Eine italienische Familiengeschichte mit einem Hauch von Magie
Abenteurer, Aufschneider, Geschichtenerzähler, Taschenspieler - Ugo Riccarellis Vater war eine schillernde Persönlichkeit, die sich aus allen brenzligen Situationen in seinem Leben mit ebenso viel Charme wie Geschick herauszuwinden vermochte. Die Geschichte dieses Schwindlers mit dem großen Herzen nimmt ihren Ausgang in einem gottverlassenen Dorf am Fuß der Alpen. Von dort wird er im Zweiten Weltkrieg als Soldat nach Nordafrika geschickt, wo er dem Zauber einer Berberfrau mit tieftraurigen meerblauen Augen erliegt und dem Zorn ihres Ehemannes nur mit knapper Not entkommt.
Abenteurer, Aufschneider, Geschichtenerzähler, Taschenspieler - Ugo Riccarellis Vater war eine schillernde Persönlichkeit, die sich aus allen brenzligen Situationen in seinem Leben mit ebenso viel Charme wie Geschick herauszuwinden vermochte. Die Geschichte dieses Schwindlers mit dem großen Herzen nimmt ihren Ausgang in einem gottverlassenen Dorf am Fuß der Alpen. Von dort wird er im Zweiten Weltkrieg als Soldat nach Nordafrika geschickt, wo er dem Zauber einer Berberfrau mit tieftraurigen meerblauen Augen erliegt und dem Zorn ihres Ehemannes nur mit knapper Not entkommt.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 18.02.2010KURZKRITIK
Anekdoten-Wirrwarr
Chor der Väter: Ugo Riccarellis Roman „Der Zauberer”
Er lügt, flunkert und tischt seinen Zuhörern eine Geschichte nach der anderen auf. Den Leuten gefällt das, und so kommt der Held des autobiographisch inspirierten Romans von Ugo Riccarelli „Der Zauberer” immer gut durchs Leben. Auf Mussolinis fatalem Afrikafeldzug klammern sich seine Kameraden an die tröstlichen Legenden, die Offiziere lassen sich von seinen Redekünsten einwickeln, seine Mutter fühlt sich durch den erfindungsreichen Sohn an den früh verstorbenen Ehemann erinnert, und später verfallen unzählige Frauen den Worten des charmanten Schwerenöters. Er schafft es, sich die Wirklichkeit anzuverwandeln und ihr einen neuen Glanz zu verleihen.
Ugo Riccarelli macht einen Topos der Weltliteratur, der in Italien von Ariost bis zu Italo Calvino immer wieder variiert wurde, zum Dreh- und Angelpunkt seines Generationenporträts. Die Linie der betörenden Erzähler reicht vom Urgroßvater, einem Seemannsgarn spinnenden Matrosen, über den Großvater, der Maurer war und politischen Utopien anhing und dessen Brüdern, die nichtsnutzige Maschinen konstruierten, bis zum Vater.
Ohne es auszusprechen, begreift der Ich-Erzähler seine nachgetragene Vaterliebe als letzte Ausformung dieser Familientradition. Obwohl er kaum hinter dem Anekdoten-Wirrwarr hervor lugt und nur an einer Stelle, als er todgeweiht im Krankenhaus liegt und natürlich durch die ultimative Liebesgeschichte des Vaters gerettet wird, deutlichere Konturen gewinnt, kommt es zu einer eigentümlichen Selbsterhöhung. Da nützen einprägsame Figuren und schöne traumverlorene Sequenzen nichts – der Verfasser ist gar zu gerührt von der eigenen Erzählung, und der Roman kippt ins Hagiographische. Etwas mehr Reibung mit den Urahnen hätte dem Stoff gut getan. MAIKE ALBATH
UGO RICCARELLI: Der Zauberer. Aus dem Italienischen von Karin Krieger. Zsolnay Verlag, Wien 2009. 207 Seiten, 19, 90 Euro.
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Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Anekdoten-Wirrwarr
Chor der Väter: Ugo Riccarellis Roman „Der Zauberer”
Er lügt, flunkert und tischt seinen Zuhörern eine Geschichte nach der anderen auf. Den Leuten gefällt das, und so kommt der Held des autobiographisch inspirierten Romans von Ugo Riccarelli „Der Zauberer” immer gut durchs Leben. Auf Mussolinis fatalem Afrikafeldzug klammern sich seine Kameraden an die tröstlichen Legenden, die Offiziere lassen sich von seinen Redekünsten einwickeln, seine Mutter fühlt sich durch den erfindungsreichen Sohn an den früh verstorbenen Ehemann erinnert, und später verfallen unzählige Frauen den Worten des charmanten Schwerenöters. Er schafft es, sich die Wirklichkeit anzuverwandeln und ihr einen neuen Glanz zu verleihen.
Ugo Riccarelli macht einen Topos der Weltliteratur, der in Italien von Ariost bis zu Italo Calvino immer wieder variiert wurde, zum Dreh- und Angelpunkt seines Generationenporträts. Die Linie der betörenden Erzähler reicht vom Urgroßvater, einem Seemannsgarn spinnenden Matrosen, über den Großvater, der Maurer war und politischen Utopien anhing und dessen Brüdern, die nichtsnutzige Maschinen konstruierten, bis zum Vater.
Ohne es auszusprechen, begreift der Ich-Erzähler seine nachgetragene Vaterliebe als letzte Ausformung dieser Familientradition. Obwohl er kaum hinter dem Anekdoten-Wirrwarr hervor lugt und nur an einer Stelle, als er todgeweiht im Krankenhaus liegt und natürlich durch die ultimative Liebesgeschichte des Vaters gerettet wird, deutlichere Konturen gewinnt, kommt es zu einer eigentümlichen Selbsterhöhung. Da nützen einprägsame Figuren und schöne traumverlorene Sequenzen nichts – der Verfasser ist gar zu gerührt von der eigenen Erzählung, und der Roman kippt ins Hagiographische. Etwas mehr Reibung mit den Urahnen hätte dem Stoff gut getan. MAIKE ALBATH
UGO RICCARELLI: Der Zauberer. Aus dem Italienischen von Karin Krieger. Zsolnay Verlag, Wien 2009. 207 Seiten, 19, 90 Euro.
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