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TOKIO HOTEL sind die angesagteste deutsche Band des neuen Jahrtausends! Mit ihrem energiegeladenen, authentischen Rocksound und ihrem einzigartigen Look reißen TOKIO HOTEL ihr riesiges Fanpublikum zu wahren Begeisterungsstürmen hin. »Tokio Hotel. So laut du kannst!« erzählt nun erstmals die sensationelle Erfolgsgeschichte der vier coolen Megastars aus Magdeburg.

Produktbeschreibung
TOKIO HOTEL sind die angesagteste deutsche Band des neuen Jahrtausends! Mit ihrem energiegeladenen, authentischen Rocksound und ihrem einzigartigen Look reißen TOKIO HOTEL ihr riesiges Fanpublikum zu wahren Begeisterungsstürmen hin. »Tokio Hotel. So laut du kannst!« erzählt nun erstmals die sensationelle Erfolgsgeschichte der vier coolen Megastars aus Magdeburg.
Autorenporträt
Michael Fuchs-Gamböck, geboren 1965, gewann 1985 den Literaturnachwuchspreis des Theaterfestivals München. Später hielt er sich in Japan und Italien auf, um von dort für Kultur-Pressebüros in Deutschland zu arbeiten. In Italien wurde er zudem Redaktionschef eines zweisprachigen Radiosenders. Zwischen Sommer 1989 und Sommer 1994 war Fuchs-Gamböck Redakteur sowie Ressortleiter Musik der deutschen Ausgabe des Zeitgeistmagazins Wiener. Seit Juli '194 ist er als Freier Autor tätig, u. a. für Playboy, Cosmopolitan, Focus, Musik Express, Marie Claire, dpa und viele andere. Parallel dazu gibt es von ihm etliche Buchveröffentlichungen. Außerdem gibt es von ihm Interview-Sammlungen von Gesprächen mit den Rolling Stones, Madonna, David Bowie und zahlreichen mehr, sowie Beiträge in diversen Literatur-Anthologien

Thorsten Schatz, geboren 1968, ist freier Musikjournalist und arbeitet als Pop-Historiker. Er schreibt u. a. für das Jazzpodium, melodie & rhythmus, German Times und diverse Tageszeitungen. Er referierte zum Thema Jugendkulturen und Rockmusik beim Symposium "Mediengenerationen" an der Universität Hamburg und im Historischen Museum Hannover.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.03.2007

Der schminkt sich ja wie ein Mädchen!
Das Buch zur Band: Michael Fuchs-Gamböck und Thorsten Schatz erzählen die ungewöhnliche Erfolgsgeschichte von "Tokio Hotel"

Das hatte man sich so gedacht. Zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, indem man den Rezensionsauftrag mit Erziehungspflichten verbindet. Warum nicht das Urteil über "Zimmer 483", die zweite Platte der kolossal erfolgreichen Teenieband "Tokio Hotel", einer Elfjährigen überlassen? Mal von der Rezeptionsseite her denken, wie früher die linken Literatursoziologen. Aber dann winkt die Testhörerin nur müde ab und bedenkt das als Überraschung gedachte Buch- und CD-Mitbringsel nur mit empörter Ablehnung. Auf ihrem MP3-Player läuft gerade Shakira. Nicht nur der Fan, auch der Verächter braucht für sein Urteil keine Gründe.

Schade, denn damit ist unsere Stichprobe für die Altersgruppe zwischen sieben und siebzehn wohl kaum mehr repräsentativ: Gut eineinhalb Millionen Mal hat sich das Debütalbum "Schrei" inzwischen verkauft, seit im August 2005 die erste Single "Durch den Monsun" von null auf eins in die deutschen Charts einstieg. Es folgten unzählige Bravo-Titelbilder, allerlei Musikbranchenpreise, gleich zwei lange, ausverkaufte Tourneen, inzwischen sogar eine Goldene Schallplatte in Frankreich und ausverkaufte Konzerte in Osteuropa: Dass der Boom deutschsprachiger Popmusik ausgerechnet über die allerjüngsten Fans zum internationalen Trend zu werden scheint, ist vielleicht der merkwürdigste Aspekt einer ohnehin ungewöhnlichen Bandgeschichte, die man in einem Büchlein von Michael Fuchs-Gamböck und Thorsten Schatz nun auch in allen erdenklichen Details nachlesen kann.

