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Gutes Deutsch ist keine Ansichtssache - es lässt sich definieren. Seit Jahrzehnten lehrt Wolf Schneider PR-Fachleute und junge Journalisten, wie man Texte schreibt, die den Leser nicht loslassen bis zur letzten Zeile. Jetzt hat er die Summe seiner Erfahrung gezogen; dieses Buch präsentiert 44 Rezepte, mit denen man Leser fesselt.Das perfekte Tag-für-Tag-Handbuch und die ultimative Stillehre für Lehrer, Schüler, Studenten, Journalisten, Lektoren, Öffentlichkeitsarbeiter und Werbetexter, für Pressesprecher, Kommunikationsberater, Redner und Redenschreiber, für Sachbuch-Autoren, Übersetzer,…mehr

Produktbeschreibung
Gutes Deutsch ist keine Ansichtssache - es lässt sich definieren. Seit Jahrzehnten lehrt Wolf Schneider PR-Fachleute und junge Journalisten, wie man Texte schreibt, die den Leser nicht loslassen bis zur letzten Zeile. Jetzt hat er die Summe seiner Erfahrung gezogen; dieses Buch präsentiert 44 Rezepte, mit denen man Leser fesselt.Das perfekte Tag-für-Tag-Handbuch und die ultimative Stillehre für Lehrer, Schüler, Studenten, Journalisten, Lektoren, Öffentlichkeitsarbeiter und Werbetexter, für Pressesprecher, Kommunikationsberater, Redner und Redenschreiber, für Sachbuch-Autoren, Übersetzer, Briefschreiber, Verfasser von Handbüchern und Gebrauchsanweisungen - und alle, die sich wünschen, dass ihre Wörter wirken.
Autorenporträt
Wolf Schneider, geboren 1925, ist Honorarprofessor der Universität Salzburg und Träger des "Medienpreises für Sprachkultur" der Gesellschaft für deutsche Sprache. Er war Korrespondent der "Süddeutschen Zeitung" in Washington, Verlagsleiter des "Stern", Chefredaktuer der "Welt", Moderator der "NDR-Talkshow" und 16 Jahre lang Leiter der Hamburger Journalistenschule. 2011 erhielt er den Henri-Nannen-Preis für sein Lebenswerk. Schneider ist Autor zahlreicher Sachbücher. Er lebt in Starnberg.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.05.2006

Liebe den Leser wie dich selbst
Stillehren: Wolf Schneiders Handbuch für attraktives Schreiben

Nicht ohne Widerhaken - bei Komplimenten dieser Art muß man immer damit rechnen - nennt Bastian Sick den Autor dieses Buchs den "Sprachpapst", offenlassend, wie er sich selbst versteht. Freilich: Papst ist immer nur einer. Schneiders klarer Untertitel mit dem bestimmten Artikel, den er seinem Buch gegeben hat, deutet allerdings in diese Richtung: nicht "ein" Handbuch, was ja auch ginge oder gar näherläge, sondern "das Handbuch". Und zwar "für attraktive Texte". Kein schwankendes Selbstbewußtsein zunächst. Dann geht es - "Texte!" - nicht um das Sprechen, sondern um das Schreiben. Die Sprachwissenschaft hat nun freilich seit einiger Zeit einen weiteren Begriff von "Text", sie meint damit jede Art von Sprachäußerung, aber dem muß man ja nicht folgen. Schließlich "attraktiv": ein nahezu erotischer Begriff. Der ist nicht zu beanstanden, im Gegenteil.

Überhaupt wählt Schneider für das, was ihm als Ziel vorschwebt, immer wieder gleichsam vitalistische Ausdrücke: eine "klare, herzhafte Sprache", "anschauliches, saftiges, elegantes Deutsch", "pralle Sätze", "schlank" soll man schreiben und "muskulös" und "körnig" (und nicht "seifig") und eben - "attraktiv". Somit: Klarheit, Eleganz und dann (und ihm zu Recht wichtiger) Leben. Letzteres sagt schon Nietzsche, und zwar in seinem erstaunlichen Dekalog "Zur Lehre vom Stil": "Das Erste, was nottut, ist Leben: der Stil soll leben." Nietzsches erstes Stil-Gebot. Und wirklich ist dies das wichtigste: Intensität, vitale Intensität, die dann übergehen kann auf den Leser - anzünden kann nur, wer selber brennt. Der Leser muß spüren, daß da jemand mit Passion bei der Sache ist. Und ohne Zweifel ist solche Intensität noch wichtiger als Eleganz, sogar als pure Klarheit. Aber "Klarheit" meint ja eigentlich nicht etwas bloß Intellektuelles; der Begriff zielt zusätzlich auf eine sinnliche oder ästhetische Qualität, nicht auf bloße Verständlichkeit, sondern auch auf etwas wie Helle: "großes Licht", wie wir dies ja im älteren Deutsch, so bei Luther, noch antreffen: "Und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie" (nämlich um die Engel, die da in der Geburtsnacht "alsbald" erscheinen).

