Die Erkundung der Welt im Jahre 1438
Die Welt schreibt das Jahr 1438 der Fleischwerdung des Herrn. Dieses Buch gibt Zeugnis von der wundersamen Meerfahrt des Kartenzeichners Nicolaus Swart, der sich auf Geheiß des Königs Erich mit einem Schiff in die Fluten der Finsternis stürzte, um jenseits des fürchterlichen Eises das irdische Paradies daselbst zu finden ...
Das einstmals stolze Reich von König Erich XIII. steht in Flammen. Der Herrscher ist mit seinem Schreiber Rikmann nach Gotland geflüchtet, wo er nur noch eines will in Ruhe sterben. Unerwartete Hoffnung für den König naht in Gestalt eines totgeglaubten Meeresreisenden: Der Kartenzeichner Nicolaus Swart wurde vor vielen Jahren ausgeschickt, Nebelheim, das irdische Paradies, zu finden. Am Sterbebettdes Königs erzählt er von seiner schreckensreichen Fahrt ins Meer der Finsternis, wo ewiges Eis und sagenhafte Ungeheuer jedes Schiff zu verschlingen drohen. Doch den Schreiber Rikmann befallen Zweifel an dem abenteuerlichenBericht.
Die Welt schreibt das Jahr 1438 der Fleischwerdung des Herrn. Dieses Buch gibt Zeugnis von der wundersamen Meerfahrt des Kartenzeichners Nicolaus Swart, der sich auf Geheiß des Königs Erich mit einem Schiff in die Fluten der Finsternis stürzte, um jenseits des fürchterlichen Eises das irdische Paradies daselbst zu finden ...
Das einstmals stolze Reich von König Erich XIII. steht in Flammen. Der Herrscher ist mit seinem Schreiber Rikmann nach Gotland geflüchtet, wo er nur noch eines will in Ruhe sterben. Unerwartete Hoffnung für den König naht in Gestalt eines totgeglaubten Meeresreisenden: Der Kartenzeichner Nicolaus Swart wurde vor vielen Jahren ausgeschickt, Nebelheim, das irdische Paradies, zu finden. Am Sterbebettdes Königs erzählt er von seiner schreckensreichen Fahrt ins Meer der Finsternis, wo ewiges Eis und sagenhafte Ungeheuer jedes Schiff zu verschlingen drohen. Doch den Schreiber Rikmann befallen Zweifel an dem abenteuerlichenBericht.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.03.2009Kreuzfahrt im Mahlstrom
Ein historischer Roman von Stephan Puchner
Am Anfang war das Wort. Dann folgte die Landkarte. Kartenzeichner Nikolaus Swart malt seinem König Erich in teuersten Farben die terra incognita auf, die er für die Krone in Besitz genommen haben will. Diese frohe Botschaft saugt der sieche Monarch in seinem Krankenbett gierig auf, denn im Jahr 1438 hat der König der Kalmarer Union sonst wenig Anlass zur Freude - seine Reiche Dänemark, Norwegen und Schweden sind von jahrelangen Kriegshandlungen ausgeblutet, die Adligen widersetzen sich ihm, offene Rebellion droht, und selbst sein getreuer Chronist Rikmann weigert sich, die Lebensgeschichte seines Herrn zu beschönigen.
Die Nachricht von den neuen Ländereien, in denen Milch und Honig fließen, kommt daher gerade recht, kann man doch mit dem neugewonnenen Reichtum die Stände zufriedenstellen, mit neuen Lehen alte Gefolgsleute besänftigen und auch der eigenen Herrschaft eine positive Wendung geben, so dass der wahrheitsliebende Rikmann doch noch eine imposante Chronik niederschreiben kann. Bei all den Beweisen für die Entdeckung, die der Kartograph Swart am Hofe vorlegt, ist selbst der eifersüchtige Schreiber zuletzt überzeugt, dass es das sagenumwobene "Nebelheim" geben muss. Nur der Leser des gleichnamigen Romans zweifelt weiterhin, hat doch der historische König Erik VII. von Dänemark niemals ein legendäres Land entdeckt und so seine Krone gerettet. Dieser Zweifel wird immer wieder von Autor Stephan Puchner genährt. Die Erzählung des Kartographen Swart gleicht gar einem phantastischen Reiseroman, in dem der Mahlstrom Realität ist und Einwohner Nebelheims eine derart ideale Zivilisationsstufe erreicht haben, dass sie Gold verachten. Schon diese Ähnlichkeit zu Thomas Morus' "Utopia" legt nahe, dass alle Berichte nur der Phantasie des erfolglosen Entdeckungsreisenden Swart entspringen, doch Puchner hält den Wirklichkeitsgehalt des historischen Gotland und des sagenhaften Nebelheim bis zum Ende reizvoll in der Balance.
