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Christoph Wilhelm Aigners Blick auf die Welt ist der eines immer wieder neu Sehenden: Der Blick des Staunens und Begreifens. Seine Gedichte ruhen in der Zuneigung zu Natur und Kreatur. Dem Respekt vor der Sprache. Und dem unbestechlichen Gefühl für die tragende Poesie komprimierter Momente, die dem menschlichen Leben Sinn verleihen. GEFÄHRTEN Nachts ohne Hoffnung blaß beim Meer stehn es leckt die Beine wie zugelaufene Hunde VERFÜHRUNGEN Wieder stochern Blitze am Horizont bleibt einer hängen und macht die blühende Flamme Das zieht ich laufe komm an bei der Asche Hab doch noch nie einen Phönix gesehn …mehr

Produktbeschreibung
Christoph Wilhelm Aigners Blick auf die Welt ist der eines immer wieder neu Sehenden: Der Blick des Staunens und Begreifens. Seine Gedichte ruhen in der Zuneigung zu Natur und Kreatur. Dem Respekt vor der Sprache. Und dem unbestechlichen Gefühl für die tragende Poesie komprimierter Momente, die dem menschlichen Leben Sinn verleihen.
GEFÄHRTEN
Nachts ohne Hoffnung
blaß beim Meer stehn
es leckt die Beine
wie zugelaufene Hunde
VERFÜHRUNGEN
Wieder stochern Blitze am Horizont
bleibt einer hängen und macht die blühende Flamme
Das zieht ich laufe komm an bei der Asche
Hab doch noch nie einen Phönix gesehn
Autorenporträt
Christoph Wilhelm Aigner lebt seit vierzig Jahren in Salzburg, wo er neben dem Germanistikstudium als Mitarbeiter des ORF und dann als Redakteur des Salzburger Tagblatts arbeitete. Seit 1985 ist er freier Schriftsteller. Aigner wird zu den bedeutendsten zeitgenössischen Dichtern gezählt. Für sein Werk wurde er mit dem Else-Lasker-Schüler-Preis und dem Würdigungspreis der Republik Österreich ausgezeichnet.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.06.2005

Hinter Nebelschnüren
Artige Kinder: Neue Gedichte von Christoph Wilhelm Aigner
Gedichte, meint Christoph Wilhelm Aigner, seien Lebewesen, organische Gebilde, frei und in sich gerundet, mit „ebenso viel oder wenig Nutzen wie ein Kind. Man hat erst einmal viel Arbeit damit”. Das ist hübsch gesagt. Doch welche Art von Arbeit könnte hier gemeint sein? Die des Autors, der hinter seinem Schreibtisch an den Silben feilt? Die des Lektors, der nach sprachlichen Ausrutschern sucht? Oder doch eher die Verstehensarbeit des Lesers, das Tasten nach den Wörtern, nach Klang und Rhythmus, aber auch nach kleinen Paradoxien?
Im letzteren Fall wäre Aigners lyrischer Nachwuchs sehr pflegeleicht: „Am Horizont / die Sterne fein zermahlen // Unsere Augen / bestäubt vom Morgenlicht.” So sind die meisten dieser Gedichte gebaut. Sie spielen kleine Naturmotive aus und verknüpfen sie mit einem „Ich” oder einem „Wir”. Und obwohl sie versuchen, einen Raum des Verschwiegenen aufzuspannen, gehen sie fast immer glatt auf. Wem dennoch Fragen offen bleiben, dem hilft ein pointenhafter Titel auf die Sprünge. Im obigen Beispiel lautet er „Nachtmühle”.
Christoph Wilhelm Aigner gilt seinen Verehrern als Lakoniker und „Meister der Verdichtung”. Namen wie Jan Skácel oder auch Reiner Kunze sind ihnen schnell bei der Hand. Doch wo Skácel sich seine Sprach-Welt stets aufs Neue erfindet, schreibt der 1954 in Wels geborene Aigner Gedichte, die sich allzu leicht dem scheinbar Vorhandenen anvertrauen. Natur, Liebe, Vergänglichkeit - als gäbe es einen Fundus an Themen, aus dem sich die Lyrik nur zu bedienen bräuchte. Als gäbe es ein festes poetisches Instrumentarium zu diesem Fundus, das man nur ein wenig aufpolieren, der eigenen „Sehnsucht” anpassen müsste. Wörter wie „Träume”, aber auch „Sonne”, „Meer”, „Nebel”, „Mond”, „Nacht”, „Blitz” oder „Sterne” finden sich zuhauf in Aigners Versen.
Bisweilen gerät man als Leser doch für Momente ins Stocken. „Die Sonne tritt / hinter Nebelschnüren / zerflossenen Tintenschriften / versponnen auf”. Ist hier nicht eine Beobachtung eingefangen? Aber „Schnüre” sind nun einmal etwas halbwegs Konturiertes, da passt das „zerflossen” nicht so recht. Oder hier: „Kleine Wolken rutschen von den Lichtholmen”. Ein interessantes Bild eigentlich. Nur rutschen die Verse sofort in den Kalauer weiter, „die Sonnen der Erde den Buckel hinab”. Über das grammatikalisch eher fragwürdige „Menschattrappen” geht es fort ins „Freie”, bis das Gedicht am Ende selbst eher unfreiwillig verrät, an was es leidet: „Vom Horizont her verwackelte Bilder”.
Aigners Gedichte arbeiten sich an einer allzu allgemeinen Sprache ab. Sie bemühen sich gar nicht erst, die Wörter neu zu ertasten. Und wo sie es doch versuchen, enden sie in der Genitivmetapher, im „Trüben der schwebenden Ängste” oder bei der „Katze der Verdrängung”. Das ist, gerade was die Katze betrifft, sehr schade. Denn ohne diesen Titel wäre das Gedicht gar nicht schlecht: „Sie legt sich quer / auf Unterarm und Hände // Was sie nicht streichelt / soll sich nicht bewegen.”
NICO BLEUTGE
CHRISTOPH WILHELM AIGNER: Kurze Geschichte vom ersten Verliebtsein. Gedichte. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2005. 80 Seiten, 14,90 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Für Nico Bleutges Geschmack sind die Gedichte des Bandes von Christoph Wilhelm Aigner allzu "glatt". Er vermisst darin die "kleinen Paradoxien", die die "Verstehensarbeit" der Leser erst lohnenswert machen. Aigner scheint aus dem immer gleichen Themenfundus von "Natur, Liebe, Vergänglichkeit" zu schöpfen und das findet der Rezensent - auch wenn er es so deutlich nicht schreibt - ein bisschen langweilig. Wenn er dann doch einmal ins "Stocken gerät" beim Lesen, verfängt sich der Autor allzu schnell in "verwackelten Bildern" oder gar im "Kalauer", was der Rezensent bedauert. Bleutge moniert in seiner bei allen Beanstandungen insgesamt doch erstaunlich sanften Kritik die "zu allgemeine " Sprache des Lyrikers, der, wenn er doch einmal daraus ausbricht, schnell auf hölzerne "Genitivmetaphern" zurückgreife. Das Gedicht "Katze der Verdrängung" etwa sei eigentlich gar nicht so schlecht, meint der Rezensent zum Abschluss versöhnlich und auch ein wenig arrogant. Bis auf den Titel mit seiner Genitivmetapher, versteht sich.

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