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Deutscher Jugendliteraturpreis 1998
Der Plan zeigt den Grundriß des Gebäudes - ein virtueller Gang durchs Museum: 16 aufeinanderfolgende Säle mit über 200 Kunstwerken aus Epochen der europäischen Kunstgeschichte. Künstlerbiografien, erläuternde Skizzen und Karten sowie Bildlegenden zu den Kunstwerken kännen besichtigt werden. Die Folge bestimmt der Leser selbst.
Viele Rätsel der Kunst werden gelöst: Wie wurden die riesigen Marmorblöcke für die Tempel transportiert? Wie wurde in der Renaissance auf gewölbte Flächen die richtige Perspektive übertragen? Jedes Kapitel schließt mit einer
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Produktbeschreibung
Deutscher Jugendliteraturpreis 1998

Der Plan zeigt den Grundriß des Gebäudes - ein virtueller Gang durchs Museum: 16 aufeinanderfolgende Säle mit über 200 Kunstwerken aus Epochen der europäischen Kunstgeschichte. Künstlerbiografien, erläuternde Skizzen und Karten sowie Bildlegenden zu den Kunstwerken kännen besichtigt werden. Die Folge bestimmt der Leser selbst.

Viele Rätsel der Kunst werden gelöst: Wie wurden die riesigen Marmorblöcke für die Tempel transportiert? Wie wurde in der Renaissance auf gewölbte Flächen die richtige Perspektive übertragen? Jedes Kapitel schließt mit einer Zusammenfassung der wichtigsten Ideen und Entwicklungen einer Epoche.
Autorenporträt
Partsch, Susanna
Susanna Partsch, geboren 1952, studierte Kunstgeschichte in Heidelberg und arbeitete danach im Wilhelm-Hack-Museum in Ludwigshafen. Heute lebt sie als freie Autorin in München. Für ihre Kunstgeschichte 'Haus der Kunst' erhielt sie 1998 den Deuschen Jugendliteraturpreis.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.10.1997

Ich kann keine Kunst mehr sehen
Mit offenen Augen durch ein imaginäres Museum

Die Überzeugung, Kunst und Geschichte langweilten Kinder, ist ein weitverbreiteter Irrtum. Womöglich beruht er auf Erfahrung. Wer so denkt, wurde vielleicht selbst als Kind durch stickige Museumssäle geschleift, von Zahlen und Namen schläfrig gemacht, und wenn er eine Frage hatte, dann war es die nach dem Eis danach. Es stimmt auch heute noch: Schwergewichtig steht die Kunst den Kindern in Museen gegenüber. Mehr noch als den pflichtbewußten Erwachsenen kann ihnen das museale Überangebot Blei auf Füße und Geist legen.

Anders ist das in dem "Haus der Kunst", das die Kunsthistorikerin Susanna Partsch in ihrem Buch gebaut hat. Achtzehn Säle stehen offen, beginnend mit steinzeitlichen Höhlenmalereien, endend mit Dan Flavins Installation, die 1994 den Münchener "Kunstbau" einweihte. In diesem imaginären Museum kann jeder ausruhen und weggehen, sooft er will. Doch dürften die sorgfältige Bildwahl und die pointierten Erläuterungen Kinder so bannen, daß sie bald wiederkommen.

Bestechend ist der Freimut, mit dem in diesem Museum Kunstwerke verschiedener Epochen zusammengeführt und erläutert werden. Eine Bildfolge aus "Asterix" dient als Beispiel für die einstige Allgemeinverständlichkeit mittelalterlicher Bilder, Leonardos Mona Lisa trifft ihr karikiertes Alter ego von Marcel Duchamp, Dürers Künstler und Kunst vergöttlichendes Selbstporträt muß sich Timm Ulrichs Selbstbildnis von 1974 und dessen Bekenntnis "Ich kann keine Kunst mehr sehen" stellen. Damit und durch die Vollständigkeit seiner Kunstgeschichte hebt sich Susanna Partschs Band glänzend von vielen Kinder-Kunstbüchern ab, die zur Zeit kursieren. Auch besticht die Aktualität des Bandes. Die Autorin hat teilweise brandneue Erkenntnisse aufbereitet: etwa die gerade restaurierten Bronzekrieger von Riace oder die erst 1996 ausführlich publizierten minoischen Fresken der boxenden Knaben aus Santorin.

