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Einführung in die Entwicklung der theologischen Einzeldisziplinen und Schulen des deutschsprachigen Protestantismus von 1918-1945.
Der zweite Band der Theologiegeschichte umfasst den Zeitraum von 1918 bis 1945. Der erste Teil behandelt die Theologiegeschichte während der Weimarer Republik mit ihren wichtigsten Vertretern sowie die Entwicklung in den theologischen Einzeldisziplinen. Ein Exkurs über die Theologie und die Anfänge der ökumenischen Bewegung beschließt diesen Teil. Der zweite Teil führt in die Theologien, die während der Zeit des Kirchenkampfs entstanden. Er behandelt die…mehr

Produktbeschreibung
Einführung in die Entwicklung der theologischen Einzeldisziplinen und Schulen des deutschsprachigen Protestantismus von 1918-1945.

Der zweite Band der Theologiegeschichte umfasst den Zeitraum von 1918 bis 1945. Der erste Teil behandelt die Theologiegeschichte während der Weimarer Republik mit ihren wichtigsten Vertretern sowie die Entwicklung in den theologischen Einzeldisziplinen. Ein Exkurs über die Theologie und die Anfänge der ökumenischen Bewegung beschließt diesen Teil. Der zweite Teil führt in die Theologien, die während der Zeit des Kirchenkampfs entstanden. Er behandelt die theologischen Kontroversen der Zeit wie das Problem der Schöpfungsordnung, die Unterscheidung von Gesetz und Evangelium, das Bekenntnisproblem. Anschließend werden die Konzeptionen Karl Barths, Emanuel Hirschs und Dietrich Bonhoeffers vergleichend gegenübergestellt.
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Autorenporträt
Dr. theol. Eckhard Lessing war Professor für Systematische Theologie an der Universität Münster.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.04.2005

