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Ein kleines Dorf, Svartvattnet, inmitten dunkler Seen und endloser Tannenwälder war die Heimat ihrer Mutter Myrten. Einst von ihr zu Pflegeeltern gegeben, kehrt Ingefrid als erwachsene Frau nach Svartvattnet zurück, um ihr Erbe anzutreten. Schnell spürt sie, daß sie länger an diesem abgelegenen Ort im nordschwedischen Jämtland bleiben wird, und sie bewirbt sich um die vakante Stelle als Pfarrerin. Anfänglich ist ihr Bleiben vor allem der zaghafte Versuch, der unbekannten Mutter näherzukommen. Mit Hilfe ihrer Pflegeschwester Risten, die vergilbte Photos hervorzieht und sich für Ingefrid noch…mehr

Produktbeschreibung
Ein kleines Dorf, Svartvattnet, inmitten dunkler Seen und endloser Tannenwälder war die Heimat ihrer Mutter Myrten. Einst von ihr zu Pflegeeltern gegeben, kehrt Ingefrid als erwachsene Frau nach Svartvattnet zurück, um ihr Erbe anzutreten. Schnell spürt sie, daß sie länger an diesem abgelegenen Ort im nordschwedischen Jämtland bleiben wird, und sie bewirbt sich um die vakante Stelle als Pfarrerin. Anfänglich ist ihr Bleiben vor allem der zaghafte Versuch, der unbekannten Mutter näherzukommen. Mit Hilfe ihrer Pflegeschwester Risten, die vergilbte Photos hervorzieht und sich für Ingefrid noch einmal mit der wechselhaften Geschichte ihrer Familie beschäftigt, erweckt sie die Vergangenheit zu neuem Leben. Viele Geheimnisse und schmerzliche Verluste offenbaren sich dabei. Und am Ende ist es Risten, die Ingefrid die drängendste Frage ihres Lebens beantwortet.
Autorenporträt
Kerstin Ekman, geb. 1933, gilt als die wichtigste skandinavische Gegenwartsautorin. Ihr umfangreiches literarisches Werk ist preisgekrönt, wurde vielfach verfilmt und in zahlreiche Sprachen übersetzt.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.07.2005