Vermeintlich kindgerechtes Verschweigen gibt es bei Partsch nicht: Zu Géricaults berühmtem "Floß der Medusa", der Titanic des neunzehnten Jahrhunderts, erzählt sie lakonisch den realen Hintergrund - den Schiffbruch der Medusa, die 1816 Aussiedler von Frankreich nach Afrika begleitete, die Flucht der Besatzung auf Rettungsbooten, die Irrfahrt der auf einem Trümmerfloß Zurückgelassenen, das Entsetzen der französischen Öffentlichkeit, Géricaults anklagendes Bild 1818. Kunst als Enthüllung, der Salon als Tribunal werden damit spannend und plausibel erklärt. Heranwachsende dürften zwischen den Zeilen weitere Botschaften entschlüsseln. So bietet "Saal 4 - Die griechische Kunst" ein farbiges Rekonstruktionsaquarell des Parthenons, 1879 von Benoît Loviot gemalt. Die riesige Statue der Athena des Phidias beherrscht das Bild. Sie trägt das legendäre Gorgonenhaupt auf ihrer Brustwehr. Untereinander blicken das weiße, schön-gelassene Gesicht der Göttin und die blutrote Fratze der Gorgo den Betrachter an. So sieht man in ihnen das Doppelgesicht aller Menschen, ihre Begabung zu Göttlichkeit und Dämonie.

Abendländische Kunst, so zeigt Susanna Partsch, ist undenkbar ohne das Morgenland. Die Hagia Sophia ist in ihrem Band als Prunkbau des christlichen Byzanz so überwältigend wie als triumphale Moschee des späteren Istanbul. Und welcher Kunstfreund wüßte genau, weshalb und durch welche Kunstwerke der Tempelberg in Jerusalem der heilige Ort dreier Weltreligionen ist? Jugendliche, die im "Haus der Kunst" gewesen sind, werden im Deutschunterricht das Wetteifern der Religionen und Künste in Lessings "Nathan der Weise" besser verstehen.

Gelegentlich mißtraut die Autorin der Überzeugungskraft der Kunst, die sie sonst so überzeugend darstellt. Dann wird Arnold Schwarzenegger als Kronzeuge für die Faszination der boxenden Minoer aufgerufen. Oder es wird - fast schon wieder originell - die Computersimulation eines Madonna küssenden Kanzlers Kohl gezeigt, wenn es um aktuelle Formen der uralten Bild-Magie geht. Das vertrauliche "Du" der Texte nimmt die Kinder, denen die Erläuterungen den aufrechten Gang zutrauen, mißtrauisch wieder an die Hand. Doch das sind Ausrutscher in einem Buch, das selbst beweist, was es am Ende als Wesenskern aller Kunst beschreibt: "So unterschiedlich die Werke auch sind, sie haben doch alle eines gemeinsam: Sie eröffnen eine Welt, die hinter den Dingen liegt." DIETER BARTETZKO

Susanna Partsch: "Haus der Kunst".

C. Hanser Verlag, München 1997. 367 S., zahlr. Abb., geb., 58,- DM. Ab 12 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Gleich vier verschiedene Sach- und Wissensgeschichten für Kinder und Jugendliche bespricht Ursula Sinnreich und kommt zu der Feststellung, dass die meisten dieser oft enzyklopädisch angelegten Bücher auf eine eher konventionelle Art der Wissensvermittlung zurückgreifen und selten die Leselust und Experimentierfreude von Jugendlichen wirklich anregen. Das müsse daran liegen, so die Rezensentin, dass auch die Erwachsenen, die ja diese Bücher für ihre Kinder kaufen, im Stillen eine Sehnsucht nach Überblick hegen.
1) Georges Duby: "