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Auch eine brüchige Familie ist eine Familie
Der Klempner Charles Darling wohnt mit seiner Frau Joan und dem 7-jährigen Sohn Micah in einem alten Haus außerhalb der Stadt. Seit kurzem ist auch Joans nach der Geburt zur Adoption weggegebene 16-jährige Tochter Lyris da. Sie alle jagen einem Traum nach: Charles möchte ein altes Gewehr haben, Joan sehnt sich nach Romantik, Lyris wollte schon immer zu einer Familie gehören, und Micah möchte mehr über die Welt erfahren ... Eine unspektakuläre, scheinbar einfache Geschichte, in deren Tiefe - wie bei Raymond Carver etwa - vulkanische Eruptionen…mehr

Produktbeschreibung
Auch eine brüchige Familie ist eine Familie

Der Klempner Charles Darling wohnt mit seiner Frau Joan und dem 7-jährigen Sohn Micah in einem alten Haus außerhalb der Stadt. Seit kurzem ist auch Joans nach der Geburt zur Adoption weggegebene 16-jährige Tochter Lyris da. Sie alle jagen einem Traum nach: Charles möchte ein altes Gewehr haben, Joan sehnt sich nach Romantik, Lyris wollte schon immer zu einer Familie gehören, und Micah möchte mehr über die Welt erfahren ... Eine unspektakuläre, scheinbar einfache Geschichte, in deren Tiefe - wie bei Raymond Carver etwa - vulkanische Eruptionen lauern.

"Drury ist ein großer amerikanischer Autor und 'Die Traumfänger' sein bestes Buch." Jonathan Franzen

"Die Zärtlichkeit der Worte, die Drury für seine Figuren findet, hallt weit über die letzte Seite hinaus im Leser nach." Felicitas von Lovenberg,FAZ
Autorenporträt
Tom Drury, geboren 1956 in Iowa, zählt zu den wichtigsten amerikanischen Schriftstellern seiner Generation und seine Bücher gelten als moderne Klassiker. Seine Texte wurden unter anderem in "The New Yorker" und in "Harper's Magazine" publiziert. Drury lebt mit seiner Familie in Los Angeles.

Gerhard Falkner, geboren 1951 in Schwabach, ist Lyriker, Dramatiker, Essayist und Übersetzer. Er lebte nach abgeschlossener Buchhändlerausbildung eine Zeitlang in London und veröffentlichte seit Mitte der 1970er Jahre Gedichte in Zeitschriften und Künstlerbüchern. 1981 feierte er ein Debüt mit dem Gedichtband "so beginnen am körper die tage", das mit der Experimental- und Befindlichkeitslyrik des vorangegangenen Jahrzehnts brach. Heute lebt er abwechselnd in Weigendorf und Berlin. Falkners literarisches Werk wurde 1987 mit dem Bayerischen Staatsförderpreis und 2004 mit dem Schiller- Preis ausgezeichnet sowie 2008 mit dem Kranichsteiner Literaturpreis.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.11.2008

Das Iowa-Moment

Tom Drury gehört zu den wichtigsten amerikanischen Autoren der mittleren Generation. Mit dem Roman "Die Traumjäger" sollte man ihn auch bei uns kennenlernen.

Von Felicitas von Lovenberg

Dieser Roman ist seltsam aus der Zeit gefallen. So, wie er geschrieben ist, könnte er ebenso gut in der Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts spielen wie an dessen Ende oder in der Gegenwart. Denn die Menschen, von denen er erzählt, stehen quer zur Zeit, quer zu sich selbst und zueinander, quer zur Welt, wie Nägel, die irgendwer irgendwann schief eingeschlagen hat und die nun rostig, trotzig aus dem Holz ragen - und so liest sich auch das Buch, das von ihnen handelt: als sei es lange Zeit draußen im Freien der Witterung ausgesetzt gewesen. "Die Traumjäger" von Tom Drury ist eine leise, zärtliche Ode auf die menschliche Unbehaustheit an einem Flecken im Mittleren Westen Amerikas.

