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Die einsame Supermacht - wohin geht Amerika? Die USA, lange Zeit ein Liebling des Schicksals, sind auf Kollisionskurs mit der Geschichte. George W. Bush und seine engsten Mitarbeiter reagieren auf die Herausforderung des Terrorismus mit einer militärischen Gewalt, die nicht nur in der arabischen Welt Furcht und Mißtrauen weckt. Ist dieses Imperium der Angst das neue Amerika des 21. Jahrhunderts?
Benjamin R. Barber zeigt in seinem klug argumentierenden und glänzend geschriebenen Buch, warum die Strategie der Furcht in eine Sackgasse führen muß. In einem Zeitalter der globalen Interdependenz
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Produktbeschreibung
Die einsame Supermacht - wohin geht Amerika?
Die USA, lange Zeit ein Liebling des Schicksals, sind auf Kollisionskurs mit der Geschichte. George W. Bush und seine engsten Mitarbeiter reagieren auf die Herausforderung des Terrorismus mit einer militärischen Gewalt, die nicht nur in der arabischen Welt Furcht und Mißtrauen weckt. Ist dieses Imperium der Angst das neue Amerika des 21. Jahrhunderts?

Benjamin R. Barber zeigt in seinem klug argumentierenden und glänzend geschriebenen Buch, warum die Strategie der Furcht in eine Sackgasse führen muß. In einem Zeitalter der globalen Interdependenz ist militärische Macht ebenso ungeeignet wie unilaterales Handeln, um den Terrorismus zu besiegen oder westliche Werte glaubwürdig zu verbreiten.
Solange eine vage "Achse des Bösen" das amerikanische Handeln bestimmt, während die sehr reale "Achse der Ungleichheit" ignoriert wird, erscheint die westliche Politik heuchlerisch und selbstsüchtig. Nicht Präventivkrieg, so Barber, sondern "präventive Demokratie" ist deshalb das richtige Konzept für eine Neuordnung der Weltpolitik. Die USA müssen sich heute entscheiden, ob die Welt an die Seite Amerikas oder Amerika an die Seite der Welt treten soll. Davon wird die weltpolitische Entwicklung der nächsten Jahre und vielleicht Jahrzehnte entscheidend abhängen.

Autorenporträt
Benjamin R. Barber ist Professor of Civil Society an der University of Maryland und einer der einflußreichsten Politikwissenschaftler der USA. Er war innenpolitischer Berater der Clinton-Regierung. Buchveröffentlichung, Auszeichnung 2001 mit dem Berlin-Preis der American Academy.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.10.2003

Ab- und Aufschrecken
Die amerikanische Hegemonie - einmal plakativ, einmal kosmopolitisch gedeutet / Von Werner Link

Das Thema Vereinigte Staaten hat Hochkonjunktur auf dem Büchermarkt. Jedem wird das Seine angeboten - suum cuique! Die Lesergemeinde, die der deutsche Journalist Konrad Watrin im Auge hat, wird durch seinen spiegelesken Stil bereits erkennbar. Das Buch ist eine "journalistische Momentaufnahme". Es will "Schock und Einschüchterung" durch die amerikanische Weltpolitik am Irak-Fall "mosaikartig" skizzieren und deuten. Die Mosaiksteine werden aus Presse-Schnittarchiven und dem Internet gewonnen und dann im Rekurs auf ein linkes Theorem der sechziger Jahre gedeutet. Was damals der "militärisch-industrielle Komplex" gewesen sei, stelle sich heute - so die "zentrale These" - als "gewaltsam ausgreifende Verbindung von Militär, Energie- und Wirtschaftsinteressen (MEW)" dar; "mit den fundamentalistischen Neokonservativen" regiere es die Bush-Administration. Die Vereinigten Staaten hätten "aus Gier, schierem Übermut und mit einem großangelegten Täuschungsmanöver, wenn auch zugegebenermaßen einem grandiosen Masterplan", eine neue "Welt-Unordnung" geschaffen.

