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Mit Schriftstellern das klassische Reiseland Spanien neu zu entdecken, Orte und Landschaften und Menschen im Wandel der Zeiten zu erleben und mit der eigenen Anschauung zu vergleichen: dazu lädt dieses außergewöhnliche Reise-Lesebuch ein.
Wie Italien oder Griechenland gehört auch Spanien zu den klassischen Reiseländern. Der erste uns überlieferte Text eines reisenden Nürnberger Arztes stammt interessanterweise aus jenem Jahr 1492, in dem Kolumbus seinerseits in der Neuen Welt eintraf. Selbst versierte Spanienkenner dürfen sich auf Überraschungen freuen, denn im Gegensatz zu üblichen…mehr

Produktbeschreibung
Mit Schriftstellern das klassische Reiseland Spanien neu zu entdecken, Orte und Landschaften und Menschen im Wandel der Zeiten zu erleben und mit der eigenen Anschauung zu vergleichen: dazu lädt dieses außergewöhnliche Reise-Lesebuch ein.

Wie Italien oder Griechenland gehört auch Spanien zu den klassischen Reiseländern. Der erste uns überlieferte Text eines reisenden Nürnberger Arztes stammt interessanterweise aus jenem Jahr 1492, in dem Kolumbus seinerseits in der Neuen Welt eintraf. Selbst versierte Spanienkenner dürfen sich auf Überraschungen freuen, denn im Gegensatz zu üblichen Reiseführern, geht es in diesem Buch um Spurensuche und Neuentdeckungen in einem zweifachen Sinne: In historischen Berichten und Momentaufnahmen laden namhafte und unbekannte Reisende aus Vergangenheit und Gegenwart zur Begegnung mit berühmten Orten und Landschaften Spaniens ein - zum Nachvollzug wie zum Vergleich mit eigenen Erlebnissen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.09.2004

Als die Deutschen Spanien entdeckten

Wilhelm Krause war entsetzt. Der Verfasser unbedeutender historischer Romane sah bei einer Corrida in Spanien den Stier sterben und das Publikum toben. Er erlebte Leidenschaft, Begeisterung, Rausch und begriff nichts, weil er nichts begreifen wollte, sondern nur eine Bestätigung seiner Vorurteile suchte. "Von der edlen spanischen Nation aus den längst verklungenen Zeiten des Mittelalters ist kaum noch übriggeblieben, was des Namens wert ist", schrieb er, statt dessen gebe es überall nur "Rohheit, Raub- und Mordlust". Erstaunlich am bornierten Stierkampfkritiker Krause ist nicht sein mitteleuropäischer Bildungsbürgerdünkel, sondern die Tatsache, daß er fast alleine steht im Kreis der deutschsprachigen Spanien-Reisenden vor allem aus dem neunzehnten, aber auch aus dem späten achtzehnten und frühen zwanzigsten Jahrhundert, die in diesem Buch zu Wort kommen: Die meisten Autoren sind zwar Gefangene ihres Exotismus, gleichzeitig aber offen, neugierig und vor allem lernfähig. Ihr Bild ist geprägt von der Propaganda der "leyenda negra", mit deren Hilfe die spanische Eroberung Amerikas verteufelt wurde - und ihre Erkenntnis lautet, daß dieses Bild in ihrem Reisegepäck der Wirklichkeit nicht standhält. Das gilt gleichermaßen für die Humboldt-Brüder und Alfred Kerr - die einzige Prominenz unter den Spanien-Fahrern - wie für weniger ruhmreiche Reisende wie den katholischen Provinzpolitiker Reinhold Baumstark, den Kriegsberichterstatter Friedrich Wilhelm Hackländer oder den Dresdner Legationsrat Alfred Zimmermann. Wilhelm von Humboldt etwa lobt die Sprachkenntnis der Menschen, ihre klare Ausdrucksweise, den "geraden und gesunden Verstand" auch des gemeinen Spaniers und dessen "natürliche Anlage zum Witz", das ganze Gegenteil des angeblich so grimmigen Wesens der Kastilier. Theophil Friedrich Ehrmann geht noch einen Schritt weiter, wenn er schreibt, daß sich die Spanier für die Greuel bei der Eroberung Amerikas schämten und längst nicht mehr so grausam, rachsüchtig, arglistig und gefühllos seien, wie es immer heiße - er nimmt also die "Schwarze Legende" für bare Münze, die nur nicht mehr zeitgemäß sei. So läßt sich in dem Buch nachvollziehen, wie die Deutschen ihr Spanien-Bild durch eigene Anschauung korrigierten, wie sie Verachtung durch Sympathie ersetzten. Selbst die Libertinage sieht man den Iberern jetzt nach und läßt die sexuelle Freizügigkeit mit dem Hinweis gelten, daß es dafür keine Schwulen gebe. Ein Reisender, der Empfindsamkeit bis dato für ein Privileg der Deutschen gehalten hat, wechselt sogar mit fliegenden Fahnen die Seiten, als er eine schöne Frau in Katalonien trifft, die poetisch vom Nachthimmel schwärmt: "Die deutsch-empfindsame Barceloneserin hauchte mit ihren leisen, weichen Worten mein ganzes System der Volkscharaktere um wie ein Kartenhaus", schrieb der Mann ganz gerührt - so beginnt Völkerfreundschaft.

str.

"Spanien - Reise-Lesebuch" herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Isabel Pöhlmann. dtv, München 2004. 265 Seiten. Broschiert, 9,50 Euro. ISBN 3-423-20714-0.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Ganz offensichtlich aufschlussreich findet Rezensent "str." dieses Reiselesebuch, mit dessen Hilfe er gut nachvollziehen kann, wie die Deutschen seit den Humboldt-Brüdern Spanien entdeckt und ihr Bild von diesem Land durch eigene Anschauung immer wieder korrigiert haben. Texte von Alfred Kerr oder Thomas Mann ergänzten das deutsche Spanien-Bilder durch knapp zweihundert Jahre, in denen der Rezensent oft anfängliche Verachtung in tiefe Sympathie und negative Klischees in ihr Gegenteil umschlagen sieht.

© Perlentaucher Medien GmbH