Marktplatzangebote
2 Angebote ab € 7,00 €
  • Broschiertes Buch

Humor, Selbstironie und großer Ernst
Von A wie Abstammung bis Z wie Zuletzt: Mit sehr viel Humor und Selbstironie, doch auch mit großem Ernst buchstabiert Albert von Schirnding seine Lebensinventur und beschreibt auf außergewöhnliche Weise sein Leben. Er schildert seine erlauchten und weniger erlauchten Vorfahren, seine Jugend zwischen Alpenrand und Regensburg, seine Erfahrungen als Sekretär Ernst Jüngers, seine vielfältigen Beziehungen zur literarischen Welt, seine eigene Tätigkeit als Lehrer und Schriftsteller. Seine anschauliche, feinsinnige und elegante Art, sich zu erinnern und das…mehr

Produktbeschreibung
Humor, Selbstironie und großer Ernst

Von A wie Abstammung bis Z wie Zuletzt: Mit sehr viel Humor und Selbstironie, doch auch mit großem Ernst buchstabiert Albert von Schirnding seine Lebensinventur und beschreibt auf außergewöhnliche Weise sein Leben. Er schildert seine erlauchten und weniger erlauchten Vorfahren, seine Jugend zwischen Alpenrand und Regensburg, seine Erfahrungen als Sekretär Ernst Jüngers, seine vielfältigen Beziehungen zur literarischen Welt, seine eigene Tätigkeit als Lehrer und Schriftsteller. Seine anschauliche, feinsinnige und elegante Art, sich zu erinnern und das Erinnerte zu deuten, überzeugt durch ihren Charme und ihre Glaubwürdigkeit.

Albert von Schirnding geboren 1935 in Regensburg, studierte Altphilologie und Germanistik in München und Tübingen und arbeitete anschließend als Gymnasiallehrer. Er ist als Schriftsteller, Literaturkritiker und Essayist tätig und erhielt 1982 den Schwabinger Kunstpreis für Literatur.
Autorenporträt
Schirnding, Albert von
Albert von Schirnding, geboren 1935 in Regensburg, studierte Altphilologie und Germanistik in München und Tübingen und arbeitete anschließend als Gymnasiallehrer. Er ist als Schriftsteller, Literaturkritiker und Essayist tätig und erhielt 1982 den Schwabinger Kunstpreis für Literatur. Neben zahlreichen Gedichtbänden veröffentlichte er u.a. 'Herkommen' (1987), 'Halbkreise' (1997) und 'Literarische Landschaften' (1998).
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.04.2000

