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Konsum - der Motor unserer Zivilisation
Was wir konsumieren, ist zu einem bestimmenden Aspekt des modernen Lebens geworden. Wir definieren uns über unseren Besitz, und der immer üppigere Lebensstil hat enorme Folgen für die Erde. Wie kam es dazu, dass wir heute mit einer derart großen Menge an Dingen leben, und wie hat das den Lauf der Geschichte verändert?
Frank Trentmann, Historiker am Londoner Birkbeck College, erzählt in Herrschaft der Dinge erstmals umfassend die faszinierende Geschichte des Konsums. Von der italienischen Renaissance bis hin zur globalisierten Wirtschaft der
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Produktbeschreibung
Konsum - der Motor unserer Zivilisation

Was wir konsumieren, ist zu einem bestimmenden Aspekt des modernen Lebens geworden. Wir definieren uns über unseren Besitz, und der immer üppigere Lebensstil hat enorme Folgen für die Erde. Wie kam es dazu, dass wir heute mit einer derart großen Menge an Dingen leben, und wie hat das den Lauf der Geschichte verändert?

Frank Trentmann, Historiker am Londoner Birkbeck College, erzählt in Herrschaft der Dinge erstmals umfassend die faszinierende Geschichte des Konsums. Von der italienischen Renaissance bis hin zur globalisierten Wirtschaft der Gegenwart entwirft er eine weltumspannende Alltags- und Wirtschaftsgeschichte, die eine Fülle von Wissen bietet, den Blick aber ebenso auf die Herausforderungen der Zukunft lenkt angesichts von Überfluss und Turbokapitalismus. Ein opulentes, eindrucksvolles Werk, das Maßstäbe setzt, in der Forschung wie in den wichtigsten politischen und wirtschaftlichen Debatten unserer Zeit.
Autorenporträt
Frank Trentmann ist Professor für Geschichte am Birkbeck College der Universität London. Seine akademische Ausbildung absolvierte er an der Universität von Hamburg, an der London School of Economics und in Harvard, ehe er in Princeton und in Bielefeld lehrte. Für sein 2008 erschienenes Buch Free Trade Nation erhielt er den Whitfield Prize der Royal Historical Society. Frank Trentmann ist einer der renommiertesten Historiker im Bereich der Alltags- und Konsumgeschichte.

Klaus-Dieter Schmidt, geboren 1950 in Teltow, lebt in Berlin. Zunächst als Korrektor und Lektor tätig, übersetzt er seit vielen Jahren vor allem zeitgeschichtliche Sachbücher aus dem Englischen. Zu den von ihm übersetzten Autorinnen und Autoren zählen unter anderen Paul Collier, Niall Ferguson, Ian Kershaw, Margaret MacMillan und Brendan Simms.

Stephan Gebauer lebt in Berlin und Madrid. Er hat unter anderem Werke von Carl Bernstein, Bill Clinton, Hillary Clinton, Matthew Crawford, Billy Crystal, Angus Deaton, Frank Dikötter, Niall Ferguson, Garry Kasparow, Robert Shiller und Joseph Stiglitz ins Deutsche übertragen.
Rezensionen
All die Dinge, die uns brauchen

Ausbeutung geht anders: Frank Trentmann hat eine Geschichte des Konsums geschrieben, die den Debatten um den Kapitalismus eine solide Basis gibt.

Dass der Konsum der Zweck allen wirtschaftlichen Handelns ist, wusste schon Adam Smith. Diese einfache Tatsache hat freilich in Deutschland, dessen Wirtschaft sich seit seiner schwerindustriell geprägten Industrialisierung im neunzehnten Jahrhundert auf den Export, also auf den ausländischen Konsum, spezialisiert und den eigenen Konsum stets als Kostenfaktor in der internationalen Konkurrenz begriffen hat, lange keine hinreichende Anerkennung gefunden. Diese Missachtung ist nicht nur bis in die Gegenwart zu beobachten, wo der nationale Konsum stets als Kostenfaktor im globalen Wettbewerb angesehen wird; sie bestimmte und bestimmt auch unser Bild vom Kapitalismus, der hierzulande stets als produktionsgestütztes Ausbeutungssystem interpretiert wurde.

Anderswo, etwa in Großbritannien und den Niederlanden, wo der Massenkonsum schon seit dem siebzehnten Jahrhundert zu den Treibern der modernen Wirtschaft zählte, spielen Konsum und Konsumverhalten bei der Aufklärung über Struktur und Wandel des Wirtschaftens eine prominentere Rolle. Entsprechend hat dort die wirtschafts- und sozialhistorische Forschung sich bereits seit den achtziger Jahren diesem Thema zugewandt, wodurch sich auch die Vorstellung vom modernen Kapitalismus deutlich gewandelt hat.

Im Umfeld dieser Debatten um die Entstehung der Konsumgesellschaft in England und den Niederlanden seit dem achtzehnten Jahrhundert hat sich eine ganze Forschungsrichtung etabliert. Ihre Ergebnisse präsentiert der am Londoner Birbeck College lehrende deutsche Historiker Frank Trentmann in seinem Buch. In der Darstellung, die von der frühen Neuzeit bis in die Gegenwart reicht und eine wirklich globale Perspektive besitzt, plädiert Trentmann für "historischen Realismus" im Umgang mit dem Phänomen des Konsums, den er weder in konsumkritischer Perspektive verdammt noch in liberaler Sicht zum Heilsgeschehen erklärt.

