Form des Größenwahns verbreitet, die als ein „Gemisch von Blutdurst und Ausschweifung” deutliche Spuren in der Geschichte hinterlassen haben soll. Die Untaten eines Caligula, Nero, Domitian oder Commodus sind legendär, und sie haben auch für spätere Epochen die Rede über den Herrscher beeinflusst. Da nutzt es wenig, dass Althistoriker mahnend ihre Stimme erheben und sich darum bemühen, den Ruf des einen oder anderen Kaisers zu reparieren.
Auch der Historiker Theodor Kissel hat sich nun in das Heer der Mahner eingereiht und verweist darauf, dass populäre Vorstellungen von einigen besonderen kaiserlichen Scheusalen auf die Wirkmächtigkeit einer selektiven, von senatorischer Voreingenommenheit geprägten literarischen Überlieferung zurückgehen. Mit großem Schwung und in flottem Stil erzählt er die Lebensgeschichten Caligulas (37-41), Neros (54-68) und Elagabals (218-222) nach und nutzt seine große Detailkenntnis geschickt, um ein facettenreiches Panorama zu eröffnen.
Seinem Postulat entsprechend, dass eine „objektive” Bewertung der drei Herrscher die Betrachtung ihres sozialen Umfeldes sowie des geistigen und kulturellen Lebens ihrer Zeit voraussetze, entführt er den Leser in eine Welt, die mit wilden Anekdoten, mit bemerkenswerten Skurrilitäten und blutigen Mordgeschichten aufwartet. Wer die farbenfrohen Schilderungen liest, glaubt phasenweise tatsächlich, mitten in das Geschehen versetzt zu sein.
Das ist die eine Seite des Buches. Die andere Seite versetzt den Fachhistoriker ein ums andere Mal in größere Verlegenheiten. Was nutzt es, so fragt man sich, immer wieder gebetsmühlenartig die Voreingenommenheit der senatorischen Historiographie ins Gedächtnis zu rufen, andererseits dann aber doch seitenweise die wütenden Exzesse der Herrscher in allen Einzelheiten zu reproduzieren und somit letztlich nicht mehr als eine eng an den literarischen Quellen geschriebene chronique scandaleuse zu bieten: Um die Herrscher in ein neues Licht zu rücken und ihren angeblichen Wahnsinn zu relativieren, genügt es nicht, Caligulas Mordtaten, Neros Künstlertum und Elagabals sexuelle Perversionen wieder einmal durch die Schlüssellochperspektive zu beleuchten.
Sicher, den „Wahnsinn” Caligulas deutet Kissel zu Recht als zynische Abrechnung mit einem hochartifiziellen System doppelbödiger Kommunikation, die der erste Kaiser Augustus nach dem Untergang der Republik etabliert hatte. Aber diese Deutung, die Kissel unbekümmert aus der neuen Caligula-Biographie eines Freiburger Althistorikers extrapoliert, setzt eine feinsinnige Analyse von Politik und Gesellschaft im frühen Prinzipat voraus und lässt sich nicht einfach an eine unkritische Quellenparaphrase kleben.
Ebenso fehlt für die These, dass es sich bei Neros Künstlertum um eine rationale Strategie zur Gewinnung der breiten Massen gehandelt habe, eine argumentative Herleitung. Man hat vielfach das Gefühl, der Verfasser hat sich seinen Quellen allzu hilflos ausgeliefert. Zwar wird immer wieder gemahnt, diese seien erheblich zu relativieren, aber es werden keinerlei Kriterien dafür genannt. Die Antipathien gegenüber den Kaisern, die in der senatorischen Überlieferung hervorscheinen, verdienen zweifelsohne Beachtung. Aber es ist keineswegs zutreffend, dass neben dieser Quellengruppe kein sonstiges Material vorhanden wäre, wie Kissel allzu freimütig behauptet – er selbst greift immer wieder auf das nicht-senatorische Reservoir zurück.
So bleibt es am Ende bei drei schmissig geschriebenen Kaiserbiographien und der Warnung davor, die Untaten der Protagonisten – und damit das Fundament des Buches – allzu wörtlich zu nehmen. Nicht jedes Buch vermag neue Perspektiven zu eröffnen.
MISCHA MEIER
THEODOR KISSEL: Kaiser zwischen Genie und Wahn. Caligula, Nero, Elagabal. Artemis und Winkler, Düsseldorf 2006. 219 Seiten, 19,90 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Mischa Meier attestiert der Abhandlung Theodor Kissels über die römischen Kaiser Caligula, Nero und Elagabal zwar einen sehr flüssigen, schwungvollen Stil, richtig zufrieden ist er am Ende mit diesem Buch aber nicht. Der Autor entwerfe ein äußerst "facettenreiches" Bild der drei Kaiserleben, lobt der Rezensent. Ein Hauptanliegen Kissels sei es zu zeigen, dass die überlieferten Gräueltaten und Ausschweifungen der Kaiser vor allem als Propaganda der über sie schreibenden römischen Senatoren zu werten ist. Hier fragt sich Meier, warum sich der Autor so eingehend den blutigen und exzessiven Details über die Verfehlungen der Kaiser widmet, wenn er dann zu bekräftigen sucht, diese Informationen nicht allzu ernst zu nehmen. Außerdem vermisst der Rezensent bei der These Kissels, Neros Kunstschaffen sei vor allem ein politisches Instrument gewesen, eine hinreichende Untermauerung. So sei dem Autor zwar unbestritten ein sehr fesselndes Buch über drei prominente Kaiser gelungen, resümiert der Rezensent, etwas wirklich Neues aber wird hier nicht geboten.

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