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"Bleib übrig" lautete gegen Ende des Zweiten Weltkrieges der Abschiedsgruß unter deutschen Soldaten, denn "auf Wiedersehen" schien nicht mehr so recht zu passen ... Ulrich Frodien stammt aus einer deutsch-national bestimmten Breslauer Arztfamilie, wuchs unter dem prägenden Einfluss der nationalsozialistischen Erziehung auf und wurde 1944 als 17-Jähriger zum Kriegsdienst eingezogen. Nach einer schweren Verwundung wurde er Anfang 1945 nach Hause entlassen. Zusammen mit seinem Vater gelang ihm die Flucht aus dem zur "Festung" erklärten Breslau nach Berlin und von dort weiter nach Göttingen, wo er…mehr

Produktbeschreibung
"Bleib übrig" lautete gegen Ende des Zweiten Weltkrieges der Abschiedsgruß unter deutschen Soldaten, denn "auf Wiedersehen" schien nicht mehr so recht zu passen ...
Ulrich Frodien stammt aus einer deutsch-national bestimmten Breslauer Arztfamilie, wuchs unter dem prägenden Einfluss der nationalsozialistischen Erziehung auf und wurde 1944 als 17-Jähriger zum Kriegsdienst eingezogen. Nach einer schweren Verwundung wurde er Anfang 1945 nach Hause entlassen. Zusammen mit seinem Vater gelang ihm die Flucht aus dem zur "Festung" erklärten Breslau nach Berlin und von dort weiter nach Göttingen, wo er in amerikanische Kriegsgefangenschaft kam, aus der er 1946 entlassen wurde. Ein ungeschminkter, spannender und sehr kritischer Zeitzeugenbericht.
Autorenporträt
Ulrich Frodien, geboren 1926, arbeitete ab 1950 als Journalist bei der Süddeutschen Zeitung und der Münchner Illustrierten. Von 1954 bis 1991 leitete er den von ihm begründeten Bilderdienst im Süddeutschen Verlag.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 17.10.2002

Wenn Regeln nicht mehr gelten
Jugend, Kriegsalltag und Zusammenbruch in Breslau
ULRICH FRODIEN: Bleib übrig. Eine Kriegsjugend in Deutschland, dtv, München 2002. 247 Seiten, 11,50 Euro.
Ein packendes Buch, geschrieben in kräftiger, gelegentlich drastischer Sprache, mit einem Spannungsbogen, der trotz zahlreicher Rückblicke und Abschweifungen von der ersten bis zur letzten Zeile durchgehalten wird. Schade, dass Ulrich Frodien (Jahrgang 1926), einst Journalist mehrerer Münchner Blätter, darunter auch der SZ, dann Leiter des Bildarchivs dieser Zeitung, erst so spät mit dem Bücherschreiben angefangen hat. Lebendig erzählt er von seiner Jugend in einem deutschnationalen Haus in Breslau, von seiner Begeisterung für Hitler und seinem Engagement in der Hitlerjugend. Doch als er 1944 eingezogen wird, zerbröselt sehr schnell sein Bild von der Naziherrlichkeit. Denn er erlebt, was Fronteinsatz heißt: vor Angst vollgemachte Hosen, zerfetzte Körper, herausquellende Gedärme, Kameradenverrat, aber auch Momente von Mut und Aufopferung. Ein defätistisches, ein Anti- Kriegsbuch.
Doch es sind nicht nur die Fronterlebnisse des jungen Soldaten, der wie Tausende seiner Alterskameraden als Kanonenfutter der Roten Armee entgegengeschickt wird, die seine Erinnerungen zu einem Zeitdokument wer-den lassen, sondern vor allem seine Schilderungen aus Breslau 1945. Frodien war schwer verwundet. Auf Genesungsurlaub daheim, erlebte er, wie in der Stadt angesichts der vorrückenden Sowjettruppen Panik ausbricht. Selten ist so eindrucksvoll und auch so beklemmend geschildert worden, wie innerhalb weniger Tage die Bevölkerung einer ganzen Stadt moralisch weitgehend zusammenbricht, wie alle Regeln für das menschliche Zusammenleben auf einmal nicht mehr gültig schienen. Er hat somit, seine Wut oft nicht verhehlend, auch ein Stück Geschichte seiner Heimatstadt geschrieben. (Foto: Scherl)
THOMAS URBAN
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Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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"Sie sind ein großartiger Erzähler und sollten dies alles aufschreiben. Es gibt Interesse dafür, sicherlich in Deutschland, und auch in Polen." Thomas Urban, Polen-Korrespondent der 'Süddeutschen Zeitung'

"Fazit: 'Die ausgefallene eigene Jugend, die völlige Überforderung auf den Schlachtfeldern des Zweiten Weltkrieges wurden zu einer Klippe, an der die Beziehungen vieler Väter unserer Generation zu ihren Kindern scheiterten.' Wenn dieses absolut ehrliche Buch wenigstens von manchen Enkelinnen und Enkeln gelesen wird, könnte sich das eventuell noch ändern."

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Thomas Urban ist schlichtweg begeistert von diesem Buch. Warum hat so einer wie Frodien nicht schon früher mit dem Bücherschreiben angefangen, fragt er sich verwundert. Hier zeigt sich ihm ein "lebendig erzähltes" Buch einer Jugend im Breslauer Kriegsalltag: "ein packendes Buch, geschrieben in kräftiger, gelegentlich drastischer Sprache, mit einem Spannungsbogen, der trotz zahlreicher Rückblicke und Abschweifungen von der ersten bis zur letzten Zeile durchgehalten wird". Selten hat Urban derart "eindrucksvoll" und "beklemmend" Geschildertes gelesen, wo eine ganze Stadt moralisch zusammenbricht und alle Regeln des menschlichen Zusammenlebens nicht mehr gültig zu sein schienen. Die Erzählungen Frodiens sind ein "defätistisches, ein Anti-Kriegsbuch", in dem der Autor vor allem auch ein Stück Geschichte seiner Heimatstadt Breslau geschrieben habe, so Urban.

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