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Der Aufstieg der Bürgerlichen Jeanne-Antoinette Poisson zur Mätresse Ludwigs XV. und zur adligen Madame de Pompadour ist einzigartig: Der König lernt die ebenso gebildete wie verführerische Schönheit noch als verheiratete Madame d'Étoilles auf einem Maskenball bei Hofe kennen, und aus einer anfänglich stürmischen Leidenschaft entwickelt sich bald eine große Liebe und schließlich eine tiefe Freundschaft. Die facettenreiche Lebensbeschreibung der Favoritin Ludwigs XV. zeigt ihre vielfältigen geistigen Interessen, ihr politisches Engagement für die Monarchie, aber auch ihr mäzenatisches Wirken -…mehr

Produktbeschreibung
Der Aufstieg der Bürgerlichen Jeanne-Antoinette Poisson zur Mätresse Ludwigs XV. und zur adligen Madame de Pompadour ist einzigartig: Der König lernt die ebenso gebildete wie verführerische Schönheit noch als verheiratete Madame d'Étoilles auf einem Maskenball bei Hofe kennen, und aus einer anfänglich stürmischen Leidenschaft entwickelt sich bald eine große Liebe und schließlich eine tiefe Freundschaft. Die facettenreiche Lebensbeschreibung der Favoritin Ludwigs XV. zeigt ihre vielfältigen geistigen Interessen, ihr politisches Engagement für die Monarchie, aber auch ihr mäzenatisches Wirken - wenngleich mit den Mitteln des Königs.

Uwe Schultz vermeidet eine hagiographische Darstellung seiner Hauptfigur und macht deutlich, daß das Volk mit gutem Grund in der glanzvollen Mätresse die Willkür der Macht und die Verschwendung des Hofes von Versailles verachtete. Daher ist es kein Wunder, daß die meisten ihrer Schlösser der Revolution zum Opfer fielen - und doch erscheint Madame de Pompadour bis auf den heutigen Tag als Inbegriff eines Lebens, das Macht, Geist und Schönheit miteinander zu versöhnen wußte.
Autorenporträt
Uwe Schultz, Dr. phil., war von 1976 bis 1994 Leiter der Hauptabteilung Kulturelles Wort beim Hessischen Rundfunk in Frankfurt am Main. 1966 erhielt er den Kurt-Magnus-Preis der Deutschen Rundfunkanstalten, 1999 den Preis des deutsch-französischen Kulturrats für Essayistik. Er arbeitet heute freiberuflich in Paris.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 25.11.2004

Die indiskreten Edelsteine
Zwischen Muse und Mäzen, Attentat und Alliteration: Uwe Schultz stelzt Madame Pompadour nach
Madame de Pompadour (1721-1764), die unter dem Namen Jeanne-Antoinette Poisson als Bürgerliche geboren wurde und nach einem glanzvollen, aber ihre Kräfte früh verzehrenden Leben als geadelte Mätresse Louis‘ XV. in Versailles verstarb, war eine mächtige und kluge Frau. Ihr wird der Ausspruch zugeschrieben: „Nach uns die Sintflut!” Das war prophetisch nicht nur für das Geschick der Monarchie, sondern auch für die Flut der Pompadour-Biographien.
Zuletzt ließ Hans Pleschinski mit einer einfühlsam kommentierten Auswahl ihrer Briefe („Ich werde niemals vergessen, Sie zärtlich zu lieben”, Hanser Verlag 1999) einige Züge vom wirklichen Gesicht der Frau hinter der Rokoko-Maske hervortreten. Jetzt zieht Uwe Schultz mit einer Biographie nach, die das Leben der Pompadour wieder in das Korsett der Haupt- und Staatsaktionen und der Boudoirereignisse schnürt.
Da die Quellen nur wenig Auskünfte über das innere Leben der Pompadour geben, entledigt sich auch der Biograph galant seiner Aufgabe. Lieber möchte er bei Hofe reüssieren, derart gestelzt ist seine Sprache: Ein Minister lässt sich etwas „angelegen sein”, Madame „gewahrte” ihren Irrtum, nachdem sie eine „höchste Gunst gewährt” hatte. Die hohe Kunst der Alliteration („floral und frugal”, „Muse und Mäzen”, „Allianz und Attentat”) bleibt „der geradezu manischen Motorik der Mätresse” dicht auf den Fersen und schreckt auch vor der „Pikanterie des Perversen” nicht zurück.
Das Porträt von Louis XV. ist überzeugender geraten als jenes von Madame, auch wenn man bei einer uralten Krankheit nur zu gerne wüsste, was einen Melancholiker „im fast modernen Sinn” ausmachte. War es die von Schultz dem - wie das Volk in Versen spottete - „königlichen Ständer” abgelesene „latente Gesetzlichkeit zwischen befreitem Sexualleben und politischer Aktivität in gegenseitiger Steigerung”?
Bei allen Fakten, Zahlen und Depeschen, die das Buch ausbreitet, möchte man es entweder so genau gar nicht wissen, oder man stutzt, wenn Schultz sich mit dem Rasiermesser empirischer Präzision so kräftig schneidet wie in der Schlüsselszene eines Maskenballs, bei dem am 24. Februar (!) 1745 nur Fischspeisen verzehrt worden seien, um dem „Fasten der Karwoche” zu genügen. Hat man je von einer so dramatischen Verkürzung des liturgischen Jahres gehört?
Unter dem Hang des Biographen zur Feierlichkeit mutieren Diderots „indiskrete Kleinode” („Les bijoux indiscrets”) zu „indiskreten Edelsteinen”. War die Liebe an der Macht so kalt?
VOLKER BREIDECKER
UWE SCHULTZ: Madame de Pompadour oder die Liebe an der Macht. C.H. Beck Verlag, München 2004. 299 Seiten, 24,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.07.2005