Die realistische Auflösung dieses Schwebezustands ist daher entsprechend ernüchternd, für einen an der realen Historie orientierten Roman jedoch unumgänglich. Wohltuend verzichtet Puchner in seinem Text auf eine übermäßige Anhäufung gekünstelter anachronistischer Redewendungen, sondern hält seine Sprache zwar altmodisch, aber schlicht und erleichtert so den Einstieg in seine Version des skandinavischen Mittelalters erheblich. Hohe Minne, edle Recken und gewaltige Schwertkämpfe findet man an diesem Hof zu Visby zum Glück nicht, lediglich die Hoffnung eines sterbenden Mannes, dass die Nachwelt dank der Taten anderer vielleicht besser von ihm denken wird, als er es verdient hat.
THOMAS SCHOLZ
Stephan Puchner: "Nebelheim". Roman. Verlag Hoffmann und Campe, Hamburg 2008. 384 S., geb., 19,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Ein historischer Roman von Stephan Puchner
Am Anfang war das Wort. Dann folgte die Landkarte. Kartenzeichner Nikolaus Swart malt seinem König Erich in teuersten Farben die terra incognita auf, die er für die Krone in Besitz genommen haben will. Diese frohe Botschaft saugt der sieche Monarch in seinem Krankenbett gierig auf, denn im Jahr 1438 hat der König der Kalmarer Union sonst wenig Anlass zur Freude - seine Reiche Dänemark, Norwegen und Schweden sind von jahrelangen Kriegshandlungen ausgeblutet, die Adligen widersetzen sich ihm, offene Rebellion droht, und selbst sein getreuer Chronist Rikmann weigert sich, die Lebensgeschichte seines Herrn zu beschönigen.
Die Nachricht von den neuen Ländereien, in denen Milch und Honig fließen, kommt daher gerade recht, kann man doch mit dem neugewonnenen Reichtum die Stände zufriedenstellen, mit neuen Lehen alte Gefolgsleute besänftigen und auch der eigenen Herrschaft eine positive Wendung geben, so dass der wahrheitsliebende Rikmann doch noch eine imposante Chronik niederschreiben kann. Bei all den Beweisen für die Entdeckung, die der Kartograph Swart am Hofe vorlegt, ist selbst der eifersüchtige Schreiber zuletzt überzeugt, dass es das sagenumwobene "Nebelheim" geben muss. Nur der Leser des gleichnamigen Romans zweifelt weiterhin, hat doch der historische König Erik VII. von Dänemark niemals ein legendäres Land entdeckt und so seine Krone gerettet. Dieser Zweifel wird immer wieder von Autor Stephan Puchner genährt. Die Erzählung des Kartographen Swart gleicht gar einem phantastischen Reiseroman, in dem der Mahlstrom Realität ist und Einwohner Nebelheims eine derart ideale Zivilisationsstufe erreicht haben, dass sie Gold verachten. Schon diese Ähnlichkeit zu Thomas Morus' "Utopia" legt nahe, dass alle Berichte nur der Phantasie des erfolglosen Entdeckungsreisenden Swart entspringen, doch Puchner hält den Wirklichkeitsgehalt des historischen Gotland und des sagenhaften Nebelheim bis zum Ende reizvoll in der Balance.
Die realistische Auflösung dieses Schwebezustands ist daher entsprechend ernüchternd, für einen an der realen Historie orientierten Roman jedoch unumgänglich. Wohltuend verzichtet Puchner in seinem Text auf eine übermäßige Anhäufung gekünstelter anachronistischer Redewendungen, sondern hält seine Sprache zwar altmodisch, aber schlicht und erleichtert so den Einstieg in seine Version des skandinavischen Mittelalters erheblich. Hohe Minne, edle Recken und gewaltige Schwertkämpfe findet man an diesem Hof zu Visby zum Glück nicht, lediglich die Hoffnung eines sterbenden Mannes, dass die Nachwelt dank der Taten anderer vielleicht besser von ihm denken wird, als er es verdient hat.
THOMAS SCHOLZ
Stephan Puchner: "Nebelheim". Roman. Verlag Hoffmann und Campe, Hamburg 2008. 384 S., geb., 19,95 [Euro].
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
So schwebend Stephan Puchners Roman um das sagenhafte, vom Kartografen Swart entdeckte "Nebelheim" dem Rezensenten erscheint, so schwebend kommt uns die Besprechung vor. Thomas Scholz gibt offen zu, dass die Lektüre seine Zweifel eher genährt als entkräftet hat. Das Buch hält er für einen fantastischen Reiseroman mit Ähnlichkeiten zu Morus' "Utopia", auch wenn die Balance zwischen Wirklichkeit und Fantasie vom Autor bis zum Ende durchgehalten wird, wie er einräumt. Wenn Puchner schließlich doch zurückfindet zur Realhistorie, ist Scholz zwar ernüchtert. Die wenig anachronistisch anmutende Sprache und der Verzicht auf "hohe Minne" und schwertschwingende Rittersleut machen diese Version des skandinavischen Mittelalters dem Rezensenten sympathisch.
© Perlentaucher Medien GmbH
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