Von gegen den Konsum gerichteten Gesellschaftsentwürfen des Verzichts, des Sparens oder der Einschränkung hält Trentmann wenig, da sie eine Zufriedenheit versprächen, die sie kaum ermöglichen könnten; im Gegenteil würden derartige Versuche viel eher Ungleichheit zementieren und neue soziale Ungerechtigkeiten schaffen. Der historische Blick lehre etwas anderes. Konsum sei weder ein im Interesse der Herrschenden aufgezwungenes Verhaltensmodell ("Konsumterror", "Manipulation") noch eine feststehende Größe, sondern überaus wandlungs- und anpassungsfähig, basiere aber vor allem auf dem menschlichen Wunsch nach Annehmlichkeiten in der Lebensführung und der Selbstrepräsentation.

Die konkrete Ausprägung des Konsums, Trentmann spricht von einer Mehrzahl an Konsumgesellschaften, sei regional und national überaus wandelbar, folge jedoch bestimmten, nur historisch aufklärbaren Mustern, die im ersten Teil des Buches, der eigentlichen Geschichte des Konsums, dargelegt werden. Trentmann zeigt detailliert, wie der Konsum, seine Organisation und die mit ihm verbundenen Praktiken (Warenvielfalt, Einkauf, Kaufhäuser) unsere Welt und die Vorstellung von ihr in wesentlichen Punkten prägten.

Im zweiten Teil geht der Autor Merkmale unserer gegenwärtigen Konsumwelt Punkt für Punkt durch - unter anderem Konsumschulden, Beschleunigung, altersspezifischer Konsum und Werbung - , betrachtet aber auch jene Phänomene, die den Konsum beeinflussen, ohne unmittelbar mit dem Marktgeschehen verknüpft zu sein - etwa betriebliche und staatliche Sozialpolitik -, diskutiert den Zusammenhang von Welthandelsstrukturen und Konsumkulturen und die Bedeutung der Religion für die jeweiligen konsumgesellschaftlichen Ausprägungen, bevor er mit einem Blick auf die "Wegwerfgesellschaft" seine Darstellung schließt.

Typisch für Trentmanns Argumentation ist das Aufgreifen aktueller Sichtweisen und ihre subtile historische Dekonstruktion. Denn die zumeist stark normativ geprägten kritischen Bewertungen des modernen Konsums lassen sich im Lichte einer historischen Betrachtung nicht aufrechterhalten. Vorbehalte wie Verschuldung, Kommerzialisierung der Kindheit oder Beschleunigung des Lebens entpuppen sich dabei als Vorurteile, empirisch wenig begründete Annahmen, theoretische Spekulationen oder schlicht elitäre Distinktionswünsche.

Gerade im Bereich des altersspezifischen Konsums, um nur ein Beispiel zu nennen, waren es weniger die Unternehmen, die zu einer Vermarktlichung und Kommerzialisierung des Alters beitrugen; vielmehr waren es öffentliche Initiativen zur Verbesserung der Lebensqualität im Alter, die ältere Menschen zu einem aktiveren, insofern auch konsumnäheren Leben drängten, ein Wandel, der sich mit konsumkritischem Unterton schlicht nicht begreifen lässt.

Trentmann hat ein im positiven Sinne unaufgeregtes Buch geschrieben, dessen großer Vorzug, von seiner guten Lesbarkeit und der geradezu enzyklopädischen Breite seiner Darstellung ganz abgesehen, darin besteht, den Konsum als eine zwar regional, kulturell und historisch vielfältige Praxis zu beschreiben, die sich jedoch stets auf unmittelbare menschliche Bedürfnisse bezieht. Weit entfernt, einfachen ökonomischen Modellen zu folgen, zeigt Trentmann die Fülle der Faktoren, die den Konsum beeinflussen und nicht allein auf das Kosten-Nutzen-rationale Handeln preisbewusster Verbraucher reduziert werden können; politische, soziale und kulturelle Momente kommen dabei ins Spiel. Die westliche Moderne spielte eine Pionierrolle, die aber im Laufe der Zeit verlorengegangen ist und heute einer Vielzahl globaler Konsumpraktiken Platz gemacht hat.

Materieller Wohlstand und entsprechend hohe Kaufkraft sind zwar deren Voraussetzungen, doch wie sich die Konsumgesellschaft konkret entfaltet, ist damit längst nicht gesagt. Insofern ist Trentmanns Darstellung auch zukunftsoffen und ein veritabler Beitrag zu derzeit laufenden, meist spekulativen Kapitalismus-Debatten, die sie auf Tatsachen zurückführen kann. Der Kapitalismus liegt, so könnte man zugespitzt sagen, im Kern der "Herrschaft der Dinge", die von einer fast unüberschaubaren Wandlungsfähigkeit geprägt ist. Diesen Wandel zu gestalten erscheint viel realistischer, als auf die Idee einer Überwindung des Kapitalismus zu setzen, die vor allem von romantischen Illusionen lebt. Und die, so möchte man nach der Lektüre hinzufügen, historisch noch so einiges lernen könnte.

WERNER PLUMPE

Frank Trentmann:

"Herrschaft der Dinge". Die Geschichte des Konsums vom 15. Jahrhundert bis heute. Aus dem Englischen von K.-D. Schmidt und St. Gebauer-Lippert. DVA, München 2017. 1104 S., geb., 40,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Aufs Ganze gesehen, bietet dieses Buch dem Leser die Möglichkeit, den Konsum in einem neuen Licht zu betrachten.« aktiv