Emsiges Nebeneinander
Eckard Lessing über evangelische Theologie 1918 bis 1945
Die beste Geschichte der neueren evangelischen Theologie stammt immer noch von Emanuel Hirsch. Ihre fünf Bände, vor einem halben Jahrhundert erschienen, sind nicht nur vorzüglich geschrieben, sondern vor allem verleiht ihnen die zugrunde liegende These eine immense Spannkraft. Sie lautet: Mit dem Ausgang der Religionskriege des 17. Jahrhunderts habe sich das Verhältnis von Religion und Kirche zu Individuum, Staat und Kultur von Grund auf verändert. In der vom Autonomie- und Freiheitsdenken bestimmten Neuzeit müsse das Christentum eine modernitätsfähige Gestalt annehmen - oder sterben. Hirsch sprach hier von der „Umformungskrise”, die er in seiner Theologiegeschichte bis in das 19. Jahrhundert nachzeichnete und von der er auch die Theologie des 20. Jahrhunderts noch bestimmt sah.
Der Name Hirschs ist in der Theologiegeschichte des 20. Jahrhunderts aber nicht nur wegen dieser These geläufig. Hirsch gehörte zu den entschiedensten Befürwortern des Nationalsozialismus unter den protestantischen Universitätstheologen. Er empfand die Machtergreifung als Erlösung aus der verhassten Weimarer Demokratie, wurde zu einem Vordenker der „Deutschen Christen” und unterstützte die nationalsozialistische Rassenpolitik.
Wer nun aber zum zweiten Teil der auf vier Bände angelegten Theologiegeschichte Eckhard Lessings greift, der den Jahren 1918 bis 1945 gilt, erfährt so gut wie nichts von den Erschütterungen und Krisen, die die Auseinandersetzung mit der eigenen Zeit für die Theologie bedeuteten. Von vorneherein schließt der Münsteraner Emeritus eine kontextualisierende Betrachtungsweise aus, weil sie den „bleibenden Ernst der Wahrheitsfrage” einschränke. Damit wird nicht nur der Einfluss des politischen und kulturellen Geschehens auf die Theologie für nichtig erklärt, sondern auch die Vorstellung supponiert, dass die Wahrheit, um die es der Theologie gehe, mit dem allgemeinen Wahrheitsbewusstsein nichts gemein habe. Die daraus folgende, von Lessing immer wieder in Anschlag gebrachte Scheidung von „historischer” und „theologischer” Arbeit wird seinem Buch zum Verhängnis, weil es dieser Theologiegeschichte an einem gehaltvollen Geschichtsbegriff mangelt.
Wirklichkeit ohne Gegenwart
Die protestantische Theologie in der splendid isolation dieses Entwurfs verkümmert zur Summe ihrer Disziplinen. Diese erörtert Lessing umfassend vom Alten Testament bis zum Kirchenrecht, wobei die Darstellung häufig lexikalisch wirkt. Der Dogmatik wird eine Führungsrolle im theologischen Fächerkanon zugeschrieben, da sie es gewesen sei, die das Ganze der Theologie in den Blick genommen habe. Dies sei, so Lessing, die Erörterung des Wesens der Kirche und der Theologie als Funktion der Kirche. Eine entscheidende Rolle dafür kommt der Gruppe um Karl Barth und Friedrich Gogarten, der so genannten „Dialektischen Theologie”, zu. Diese verstand unter Kirche den exklusiven Ort der Offenbarung, während Gott der Welt in völliger Andersartigkeit gegenüberstehe. Der Kirche kommt daher eine besondere theologische Wirklichkeit zu.
Lessing identifiziert hierin den Beginn einer neuen „Realitätsbezogenheit” der Theologie und sieht diese den anderen Strömungen der zeitgenössischen Theologie überlegen. Es wäre nun eine spannende Sache, dieses Wirklichkeitspathos in Beziehung zu den Bestimmungen der Theologie als Wirklichkeitswissenschaft im Neuluthertum oder der liberalen Theologie der zwanziger Jahre zu setzen. Denn die Wirklichkeit der „Dialektischen Theologie” war eine Wirklichkeit ohne geschichtliche Gegenwart. Daraus schöpfte sie ihr nicht unproblematisches Nein zur modernen Welt, aber auch ihre Distanz zum Nationalsozialismus als weltlicher Heilsideologie.
Von all diesen Diskursen und politischen Konsequenzen der theologischen Richtungen aber findet sich so gut wie nichts in Lessings Darstellung. Stattdessen erscheint die theologische Arbeit als ein emsiges Nebeneinander einzelner Theologen. Diese personenzentrierte Darstellungsweise, wie sie nicht nur Lessings Arbeit bestimmt, erscheint nicht wirklich geeignet, den Geist der Theologie einer Epoche zu ergründen. Wie aufschlussreich wäre es dafür etwa, Untersuchungen von Zeitschriften, Lexika, Verlagen und Ähnlichem zum Leitfaden zu machen. So ließe sich die theologische Konstruktion der Wirklichkeit in ihrem Prozess beobachten. Dafür liegen Ansätze vor, bei Lessing hingegen werden so wichtige Beiträge wie die Untersuchungen zur Geschichte des Diederichs-Verlags und zu Bertelsmann im Dritten Reich gar nicht erwähnt.
Isolation als Krisensymptom
Wenn es doch einmal zur Darstellung von Diskursen kommt, gewinnt die Darstellung schlagartig an Leben. So etwa bei der Schilderung des Protestes, den der junge Gerhard von Rad 1937 gegen die Auffassung Wilhelm Vischers und Emanuel Hirschs erhob, das Alte Testament sei nur im Lichte des Christusgeschehens adäquat zu erfassen. Vielmehr, so opponierte von Rad, seien dort Stimmen zu vernehmen, die nicht gleich christologisch ummünzbar seien. In solchen Diskussionen wird etwas davon erkennbar, wie historische Einzelforschung und die Frage der Theologie nach sich selbst zusammengehören.
Das Beispiel von Rads zeigt noch etwas anderes. Die protestantische Theologie leistete in der Zeit von Nationalsozialismus und Kirchenkampf durchaus seriöse wissenschaftliche Arbeit, auch die alttestamentliche Forschung. Die breit angelegte Darstellung Lessings macht das schon überdeutlich. Dies wäre freilich nur dann recht zu würdigen, wenn zugleich thematisiert würde, dass es auch viele Vertreter des Faches gab, die sich theologisch gleichschalteten und eine „Deutsche Theologie” propagierten, wie eine von Emanuel Hirsch und Friedrich Gogarten herausgegebene Zeitschrift hieß.
All dies fehlt in dem voluminösen Band Lessings. So wird zwar eine ansehnliche Materialsammlung geliefert, aber kaum eine Theologiegeschichte geschrieben. Die Isolierung der Theologie von den anderen Wissenschaften ebenso wie vom politischen und kulturellen Hintergrund ist eben kein Weg aus der Umformungskrise, sondern ein Symptom derselben.
FRIEDEMANN VOIGT
ECKHARD LESSING: Geschichte der deutschsprachigen evangelischen Theologie von Albrecht Ritschl bis zur Gegenwart. Band 2: 1918-1945. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004. 528 Seiten, 69 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Der zweite Teil der insgesamt auf vier Bände angelegten Theologiegeschichte Eckhard Lessings gilt den Jahren 1918 bis 1945 und findet vor den Augen des Rezensenten Friedemann Voigt keine Gnade. Das liegt am Ansatz des Münsteraner Professors und Verfassers, der eine kontextualisierende Betrachtungsweise ablehnt. Gerade eine so hochpolitische Zeit wie die Jahre der Weimarer Republik und des Nationalsozialismus müssen theologisch ohne kulturelle oder politische Einflüsse auskommen, beklagt Voigt, was die protestantische Theologie zur Summe ihrer Disziplinen verkümmern lasse. Lessings Darstellungsweise sei personenzentriert, erklärt Voigt, weshalb die theologische Arbeit jener Zeit wie das eifrige Nebeneinander verschiedener Theologen wirke, aber nichts über die theologischen Richtungen und ihre politischen Implikationen aussage. Auch Publikationen jener Jahre wurden nicht herangezogen, so der enttäuschte Rezensent, der Lessings umfangreichen zweiten Band für eine ansehnliche Materialsammlung hält, die jedoch keine Theologiegeschichte schreibt.

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