Der Irak-Krieg sei eine Etappe in einem neuen geostrategischem "Great Game" zur Sicherung des Zugangs zu den unermeßlichen Ressourcen und Märkten im Kaukasus, im Mittleren Osten und auf der Arabischen Halbinsel. Wird diese Politik erfolgreich sein? Watrin räumt ein, "erste Anzeichen" sprächen dafür, daß der Masterplan in der arabischen Region "durchaus Chancen" habe. Aber wahrscheinlicher sei eine regionale Destabilisierung. Mehr noch: Die Dimensionen dieses Masterplanes ließen ihn "zumindest in seinen Auswirkungen einem dritten Weltkrieg nahekommen". Zu den Alternativen zählt Watrin eine "Pazifizierung durch UN-Verwaltung" oder langwierige Prozesse nach dem sozialliberalen ostpolitischen Prinzip "Wandel durch Annäherung". Kann das "alte Europa" dabei Entscheidendes leisten? Einerseits hält Watrin das gespaltene Europa für zu schwach, andererseits setzt er - neben "innerer Umkehr" in den Vereinigten Staaten - doch auf den Widerstand der Europäer. Zugleich meint er aber: "Selbst ein 2004 neu gewählter US-Präsident wird die fundamentalen Divergenzen gegenüber Europa wie auch der asymmetrischen Bedrohung im einundzwanzigsten Jahrhundert nicht aus der Welt schaffen." Damit dürfte er zweifellos recht haben.

Das Gegenstück zu Watrins plakativem Buch bietet Benjamin Barber, Professor für Zivilgesellschaft an der Universität von Maryland. Sein Buch richtet sich an den kosmopolitisch orientierten Bürger. Barber analysiert sorgfältig, argumentiert mit großem Atem und schreibt bei aller Wissenschaftlichkeit allgemeinverständlich. Seine analytische Kategorie ist "globale Interdependenz". Wohl um ein breiteres Publikum anzusprechen, operiert er mit zoologischen Metaphern. Adler und Eulen (statt der üblichen Falken und Tauben) sieht er in Washington konkurrieren, und er selbst steht auf der Seite der Eulen.

Die Hauptthese lautet, daß Hegemonie und globale Interdependenz in zahlreichen neuralgischen Punkten kollidieren. Kenntnisreich, scharfsinnig und sachlich-kritisch werden der amerikanische "Mythos der Unabhängigkeit" und dessen Verbindung mit dem Exzeptionalismus sowie die "neue" Doktrin des Präventivkrieges im Kontrast zur "alten" Doktrin der Abschreckung geschildert. So wird Bush jun. entdämonisiert. Zutreffend verweist Barber darauf, daß die Vereinigten Staaten bereits früher Präventivkriege geführt haben; daß die "neue" Doktrin keine Parteigrenzen kennt und mit Bushs nationaler Sicherheitsstrategie offiziell wurde: "Von Angst und Ungewißheit gespeist, ersetzt die Doktrin des Präventivkrieges die indikative Logik der Selbstverteidigung (,Wir sind angegriffen worden!') durch eine neue, konditionale Logik (,Jemand könnte gerade einen Angriff auf uns planen!')." Statt dessen fordert Barber, daß die Gefahr, die von einem Staate ausgehe, nach allgemein akzeptierten, überprüfbaren und empirisch fundierten Kriterien beurteilt und von internationalen Körperschaften wie dem UN-Sicherheitsrat verifiziert und anerkannt werden müßte.

Die eigentliche Alternativstrategie, die Barber als "politisches Bekenntnis" formuliert, ist jedoch radikaler - nämlich die Orientierung an einer Lex Humana (an einem "universellen, in der Gleichartigkeit der Menschen wurzelnden Recht") und an der "präventiven Demokratie" - im Innern ebenso wie zwischen den Nationen. Der Autor, der aktiv in der globalen Bürgerinitiative CivWorld mitarbeitet, wehrt sich gegen die Verwechslung der Ausbreitung von Freiheit mit der Ausbreitung von McWorld, und er argumentiert überzeugend, daß Demokratie nicht exportiert oder gar von einer wohlmeinenden Besatzungsmacht erzwungen werden kann. Das Maximalziel ist, daß Demokratie "überall und für alle" funktionieren und der innerstaatliche Gesellschaftsvertrag auf die internationale Ebene übertragen werden müsse - "eine Welt von Staatsbürgern, für die ein auf die Erde als ganze ausgedehnter Gesellschaftsvertrag zu einem Überlebenspakt der Menschheit geworden ist".