Das neue Album wird eine success story nahtlos fortschreiben, die seit zwei Jahren direkt durch Kinder-, Musik- und dunkle Kanäle ins kollektive Bewusstsein aller Unterzwanzigjährigen eingegangen ist. (Selbst unserer auch nach mehrfachem Hören von "Zimmer 483" weiter ungerührt bleibenden Testperson waren die wesentlichen Fakten vertraut.) Tom und Bill Kaulitz, siebzehnjährige Zwillingsbrüder aus Magdeburg ("Die verstecken ihre Ähnlichkeit unter der Schminke. Aber an den Augen erkennt man sie"), machen schon seit Jahren zusammen mit zwei etwas älteren Freunden Rockmusik, treten noch unter dem Namen "Devilish" bei lokalen Newcomer-Wettbewerben auf, werden da 2003 von einem Musikproduzenten entdeckt und unter die Fittiche genommen. Bei der Plattenfirma Sony/BMG dürfte man sich wohl heute noch die Haare raufen, weil man die sich inzwischen "Schrei" nennende Band wieder ziehen ließ. Die Konkurenz von Universal sagte danke und baute die mit tatkräftiger Unterstützung vor allem der Jugendzeitung "Bravo" systematisch zu Teenie-Stars auf. Die - passend zu Bills japanischem Manga-Style - nun endgültig "Tokio Hotel" genannte Band wird zur erfolgreichsten deutschen Newcomer-Band aller Zeiten.

Was nun macht das Besondere von "Tokio Hotel" aus? Einerseits zählen sie im Gegensatz zu den Casting-Bands und Superstarwahl-Produkten auf den Authentizitätsbonus einer "gewachsenen" Rockband (auch wenn natürlich eine Produzenten- und Songschreiberriege im Hintergrund die Fäden zieht). Andererseits aber betonen sie durch das extravagante Äußere die Künstlichkeit ihrer Selbstinszenierung und geben gerade dadurch Fans wie Hassern ausreichend Diskussionsstoff. In Internetforen etwa gibt es erbitterte Wortgefechte um die sexuelle Orientierung der Band, vor allem des androgynen Sängers Bill, dessen Stimme doch zugleich ganz ungebrochene maskuline Rockismen bedient. Auch bei den Texten ist nicht viel zu holen; das "Du" der Liebeslieder bleibt immer hübsch (und clever) im Abstrakten.

Der Popdiskurs steckt eben immer noch in den Kinderschuhen und ist auf Äußerlichkeiten fixiert. Dass Bill so erwachsen klingt, aber nicht so aussieht, dürfte männliche wie weibliche Fans gleichermaßen verwirren wie heimlich faszinieren, und man muss kein Freudianer sein, um die heftige Ablehnung ebenfalls darauf zurückzuführen ("Der schminkt sich ja wie ein Mädchen!"). Die alten Geschlechterdebatten des Pop müssen bei Teenagern eben immer wieder von Neuem - allerdings auch immer früher - geführt werden.

Zugleich liegt Transgendering als Retrophänomen allgemein im Trend: Überaus erfolgreiche Stars wie die "Scissor Sisters" oder Mika lassen ganz altersunabhängig die Camp-Ästhetik der Siebziger wiederaufleben, der "Tokio Hotel"-Sänger gleichsam auf Kika-Niveau herunterbricht. Als neulich ein gestandener Rocker wie Rod Stewart als Gast bei "Wetten, dass . . .?" mitansehen musste, wie Muskelmänner zum Disco-Takt von "Queens" "Another One Bites The Dust" ihre Brüste im Takt zucken ließen und anschließend die "Sissor Sisters" einen "Abba"-Hit coverten, da konnte man vergangene Provokationen als Kern der Samstagabend-Familienunterhaltung erleben. Das kam damals übrigens bei unserem konkreten Zielgruppenausschnitt super an, Geschlechterrollen hin oder her.

Und auch für "Tokio Hotel" scheint noch nicht alles verloren. Etwa nach dem fünften Durchlauf von "Zimmer 483" wird plötzlich vehement "Lied Nummer fünf" gefordert, weil man da so schön mitsingen könnte. "Wo sind Eure Hände?" heißt das Stück, ein Mitgröhlsong fürs Stadion und nun auch für die Wohnzimmerarena. Eine glückliche Wendung, ein die Generationen verbindendes Musikerlebnis, doch ist die gerade mühsam gewonnene kritische Distanz für diesmal wieder dahin. Diese Geschichte hat gerade erst begonnen.

RICHARD KÄMMERLINGS

Michael Fuchs-Gamböck, Thorsten Schatz: "Tokio Hotel - So laut du kannst!" Blanvalet Verlag, München 2006. 192 S., br., 6,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Das "Zielgruppenexperiment" mit seiner Tochter misslingt zunächst, also muss Richard Kämmerlings selber ran. Das Phänomen "Tokio Hotel" kriegt er allerdings nicht in den Griff, auch mit diesem Buch nicht, das die Bandgeschichte "in allen erdenklichen Details" erzählt. Wie ist das möglich? Kämmerlings macht einen auf Äußerlichkeiten fixierten Popdiskurs verantwortlich, der möglicherweise (wir wüssten es gerne) auch den vorliegenden Band prägt. So eingängig wie die Songs der Magdeburger scheint das Buch jedenfalls nicht zu sein. Zwar hat der Rezensent zu guter Letzt doch noch ein Aha-Erlebnis, allerdings in Form eines Generationen übergreifenden Mitgegröhles.

© Perlentaucher Medien GmbH