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Eine Liebesgeschichte der besonderen Art mit einem gehörigen Sinn für Absurdes und Groteskes, die leichtfüßig wie ein französischer Film von Grenzüberschreitungen der Sexualität, von Einsamkeit, vom Leben selbst erzählt.
Die stilistisch elegante, psychologisch feinsinnige, originell komponierte und teilweise durchaus schalkhaft erzählte Geschichte einer Liebesbeziehung, deren Dreieckskonstellation erst posthum ans Licht kommt und wie selbstverständlich den Rahmen bietet für Reflexionen über die großen Themen der Literatur: Leben und Tod, Zeitlichkeit und Zeitlosigkeit, die Nähe von Glück…mehr

Produktbeschreibung
Eine Liebesgeschichte der besonderen Art mit einem gehörigen Sinn für Absurdes und Groteskes, die leichtfüßig wie ein französischer Film von Grenzüberschreitungen der Sexualität, von Einsamkeit, vom Leben selbst erzählt.

Die stilistisch elegante, psychologisch feinsinnige, originell komponierte und teilweise durchaus schalkhaft erzählte Geschichte einer Liebesbeziehung, deren Dreieckskonstellation erst posthum ans Licht kommt und wie selbstverständlich den Rahmen bietet für Reflexionen über die großen Themen der Literatur: Leben und Tod, Zeitlichkeit und Zeitlosigkeit, die Nähe von Glück und Unglück, körperliche und emotionale Liebe, Eigen- und Fremdwahrnehmung, Sinn und Sinnlosigkeit von Worten, Moral und Doppelmoral, Leben und Doppelleben ...

Der Roman wird in fragmentarischen und alternierend angeordneten Sequenzen aus der jeweiligen Ich-Perspektive seiner drei Hauptfiguren Luca, Anna und Léo erzählt. Dabei besteht eine eigenwillige und humorvolle Besonderheit darin, dass Luca, unmittelbar bevor er zum ersten Mal das Wort ergreift, verstorben ist - ertrunken im Arno, in Florenz. Die Geschichte wird also durch einen Toten - der sukzessive vom Stadium der Totenstarre in das der Verwesung übergeht -, seiner Lebensgefährtin und seinem Geliebten, einem Bahnhofsstricher, erzählt. Bald steht die Frage nach der Ursache von Lucas Tod im Mittelpunkt. Weiß Anna wirklich alles über ihn, und was verbirgt sich hinter dem schönen Gesicht von Léo? Warum und gegen wen ermittelt Inspektor Tonello? Gibt es ein Geheimnis um Luca?
Autorenporträt
Besson, Philippe
Philippe Besson wurde 1967 in Barbezieux, einem Dorf in der Charente, geboren. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Bordeaux und der Oberstufe in Rouen, ging Besson 1989 nach Paris, wo er zunächst eine Laufbahn als Jurist und Dozent für Sozialrecht einschlug. 1999 begann er an seinem ersten Roman 'Zeit der Abwesenheit' zu schreiben, der Anfang 2001 in Frankreich erschien. Fortan veröffentlichte er fast jährlich einen neuen Roman.

Philippe Bessons Bücher sind in Frankreich Bestseller. Sie wurden vielfach ausgezeichnet und in 14 Sprachen übersetzt. Sein Roman 'Sein Bruder' wurde von Patrice Chéreau verfilmt.

Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.11.2004

Stromschnellen des Glücks
Der Tod kann lässig sein: Philippe Bessons Dreiecksroman

Die Geschichte - in Liebesdingen sind aller guten Dinge eben nicht immer drei - ist so klassisch wie die Stadt, in der sie spielt: das heutige Florenz mit seiner "unverwüstlichen Schönheit", mit der verlockenden Helligkeit des Südens und der verschwiegenen Dunkelheit der warmen Nächte. Und mit dem Hauptbahnhof, auf dem sich täglich Menschenmassen tummeln, ohne daß es zu mehr als flüchtigen Kontakten in Form von unfreiwilligen Rempeleien käme. Aber dann geschieht genau dort doch eine entscheidende Begegnung und verändert die bisherige Realität eines nicht weiter auffälligen, wohlsituierten Paares um die Dreißig. Das schlittert nämlich plötzlich in eine Ménage à trois, weil sich Luca ernsthaft in den jungen Stricher Leo verliebt, der auf dem Hauptbahnhof anschafft. Während er sich deshalb insgeheim an einer neuen Balance seiner unterschiedlichen Bedürfnisse versucht, merkt seine Lebensgefährtin Anna lange nichts und bleibt ihren Zukunftsträumen von Luca, Ehe, Nachwuchs treu.

Vor diesem Hintergrund aus klaren Oberflächen, willkommenen Falltüren und verborgenen Leidenschaften entspinnt sich der Roman "Eine italienische Liebe", mit dem Philippe Besson im letzten Jahr in Frankreich ein Bestseller gelang. Der französische Autor und studierte Jurist, geboren 1967, wurde hierzulande am ehesten durch den Film "Sein Bruder" bekannt, den Patrice Chéreau 2002 nach Bessons gleichnamigem Buch drehte.

Der Anfang von "Eine italienische Liebe" ist eigentlich schon ein Ende - der fragilen Allianz des Schweigens wie der sexuellen Camouflage. Ein Mann wird ertrunken am Ufer des Arno gefunden. Es ist Luca, der heimlich einen intimen Abend mit Leo verbracht hatte. War es ein simpler Unfall? Ein clever geplanter Eifersuchtsmord? Oder ein stiller Suizid, weil der versteckte Schwule den moralischen Druck der gehobenen Gesellschaft nicht länger ertrug?