Die gravierenden Einwände gegen diese kosmopolitische Vision sind häufig genug vorgetragen worden. Barber selbst kann sich an einer Stelle der Einsicht nicht verschließen, daß er einer Utopie nachjagt: "Das Paradoxe ist, daß wohl nur globale Bürger jene globale Bildung, globale Zusammenarbeit, globale Justiz und globale Demokratie voranbringen können, von der wir erwarten, daß die ihrerseits den globalen Bürger hervorbringen." Der Autor räumt ein, daß große Geduld und ein sehr langer Atem notwendig seien. Daß derweil auf die Demut und Nichtarroganz des Übermächtigen gehofft werden könne, findet freilich weder in der Geschichte noch in der Gegenwart einen empirischen Grund. Wohl aber zeigt die Erfahrung, daß Macht (erst recht Übermacht) nur durch Macht beschränkt werden kann. So war ja auch die Erlangung der nuklearen Zweitschlagfähigkeit durch die Sowjetunion entscheidend dafür, daß die amerikanische Option eines Präventivschlages ausschied.

Benjamin R. Barber: Imperium der Angst. Die USA und die Neuordnung der Welt. Verlag C. H. Beck, München 2003. 260 Seiten, 19,90 [Euro].

Konrad Watrin: Shock and Awe. Olzog Verlag, München 2003. 256 Seiten, 14,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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literaturtest.de
Präventive Demokratie statt Präventivkrieg
Der amerikanische Politikwissenschaftler geht mit der Politik der Administration seines Landes nicht zimperlich um. Er reiht sich ein in die vielen Autoren, die sich kritisch mit dem amerikanischen Hegemonial-Anspruch auseinandersetzen. Die USA, so lautet eine These, verschließe die Augen vor der Erkenntnis, dass die neue Welt des 21. Jahrhunderts notwendigerweise eine Welt der gegenseitigen Abhängigkeit, der Interdependenz, sein müsse. Nicht Präventivkrieg, sondern präventive Demokratie sei das einzig mögliche Konzept für eine neue Weltpolitik.
Rücksichtslose Militanz
Für Benjamin R. Barber, der an der Universität Maryland lehrt, bedeutet Interdependenz Demokratie im Innern sowie in den internationalen Beziehungen. Doch davon ist Washington weit entfernt. Mit dem Irak-Krieg und der Verschärfung der Sicherheitsmaßnahmen nach innen als Reaktion auf die terroristische Herausforderung haben Bush und seine Leute "genau jene Angst heraufbeschworen, welche die wirksamste Waffe des Terrorismus ist". Die derzeitigen politischen Führer, so wettert der Autor weiter, legten eine rücksichtslose Militanz an den Tag - in dem Bestreben, ein amerikanisches Imperium der Angst zu errichten, "furchterregender als alles, was Terroristen sich ausdenken können".
Tunnelblick
Kraft, Macht, Erfahrung und Einfluss der Weltmacht USA sind in vielen Teilen der Welt dringend vonnöten bei der Lösung riesiger Probleme wie Aids, Klimaerwärmung, die gigantische Marktmacht globaler Medienkonzerne oder das internationale Zusammenspiel von Verbrechersyndikaten. Doch die Administration verschließt die Augen, kehrt sich nach innen, "die Außenwelt nur noch mit einem Tunnelblick wahrnehmend, der sich hasserfüllt auf feindliche Ziele richtet", die als "Schurkenstaaten" eingestuft werden. Ein lesenswertes, zornig geschriebenes Buch.
(Mathias Voigt)
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 20.01.2004

