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Die Kultur Europas verdichtete sich in ihren Städten. Sie galten als Symbole des Heils, als Orte der Sicherheit und des Reichstums. Stadtkunstwerke wie Aachen und Dresden, die Bergbaustadt Freiberg, die Hansestadt Rostock, Mainz oder Mannheim, die Messestadt Leipzig oder die Reichsstadt Augsburg zeugen wie viele andere Städte in Deutschland davon und charakterisieren sich bis heute durch ihr einzigartiges Erscheinungsbild. In mehr als 200 historischen Stadtansichten und deren genauer Beschreibung zeigt und erläutert dieses Buch die vielfältige Gestalt, dokumentiert die wechselvolle Geschichte…mehr

Produktbeschreibung
Die Kultur Europas verdichtete sich in ihren Städten. Sie galten als Symbole des Heils, als Orte der Sicherheit und des Reichstums. Stadtkunstwerke wie Aachen und Dresden, die Bergbaustadt Freiberg, die Hansestadt Rostock, Mainz oder Mannheim, die Messestadt Leipzig oder die Reichsstadt Augsburg zeugen wie viele andere Städte in Deutschland davon und charakterisieren sich bis heute durch ihr einzigartiges Erscheinungsbild.
In mehr als 200 historischen Stadtansichten und deren genauer Beschreibung zeigt und erläutert dieses Buch die vielfältige Gestalt, dokumentiert die wechselvolle Geschichte und erschließt die historische Bedeutung der wichtigsten - und schönsten - alten Städte in Deutschland.
Autorenporträt
Prof. Dr. phil. Wolfgang Behringer , geb. 1956 in München, studierte Geschichte und Germanistik in München und promovierte über 'Hexenverfolgung in Bayern'. Er ist Professor für Frühe Neuzeit an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.01.2000

Alle hatten die Absicht, eine Mauer zu errichten
Das Bild der Städte war lange Zeit von ihren Befestigungen bestimmt: Bernd Roeck und Wolfgang Behringer haben einen Band zusammengestellt, der die Stadt-Entwicklung in Deutschland dokumentiert

Unser Verhältnis zur Stadt ist nicht ohne Schizophrenie. Wir lösen ihre Grenzen auf, weil wir nicht mehr beengt leben wollen; zugleich sehnen wir uns nach dem Bild der geschlossenen Stadt, weil es Geborgenheit vermittelt. Während Planer und Architekten den Glauben verlieren, dass die Stadtentwicklung überhaupt noch steuerbar sei, legen Historiker und Kunsthistoriker Buch über Buch vor, um von der Ordnung und Schönheit älterer Städte zu künden.

Wolfgang Behringer und Bernd Roeck haben nun die Dokumentation "Das Bild der Stadt in der Neuzeit" herausgegeben. Der Titel ist freilich eine Untertreibung. Begleitet von alten Abbildungen, machen zehn einleitende Essays den Leser mit der Gestaltung von Städten vom frühen Mittelalter bis zum beginnenden Industriezeitalter vertraut. Die Überschrift nimmt lediglich auf den Umstand Rücksicht, dass eine vielfältige, wirklichkeitsnahe Wiedergabe von Städten erst im fünfzehnten Jahrhundert einsetzte. Den Essays folgen sechsundvierzig "Städtebilder". Unterschiedliche Autoren skizzieren jeweils die Geschichte einer alten deutschen Stadt und kommentieren die nebenstehenden historischen Stiche, Zeichnungen, Gemälde und Modelle.

In der Verschränkung von geschichtlicher Darstellung und bildlicher Dokumentation gewinnt der Leser eine doppelte Perspektive: Er kann begreifen, wie die Städte entstanden sind; zudem wird ihm vor Augen geführt, wie sie gesehen wurden. Nicht, dass in den Texten brandneue Ergebnisse der Stadt- und Stadtbildforschung vorgestellt würden, doch der Überblick, den das Buch bietet, ist beeindruckend.