Die Mätresse berührt den Kern des Systems
Sie führte den Markt für intelligente Unterhaltung an: Uwe Schultz über die Madame de Pompadour

Der jüngste Biograph der Mätresse Ludwigs XV. hat ein hinreißendes Buch geschrieben. Mit beeindruckender Detail- und Quellenkenntnis weiß Uwe Schultz, ehemaliger Kulturredakteur beim Hessischen Rundfunk, das galante wie hochpolitische Sujet zum reinen Lesevergnügen werden zu lassen und neben seiner bürgerlichen "Heldin" auch deren politische Wegbegleiter, ihre Günstlinge und Feinde in den Erzählstrang einzuführen. Allein seine Phänomenologie des Mätressenwesens in Frankreich gibt eine Vorstellung von der Machtfülle, die sich die Marquise de Pompadour gegenüber ihren Vorgängerinnen zu erobern wußte.

Die Biographie mit dem um Reichweite buhlenden Titel "Madame de Pompadour oder Die Liebe an der Macht" schließt sich jüngeren akademischen Fragestellungen an, nicht zuletzt einer Münchner Ausstellung von 2001/02, die zu einer Revision des gängigen - und gewöhnlich negativen - Urteils über die Mätresse Ludwigs XV. zwingen. Nach heutigen Maßstäben war Jeanne-Antoinette Poisson - unter diesem Namen wurde die Pompadour am 29. Dezember 1721 geboren - eine bürgerliche Karrieristin, die ihr Ziel, die begehrte Stellung einer "Maîtresse en titre" zu erlangen, systematisch plante, und zwar gemäß den Chancen, die das galante Zeitalter ihr bot.

Also mit den Mitteln der Verführung. Denn das reich gewordene Bürgertum zögerte nicht, aus der erotischen Reizbarkeit des jungen Königs seinen Nutzen zu ziehen. Und ihr "Stellenprofil" entsprach durchaus ihren Aspirationen. Sie hatte eine sorgfältige Erziehung genossen (dank der waghalsigen Finanzaktionen ihres Vaters), sie war hinreichend bewandert in den Unterhaltungen, die nach den Maßstäben des Hofes Geltung hatten - Gesang, Deklamation und Schauspielerei -, und ihre Erscheinung war von jener natürlichen Anmut oder Grazie, über deren Wirkung im philosophischen Diskurs des achtzehnten Jahrhunderts aus gutem Grund nachgegrübelt wurde.

Freilich, ihren Aufstieg zur "Maîtresse en titre" konnte die reizende Madame d'Étiolles, die sich früh als "Salonière" mit einflußreichen Männern umgab, nur über die fein gesponnenen Beziehungen der neureichen Pariser Hochfinanz erreichen. Damit allerdings begann auch das gefährliche Spiel der reziproken Abhängigkeit. Ob die über Nacht zur mächtigsten Frau Frankreichs avancierte Vierundzwanzigjährige erkannte, wie eminent politisch, wie gewinnorientiert und im höchsten Maße staatsgefährdend diese Protektion war, darf bezweifelt werden. Den Erwartungen ihrer Protégés, die durchweg als Heereslieferanten oder Steuerpächter eine einflußreiche Rolle in der reich gewordenen Pariser Bourgeoisie spielten, wußte sie später zu entsprechen, indem sie den für die Staatsfinanzen so dringend erforderlichen Friedensschluß im Österreichischen Erbfolgekrieg zu deren Nutzen über Gebühr hinauszögerte. Früh wurde sie so zur bestgehaßten Frau Frankreichs und zur Adressatin immer bissigerer "Poissonaden".

