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Rechtsextreme jugendliche Straftäter agieren immer frecher und selbstbewußter, oft genug ohne irgendeine Bereitschaft zur Einsicht. Die Gewalt eskaliert. Die Politik reagiert mit wohlfeilen Appellen und gegenseitigen Schuldzuweisungen. Die Öffentlichkeit diskutiert und debattiert - auch über die Ursachen für diese Eskalation. Der vorliegende Band enthält Beiträge von Autoren und Autorinnen unterschiedlicher Provenienz, von Historikern, Psychologen, Psychotherapeuten und Sozialwissenschaftlern zu den Fragen:Durch welche Feindbilder bzw. Freundbilder, durch welche Idealisierungen und…mehr

Produktbeschreibung
Rechtsextreme jugendliche Straftäter agieren immer frecher und selbstbewußter, oft genug ohne irgendeine Bereitschaft zur Einsicht. Die Gewalt eskaliert. Die Politik reagiert mit wohlfeilen Appellen und gegenseitigen Schuldzuweisungen. Die Öffentlichkeit diskutiert und debattiert - auch über die Ursachen für diese Eskalation. Der vorliegende Band enthält Beiträge von Autoren und Autorinnen unterschiedlicher Provenienz, von Historikern, Psychologen, Psychotherapeuten und Sozialwissenschaftlern zu den Fragen:Durch welche Feindbilder bzw. Freundbilder, durch welche Idealisierungen und Enttäuschungen sind die jüngeren von den älteren Generationen in Deutschland geprägt? Inwiefern sind wir als Erwachsene in Ost und West seit drei Generationen mitbeteiligt am Entstehen von rassistischen Feindbildern bei jungen Menschen? Auf welche Normen, Ideale und Zwangsvorstellungen hin haben Erwachsene in beiden deutschen Gesellschaften ihre Kinder bewußt ode r unbewußt geprägt?
Autorenporträt
Wolfgang Benz, geboren 1941, ist Mitgründer und Mitherausgeber der Dachauer Hefte und war von 1969 bis 1990 Mitarbeiter des Instituts für Zeitgeschichte in München. Er ist Prof. em. der Technischen Universität Berlin; Wolfgang Benz leitete bis März 2011 das Zentrum für Antisemitismusforschung in Berlin. 1992 erhielt er den Geschwister-Scholl-Preis.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 18.09.2001

Gewickelt und für sauber befunden
Warum gibt es unter ostdeutschen Jugendlichen mehr Rassismus? Eine Ursachenforschung
WOLFGANG UND UTE BENZ (Hrsg.): Deutschland, deine Kinder. Zur Prägung von Feindbildern in Ost und West, DTV, München 2001. 239 Seiten, 24,50 Mark.
Jugendliche Rechtsextreme agieren immer dreister, ohne jede Einsicht. Der Kriminologe und niedersächsische Justizminister Christian Pfeiffer hatte im Frühjahr 1999 dafür eine schnelle Erklärung: Die DDR-Erziehung mit ihrer Kleinkinderdressur und ihrer Sauberkeitserziehung sei bis heute schuld an Jugendgewalt und Fremdenfeindschaft. Diese These löste eine heftige deutsch- deutsche Debatte aus. Die entrüsteten Ostdeutschen waren es gründlich leid, von westdeutschen Besserwissern wie eine Horde ungebildeter Schwererziehbarer behandelt zu werden. Dennoch forderte man im Westen, die Ostdeutschen müssten endlich ihr Scheitern in Sachen Kindererziehung zugeben.
Diese Debatte ist jetzt protokolliert in dem Band „Deutschland, deine Kinder”, herausgegeben von Ute und Wolfgang Benz. Ute Benz findet, die Diskussion zeige beispielhaft, wie diffizil geknüpft das Netz aus vermeintlich objektiven Urteilen, der Aufteilung in Gut und Böse, Schuldzuweisung und Verdrängung sei. Immer noch sei der Westen ideologisch besetzt: Hier glaube man, quasi naturgegeben und kraft eigenen Verdienstes, die besseren Ideale zu haben, die bessere Wissenschaft und selbstverständlich auch die besseren Kinder.
Mit ihrem Buch haben junge und ältere Autoren aus Ost und West, geboren zwischen 1928 und 1970, einen aufschlussreichen Beitrag zur Analyse des komplizierten Problems geleistet. Vor dem Hintergrund ausländerfeindlicher Exzesse in ganz Deutschland stellten sich die Autoren die Frage nach gemeinsamen und trennenden Erfahrungen in Deutschland. Psychologen, Sozialwissenschaftler und Historiker reflektieren aus unterschiedlichen Perspektiven das Leitmotiv: Wie sind drei Generationen beteiligt am Entstehen von Rassismus, und wie haben Erwachsene durch Idealisierungen in beiden deutschen Gesellschaften ihre Kinder geprägt?
Man könnte das Buch deshalb eine gelungene gesamtdeutsche Familienaufstellung mehrerer Generationen nennen, die Verblendungen sichtbar macht und Verdrängtes aus dem Schatten holt. Schnelle Patent-Lösungen kann es da freilich nicht geben. Ein Anfang ist gemacht: Nach neuesten Umfragen vom Juni 2000 sehen es die Deutschen in Ost und West übereinstimmend als oberste pädagogische Ziele an, ihre Kinder zu Höflichkeit, Gewissenhaftigkeit und Toleranz zu erziehen. Die teils autobiografischen und historischen Aufsätze sind auch für Jugendliche überaus lesenswert.
CHRISTA GEBHARDT
Höchstes Ziel in Ost und West: höfliche und tolerante Kinder.
Foto: SZ
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Für die Rezensentin ist das Buch ein Protokoll der Debatte um die unterschiedliche Kindererziehung in Ost- und Westdeutschland. Aufschlussreich ist der Band in den Augen Christa Gebhardts besonders deshalb, weil die Autoren (Psychologen, Sozialwissenschaftler, Historiker aus Ost und West) zeigen, wie diffizil geknüpft das Netz aus vermeintlich objektiven Urteilen, Schuldzuweisung und Verdrängung ist und wo die gemeinsamen, wo die trennenden Erfahrungen liegen. Die teils autobiografischen und historischen Aufsätze, schreibt sie, sind auch für Jugendliche "überaus lesenswert".

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