Die Darlings - Charles, Joan, Lyris und Micah - leben auf dem Land in Iowa, südlich der Stadt Boris, in einem Haus, das ebenso aufs Geratewohl aus einzelnen, disparaten Teilen zusammengeklopft worden zu sein scheint wie die Familie, die darin wohnt: "Der ältere Teil war ein Landhaus mit Mansardendach, der neuere im Grund nur ein Vorraum." Hinter dem Haus steht eine verputzte Hütte: "Sie bezeichneten sie als Scheune, aber sogar das war noch übertrieben." Charles Darling ist eine Art vagabundierender Klempner, der in einem Lieferwagen herumfährt, der das Planlose seiner Existenz auf kindlich-heitere Weise verrät. Vorne auf dem Kühler steht "HIER KOMMT CHARLES DER KLEMPNER", hinten auf dem weißen Van prangt die Aufschrift "DA FÄHRT CHARLES DER KLEMPNER". Seine Frau Joan ist Geschäftsführerin eines Tierschutzvereins und als solche oft unterwegs; an dem Wochenende, das der Roman schildert, reist sie nach Stone City, um eine Rede gegen die beengende Käfighaltung in Tierheimen vor der Kreisversammlung zu halten - ohne selbst recht zu merken, dass sie vor allem an den Stäben ihrer eigenen Existenz rüttelt. Früher war Joan Schauspielerin, daher rührt ihr Talent, "die Vergangenheit vollkommen auszublenden, sobald eine neue Szene angesagt war". Charles und Joan haben einen siebenjährigen Sohn, Micah, der gerade schmerzhaft Fahrradfahren lernt und sich eine Ziege wünscht. Die Darlings sind aber nicht nur der Anmutung nach eine Patchworkfamilie: Seit drei Monaten lebt Lyris bei ihnen, Joans sechzehnjährige Tochter aus einer früheren Beziehung, die nach vier Adoptiveltern, von denen die letzten beim Bombenbasteln erwischt wurden, von der Organisation "Home Bringers" zu ihrer leiblichen Mutter gebracht worden ist.

Es ist ein eigenwilliges Stück Literatur, das unter dem Titel "Die Traumjäger" als erster Roman des amerikanischen Autors Tom Drury in deutscher Übersetzung erscheint; tatsächlich ist es der zweite, den Drury, Jahrgang 1956, über die Darlings geschrieben hat. In seinem hochgelobten Debüt "The End of Vandalism", erschienen 1994, tyrannisierte der jugendliche Charles, damals von allen nur "Tiny", Winzling, genannt, die Gegend noch als wütender Kleinkrimineller, den die Begegnung mit der bibelfesten Joan knapp davor bewahrt, gänzlich aus der Haut zu fahren. Jetzt, acht Jahre später, geht Charles heimlich durch das Gepäck seiner Frau und vertauscht den Inhalt ihres Make-up-Täschchens mit Walnüssen: "Er wollte nicht, dass sie sich an einem fremden Ort für fremde Menschen herausputzte. Entweder, die Männer verknallten sich dann in sie, oder aber nicht, und dann stand sie alleine da mit der ganzen Schminke im Gesicht, die ihre hübschen Züge verkleisterte." Es ist nicht Eifersucht, die ihn leitet, auch kein argwöhnischer Besitzerwahn - was es ist, kann er selbst nur ahnen, als Joan am Ende dieses Wochenendes anruft, um ihm zu sagen, dass sie erst im Frühling zurückkommen wird, wenn überhaupt.

Doch diese Implosion einer Ehe ist nicht das eigentliche Geschehen dieses Romans, der etwas Eigentliches, einen harten Kern ohnehin nicht hat und nicht braucht. Denn Charles, Joan und Lyris driften durchs Leben, lassen sich treiben in der vagen Vorstellung von Veränderung. Einzig Micah, der Jüngste, hat seine Wirklichkeit, bestehend aus dem merkwürdigen Verhalten der Familienmitglieder plus Großmutter plus Ziege, selbst mitten in einer schlaflosen Nacht noch ziemlich gut im Kindergriff: "Micah wartete, bis der Mann wieder im Haus war, bevor er vorsichtig davonging. Er fragte sich, wie spät es wohl sei. Es hätte Mitternacht sein können oder drei Uhr dreißig oder fünfzig Uhr hundert."