Ihre illegitime Stellung mußte sie zwangsläufig mit dem Klerus und der "devoten" Partei bei Hofe in Konflikt bringen. Die Selbstbehauptung zwingt sie zu einer Strategie, die nach Ansicht des Autors heute noch in Politik und Wirtschaft stark ausgeprägt ist. Mehr taktisch denkend als der Sache dienlich, wertet die Pompadour von Anfang an persönliche Qualifikation als sekundäres Kriterium, als primäres aber "die Abhängigkeit durch Vertrauen und Hingabe an die Sache dessen, der Vergünstigungen zu vergeben hat". Die Folge, so der Autor, war "eine starke Trennung in Freunde und Feinde, und von letzteren fand die Marquise de Pompadour in Versailles viele".

Mit der Feinfühligkeit des spät Entflammten, der sich der Faszination dieser eigenwilligen Frau weder entziehen kann noch will, gelingt es Uwe Schultz, an der Person der Pompadour die so modern anmutende Ambivalenz eines weiblichen Charakterbildes plausibel zu machen, das aus Liebe - so müssen wir ganz einfach annehmen - stets das Gute will und stets das Böse schafft. Bis zu ihrem Lebensende war sie die loyalste Untertanin Ludwigs XV., dieses ebenso melancholischen und öffentlichkeitsscheuen wie erotisch empfänglichen Bourbonen. Aber indem sie ihrem königlichen Geliebten in Versailles durch intime Soupers und theatralische Amüsements im kleinsten, nur ihr genehmen Kreis den Rückzug ins Private ermöglichte, entfernte sie ihn von der Hofgesellschaft. Ein Fehler, der sich erst in der nächsten Generation als katastropal herausstellen sollte. Schlimmer noch: Indem sie sich von 1750 an, als ihre labile Gesundheit sie zur sexuellen Enthaltsamkeit zwang, als unverbrüchliche "Freundin" des Königs am Hofe etablieren und in die Politik einmischen konnte, trug sie ungewollt dazu bei, im Siebenjährigen Krieg die Hegemonie der ihr verhaßten Engländer auf den Weltmeeren und in den überseeischen Kolonien zu stärken ("Ein Volk, das käuflich ist") und den Aufstieg Preußens zur europäischen Großmacht zu begünstigen. Friedrich II., der es nicht verstanden hatte, die mächtige Mätresse auf seine Seite zu ziehen, dankte es ihr mit satirischen Epigrammen.

Also alles perdu? Oder sollten die Franzosen doch gute Gründe haben, der späten Rehabilitation der verhaßten Mätresse Ludwigs XV. zuzustimmen? Von den zahlreichen Schlössern und Landsitzen der ebenso leidenschaftlichen wie unsteten Bauherrin hat die Wut der Revolution kaum eines unzerstört gelassen. Wie zauberhaft ein jedes dieser Schlößchen ausgestattet war, mit welchem erlesenen Geschmack, welcher Raffinesse der Ausstattung, legt noch heute ihr gelegentlich genutztes Pariser Domizil ab, der Elysée-Palast, Amtssitz der französischen Staatspräsidenten. Und auch mit diesem, seinerzeit noch abgeschiedenen Pariser Refugium, in das sie sich vor dem wachsenden Volkszorn in Versailles zurückzuziehen gedachte, hoffte sie, den verwöhnten königlichen Geliebten bei Laune zu halten. Denn mit zunehmendem Alter wuchs ihre Angst, die Stellung der Favoritin an eine Jüngere abtreten zu müssen. Doch Ludwig XV. blieb der Pompadour bis zuletzt in Achtung verbunden.

ILONA LEHNART

Uwe Schultz: "Madame de Pompadour oder Die Liebe an der Macht". Verlag C. H. Beck, München 2004. 299 S., 13 Abb., geb., 24,90 [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

"Ein knapper Verriss aus der Feder von Volker Breidecker macht mit dieser Biografie der Madame de Pompadour kurzen Prozess. Der Rezensent findet die Sprache der Lebensbeschreibung ziemlich "gestelzt" und macht sich über den Hang des Autors zur Alliteration vom Kaliber "Pikanterie des Perversen" lustig. Zudem breite Schultz Fakten aus, die man zum Teil "so genau gar nicht wissen" wolle. Oder es unterliefen ihm durch den Willen zur "empirischen Präzision" Schnitzer wie zum Beispiel den 24. Februar von 1745 in die Karwoche zu verlegen, moniert Breidecker. Die Porträtierung von Ludwig XV. findet er noch am "überzeugendsten", insgesamt aber kann ihn diese Biografie nicht begeistern.

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