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»Ich war mein ganzes Leben lang von Wut getrieben. Und von der Sehnsucht nach Liebe.« Norman Mailer »Pläne? Programme? Perspektiven? Hatte ich nie. Mein Leben war herrlich und von vollkommener Planlosigkeit.« Ottavio Mis soni »Ich bin jetzt achtzig. Wie es sich anfühlt, alt zu werden? Hören Sie mal, ich bin nicht alt.« Paul Bocuse Die Journalistin Marie Luise von der Leyen hat bedeutende Persönlichkeiten jenseits der Sechzig getroffen und mit ihnen über die großen Motive ihres Lebens gesprochen. In außergewöhnlicher Offenheit erzählen sie über Liebe, Arbeit, Einsamkeit, Angst und Zorn, über Zufall, Abenteuer und Sinn.…mehr

Produktbeschreibung
»Ich war mein ganzes Leben lang von Wut getrieben. Und von der Sehnsucht nach Liebe.« Norman Mailer »Pläne? Programme? Perspektiven? Hatte ich nie. Mein Leben war herrlich und von vollkommener Planlosigkeit.« Ottavio Mis soni »Ich bin jetzt achtzig. Wie es sich anfühlt, alt zu werden? Hören Sie mal, ich bin nicht alt.« Paul Bocuse Die Journalistin Marie Luise von der Leyen hat bedeutende Persönlichkeiten jenseits der Sechzig getroffen und mit ihnen über die großen Motive ihres Lebens gesprochen. In außergewöhnlicher Offenheit erzählen sie über Liebe, Arbeit, Einsamkeit, Angst und Zorn, über Zufall, Abenteuer und Sinn.
Autorenporträt
Marie Luise von der Leyen, geboren 1939, studierte Theatergeschichte, Germanistik und Soziologie und absolvierte die Deutsche Journalistenschule. Sie war Redakteurin beim Stern sowie Text- und Kulturchefin bei Vogue. Marie-Luise von der Leyen lebt in München.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 22.05.2007