Lesetipp zum Wochenende
Licht und Kür
Albert von Schirnding und sein Lebens-Alphabet
„Licht ist sein Lieblingswort, das Licht auf den Dingen verleiht ihnen erst ihren Wert; wenn er jemanden liebt, liebt er das Licht, das von diesem Menschen auf die Welt fällt und ihn alles mit anderen Augen sehen lässt. ” Das Lichte, die Leichtigkeit – so wendet Albert von Schirnding ins Positive, was er kurz zuvor, im ersten Satz zu seinem „Selbstporträt”, negativ formuliert hatte: „Schwierige Sätze und Menschen sind nicht mein Fall. ” Woraus sich ergibt, dass er zu den Dingen auch die Sätze zählt, denen Licht – Leichtigkeit – Wert verleiht.
Albert von Schirnding hat dem „Alphabet meines Lebens” ein Motto aus Goethes „Walpurgistraum” vorangestellt: „Was ich ergreife, das ist heut/Fürwahr nur skizzenweise. ” Wer im „Faust” nachschaut, sieht, dass hier der „nordische Künstler” zitiert wird – der allerdings fortfährt: „Doch ich bereite mich bei Zeit/Zur italien’schen Reise. ” Mit anderen Worten: In einem Motto, das auf Handwerkliches gemünzt scheint, ist nicht nur eine existenzielle Utopie enthalten, eine Anspielung auf die zahllosen Rom-Besuche, von denen Albert von Schirnding in dem Kapitel „Freunde” erzählt, sondern auch eine poetische: die Gewissheit, dass Vollendung immer nur bevorstehen kann. Skizze, darauf passt ein Wort, das der Autor von seiner Mutter „erhalten” hat: das „Licht-Vernünftige”. Jetzt mag auch deutlich werden, weswegen der Autor sich entschieden hat, nicht, wie es einst Casanova auf fast viertausend Seiten getan hat, die „Geschichte meines Lebens” vorzulegen, sondern das Alphabet – das, woraus jede Geschichte gemacht ist.
Und so muss dieses alphabetische Prinzip eine Systematik nicht unbedingt ausschließen. Mit „Abstammung” – Genealogie fängt Albert von Schirnding an und mit „Zuletzt” – Anthropologie – hört er auf. Aber es ist wunderbar, dass er von seiner Geburt – am 9. April 1935, Albertstraße 9 – erst in einem der letzten Kapitel erzählt – „Regensburg”. Von seinem Kindheitsort macht er ein Aufhebens, insbesondere vom Umzug in die an der Kumpfmühlerstraße 3 gelegene Villa, deren Park und Interieur er so selig gelassen inventarisiert, dass man an den „nordischen” Theodor Storm denken möchte.
Er gibt eine wunderbare Erklärung für seine Akribie: „Weil es die Szenerie unzähliger Geschichten ist, die ich las und lesen werde. ” Bei jeder Lektüre läuft hinter unseren Augen ein Film mit, der in vertrauter Umgebung spielt – und jetzt nennt Albert von Schirnding ein paar Schutzheilige: „Ob Dostojewskij, Proust, Flaubert, Fontane, ob Heinrich oder Thomas Mann: Sie alle haben das Haus in der Kumpfmühlerstraße zum Schauplatz ihrer Romane erkoren. ”
Mit seiner Entscheidung für das Alphabet hat Albert von Schirnding sich eine Lizenz erworben, die sich die meisten „geschlossenen” (Auto-)Biografien versagen müssen: die Möglichkeit, das Genre zu wechseln, ein Mobile aus Korrespondenzen und Korrektiven zu bewegen. So gibt es unter „Auto” das beklommene Geständnis einer Verantwortungsverweigerung, unter „Bach” eine Miniatur über die suggestive „Todesfreudigkeit” der Kantaten, unter „Poeten” eine private Literaturgeschichte, unter „Griechisch” eine kleine Sprachphilosophie. Unter „Zuletzt” eine Betrachtung der letzten Dinge.
Einen Gegenstand aus einer seiner frühen italienischen Reisen hat Albert von Schirnding nicht aus dem Gedächtnis verloren: die „Ode an die Lässigkeit” des englischen Romantikers John Keats, der „namenlos” in Rom begraben liegt, und diese „Ode on Indolence” ist sein philosophischer (und poetologischer) Gegenstand geblieben. Er suche, sagt Albert von Schirnding am Schluss, ein Abseits, „in dem Sichfinden, Sichverlieren nicht mehr zu unterscheiden sind”.
HERMANN WALLMANN
ALBERT VON SCHIRNDING: Alphabet meines Lebens. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2000. 280 S. , 29 Mark.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
…mehr

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.08.2000

Ein Rest von Distanziertheit
Albert von Schirnding buchstabiert das "Alphabet meines Lebens"

Selbstbiographien warten zumeist mit einer folgerichtigen Geschichte des Werdens auf. Albert von Schirnding hat für seinen Rückblick den Titel "Alphabet meines Lebens" gewählt. Die Kapitelreihe beginnt mit "Abstammung", "Auto", "Bach", "Bayreuth", "Briefe" und setzt sich über "Christentum" bis "Zuletzt" fort. Autobiographien lesen sich oft wie Bildungsromane. Aber wo, wie hier, nicht die Chronologie des Lebens selber den Gang der Erzählung bestimmt, entstehen breite Fugen, in denen Essayistisches sich festsetzen kann.

Wie Systematisierung die Genauigkeit erhöhen, aber die literarischen Bilder austrocknen kann, zeigt das erste Kapitel, die Chronik der Familie. Böhmisch-bayerisch-italienische Adels- und Patriziergeschlechter vernetzen sich. Einen Ministerpräsidenten am griechischen Hof des Wittelsbachers Otto verzeichnet die Ahnenreihe; von Schirndings Vater war Hofmarschall des Fürsten von Thurn und Taxis in Regensburg. Dieses Familienpanorama hat der Autor schon einmal in einer längeren Erzählung, "Herkommen" (1987), entrollt, aber in einer mehr poetischen, zwischen Ironie und Melancholie oszillierenden Form.