In der Nacht von Samstag auf Sonntag werden die Familienmitglieder, jeder auf seine Art, herausgefordert, dazu gezwungen, sich zu verhalten - und setzen damit jeder für sich nachfolgende Ereignisse in Gang. Joan verbringt die Nacht im Hotel in Stone City mit einem Doktor, der ihr schon seit längerem nachstellt. Die mit der ländlichen Sozialdynamik noch unvertraute Lyris lässt sich von einem Außenseiter mit Brandstiftervergangenheit ansprechen und entkommt seinen Annäherungsversuchen nur mit einem panischen Lauf durch den nächtlichen Wald. Charles bekommt derweil eins mit dem Kleiderhaken übergezogen, nachdem er auf höchst unorthodoxe Weise ein Gewehr an sich zu bringen versucht, das seit Jahren nutzlos über dem Kamin der Pfarrerswitwe hängt und einst seinem Stiefvater gehörte. Micah, der während dieser väterlichen Eskapade bei der Großmutter untergebracht wurde, kann nicht schlafen und macht auf seinem traumwandlerischen Zug durch den Ort einige erstaunliche Beobachtungen.

Die Verweise auf die Gegenwart sind so spärlich wie erhellend. Micah erinnert sich an den Streit über die Evolution, der offenbar die Kreationisten an der Schule empört hat; Großmutter Colette hört eine Einspielung des Hilliard Ensembles mit der "Messe für vier Stimmen" von Thomas Tallis. Nur für Joan hat die Tatsache, dass man das Jahr 2000 schreibt, eine eigene Bedeutung, ja mehr als das: Sie spürt, dass etwas vor sich geht im Land. "Erst neulich abends hatte ein Mann zu Hause angerufen und zu ihr gesagt, ihre Familie sei unter zahlreichen anderen potentiellen Bewerbern ausgewählt worden, ein Darlehen zu erhalten, um damit ihre Schulden zurückzahlen zu können. Sie wies darauf hin, dass ihre Familie keine nennenswerten Schulden habe und dass man von einem Darlehen, das ja nichts anderes als Schulden darstelle, nicht gerade behaupten könne, es diene dazu, Schulden zurückzuzahlen. Der Anrufer antwortete, er lese nur ab, was auf seinem Blatt stehe."

Am Ende des Wochenendes und des Romans, geblendet vom stundenlangen Hinaufschauen zu den Nordlichtern am Nachthimmel, träumt Micah, er liege wach. Doch das Wochenende, an dem seine Mutter beschloss, nicht nach Hause zurückzukehren, und an dem sein Vater ihm eine Ziege geschenkt hat, ist kein böser Traum, sondern eine Erscheinung wie das Licht am Himmel: wirklich und doch fern. Drury, der das Wochenende in seinen kleinen und größeren Wendungen aus der Sicht jeder der vier Darlings schildert, bleibt zurückhaltend. Er fällt keine Urteile, legt keine Bewertung nah, sondern erhellt flackernd einen Augenblick, gewissermaßen das Iowa-Moment, im unendlichen Kosmos familiären Entstehens und Vergehens. In dieser Kargheit liegt sogar ein Trost. Denn die Zärtlichkeit der Worte, die Drury für seine Figuren findet, hallt weit über die letzte Seite hinaus im Leser nach.

- Tom Drury: "Die Traumjäger". Roman. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Gerhard Falkner und Nora Matocza. Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2008. 254 S., geb., 19,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 14.02.2009