Besson schildert den Zusammenbruch des ohnedies labilen Dreiecks weder als Rührstück noch als Kriminalgeschichte, obwohl er nonchalant mit Elementen beider Genres jongliert. So luzid wie leger läßt er jeden der in diesem erotischen Netzwerk versponnenen Protagonisten aus der eigenen Perspektive der faktischen wie der gefühlten Wahrheit nachspüren. Unaufgeregt und genau, manchmal die Leser direkt ansprechend, berichten alle drei, kapitelweise abwechselnd, über sich, ihre enttäuschten Sehnsüchte und die frische Trauer - die Lebenden, um sich im Angesicht von Lucas Tod ihrer historischen Verbindlichkeit und sinnlichen Konkretion zu vergewissern, der Tote, um im nachhinein die Wirrnisse zu klären und niemanden, auch sich nicht, zu verraten.

Da ist etwa die wütende Resignation, mit welcher der Stricher die Vorurteile seitens der Öffentlichkeit erträgt: "Nichts, das bin ich." Der ermittelnde Kommissar betrachtet Leos Beziehung zu Luca bloß als clever kaschierten Geschäftsverkehr, wohingegen der Junge ohne jeden Trost erkennt: "Mit dem Durchtrennen dieses Bands sehe ich mich der totalen Einsamkeit ausgeliefert."

Anna indes beginnt an ihren Erinnerungen zu zweifeln und spürt sämtliche emotionalen Sicherheiten schwinden, schließlich zählte sie bisher "zu den Menschen, die der Ansicht sind, daß man in der Liebe keine Fragen stellen darf, wenn man Antworten bekommen will". Diese Diskretion schätzte ihr Freund natürlich sehr, weil er dadurch den Freiraum für sein Doppelleben erhielt. Der Preis waren Heuchelei und Isolation. Just das Abenteuer mit dem sozialen Außenseiter Leo gab ihm wiederum die Hoffnung, irgendwann die leidige Lügenroutine zu beenden, und über seine Eltern sagt er noch aus dem Grab heraus: "Sie hörten schon lange Zeit vorher meine Schreie nicht mehr."

Mit bizarrer Detailfreude schildert der Verstorbene seine letzten Stunden, von der Obduktion über die Beerdigung bis zur fortschreitenden Verwesung. Aus dem Verborgenen beobachtet der Leichnam das Getriebe der Welt, ohne es ausdrücklich zu vermissen: "Es gibt glückliche Männer, zu glückliche Männer. Ich gehöre zu ihnen. Die einzige Ausnahme: Ich bin ertrunken. Aber wer weiß, vielleicht war selbst das ein Glücksfall."

Eine betrogene Frau, ein edelmütiger Stricher, ein bisexueller Untoter, den nicht einmal die Leichenstarre am kritischen Denken hindert, alle gefaßt in ein gleichseitiges Dreieck, worin sie für ihre Darlegungen je ein Drittel einnehmen: Philippe Besson erweist sich in "Eine italienische Liebe" als Autor mit starkem Hang zur Geometrie. Ob es daran liegt, daß sein Roman manchmal etwas überkonstruiert und prosaisch wirkt? Besson zaubert selten, er zirkelt mehr, als wolle er auch formal die Gefahren bannen, die drohen, wenn sich einer nur zu gerne von Lust und Laune treiben läßt. "Wirklich zu dumm", erzählt Luca am Schluß, ehe er berauscht von einem Brückengeländer stürzt: "Ich habe das Gleichgewicht verloren." Immerhin klingt das bei Besson so, als hätte dem charmanten Gratwanderer nichts Besseres passieren können.

IRENE BAZINGER

Philippe Besson: "Eine italienische Liebe". Roman. Aus dem Französischen übersetzt von Caroline Vollmann. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2004. (Edition manholt). 178 S., br., 14,- [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Irene Bazinger stellt den jüngsten Roman des französischen Autors Philippe Besson vor, der es in Frankreich bei seinem Erscheinen im letzten Jahr zum Bestseller gebracht hat, wie die Rezensentin mitteilt. Die Beziehung des Paares Anna und Luca wird plötzlich gestört, als sich Luca in den jungen Stricher Leo verliebt, fasst die Rezensentin die Ausgangslage zusammen. Der Roman beginnt mit dem Ende, als der ertrunkene Luca aus dem Arno geborgen wird, nachdem er heimlich eine Nacht mit Leo verbracht hat, so Bazinger weiter. Sie stellt fest, dass Besson aus dieser Dreiecksgeschichte weder ein "Rührstück" noch einen Kriminalroman gemacht hat, wenn er auch mit den Merkmalen dieser Genres "nonchalant jongliert", wie sie durchaus anerkennend konstatiert. Ziemlich befremdlich dagegen erscheint der Rezensentin, dass neben Anna und Leo auch Luca, als er längst im Arno ertrunken ist, mit "bizarrere Detailfreude" über seine Ansichten und Erlebnisse berichtet. Insgesamt erscheint der Rezensentin die Dreiecksgeschichte aber vor allem "etwas überkonstruiert" und allzu geometrisch. Der Autor "zaubert selten, er zirkelt mehr", bedauert Bazinger deshalb abschließend.

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