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Erwin Wickert hat deutsche Politik an maßgeblicher Stelle mitgestaltet und, was er sah, literarisch kunstvoll und stets spannend dargestellt. Er schlägt Brücken zwischen Literatur und Politik, europäischer und asiatischer Kultur, Geschichte und Gegenwart.
In einem amüsanten, hiontergründigen "Gipfelgespräch", das der Autor mit den römischen und chinesischen Kaisern aus seinen Romanen führt, wünschen diese unter anderem, dass er ihren Ruhm weiter verbreite. "Große Themen", antwortet er aber, "gibt es auch bei den anderen Menschen zuhauf. Ich schildere Kaiser ebenso gerne wie Menschen, die…mehr

Produktbeschreibung
Erwin Wickert hat deutsche Politik an maßgeblicher Stelle mitgestaltet und, was er sah, literarisch kunstvoll und stets spannend dargestellt. Er schlägt Brücken zwischen Literatur und Politik, europäischer und asiatischer Kultur, Geschichte und Gegenwart.
In einem amüsanten, hiontergründigen "Gipfelgespräch", das der Autor mit den römischen und chinesischen Kaisern aus seinen Romanen führt, wünschen diese unter anderem, dass er ihren Ruhm weiter verbreite. "Große Themen", antwortet er aber, "gibt es auch bei den anderen Menschen zuhauf. Ich schildere Kaiser ebenso gerne wie Menschen, die von den Kaisern verfolgt, missbraucht, geliebt oder gar umgebracht werden."
So gibt Erwin Wickert, weitgebildet in abendländischer und ostasiatischer Geschichte, Politik und Kultur, in seinen Essays und literarischen Feuilletons Ansichten - politisch "korrekte" und "unkorrekte" - über unsere Welt wieder und wendet sich dann besonders den Ländern zu, die ihn stets fasziniert haben: Japan und China.
Autorenporträt
Erwin Wickert, 1915 in der Mark Brandenburg geboren, hat in Berlin und Heidelberg Kunstgeschichte und bei Karl Jaspers Philosophie, in den USA Volkswirtschaft und Politik studiert. Bei Kriegsbeginn wrude er, vom Auswärtigen Amt dienstverpflichtet, nach Shanghai, dann nach Tokio versetzt. Nach dem Krieg lebte er als Schriftsteller in Heidelberg, bis er 1955 in den diplomatischen Dienst zurückkkehrte. Der war Gesandter in London, Botschafter in Rumänien und zuletzt in Peking.
Als Schriftsteller ist er durch seine Hörspiele und seine Romane aus dem alten China und der römischen Kaiserzeit bekannt geworden. Erwin Wickert verstarb am 26. März 2008.
Rezensionen
Stimme aus dem Verlag
"Erwin Wickert ist der "dienstälteste" Autor unseres Hauses. Sein erstes Buch erschien bei uns im Jahr 1949(!) Seine Doppelbegabung als Diplomat und Romancier hat seit jeher fasziniert. In anderen Ländern sind solche Symbiosen nicht ungewöhnlich. Bei uns in Deutschland hingegen gibt es zur Zeit niemand außer Erwin Wickert, der als Diplomat Großes in der Literatur hervorgebracht hat. Dieser Band versammelt Betrachtungen zu Literatur, Politik und zu den Regionen der Welt, die Wickert schon immer am meisten faszinierten: Japan und China."
(Markus Desaga, Leitung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, DVA)

