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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Die deutsche Geschichte vom Altertum bis heute als "bunt geschmücktes Buffet," das zu "unaufmerksamem Konsum" verlockt - Rezensent "brw" gefällt das gar nicht. Indem in dieser Präsentation alles auf einmal da sei, fehle einfach etwas, schreibt er und denkt dabei vermutlich an den sanften Zwang zum Selberdenken. Dabei findet "brw" die Akzente "nicht ungeschickt gesetzt", und gegen die Konzeption, das Verhältnis Text/ Bild ("Photos und bunte im Stil des späten 19. Jahrhunderts gemalte Historienbilder") etwa hat er auch nichts einzuwenden.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.10.2001

Alles da, und doch nichts klar
Die Deutsche Geschichte - buffetgerecht serviert

Ganz so geschichtsvergessen, wie es so häufig beklagt wird, können die Deutschen nicht sein, denn Rückblicke aller Art und mal mehr, mal weniger tiefsinnige Darstellungen und Betrachtungen über die Vergangenheit erfreuen sich in allen Medien großer Beliebtheit. Auch in der Jugendliteratur, was natürlich besonders begrüßenswert ist. Das Geschichtsbuch von Christian Deick (Text) und Hauke Kock (Illustration) beruht auf einer strengen Konzeption: pro Doppelseite ein Kapitel, pro Kapitel eine Mischung von - relativ wenig - Text mit Photos und bunten, im Stil des späten 19. Jahrhunderts gemalten Historienbildern sowie eingestreuten Kurzzitaten von Zeitgenossen.

Diese deutsche Geschichte beginnt mit Caesars germanischen Eroberungen westlich des Rheins; und am Schluß sieht man deutsche Kfor-Soldaten im Kosovo. Die letzten Worte des Buches lauten: "Es wird unserem Land also nur dann gelingen, eine führende Position einzunehmen, wenn wir offen für die globale Entwicklung bleiben." Das wird schon richtig sein. Aber trotzdem wirkt dieser Satz ganz ausgebeult durch die vielen Fragen, die in ihm rumpeln wie Wackersteine im Bauch des Wolfes. So geht es einem immer wieder mit dem Buch - die Akzente sind nicht ungeschickt gesetzt, nichts ist so, daß man zum Einspruch provoziert würde. Aber warum all das, worüber berichtet wird, geschehen ist, darüber nachzudenken wird man durch die Art der Präsentation geradezu abgelenkt. Die deutsche Geschichte erscheint in dieser Darreichungsform als bunt geschmücktes Buffet - dieses Arrangement verlockt zu unaufmerksamem Konsum.

Das Ganze steht ein bißchen in der Tradition der Margarine-Bilder-Alben, die hierzulande bis in die frühen fünfziger Jahre das jugendliche Sammlerherz erfreuten und nebenbei durchaus nützliche und vor allem anschauliche Informationen über die Fremde, über große Geister, die Vergangenheit und so weiter vermittelten. Hier braucht man aber nichts zu sammeln, man hat alles auf einmal. Dadurch fehlt etwas.

brw.

Christian Deick, Hauke Kock: "Deutsche Geschichte. Vom Altertum bis zur Gegenwart". Buchverlag Otto Maier, Ravensburg 2001. 160 S. , geb., 39,90 DM. Ab 12 Jahre.

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