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'Treibhaus Bonn, Schaubühne Berlin' ist der gleichermaßen liebevolle wie ironisch-distanzierte, immer aber kluge Nachruf eines angesehenen, kenntnisreichen Journalisten auf die fünf Jahrzehnte des Bonner Provisoriums - und ein erster, noch tastender Blick vom Rhein an die Spree.

Produktbeschreibung
'Treibhaus Bonn, Schaubühne Berlin' ist der gleichermaßen liebevolle wie ironisch-distanzierte, immer aber kluge Nachruf eines angesehenen, kenntnisreichen Journalisten auf die fünf Jahrzehnte des Bonner Provisoriums - und ein erster, noch tastender Blick vom Rhein an die Spree.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.11.1999

Mit schönem Gruß aus Bonn

Die "Ständige Vertretung" am Schiffbauerdamm ist nicht mehr das Gasthaus, in dem Bonner Zuwanderer, vom Ostwind verkühlt, sich dem Heimweh überlassen. Dafür sind die Zuwanderer schon zu heimisch in der Stadt, zu schweigen vom Vertretungswirt Friedel Drautzburg. Längst steht die Kneipe ganz fest am Schiffbauerdamm, und deshalb war sie der richtige Ort, um ein Buch über Bonn und Berlin und den Sinn von Hauptstädten vorzustellen. Geschrieben hat es Klaus Dreher, der für die "Süddeutsche Zeitung" aus Bonn berichtete. Zwischen dem "Treibhaus Bonn" und der "Schaubühne Berlin", ausgehend von diesen beiden Bildern, untersucht Dreher die beiden Hauptstadtwerdungen. Mit dem Abgeordneten Norbert Blüm (CDU) und Professor Arnulf Baring fanden sich zwei Leser des Buches, die aus der erloschenen Hauptstadtdebatte Streit lodern ließen. Nicht weil Blüm um Bonn getrauert hätte, sondern weil er für Barings Überzeugung nicht deutlich genug machte, wodurch sich die Berliner Politik von der Bonner Politik unterscheiden müsse. Blüm hatte von Bonn und der Westbindung gesprochen, vom rheinischen Kapitalismus und sicheren Renten. Das war Baring nicht frisch genug. Die in Berlin arbeitende Bundesregierung müsse den Reformstau aus Bonner Zeiten auflösen, sagte Baring - von wegen sichere Renten. Er erwartet, dass das herbe Berlin die Politiker unter stärkeren Handlungsdruck setzt als das idyllische Bonn, wo noch die Ausdrucksformen des Protestes bürgerlicher und harmloser waren als hier. In Berlin sind diese Ausdrucksformen oft ganz einfach roh und hässlich. Gastwirt Drautzburg, der am Montagabend in der Reinhardstraße die "Weinbotschaft" eröffnet hatte, fand die Lokalität am Dienstag mit eingeschlagenen Scheiben vor. "Bonner, verpißt Euch", stand auf der Fassade.

wvb.

Klaus Dreher: Treibhaus Bonn-Schaubühne Berlin. Deutsche Befindlichkeiten. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1999, 42 Mark.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Klaus Harprecht hat an Drehers Untersuchung nur eines auszusetzen: den Untertitel des Buches findet er unverständlich und zudem, weil "Befindlichkeiten" ein reines Modewort sei, ohne Aussagekraft. Der Begriff stünde im Gegensatz zu der "ironischen Präzision", die Dreher in dieser Studie an den Tag legen würde. Doch davon abgesehen findet Harprecht das Buch interessant, mitunter auch unterhaltsam. Hier zeige sich Dreher von der Seite, die der Rezensent schon an seinen journalistischen Arbeiten geschätzt hat, als dieser noch für die Süddeutsche Zeitung geschrieben hat.

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