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Sie sind Hindus, Moslems, Parsen, Christen oder Juden, gehören zur höchsten Kaste der Brahmanen oder zu den Unberührbaren. Sie kommen aus allen Teilen Indiens, leben in Delhi, Kalkutta, Bombay, Bangalore, Mysore, Ahmedabad und anderswo, sind Pendler zwischen den Welten wie Vikram Chandra oder Expatriates wie Shashi Tharoor. Sie erzählen von Brahmanen und Muslimen, von Benares und Bombay, schildern das Leben in den Städten und auf dem Land, berichten von Emigranten und von Zurückgekehrten. Es geht um Hochzeits- und Beerdigungsrituale, um Straßen- und Büroszenen, Arbeitskämpfe und…mehr

Produktbeschreibung
Sie sind Hindus, Moslems, Parsen, Christen oder Juden, gehören zur höchsten Kaste der Brahmanen oder zu den Unberührbaren. Sie kommen aus allen Teilen Indiens, leben in Delhi, Kalkutta, Bombay, Bangalore, Mysore, Ahmedabad und anderswo, sind Pendler zwischen den Welten wie Vikram Chandra oder Expatriates wie Shashi Tharoor. Sie erzählen von Brahmanen und Muslimen, von Benares und Bombay, schildern das Leben in den Städten und auf dem Land, berichten von Emigranten und von Zurückgekehrten. Es geht um Hochzeits- und Beerdigungsrituale, um Straßen- und Büroszenen, Arbeitskämpfe und Religionskonflikte, um den Unabhängigkeitstag, die Teilung Indiens oder um ein Leben zwischen den Kulturen. Oft ist von der Einsamkeit im Milliardenland die Rede, und immer wieder steht die Familie als Spiegel der Gesellschaft im literarischen Fokus. Über 50 Autoren und Autorinnen, vielfach mit den höchsten Literaturpreisen Indiens ausgezeichnet, sind in diesem Band mit Erzählungen, Romanauszügen und Gedichten aus elf Landessprachen vertreten. K. Satchidanandan, Lyriker und Präsident der Sahitya-Literaturakademie, schrieb das Vorwort zu dieser Anthologie. Kurzporträts charakterisieren die Autoren und skizzieren den Kontext ihrer Arbeit im literarischen Leben und im indischen Alltag.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.10.2006