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.03.2003

Die Bombe platzte beim Whisky

Opuscula, Gelegenheitsarbeiten und Aufsätze aus fünfzig und mehr Jahren, haben für den Leser etwas Verwirrendes. Soll er noch einmal zurücktauchen in eine gewesene Aktualität, oder soll er nach Bleibendem Ausschau halten, das von der Zeit nicht angegriffen wurde? Solche Sammlungen sind eigentlich Festschriften - für den Autor und seine Freunde, etwas für Eingeweihte. Wer nicht dazugehört, muß sich in eine Biographie hineinfinden - in diesem Fall den bemerkenswerten Lebensweg des Diplomaten und Schriftstellers Erwin Wickert. Er ist, das weiß man, ein Kenner Japans und Chinas, er hat lange und in Zeiten größter politischer Anspannung in diesen Ländern gelebt, er hat darüber berichtet und seine Erfahrungen in eine noble Diplomatenlaufbahn eingebracht. Er verkörpert den in Deutschland so seltenen Typus des Schriftsteller-Diplomaten, der die Berufung mit dem Beruf zu verbinden versteht. Viele und bedeutende Beispiele für diese Liaison zweier divergierender Berufungen findet man seit je in England und Frankreich. Es handelt sich eigentlich um ein Ideal des europäischen Politikverständnisses. In Deutschland ist solche Doppelexistenz nicht nur selten, sie wird auch kaum verstanden. Daß Bismarck ein großer Schriftsteller war, hat sich auch nie so recht herumgesprochen. Wo literarische Begabung vorhanden ist, da meint man, müßten die politischen Fähigkeiten darunter leiden. Doch diese diffizilen Fragen stellen sich bei Erwin Wickert kaum, denn er hat die beiden Seiten seiner Existenz sich gegenseitig moderieren lassen: Der Diplomat schrieb klar und urteilte besonnen, und der Schriftsteller gab viel von den Erfahrungen preis, die nur erwerben kann, wer in verantwortlicher Position in fernen Ländern tätig ist. Von der Verdummung, die beim bloßen Herumreisen entsteht, bleibt man so verschont. Die Gefahr solcher Anlagen liegt auf der Hand, sie liegt im Moderaten. So enthält auch die Sammlung von "Ansichten und Einsichten" Erwin Wickerts ("Das Gipfelgespräch". Hrsg. v. Ulrich Lappenküper. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart, München 2003. 320 S., geb., 22,90 [Euro]) manches, dem man diese Vorhaltung machen könnte; aber es enthält auch eine Reihe von Texten, die an fernen Schauplätzen großer, schrecklicher Ereignisse niedergeschrieben wurden und die noch heute fesseln. Der Leser kann daraus Mosaiksteinchen zu einem Bild Chinas und Japans seit den späten dreißiger Jahren gewinnen. Auf einmal wird die Optik ganz scharf. So ist es bei einem Aufsatz mit dem merkwürdigen Titel "Warum Captain Lewis nicht ins Kloster ging". Der Autor gibt das Gespräch wieder, das er 1955 mit Robert A. Lewis, dem Piloten jenes Flugzeuges geführt hatte, das die Atombombe über Hiroshima abwarf. Wenig kommt dabei heraus, bevor man sich mit einem amerikanischen Journalisten noch auf einen Whisky trifft. Es wird lebhafter, der Pilot wird etwas mitteilungsfreudiger - "Wir alle hatten einen Befehl und den haben wir ausgeführt" -, der Journalist Ed Murrow trägt manches bei, was in die Vorgeschichte der Bombe gehörte. So ging es beispielsweise um den berühmten Brief von Einstein an Roosevelt, in dem er dem amerikanischen Präsidenten dringend zuriet, die Bombe zu bauen. Gab es also für den Piloten Gründe, ins Kloster zu gehen (wie ein Gerücht behauptete, das Mitte der fünfziger Jahre in Europa kursierte), oder konnte er sich ohne Schuld fühlen? Erwin Wickerts Bericht über dieses Gespräch ist ein merkwürdiges Dokument. Es beleuchtet eine Verlegenheit und hat das Verdienst, nicht durch nachträgliche Moralisierung zu fälschen. Während Günther Anders "seinen" Piloten Claude Eatherley, der gar nicht in dem Bombenflugzeug gesessen hatte und doch angeblich unter seiner Schuld litt, zu einer letzten Verkörperung des Gewissens stilisierte, zeichnete Erwin Wickert einen seltsamen, weil völlig ergebnislosen Dialog mit Captain Lewis auf, als handelte es sich darum, der Geschichte zu hinterlassen, wie die Vernichtung von zweihunderttausend Menschen auf den "Täter" und auf die Zeitgenossen wirkte. Es muß nicht immer gleich die Banalität des Bösen sein. Daß Beteiligte und Unbeteiligte den Zugang zur Frage von Gut oder Böse nicht finden oder, wenn sie sie stellen, beim besten Willen nicht beantworten können, wird hier eindrucksvoll gezeigt. Die Aufzeichnung und vorsichtige Kommentierung des Gesprächs wird dadurch zu einem bedeutenden Dokument. Das Wort des Piloten: "Ich möchte wieder über Hiroshima fliegen, aber diesmal nicht mit einer Atombombe, sondern mit einer ganzen Ladung von Candies, Kaugummi, Schokolade. Die würde ich dann über der Stadt abwerfen, Mit kleinen Fallschirmen vielleicht."

HENNING RITTER

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Eine solche Sammlung von "Opusceln, Gelegenheitsarbeiten und Aufsätzen aus mehr als fünfzig Jahren" ist eigentlich einer Festschrift für ihren Autor, hier Erwin Wickert, vergleichbar, schreibt Henning Ritter. Ein Leser, wenn er nicht gerade Freund oder wenigstens Eingeweihter sei, wisse dann oft wenig damit anzufangen. Dieser Band jedoch enthalte "eine Reihe von Texten", die "noch heute fesseln". Ritter ist von Erwin Wickert aber vor allem angetan, weil es sich bei ihm um ein Beispiel "für das Ideal des europäischen Politikverständnisses", für "den in Deutschland so seltenen Typus des Schriftsteller-Diplomaten" handele. Im Falle Wickerts führe diese Mischung zwar auch dazu, dass man einigen Texten in dem Band den Vorwurf des "Moderaten" nicht ersparen könne. In der sprichwörtlichen Besonnenheit des Diplomaten sieht Ritter allerdings auch die Bedingung der Möglichkeit für die Entstehung jenes Textes in dem Band, der offenbar den eigentlichen Anlass für diese Besprechung bietet: Darin gibt Wickert ein verstörendes, völlig ergebnisloses Gespräch mit einem der Piloten des Flugzeuges wieder, das die Atombombe über Hiroshima abgeworfen hat. Wickerts moralische Zurückhaltung und nur sehr vorsichtige Kommentierung des Gespräches mache diesen Text zu einem "bedeutenden Dokument".

© Perlentaucher Medien GmbH