Gottes Barmherzigkeit
Wie hältst du’s mit der Religion? Kerstin Ekmans „Zeit aus Glas”
„Zeit aus Glas” ist der dritte Band einer weit ausgreifenden Trilogie und im schwedischen Original vor zwei Jahren erschienen. Der Zeitpunkt seiner Übertragung ins Deutsche könnte nicht günstiger sein. Der Roman trifft den Nerv einer Zeit, die sich völlig unvorbereitet mit Fragen der Religion konfrontiert sieht. So aktuell wie nach dem Tod des Papstes und der Wahl seines Nachfolgers war die berühmte Gretchenfrage lange nicht mehr. „Wie hältst du’s mit der Religion?” - bis vor kurzem war das eher ein Scherz, nun aber ist es wieder eine ernsthafte Frage. Alle stecken die Köpfe zusammen und werfen ihr rudimentäres Wissen über verschiedene Formen des Religiösen auf einen Haufen. Die Unterschiede zwischen den Weltreligionen, aber auch die internen Differenzierungen des Christentums sind ein interessantes Gesprächsthema. Katholizismus, Protestantismus, Pietismus werden zu Gegenständen leidenschaftlicher Erörterung.
Von ihren frühen Kriminalromanen bis zu dieser, dem ruhigen Fluss epischen Erzählens vertrauenden Trilogie „Vargskinnet” (Wolfsfell) hat sich die 1933 geborene Kerstin Ekman den Ruf erworben, die gesellschaftskritische Autorin ihrer Generation zu sein. Sie trat 1989 aus der Schwedischen Akademie aus (so weit das möglich ist, denn die Mitgliedschaft gilt auf Lebenszeit), weil ihr deren Engagement für Salman Rushdie zu wenig energisch war. Wenn Kerstin Ekman die Verwandlung Schwedens vom Agrarland zur postindustriellen Gesellschaft beschreibt, dann nimmt sie auch die negativen Aspekte des Fortschritts ins Visier. Der starke Kontrast zwischen Stadt und Land, vor allem zwischen Stockholm und dem nordschwedischen Jämtland, wo sie mehr als ein Vierteljahrhundert gelebt hat, dient ihr als willkommenes Mittel, beides gleichzeitig darzustellen: Vergangenheit und Gegenwart. „Alles war so, als sei es schon lange her. Doch es war jetzt”, heißt es programmatisch in ihrem neuen Roman, der Mitte der neunziger Jahre des 20. Jahrhunderts spielt.
Die in Stockholm bei einer Adoptivfamilie aufgewachsene Theologin Inga Mingus erhält eines Tages einen Brief, der ihr Leben verändert. Eine Anwaltskanzlei teilt ihr mit, ihre leibliche Mutter habe ihr ein Vermögen vererbt. Es besteht aus einem Haus im nordschwedischen Dorf Svartvattnet und einer nicht unbeträchtlichen Summe Kapital. Das Geld interessiert sie nicht - eine Freundin hält schon die Hand für ein Entwicklungsprojekt in Indien auf -, wohl aber ihre Herkunft. Sie reist in das abgelegene Dorf und zieht bald mit ihrem indischen Adoptivsohn dorthin. Wird sie zunächst von den Bewohnern des Ortes mit Argwohn empfangen, nicht einmal die Stieftante wusste von ihrer Existenz, nimmt die Dorfgemeinschaft sie auf, als sie bereit ist, die vakante Pfarrstelle anzunehmen. Geschickt switcht Kerstin Ekman zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin und her. So entsteht eine Geschichte des Dorfes über fünfzig Jahre - elliptisch genug erzählt, um nicht den vorhergehenden Band, „Die letzten Flöße”, zu wiederholen -, und zugleich das Porträt einer Frau, deren Glaubenszweifel niemals nachlassen und die doch nicht weiß wie sie ohne Gott leben soll.
„Zeit aus Glas” ist kein Thesenroman über das Christentum. Alle Gedanken sind aufgelöst in Handlung und integriert in die Biographie und Psychologie der Figuren. So gleicht die Lektüre einer Wanderung durch eine Seelenlandschaft. Sicher geführt von der Hand einer genuinen Erzählerin, kann sich der Leser mit Verhaltensformen vertraut machen, die längst unmodern geworden sind, deren Bedeutung aber erneut zur Debatte steht: Fürsorge, Dankbarkeit, Demut, Barmherzigkeit usw. „Guds barmhärtighet” (Gottes Barmherzigkeit) hieß der erste Band im schwedischen Original. Auf Deutsch hat man ihn lieber unter dem Titel „Am schwarzen Wasser” erscheinen lassen.
MEIKE FESSMANN
KERSTIN EKMAN: Zeit aus Glas. Roman. Aus dem Schwedischen von Hedwig M. Binder. Piper Verlag, München 2005. 451 Seiten, 22,90 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Ein richtiges Buch zum richtigen Zeitpunkt, meint Meike Fessmann. Denn Fragen von Religion und Glauben bewegen wieder die Menschen, und Kerstin Ekman, so der lobende Befund der Rezensentin, ist eine gute Partnerin für den inneren Dialog. Dabei ist ihr Buch, das von einer Theologin handelt, die eine Erbschaft aus Stockholm (nachindustrielle Gegenwart) in ein nordschwedisches Dorf (vorindustrielle Vergangenheit) verschlägt, glücklicherweise "kein Thesenroman über das Christentum" - seine gedanklichen Bewegungen sind "aufgelöst in Handlung". Da Ekman zudem eine "genuine Erzählerin" ist, gleicht die Lektüre, so Fessmann, einer "Wanderung durch eine Seelenlandschaft".

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