Unerwartet im Land des Feindes
Der Präventiv-Krieg als Mittel der amerikanischen Außenpolitik müsste ersetzt werden – durch „präventive Demokratie”
BENJAMIN BARBER: Imperium der Angst. Die USA und die Neuordnung der Welt. C.H. Beck, München 2003. 276 Seiten, 19,90 Euro.
Die Logik der neuen Sicherheitsdoktrin der Vereinigten Staaten scheint simpel zu sein: „Wir müssen den Kampf in das Lager des Feindes tragen”, erklärte Präsident George W. Bush vor der Militärakademie West Point schon im Juni 2002, „und den schlimmsten Bedrohungen mutig begegnen, bevor sie akut werden.” Diese Präventivkriegdoktrin, die seit September 2002 offiziell die Außenpolitik der USA bestimmt, ist jedoch alles andere als erfoglreich. Sie löst das Problem des islamistischen Terrorismus nicht, und auf fremde Staaten – wie jüngst den Irak – angewandt, beschwört sie neue Risiken herauf.
Von den Grundlagen und absehbaren Folgen einer solchen Politik handelt das neue Buch von Benjamin Barber. Der amerikanische Politikwissenschaftler und frühere Berater von Bill Clinton hatte in seinem Werk „Jihad versus McWorld” (auf Deutsch unter dem Titel „Coca Cola und heiliger Krieg” erschienen) schon Mitte der 90er Jahre konstatiert, dass die Demokratie in der Welt zwischen globalisiertem Kommerz einerseits und tribalistischem Fundamentalismus andererseits aufgerieben werde. Mit „Imperium der Angst” knüpft Barber nun daran an. Er setzt sich aber nicht nur kritisch mit der amerikanischen Außenpolitik auseinander, sondern stellt eine Alternative vor. Mit „CivWorld”, das für globale Demokratisierung und Weltbürgertum steht, möchte Barber eine friedlichere Weltordnung bauen.
Ein Volk in Angst
Die gegenwärtige Politik der USA analysiert er mit griffigen Formulierungen: Terror solle mit Terror bekämpft werden. Die von den USA gestaltete Weltordnung, die „Pax Americana”, entwickele sich zu einem „Imperium der Angst”. Im Innern werde die Bevölkerung in Alarmzustand versetzt, nach Außen hin würden Feind und Freund mit „Schock und Einschüchterung” unter die globale Vormundschaft gezwungen. Eine solche Politik sei nicht nur rechtlich und moralisch zweifelhaft, wie Barber erläutert, sie führe auch nicht zum Ziel. Denn Bushs Strategen missachteten die Interdependenz in der Weltpolitik.
Damit meint Benjamin Barber die sich immer stärker ausprägende gegenseitige Abhängigkeit aller Staaten von einander. Dieses Phänomen ist bei Barber ein Schlüsselbegriff: Interdependenz sorgt in seinen Augen dafür, dass sich die Vereinigten Staaten nicht vollkommen vor terroristischen Anschlägen werden schützen können. Militärische Alleingänge gegen einzelne Staaten sorgen in einer interdependenten Welt nicht für mehr internationale Sicherheit – ganz im Gegenteil. Barber sieht in Washington derzeit zwei Gruppen von Außenpolitikern am Werk: Die „Adler”, angeführt vom Präsidenten selbst und von Verteidigungsminister Donald Rumsfeld, stehen für eine militärische Außenpolitik. Sie befürworten eine Art permanenten Krieg gegen alle „Feinde Amerikas”.
Sie berufen sich dabei auf den Mythos der Unabhängigkeit der USA und den Glauben an die eigene Einzigartigkeit. Letzterer führt dazu, dass sich die amerikanische Regierung auf ein verqueres Verständnis von internationalem Recht zubewegt, das von allen Staaten die Einhaltung der Regeln fordert, sich selbst jedoch vorbehält, jederzeit nach eigenem Gutdünken Krieg zu führen. Die Schlachtrufe der Adler heißen „Amerika zuerst!” und „Amerika allein!”.
Die „Eulen” dagegen, Politiker wie Außenminister Colin Powell etwa, setzen laut Barber auf Diplomatie, Zusammenarbeit und kollektive Sicherheit. Sie tun dies nicht aus prinzipieller Friedfertigkeit, sondern in der Erkenntnis, dass dies in einer Welt der Interdependenz die bessere Politik ist.