Nicht daß sich der Autor den Zwang zur spartanischen Prosa auferlegte. Bildkräftig ist die Sprache im Kapitel über die Kindheit auf Schloß Harmating bei Tölz oder im Nachruf auf die Kinderfrau Deta. Und die Leidenschaft für die Musik - kein Tag vergeht ohne das Anhören einer Kantate von Bach - teilt sich auch in der Reflexion noch als Passion mit. Doch wahrt die Prosa immer eine sprachliche Contenance, die spontane Kühnheit ausschließt. Solche Kultiviertheit hat ihre Kehrseite. Im "Selbstporträt", dem einzigen in der Er-Form geschriebenen Kapitel, bekennt der Autor sein Grauen vor dem Kreatürlichen, eine "Autoritätsgläubigkeit", die ihn "eher zur Assimilation als zum Beutemachen" befähige, und seine "Liebe zum Reservat". Alle diese Züge machen den "Sammler" aus. Der unentwegt Bücher hortende und bei Autoren Widmungen für sein "Stammbuch" einheimsende junge Mann scheut den Sprung in die Abenteuer des Daseins. Unter dem "L" des Alphabets kommt das Stichwort Lesen vor, nicht die Liebe. Die Ehe fällt in den Spätsommer des Lebens. Als der Sohn geboren wird, ist der Vater achtundfünfzig Jahre alt.

Den Namen des Sohns hat von Schirnding der "Aeneis" Vergils entlehnt. Das zeigt den Autor in seinem Element, der antiken Literatur und der Klassischen Philologie. Alte Sprachen zu lehren war Traum und Ziel des Schülers. Vom dornigen Beginn des Gymnasialreferendars in Weiden/Oberpfalz hatte von Schirnding in einer autobiographischen Skizze des Erzählungsbandes "Halbkreise" (1997) berichtet. Aber sein pädagogischer Eros muß am Ludwigsgymnasium in München seine Erfüllung gefunden haben. Nur so läßt sich das Eingeständnis des Schriftstellers verstehen, daß ihm die Schule wichtiger war als das Schreiben. Die Ehrlichkeit, ja der künstlerische Selbstzweifel des Lehrers, der mit Lyrik- und Prosabänden und als Leiter der Sektion für Literatur in der Bayerischen Akademie der Schönen Künste reüssierte, machen die Lektüre dieser Prosastücke angenehm. In die Fallen autobiographischen Schreibens stolpert er, sobald von freundschaftlichen Verhältnissen die Rede ist. Er befreit sich aus dem Dilemma mit einer Liste von fast siebzig Namen. Der autobiographische Autor wird zum Registrator.

Schirndings Biographie ist nicht ohne die Widersprüche und Brüche geistiger Entdeckungslust. Für den lesenden Jungen wird Werner Bergengruen zur Erweckungsfigur (Storm ist zu "heidnisch", Stifter kommt als Selbstmörder nicht in Betracht) - der Weg zur "heidnischen" Antike ist weit. Der Nachfahr des Hellenismus träumt sich "in die Rolle eines Eichendorffschen oder Tieckschen Wanderers". Der - wenn auch zurückgenommene - Entschluß des Ingolstädter Gymnasiallehrers, ins Kloster zu gehen, und die Sympathiebekundungen für die Studentenbewegung scheinen unvereinbar zu sein. Der Klappentext hebt von Schirndings Rolle als Sekretär Ernst Jüngers hervor. Was der Leser im Kapitel "Wilfingen" über seine Tätigkeit als "Adlatus" und über Jünger erfährt, hält mit den Erwartungen nicht Schritt. Erklärbar aus den unterschiedlichen Generationserfahrungen aber bleibt ein "Rest von Distanziertheit". Herzstücke des Buches sind die profunden und sehr lesbaren ästhetisch-philosophischen Versuche, die Essays zum Bayreuther Gesamtkunstwerk oder zur Tristan-Gestalt, zur Trauermoral oder zur Idee der Unsterblichkeit.

WALTER HINCK

Albert von Schirnding: "Alphabet meines Lebens". Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2000. 280 S., br., 29,- DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr
"Das Buch besteht aus literarischen Miniaturen, die in der Mehrzahl fast mehr Essays als Erzählung sind, aber immer einen autobiografischen Kern haben. Sie sind alphabetisch geordnet, also in beliebiger Reihenfolge zu lesen. Am Ende durchkämmt man das Buch süchtig nach übersehenen Stücken." Nürnberger Zeitung

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Walter Hinck empfindet spürbar große Sympathie für den Autor, aber emphatisch ist seine Kritik nicht gerade. Er lobt die Essays und die "profunden und sehr lesbaren ästhetisch-philosophischen Versuche", die sich ungezwungen aus dem Aufbau dieser Autobiografie ergeben: von Schirnding hat sein Leben nämlich nach dem Alphabet sortiert, von A wie Abstammung über B wie Bach bis Z wie Zuletzt. Diese Systematisierung erhöhe zwar die Genauigkeit, meint Hinck, aber sie lasse auch wenig Raum für "spontane Kühnheit". Das scheint aber ohnehin nicht Sache des Autors zu sein, von dem Hinck uns mitteilt, dass er unter dem Buchstaben L "Lesen" auflistet statt "Liebe".

© Perlentaucher Medien GmbH