Die Zeit vergessen, nicht müde werden
Wann beginnt das Älterwerden? Marie-Luise von der Leyen erkundet die Lebenslinien berühmter Menschen jenseits der 60
Eine zwingende Idee in Zeiten des demographischen Wandels, zweifellos: Für ihr Buch „Lebenslinien” hat die langjährige Stern- und Vogue-Redakteurin Marie Luise von der Leyen mit zwanzig Menschen jenseits der 60 gesprochen – und nicht nur um persönliche Geschichten ging es ihr dabei, sondern um die Erkundung der „Erfahrung des Älterwerdens”: Wie, so ihre Ausgangsfrage, bereitet man sich auf eine Lebensphase vor, die „in der persönlichen Wahrnehmung vorzugsweise vermieden, ja verdrängt wird? Wie ist es, wenn man älter wird? Was verändert sich?” Dass alle Gesprächspartner berühmt sind, nicht wenige sogar sehr, macht die Sache nur noch interessanter.
So manche große Persönlichkeit der Kultur- und Gesellschaftsgeschichte ist darunter: Der Filmregisseur Claude Chabrol etwa, die Schauspielerinnen Brigitte Bardot und Juliette Gréco, die Schriftsteller Norman Mailer und Isabel Allende, der Koch Paul Bocuse, der Bankier Guy de Rothschild, der Theaterregisseur Peter Zadek, und das Künstlerpaar Christo und Jeanne-Claude.
Es fällt also leicht, den vornehm silbern gebundenen Band aufzuschlagen. Nur leider: Ein wirklich großes Vergnügen wird es trotz allem nicht. Zu haken beginnt es schon im programmatischen Vorwort. Mit der Eingangsthese, dass es in unserer Gesellschaft „an der Auseinandersetzung mit dem Alter” fehle, zudem „an älteren Vorbildern ebenso wie an Möglichkeiten, sich an ihnen zu orientieren”, mag man noch einverstanden sein, auch wenn man gerne Genaueres erfahren würde. Spätestens im zweiten Absatz allerdings stimmt dann zu viel nicht mehr: „Zwar hat es in der Geschichte Phasen gegeben, in denen die Alten das Sagen hatten. Die Regel waren sie jedoch nicht: Unsere Zeit ist da keine Ausnahme. Neu ist allenfalls der Kultstatus, den die Jugend heute hat.”
Ganz abgesehen von der etwas abgedroschenen Schelte des Jugendwahns und der Tatsache, dass hier doch sehr unschuldig und pauschal dafür plädiert wird, die Alten das Sagen haben zu lassen – abgesehen davon ist es schlicht falsch, zu behaupten, es gäbe in unserer Gesellschaft so etwas wie eine Entmachtung der Älteren. Ein Blick auf die Alterstruktur des Bundestags zeigt: Von 614 Abgeordneten sind zur Zeit 223 älter als 57 Jahre, 83 Parlamentarier befinden sich sogar schon jenseits der 62. Jünger als 31 sind ganze 12.
Protokolle statt Gespräche
Merkwürdig ist auch, dass von der Leyen, Jahrgang 1939, zwar einerseits den Jugendwahn geißelt, andererseits aber, wenn es um ihr Projekt geht, grundsätzlich nur vom „Älterwerden” spricht, das es zu erkunden gelte – obwohl doch für die Erfahrungen des Älterwerdens niemand über 60 Jahre alt werden muss. Vom Altsein zu sprechen, traut sie sich nicht. Doch augenscheinlich geht es ihr genau darum. Der Blick auf die Geburtsdaten der zwanzig Gesprächspartner offenbart: Der Großteil ist nicht nur jenseits der 60, acht befinden sich in ihren Siebzigern, weitere acht in ihren Achtzigern. Und Guy de Rothschild feiert bald seinen 100. Geburtstag.
All das wäre noch zu verschmerzen, wären wenigstens die einzelnen Kapitel gelungen. Das Dilemma beginnt schon mit der Form. Zwar hat von der Leyen ursprünglich Gespräche geführt, sich aber letztlich – und aus unerklärten Gründen – dafür entschieden, sie als lange Protokolle zu veröffentlichen, also ohne ihre Fragen. Die üblicherweise eher kurzen Texten vorbehaltene journalistische Form des Protokolls wird über mehrere Seiten jedoch schnell eintönig kurzatmig und austauschbar. Insbesondere, wenn es nicht gelingt, das Fehlen der Fragen zu kompensieren. Es wird dann zwar oft „Ich” gesagt, aber man weiß doch nicht recht, wer eigentlich spricht.
Dazu kommt, dass sich die Behauptung, es liege jedem „Gespräch” ein bestimmtes Thema – Einsamkeit, Zufall, Abenteuer etc. – zu Grunde, beinahe durchweg als Schummelei erweist. Mehr als ein einsamer Absatz zum „Thema” findet sich selten. Ähnlich ergeht es der Frage des Älterwerdens, der doch eigentlich so prominent annocierten Klammer des Bandes. Die Ausführungen sind zudem zu oft viel zu harmlos. Im Falle des Theaterregisseur Peter Zadek etwa führt das zu verschärfter Belanglosigkeit: „In bestimmten Phasen vergesse ich einfach die Zeit. Ich arbeite und arbeite und werde auch nicht müde.”
Bei Farah Pahlavi, der Frau des 1979 gestürzten Schahs von Persien, offenbart das Buch erschreckende politische Naivität. Der Fundamentalist Ajatollah Chomeini ist kein wünschenswerter Nachfolger des Schahs gewesen, das ist unstrittig. Dies ist aber noch kein Grund, die heute am hochnoblen Pariser Quai d’Orsay residierende Gattin des Schahs kommentarlos die Herrschaft ihres Mannes verklären zu lassen, eines seinerseits höchst umstrittenen, abgehobenen, prunkaffinen und alles andere als gütigen Autokraten. Das ambitionierte Buch hat seine Tücken. JENS-CHRISTIAN RABE
MARIE-LUISE VON DER LEYEN: Lebenslinien. Außergewöhnliche Persönlichkeiten erzählen ihre Geschichte. Piper Verlag, München 2006. 261 Seiten, 22,90 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Christian Geyer sieht sich angesichts der Lebensgeschichten von prominenten Zeitgenossen zu der Frage aufgerufen, was überhaupt eine Persönlichkeit sei und wodurch sich ein gelungenes Leben auszeichne. In diesem Band hat Marie-Luise von der Leyen ausschließlich bekannte Persönlichkeiten zu ihren Lebensgeschichten befragt, stellt der Rezensent klar, aber er hat den Eindruck, dass das ganz unwichtig ist. Die Porträtierten glänzen tatsächlich durch ihre außergewöhnliche Persönlichkeit und nicht durch ihre bloße Prominenz, freut sich Geyer, der dem Buch Unterhaltungswert und interessante Einsichten bescheinigt.

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