Abendstimmungen, Todessehnsüchte, gesellschaftliche oder persönlich-familiäre Verfallserscheinungen haben Thomas Mann in besonderem Maß fasziniert. So bezeichnet auch der "Zauber des Letzten" ein Motiv, das Leben und Werk Thomas Manns wie kaum ein anderes bestimmt. Von den "Buddenbrooks" bis zu "Felix Krull" - stets ist die Zeit als Spätzeit und Endzeit präsent. Das Thema prägt sein Selbstverständnis als später Nachfahre Goethes wie auch als letzter Repräsentant der literarischen Moderne. Rüdiger Görner widmet sich in seinem Thomas-Mann-Buch sämtlichen Aspekten dieses zentralen Motivs und verfolgt es erstmals durch Manns Gesamtwerk sowie durch alle Lebensstationen. Einen Schwerpunkt bildet dabei das bisher selten beleuchtete Verhältnis von Thomas Mann zu Richard Strauß.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.02.2002EDO REENTS, Feuilletonredakteur dieser Zeitung, hat in der Reihe "Biographische Passionen" im Claassen-Verlag eine Biographie zu Thomas Mann veröffentlicht, und dies, obwohl an biographischen Studien zu diesem Autor wahrlich kein Mangel herrscht. Das Buch wendet sich aber nicht an Leser, die bereits alles wissen über Thomas Mann, sondern in erster Linie, aber eben nicht nur an solche, die ihn etwas näher oder überhaupt erst kennenlernen wollen. Vollständigkeit war nicht zu erzielen; wer im einzelnen daran interessiert ist, mit wem Thomas Mann wann zu Abend gegessen oder wem er wann einen Brief geschrieben hat, wird zu den umfangreicheren Biographien greifen müssen. Dieses Buch setzt Schlaglichter und orientiert sich in der Lebensbeschreibung an den wichtigsten Romanen - unter der nicht neuen, aber wohl noch nicht überholten Voraussetzung, daß das Werk ganz gut aus dem Leben heraus verstanden werden kann. Es präsentiert einen Thomas Mann, der es als Nationaldichter nicht immer gut und leicht hatte im Leben, der daran litt und es trotzdem sehr respektabel zu Ende brachte. (Edo Reents: "Thomas Mann". Claassen-Verlag, München 2001. 180 S., geb., 12,- .)
F.A.Z.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
" "Helle Funken" schlägt nach Ansicht des hochzufriedenen Rezensenten Tilman Lahme der Londoner Germanist Rüdiger Görner aus seinem Gegenstand, dem Motiv "der Späte und des Verfalls" im Werk Thomas Manns. Görner kann dem Rezensenten "den Generalbaß des Todes" und "die Verbindung von Tod und Ironie" als "seltsamen Grundakkord seines Schaffens" bereits in den frühen Erzählungen Manns belegen. Der Schwerpunkt der Studie liegt Lahme zufolge jedoch auf dem späten Thomas Mann. Besonders "wetterleuchtend" findet der Rezensent hier die Passagen, in denen Görner die Beziehung Mann-Adorno untersucht. Belehrt und angeregt schlage das Buch immer wieder zu, und über manches Argument lasse sich auch streiten. Auch zeugen manche Flüchtigkeiten für den Rezensenten dafür, dass Görner sein Buch noch pünktlich zu Manns fünfzigsten Todestag auf den Markt bringen wollte. Ärgerlich findet er die Verlagsbehauptung, "hier werde 'erstmals' das Motiv des Letzten im Gesamtwerk und Leben Thomas Manns verfolgt".
© Perlentaucher Medien GmbH"
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