Barbers engagiert geschriebenes Buch hat Vieles zu bieten: Der Autor untersucht die Grundlagen und Traditionen der „neuen” Präventivkriegsdoktrin und legt dabei die Widersprüchlichkeit der amerikanischen Politik offen, die mal das Völkerrecht anruft, um es dann zu missachten, oder sich internationalen Organisationen wie den Vereinten Nationen zuwendet, dann ihre Beteiligung aber brüsk zurückweist. Barber zeigt, das die Doktrin der Eindämmung und Abschreckung, welche die amerikanische Außenpolitik im Kalten Krieg mit der Sowjetunion geleitet hat, entgegen den Äußerungen führender Mitglieder und Berater der Regierung Bush nicht überholt ist. Tatsächlich wird sie bis heute angewandt, beispielsweise gegenüber Nordkorea.
Das Buch enthält auch interessante Beobachtungen zum Begriff „Massenvernichtungswaffen”. Erst nach dem 11. September zählte die Washingtoner Regierung auch chemische und biologische Kampfmittel dazu. Barber verweist darauf, dass sie damit zu Unrecht auf eine Stufe mit Nuklearwaffen gestellt werden. Seiner Interpretation nach spielt die US-Administration damit das Spiel der Terroristen, die mit einer Drohung viel mehr Wirkung erzielen als mit tatsächlich ausgeführten Anschlägen.
Gegen die angsterfüllte Welt stellt Barber „präventive Demokratie”. Durch zivile Kooperation und geduldige Hilfe, durch internationale Bürgerinitiativen und Kontakte über die Grenzen hinweg sollen „globale Formen demokratischen Regierens” entwickelt werden. Grundsätzlich geht es hier darum, den Gesellschaftsvertrag auf die globale Ebene zu hieven. Barber denkt dabei nicht gleich an eine „Weltregierung”. Es gehe zunächst darum, die Grundlagen für eine „systematische, weltweite, bürgerliche Zusammenarbeit” zu legen. Ein Beispiel dieser Entwicklung sei die Herausbildung einer öffentlichen Weltmeinung, die sich beispielsweise bei der Verhaftung und dem zeitweiligen Arrest von Chiles Ex-Diktator Augusto Pinochet in London bemerkbar gemacht habe.
Wenn man etwas gegen Barbers Buch einwenden möchte, dann ist es sein Hang zum Dualismus und zu verkürzenden Chiffren wie „Dschihad”, „McWorld” und „CivWorld”, zu Begriffen wie „Eulen” und „Adler”. Auch fehlt an manchen Stellen eine schärfere Unterscheidung zwischen Rhetorik und Politik der Regierung von George W. Bush. Barbers Gegenkonzept, die Schaffung einer „CivWorld” – ein „Manifest der Inderdependenz” findet sich am Ende des Buches – trägt ohne Frage utopische Züge: Nicht Präventivkrieg, so Barber, sondern „präventive Demokratie” sei das richtige Konzept für eine Neuordnung der Weltpolitik. Die USA müssen sich heute entscheiden, ob die Welt an die Seite Amerikas oder Amerika an die Seite der Welt treten soll. Aber er hat recht: Wer die Welt verändern will, braucht große Ideen.
HENNING HOFF
Amerikas Soldaten im Irak: Die Angst vor einem neuen Anschlag beherrscht den Alltag.
Foto: AP
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Seit dem Ende des Kalten Krieges, umreißt Christian Kind den Kontext dieses Buches, hat sich das Verhältnis Amerikas zum Rest der Welt gewandelt, und seit dem 11. September tritt das neue Auftreten der einzigen verbliebenen Weltmacht auf der globalen Bühne deutlich zutage: in eigenmächtig geführten Feldzügen und der Missachtung von UN-Resolutionen. Die einen - Bush und das Pentagon - sehen darin eine notwendige Anpassung einer "traditionellen Politik der Verteidigung der Freiheit" an eine veränderte Weltlage, andere interpretieren den "Krieg gegen den Terrorismus" als Ausdruck eines "rücksichtslosen Unilaterismus". Da sich dabei die Stimmen häufig vor Erregung überschlagen, begrüßt Kind die "vergleichsweise nüchterne Darstellung" Benjamin Barbers, der von einer Dämonisierung Bushs Abstand nehme, dessen Argumentation aber dennoch eindeutig ausfalle: "Eine Politik, die auf der Angst vor dem Terrorismus beruht und ihrerseits darauf ausgeht, Angst zu verbreiten", müsse schließlich scheitern. Barber erinnere mahnend an die "universalistische Tradition der amerikanischen Außenpolitik" und baue auf das Korrektiv einer aktiven "Teilhabe der Bürger am Staat".

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