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Alles in diesem Buch ist eine Erfindung. Fast alles. Karl-Theodor zu Guttenberg ist natürlich keine Erfindung, und auch nicht die atemberaubende Karriere des Freiherrn: mittelständischer Unternehmer, Doktorand, Minister, schließlich sogar Kanzlerkandidat der Herzen. Aber Norbert Hoppe ist eine Erfindung - der Mann, der Guttenberg angeblich schon seit der Grundschule kennt, und deswegen so manches über ihn zu erzählen weiß. Schon als Schüler kümmerte sich der treue Knappe Norbert um die Hausaufgaben seines adeligen Freundes - und später dann eben auch um umfangreichere Schriften, z.B. eine…mehr

Produktbeschreibung
Alles in diesem Buch ist eine Erfindung. Fast alles. Karl-Theodor zu Guttenberg ist natürlich keine Erfindung, und auch nicht die atemberaubende Karriere des Freiherrn: mittelständischer Unternehmer, Doktorand, Minister, schließlich sogar Kanzlerkandidat der Herzen. Aber Norbert Hoppe ist eine Erfindung - der Mann, der Guttenberg angeblich schon seit der Grundschule kennt, und deswegen so manches über ihn zu erzählen weiß. Schon als Schüler kümmerte sich der treue Knappe Norbert um die Hausaufgaben seines adeligen Freundes - und später dann eben auch um umfangreichere Schriften, z.B. eine Doktorarbeit. »Ich war Guttenbergs Ghost« ist der irrwitzige und irrwitzig komische Roman einer etwas einseitigen Freundschaft, einer unglaublichen Karriere, zweier bizarrer Liebesgeschichten - und eines durchgeknallten Polittheaters namens Berliner Republik.
Endlich: der Roman, der erzählt, wie es gewesen sein könnte...
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rudolf Neumaier schwant zunächst nichts Gutes bei der Satire zur Affäre Guttenberg, den ein anonymer Autor mit dem Pseudonym Norbert Hoppe verfasst wird. Aber er wird positiv überrascht! Bei der Geschichte des pfannkuchengesichtigen Ich-Erzählers Hoppe, Studienfreund von Guttenberg, handelt es sich um ein kleines Meisterwerk, schwärmt der Rezensent. In der Mischung aus gut informierten Fakten und grandios Ausgedachtem enthüllt sich zugleich ein Stück "Zeitgeschichte", die die Hysterie und das "Aufgeblasene" des ersten Jahrzehnts des 21. Jahrhunderts zu fassen kriegt, wie Neumaier preist. Und das erinnert nicht nur an "Schtonk!", es würde selbst ein ideales Drehbuch für den Film zur Guttenberg-Geschichte abgeben, so der Rezensent hingerissen, der schon gerne wissen würde, wer hinter dem Autoren-Pseudonym steckt.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 27.03.2012

Das Spin-Doctor-Spiel
Eine grandiose Satire über den
Geist des Hochstaplers Guttenberg
Oh Gott, die Guttenberg-Story als Satire. Mit dem Freiherrn als Handpüppchen auf dem Titel, verfasst von einem Anonymus, der sich das Pseudonym Norbert Hoppe gibt. Auch wenn der Titelkasperl vom großen Rudi Hurzlmeier gemalt ist – das Büchlein steht erst einmal unter Zotenverdacht. War der Aufstieg und Fall des Hochstaplers Guttenberg nicht schon aberwitzig genug? Muss sie nun auch noch von einem dieser prioletischen Brachialspaßmacher aus dem politischen Kabarett plattgetreten werden? Sieht danach aus. Ist aber nicht so! „Ich war Guttenbergs Ghost“ ist ein meisterhafter kleiner Roman, der im Spiel mit Phantasie und Fakten zu einer geistreichen Zeitgeschichte geronnen ist.
Dieser Norbert Hoppe macht sich als Ich-Erzähler schon im Titel zur Hauptfigur. Auch wenn die direkte Ansprache der Leser („Warten Sie mal ab, Sie werden sich wundern, was alles möglich ist“) auf den ersten Seiten noch irritiert, bringt er seine Geschichte mit entwaffnender Selbstironie, ja Selbstvernichtungstendenzen in Schwung. Hoppe ist ein langweiliger, altmodischer Tollpatsch mit Pfannkuchengesicht. Aber klug und belesen. Arbeitet als Politologe im akademischen Mittelbau, bevor Guttenberg ihn zu seinem Spindoktor kürt.