Jenes potentielle Gift, das Kuhmilch genannt wird
So verheddert, dass die Sehnsüchte erst kenntlich werden: Der amerikanische Schriftsteller Tom Drury hat einen raffinierten Heimatroman geschrieben
„Vielleicht haben auch sie schon andere Bücher über Ziegenhaltung gelesen und sie als unbefriedigend empfunden. Mir jedenfalls ist es so ergangen. Viele dieser erhabenen Publikationen warten nämlich nur auf den Tag X, an dem sich das Pendel der öffentlichen Meinung von jenem potentiellen Gift wegbewegt, das Kuh-,Milch‘ genannt wird (die Anführungszeichen deuten auf meinen festen Glauben hin, dass Kuhmilch überhaupt keine Milch ist...).”
Selten ein so unbeholfenes Vorwort gelesen. Es entstammt dem Buch „Moderne Ziegenhaltung”, Autor ist ein gewisser Lloyd Mumquill, zitiert wird die Passage im Roman „Die Traumjäger” von Tom Drury. Schnell mal gegoogelt: Aha, das Ziegen-Buch und sein Autor sind offenkundig eine Erfindung Drurys.
Alles andere würde auch überraschen, der 1956 in Iowa geborene Drury scheint keiner zu sein, der einen Kollegen lächerlich macht. Aber er denunziert auch keine seiner Figuren. Wer genau liest – und das sollte man in diesem Fall unbedingt –, erkennt ja selbst an dieser Ziegenbuch-Stelle, wie einer sich so verheddert, dass seine Wünsche und Sehnsüchte erst kenntlich werden.
Eine vertrackte Sache, der sich der Leser der „Modernen Ziegenhaltung” im Roman dadurch entledigt, dass er die Wörter, die er nicht versteht, durch Wörter ersetzt, die mit demselben Buchstaben anfangen, woraus „sich dann völlig sinnlose Sätze” ergeben.
Micah heißt dieser Leser, sieben Jahre ist er alt. Bald schon wird er das Buch weglegen und sich ins Gras legen und in den Himmel schauen, neben ihm die Ziege, die sein Vater Charles für seine Halbschwester Lyris ersteigert hat.
Wir befinden uns auf einem Grundstück südlich einer kleinen Stadt namens Boris, irgendwo im mittleren Westen. Lyris will die Ziege aufziehen, um hier endlich anzukommen. Sie war als Baby von ihrer Mutter Joan zur Adoption freigegeben worden, nun wurde sie von „Home Bringers” zu den Darlings, so heißt die Familie, zurückgebracht.
Der Roman schildert vier Tage im Leben dieser Patchwork-Familie, erzählt wird aus der wechselnden Perspektive ihrer Mitglieder. Es ist Drurys erstes Buch, das ins Deutsche übersetzt wurde, laut „Korrekturen”-Autor Jonathan Franzen ist es sein bestes. Traumjäger sind sie darin alle, nicht nur die Darlings. Noch die flüchtigste Nebenfigur jagt ihren Träumen nach. Wie der Hauptmann der örtlichen freiwilligen Feuerwehr, der eine Rede schreibt, in der er die „Gefühle der Zuhörer nur durch den Inhalt wecken” will, nicht „durch einen dramatischen Vortrag”. Ein respektables, aber aussichtsloses Vorhaben; durch bloße Inhalte fesselt kein Redner.
Ein Romancier gleich gar nicht. Wie schaffe ich es, einen Dialog so zu schreiben, dass er vielsagend und doch nicht gekünstelt wirkt? Auf diese Kardinalfrage der Erzählkunst gibt Drury ein ums andere Mal eine überzeugende Antwort. Nehmen wir noch einmal das Ziegen-Buch, Skel, der Farmer, bringt es Charles vorbei: „,Wie gesagt, ich empfehle es grundsätzlich nicht‘, sagte Skel. ,Das sind keine Tiere, mit denen man Geld verdienen kann, und ich mag es auch nicht, wie sie einen anschauen.‘
,Ach wirklich‘, sagte Charles geistesabwesend. Das Buch hieß Moderne Ziegenhaltung, und wie viele Bücher mit dem Wort ,modern‘ im Titel war es alt, mit einem dunkelorangefarbenen Leineneinband.
,Mir kam es immer vor, als würden sie auf etwas warten‘, erklärte Skel, ,während man eine Kuh füttert, und schon ist man ihr allerbester Freund. Mit einem Schwein . . .‘”
