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Der Umzug von Berlin in eine Schulgemeinschaft am Bodensee, die tägliche Erfahrung der Arbeit mit behinderten Kindern dort führten für den Autor zu einem Relativieren und Infragestellen eigener Anschauungen. Er gewinnt eine Ruhe der Betrachtung, die ihn tiefer blicken, die ihn ein vertrauensvolles, verantwortliches Verhältnis zur Welt und zur eigenen Rolle in ihr finden läßt. Schauen, den Dingen zuhören, die innere Biographie ergründen, ein Bild zusammensetzen und warten können, bis darin etwas erkennbar wird in seiner Vorläufigkeit, das leistet diese ruhige, präzise Prosa.

Produktbeschreibung
Der Umzug von Berlin in eine Schulgemeinschaft am Bodensee, die tägliche Erfahrung der Arbeit mit behinderten Kindern dort führten für den Autor zu einem Relativieren und Infragestellen eigener Anschauungen. Er gewinnt eine Ruhe der Betrachtung, die ihn tiefer blicken, die ihn ein vertrauensvolles, verantwortliches Verhältnis zur Welt und zur eigenen Rolle in ihr finden läßt. Schauen, den Dingen zuhören, die innere Biographie ergründen, ein Bild zusammensetzen und warten können, bis darin etwas erkennbar wird in seiner Vorläufigkeit, das leistet diese ruhige, präzise Prosa.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.05.2001

Jenseits des Willens
Johannes Jansens Einweisung in die Endlichkeit

Die Welt ist eine gebrechliche Einrichtung und ein unfaßbares Wunderwerk. Der Mensch ist nicht in der Lage, ihren Sinn zu begründen, doch seine Deutungen fügen sich jeden Tag zu einem Ganzen, das kein Künstler oder Denker hätte je erfinden oder beschreiben können. Das wäre Grund genug für Gelassenheit, der aber steht die Sorge entgegen. So braucht es nur ein Geringes, um den Alltag fragwürdig werden zu lassen bis zu Angst und Qual. Um so fester bindet sich der normale Willensmensch an den Mastbaum seiner Ordnungsvorstellungen.

Johannes Jansens Traumprotokolle und Reflexionen, die schon der Form nach das einzelne und Fragmentarische gegen ein Ganzheits- und Ordnungsdenken ausspielen, verleugnen ihre Entstehung aus der persönlichen Verstörung und dem Zusammenbruch nicht. Ihre Gelassenheit ist das "Ergebnis innerer Verheerung". Mit großem Ernst, aber ohne jede Wehleidigkeit versucht Jansen, die Psychose als Befreiung aus selbstverordneten Willenskonstrukten, aus der Verfangenheit in der gedeuteten Welt der anderen zu verstehen. Das sprechende und denkende Ich gerät bei seinem Versuch, einen Neuanfang spürbar und faßbar werden zu lassen, in Distanz zum Gesellschaftlichen, aber es klagt nicht aufs Ganze, sondern fragt danach, "wie der einzelne mit sich selbst fertig wird".

Es liegt in der Natur solcher Andacht zum einzelnen und zur Anwesenheit des Subjekts, daß diese Stücke als Denk- und Lebensansätze zu einer Lösung nur im Sinne Goethes führen, dessen Lehre vom erfüllten Augenblick neben Camus' Deutung des Sisyphos zu den wichtigsten "Berührungen" Jansens zählt. Sie lautet daher: warten können, provisorisch sein, "zur Verfügung stehen". Was das für ihn selbst heißt, verschweigt der preisgekrönte Schriftsteller dem Leser nicht. Er ist von Berlin an den Bodensee gegangen und arbeitet dort in einer Schulgemeinschaft mit behinderten Kindern.

Gerade weil Jansens ruhige und eindringliche Sprache allgemeine Weisheiten verweigert, kann sich der Leser mit seinen Zweifeln in dem Text spiegeln und seine eigenen Einzelheiten bedenken. Wäre der Begriff nicht längst diskreditiert, müßte man dieses Werk ein Erbauungsbüchlein nennen.

FRIEDMAR APEL

Johannes Jansen: "Verfeinerung der Einzelheiten". Mit acht Bildern von Reinhold Johann Väth. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2001. 95 S., br.,

14,90 DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Friedmar Apel würde diesen Band gerne als "Erbauungsbüchlein" bezeichnen - wenn dieser "Begriff nicht längst diskreditiert" wäre. Dem Rezensenten gefällt das Gelassene in den Texten, das das 'Ergebnis innerer Verheerung' sei, einer Psychose, die sich in Konflikt befand mit dem Ordnungsdenken und der "Welt der anderen". Distanz zur Umwelt wird dabei spürbar, so Apel, jedoch gefällt es dem Rezensenten, dass Jansen dabei auf Anklagen verzichtet, sondern vielmehr der Frage nachgeht, 'wie der einzelne mit sich selbst fertig wird'. Apel lobt die "ruhige und eindringliche Sprache", mit der der Autor "allgemeine Weisheiten verweigert" und dem Leser damit genug Raum lässt, selbst nachzudenken und seinen eigenen Zweifeln nachzugehen.

© Perlentaucher Medien GmbH