Drei Thesen stellt Schneider an den Anfang: Gutes Schreiben ist wichtig; was gutes Schreiben ist, läßt sich klar sagen (da geht es erstens um Verständlichkeit "ohne Rückstand", zweitens um Lesbarkeit "ohne Mühe", aber deutlicher wäre: "ohne von der Sache her unnötige Mühe", denn Lesen kann nicht immer "ohne Mühe" sein; schließlich: gutes Schreiben ist lehrbar. Schneider hält sich selbst und steht nicht an, es klar zu sagen, für den wahrhaft zuständigen Lehrer: praktische Arbeit als Korrespondent und Redakteur; bis 1995 leitete er die Hamburger Journalistenschule; dann habe er "alle Stillehren", deutsche und englische, "ausgewertet" und seit Jahrzehnten "Höhepunkte deutscher Sprache gesammelt, beginnend mit Martin Luther und mit Martin Walser nicht endend". Diese Formulierung ist nicht eigentlich zu kritisieren, aber leicht unwohl fühlen mag man sich bei ihr doch.

Schneider ist nicht professoral, etwa sprachwissenschaftlich, gelehrt, was hier eher schädlich wäre, er ist jedoch kultiviert, bringt zielsicher gute Zitate, Textbeispiele und Analysen. Die Beispiele sind oft aus dieser Zeitung und aus der "Süddeutschen". Und witzig ist Schneider bekanntlich auch. In vierundvierzig "Rezepten" zeigt er, was zur Herstellung von Text-Attraktivität erstens zu meiden und zweitens positiv zu beherzigen ist.

Zunächst: Man muß den Leser "abholen". Zweifellos richtig. Nur muß man dazusagen, daß nicht jeder Leser abholbar ist. Schneider, der dem wohl nicht widersprechen würde, zeigt nun Schritt um Schritt (und mit Querverweisen, die praktisch sind, aber eine gewisse Unruhe ins Lesen bringen), wie Sätze nicht sein dürfen und wie sie sein müssen. Dann, nach diesem syntaktischen Lehrgang, folgt der wichtigere lexikalische, wie also mit den Wörtern umzugehen ist (etwa "Adjektive minimieren"). Danach ein gutes Kapitel über den Jargon, den wissenschaftlichen, den bürokratischen und den anderer Herkünfte. Er geht auf die Anglizismen ein und empfiehlt klug (und ohne irgend "deutschzutümeln"), sie zu "sortieren". Zu Recht weist er darauf hin, daß, entgegen verbreiteter Meinung, viele von ihnen nicht kürzer, sondern länger sind als die deutschen Entsprechungen - "genuine" zum Beispiel und "echt" oder "railway station" und "Bahnhof" oder "meeting point" und "Treffpunkt".

Es folgt ein (besonders gutes) Kapitel, "Reize" überschrieben; hier stellt Schneider die zusätzlichen und nun positiven Elemente zusammen, die jene quasierotische Attraktivität schaffen. Schließlich ein Kapitel über "Probleme", in dem er Übriggebliebenes behandelt, etwa (ein Klassiker seit Lessing): "Soll man schreiben, wie man spricht?" Vier Autoren nennt er zuletzt, mit denen er sich ganz im Bunde weiß: Luther, Lichtenberg, Heine, Brecht. Und dann ein allerletztes schönes Wort; es ist Schneiders erstes Gebot für jeden Schreiber: "Liebe deinen Leser wie dich selbst."

All dies ist durchgehend klar und sehr vernünftig. An dem hier Dargelegten ist so gut wie nichts auszusetzen, und beinahe irritiert diese beharrliche Vernünftigkeit. Man möchte sie dem Autor zum Vorwurf machen - es geht doch nicht, einfach bloße Richtigkeiten aneinanderzureihen! Aber ein solider Vorwurf wäre dies nicht. Und am Ende sagt man sich, augenzwinkernd oder, wie Thomas Mann gesagt hätte, "mit emporgezogenen Brauen", daß das mit dem bestimmten Artikel im Untertitel - "das Handbuch" - zwar nicht gerade bescheiden, aber auch nicht ganz unangemessen ist.

HANS-MARTIN GAUGER

Wolf Schneider: "Deutsch!" Das Handbuch für attraktive Texte. Rowohlt Verlag, Reinbek 2005. 317 S., geb., 19,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Nichts zu bemängeln findet Rezensent Hans-Martin Gauger an Wolf Schneiders neuer Stillehre. Dabei mutet ihm der im Untertitel "Das Handbuch für attraktive Texte" angezeigte Anspruch doch überaus selbstbewusst an. Doch das Buch wird diesem Anspruch nach Gaugers Ansicht durchaus gerecht. Er würdigt Schneiders Ausführungen und Anleitungen zum Schreiben eines klaren, eleganten und lebendigen Stils als "durchgehend klar und sehr vernünftig". Die geradezu "beharrliche Vernünftigkeit" möchte er dem Autor abschließend fast zum Vorwurf machen. Schließlich gehe es nicht an, "einfach bloße Richtigkeiten aneinanderzureihen". Dann aber siegt bei Gauger die Einsicht, dass ein solcher Vorwurf nicht solide wäre.

© Perlentaucher Medien GmbH
Wer Schneiders Regeln beherzigt, schreibt klarer. Die Zeit