Und schon fängt Farmer Skel an, über Schweine zu schwadronieren. Die Dialoge bilden ein Echo auf den Ort, an dem sie gesprochen werden. Natürlich spielt der Roman in der (nordamerikanischen) Provinz, aber genauer scheint es, von einer Gegend zu sprechen. In einer Gegend ist man entweder fremd oder zuhause, jedenfalls ist man in ihr unterwegs. Sei es, weil man eben mal ein Buch vorbeibringen, eine Ziege ersteigern, oder die Mutter besuchen will. Hinter all diesen Bewegungen steckt ein gewaltiges Sehnen und Suchen, ihr Urbild ist die Jagd. Jagen kann man ja nicht nur Tiere, sondern eben auch Träume.
Tiere natürlich auch, wie die vier Fuchsjäger, die Lyris aufgreifen, nachdem sie von einer Brücke in den North Pin gesprungen ist. In das Flüsschen ist sie gesprungen, weil sie vor dem unheimlichen Sonderling Follard davonlief. Aber gestoßen hat er sie so direkt nicht, wie dann herumerzählt wird.
Ständig ist da etwas, das nicht ganz stimmt, auch wenn es nie ganz falsch ist. Es verhält sich mit diesen Halbwahrheiten wie mit der Landkarte des Mittleren Westens, die im Auto von Charles’ Halbbruder Jerry liegt. „Darauf waren längst fertig gestellte Highways noch als unterbrochene blaue Linien dargestellt, die dem Autofahren eine strahlende Zukunft verhießen.”
Tom Drury hat einen raffinierten Heimatroman geschrieben, den Heimatroman von Träumenden eben. Geträumt wird auch vom Weggehen. Wohin das bei Joana, der Ex-Schauspielerin führt, soll hier nicht verraten werden. Jedenfalls weg von Charles, dem Klempner, der ein liebenswürdiger Kerl ist, aber halt nicht merkt, dass seine Socken nicht zusammenpassen, und noch bedenklicher: Es würde ihn nicht stören, wenn er es
merkte.
Aber auch Charles wollte einmal aus der Gegend verschwinden. Sprang auf einen Güterzug, der in den Westen fuhr, musste aber schon nach wenigen Kilometern feststellen, dass der Zug im freien Feld stand, wo er für die Nacht auf einem Nebengleis abgestellt wurde. Schließlich übernachtete er „wie ein Troll” unter einer Holzbrücke. Eine alte Geschichte, die Lieblingsgeschichte seines Sohnes. Wenn Charles sie erzählt, hebt er jene Szenen hervor, in denen er sich „besonders lächerlich” gemacht hat.
Sich lächerlich gemacht? Ein Troll ist ja ein Geisterwesen, und die scheinen dann doch die heimliche Macht in diesem Roman. Brückengeister, wie das Baby Mahoney, das vor langer Zeit von seinen Eltern ins Wasser geworfen wurde, und nun als Geist herumlungert, „mit Gefühlen, die er nicht versteht”, Berührungsgeister, bei denen es einem kalt überläuft, und natürlich all die eitlen Geister – die „einzigen, die man sehen kann”. Wir wollen unbedingt noch den guten Geist der Übersetzung dazustellen. MICHAEL ANGELE
TOM DRURY: Die Traumjäger. Roman. Aus dem Englischen von Gerhard Falkner und Nora Matocza. Klett-Cotta, Stuttgart 2008. 255 S., 19,90 Euro.
„Das sind keine Tiere, mit denen man Geld verdienen kann, und ich mag es auch nicht, wie sie einen anschauen.” – „Mir kam es immer vor, als würden sie auf etwas warten.” – Ziege auf Landstraße Foto: plainpicture/Gozooma
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Noch völlig unbekannt hierzulande ist der amerikanische Erzähler Tom Drury, stellt die Rezensentin Felicitas von Lovenberg erst einmal sachlich fest. Das sollte sich schleunigst - am besten gleich mit diesem ins Deutsche übersetzten Roman - ändern, fügt sie hinzu. Drury nämlich sei einer der wichtigsten US-amerikanischen Erzähler seiner Generation. Im Zentrum dieses Romans, dessen Plot von eher zu vernachlässigender Bedeutung ist, wie Lovenberg findet, steht die Patchwork-Familie Darling. Charles und seine Frau Joan, der junge Sohn Micah und Joans erst später zur Familie gestoßene Tochter Lyris aus erster Ehe. Sie leben in Iowa, sie driften durchs Leben und dieses Driften als Schicksal und Lebensform verstehe Drury auf einzigartige Weise zu schildern. Besonders hebt die Rezensentin, die auch darauf hinweist, dass dies bereits der zweite nach einem noch unübersetzten Roman über die Darlings ist, die "Zärtlichkeit" der Figurenbeschreibung hervor.

© Perlentaucher Medien GmbH