Einsam ist die Auster
53 Autoren erzählen aus Indien / Von Sarah Elsing
Laut, heiß, voll. So stellt man sich Indien vor. Tatsächlich tobt in der Schlüsselszene in Bhisham Sahnis Kurzgeschichte „Pali” eine wütende Menschenmasse, Frauen tragen schwere Bündel auf dem Kopf, Uniformierte reißen hilflos die Arme in die Höhe, der Lärm ist ohrenbetäubend. Aber dabei bleibt es nicht. Aus dieser klischeehaften Szene entwickelt der große Hindi-Autor eine berührende Geschichte über die bis heute zentralen Konflikte im modernen Indien, zugespitzt auf den vierjährigen Pali. Sahni erzählt wie seine Eltern in der Flucht nach Indien mit dem geliebten Sohn einen Teil ihres Lebens jenseits der neuen Grenze zu Pakistan verlieren, wie sich Palis muslimische Ersatzeltern angesichts des überraschenden Kindersegens aus der Isolation befreien und wie der Junge schließlich, selbst zerrissen zwischen den Welten, zum Streitobjekt zwischen den Religionen wird.
Entwurzelt, einsam, zerrissen. Viele Geschichten, die Cornelia Zetzsche in ihrer Anthologie „Zwischen den Welten”zum Buchmessen-Schwerpunkt zusammengestellt hat, legen die kranken Seelen ihrer Figuren frei . Mit Erzählungen, Romanauszügen und Gedichten in elf Landessprachen eröffnet der Band das Panorama eines faszinierend reichen Indiens, ohne lediglich die altbekannten Bollywood-Klischees nachzuzeichnen. Über fünfzig Autoren sind vertreten, unter ihnen die großen der indischen Literatur: Von Saasat Hassan Manto, dem modernen Klassiker des Urdu, und den antikolonialen Altmeistern Mulk Raj Anand, Raja Rao und R.K. Narayan über O.V. Vijayan, den Gabriel Garcia Marquez Indiens, und Mahasweta Devi, die Grande Dame Bengalis, bis hin zu Shashi Tharoor, dem erfolgreichen Autor und UN-Diplomaten, in dem einige den Nachfolger von Kofi Annan sehen.
Die Geschichten aus dem modernen Indien erzählen von Brahmanen und Unberührbaren, Christen und Muslimen, von Benares und Bombay, von Emigranten und von Zurückgekehrten. Sie handeln vom Leben in den Städten und auf dem Land, beschreiben Hochzeits- und Beerdigungsrituale, Straßen- und Büroszenen, Arbeitskämpfe und Religionskonflikte, den Unabhängigkeitstag und die Teilung Indiens.
Immer wieder umkreisen die Geschichten die tiefe Einsamkeit inmitten von Millionen Menschen oder bündeln die Brutalität gesellschaftlicher Ausgrenzung in bitteren Familienschicksalen. Es ist eine Welt zwischen den Kulturen, zwischen dem Trauma einer fremdbestimmten Vergangenheit und der Hoffnung auf selbstgeschaffenes Glück in einer globalisierten Zukunft. Die Geschichten dieser Anthologie zeichnen ein Bild von Indien wie es auch in Keki N. Daruwallas Gedichten aufscheint: „pockennarbig, verschrammt, empfindsam wie das Innere einer Auster.”
Durch die große Vielfalt an Sprachen, Stilen und kulturellen Hintergründen der ausgewählten Autoren gewinnt das zarte Innere Indiens mit jeder Geschichte an Plastizität. So folgen etwa Rabindranath Tagore in „Der Postmeister” und Upamanya Chatterjee in „Englisch, August” beide einem jungen Beamten aufs Land und erleben in zwei Sprachen, Bengali und Englisch, aber auf sehr ähnliche Weise die Kluft zwischen Großstadt und Provinz. In das aktuelle Indien führt Raj Kamal Jhas Erzählung „Vier Gespräche und ein paar Träume”. Ein junger Muslim bricht sein Studium ab, um die Nächte in der schalldichten Service-Kabine eines Call-Centers im lauten Delhi zu verbringen. Das Geld, das er dort mit seinem „globalisierten Englisch” verdient, spart er für eine kleine Wohnung. Er will seinen Eltern einen glücklichen Lebensabend bieten. Einen Anker werfen, der Einsamkeit entkommen, den Kreis wieder schließen.
Aber wie beginnt Bhisham Sahni die Geschichte vom verloren gegangenen Pali? „Das Leben geht seinen Gang. Anfang und Ende berühren sich nie. Weder im wirklichen Leben noch im Roman.”
Cornelia Zetzsche (Hg.)
Zwischen den Welten
Geschichten aus dem modernen Indien. Insel-Verlag, Frankfurt am Main und Leipzig 2006. 716 Seiten, 24,80 Euro.
Indien einst und jetzt: Die Aufnahme aus dem Jahr 1905 zeigt das Magh-Mela-Fest in Allahabad, bei dem Tausende Hindus jedes Jahr die Seele reinigen . . .
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Sarah Elsing stellt anerkennend fest, dass die Anthologie mit Prosatexten und Gedichten von über 50 indischen Autoren einen faszinierenden Einblick in das vergangene und moderne Indien bietet. Die Texte ergeben ein faszinierendes Panorama der großen Vielfalt von Sprachen, Religionen und Traditionen, die in Indien nebeneinander existieren, und das jenseits der bekannten "Bollywood"-Klischees, so die Rezensentin beglückt. Plastisch entsteht so vor den Augen der Leser ein komplexes Bild von Indien, in dessen Mittelpunkt häufig die "tiefe Einsamkeit" des Einzelnen inmitten eines von Menschenmassen geprägten Kontinents steht, so Elsing sehr angetan.

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