Die beiden kennen sich aus der Schulzeit in Rosenheim, schon damals engagierte der Adelige Hoppe: „Hoppe, willst du mein Knappe sein?“ Dann treffen sie sich an dem Tag wieder, an dem Guttenberg seine Frau Stephanie auf der Berliner Love-Parade kennenlernt und sich der CSU-Parteisoldat und Plakatkleber Hoppe von einer grellhaarigen Raverin auf einem verrosteten NVA-Panzer zum Beischlaf verführen lässt. Dem Gspusi entspringt vermeintlich ein ebenso pfannkuchengesichtiger Sohn.
Zu seiner politischen Karriere lässt sich Guttenberg schließlich von Hoppe inspirieren. Hoppe denkt – und bekommt dafür Geld, das er für die Unterhaltszahlungen an das vertrottelte Raverkind braucht. Guttenberg schwadroniert, hoppelt von Auftritt zu Auftritt und trägt Frauen die Taschen – mehr als Performen kann er nicht, aber das wie kein Zweiter. Guttenberg, der Bundestagsabgeordnete, CSU-Generalsekretär, Wirtschaftsminister, Verteidigungsminister und Heilsbringer der Deutschen, ist die Handpuppe einer dunkelgrauen Maus. Das Programm stammt von Machiavelli: Die Karriere flutscht dann, wenn man den Leuten glaubhaft macht, dass man keine Karriere nötig hat.
Das Atemberaubende an dieser Geschichte ist, dass sie sich genau so zugetragen haben könnte. Der Erzähler Hoppe hält sich an Daten und ziemlich weitgehend auch an Fakten, er pflanzt authentisches Personal in Originalschauplätze – in Berlin und seinen Bars ist er ebenso bewandert wie in Münchens Schickeria, in Rosenheim, Kulmbach und dem Dörfchen, das nach der Familie Guttenberg benannt ist. Nebenbei erklärt diese kurze Geschichte einiges über die deutschen Nullerjahre, eine Zeit der Aufgeblasenen, Übergeschnappten und Hyperventilierer. Noch bizarrer aber sind die Fiktionen, die Hoppe in die Biographie webt, etwa die Begegnung Guttenbergs mit einem angetrunkenen Karasek, der ihn beim ersten Anblick als Felix Krull demaskiert. Oder das Techtelmechtel mit Katharina Wagner: Um seine Muse in Bayreuth zu treffen, gibt Guttenberg beim elfengleichen Heimchen zu Hause Verpflichtungen in Afghanistan vor.
Das erinnert alles sehr an „Schtonk!“, Helmut Dietls Hochstapler-Film über die Hitler-Tagebücher. Wobei die Doktorarbeit selbst, die Hoppe für Guttenberg unter dem Einfluss aufputschender Pillen aus der Hausapotheke der Kindsmutter-Raverin kompiliert, erst im letzten Drittel zum Thema wird. Wenn nun, wie es der Fernsehproduzent Nico Hofmann plant, ein Film über den oberfränkischen Münchhausen entsteht – voilà: Diese Satire wäre die perfekte Vorlage fürs Drehbuch. Sie endet damit, dass Guttenberg seinen „Oberhofarrangeur“ Hoppe unehrenhaft vor die Tür setzt, als der seinen Gefühlen zur elfengleichen Stephanie freien Lauf lässt. Hoppe wird dann Redenschreiber von Christian Wulff. Die Geschichte schreit also nach einer Fortsetzung. Weiter so, Hoppe!
Aber wer steckt hinter diesem Mann? Der Verlag rückt nicht raus damit. Als Schriftsteller bräuchte er kein Pseudonym. Hoppe könnte also ein Journalist sein, der Berlin ebenso gut kennt wie München, Giovanni di Lorenzo vielleicht. Oder ein Politiker. Guttenberg selbst? Das indes fraglos nicht, selbstredend.
RUDOLF NEUMAIER
NORBERT HOPPE: Ich war Guttenbergs Ghost. Eine Satire. Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2012. 156 S., 8,99 Euro.
Der Grüß-Gott-Performer in seinem Element. Foto: Claus Schunk
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"Hoppe bleibt dem Gang der realen politischen Ereignisse treu [...] und er trifft den Guttenberg-Sound [...] auf den Punkt." Ursula März Die Zeit 20120412