Die Geschlossenheit der alten Stadt verdankte sich nicht so sehr ästhetischen Überlegungen, sondern vornehmlich der Not. Ortsnamen wie Magdeburg oder Regensburg weisen darauf hin, dass die Stadt im Mittelalter vor allem durch einen burgartigen Schutzwall gekennzeichnet war. Durch die Befestigung hob sie sich von der Natur ab, aus der nicht viel Gutes zu erwarten war, im schlimmsten Fall Feinde, Dämonen und wilde Tiere.

Über Jahrhunderte war die Stadtmauer, wie Peter Johanek darlegt, die Chiffre für die Stadt schlechthin. Das Fragment eines Evangelistariums aus dem neunten Jahrhundert gibt eine Stadt allein durch den Mauerring zu erkennen, der ohne jegliche Innenbebauung bleibt. Der befestigte Ort wurde analog zum wehrhaften Himmlischen Jerusalem als geheiligter Ort angesehen. In der hochmittelalterlichen Buchmalerei wurden dann innerhalb des Mauerrings zunehmend Kirchen und Stadtheilige abgebildet. Kaiser, Bischöfe und Äbte wollten deutsche Städte nicht nur zu einem zweiten Himmlischen Jerusalem machen, sondern auch zu einem zweiten Rom mit seiner Vielzahl von Kirchen.

Während Johanek die lebensnotwendigen wie ideellen Grundlagen der romanischen Stadt ausführlich behandelt, erfährt man kaum etwas über die Nöte und Ideen, die die gotische Stadt hervorbrachten. Es fehlt der Hinweis auf den steilen Anstieg der Bevölkerung im elften und zwölften Jahrhundert, der eine neue, rationale Art des Planens erzwang. Ebenso wenig wird das geometrische Ordnungsdenken der Gotik erörtert, wie es von Bernhard von Clairvaux und anderen Kirchenmännern entwickelt wurde.

So greift es zu kurz, wenn Roeck den Schluss zieht, dass die fest umrissene "Kontur" der Stadt es erlaube, sie als "Kunstwerk zu identifizieren". Die alte Stadt empfing ihre Schönheit auch aus der ihr innewohnenden Ordnung. Das Gebot, dass ein gotisches Gotteshaus seine Würde aus durchdachten Maßverhältnissen empfangen sollte, färbte auf den Stadtgrundriss ab, wenngleich vorläufig noch nicht jene unerbittliche Systematik herrschte, wie sie später den Stadtplänen der Renaissance und des Barock eigen war. Der geordnete, gotische Stadtgrundriss ließ noch das reizvolle Spiel der leicht gekrümmten Straße zu, welches Leon Battista Alberti im fünfzehnten Jahrhundert lobte und forderte.

Auf Grund von Seuchen und Kriegen stieg die Bevölkerung vom dreizehnten bis zum frühen neunzehnten Jahrhundert kaum an, so dass die Kommunen nicht über die alten Stadtmauern hinaus ausgedehnt werden mussten, sondern nach innen hin verschönert wurden. Auffällig ist aber, dass sich die bildliche Darstellung der Stadt bis zum Ende des Mittelalters weitgehend auf Mauern, Tore und Kirchen beschränkte und nichts von der inneren Ordnung der Straßenzüge verriet.

Erst um 1500, als die Umgebung der Stadt nicht mehr so gefahrvoll erschien und der Mensch sein Lebensumfeld genauer erkundete, konnte sich die Stadtansicht als eigenständiges Bildthema behaupten. So ließ 1531 der Kölner Rat als Geschenk für Kaiser Karl V. von Anton Woensam ein großartiges Panorama anfertigen, das die Stadt sowohl als religiöse wie auch als wirtschaftliche Metropole des Reiches in Szene setzte. Vom rechten Rheinufer aus in den Blick genommen, wurden die Kirchenbauten gleich Wolkenkratzern überhöht und allein dreiundvierzig namentlich angeführt, aber man erkennt auch profane Repräsentationsgebäude und zahlreiche Wohnhäuser. Überdies entwickelt sich vor der Stadtmauer emsige Handelstätigkeit. Dutzende von Schiffen werden getreidelt und entladen. 1570/71 wurde dann erstmals auch der ausgedehnte Grundriss des Ortes grafisch erfasst.

Während Köln bis in die Renaissance hinein die größte deutsche Stadt blieb, war Berlin bis Mitte des siebzehnten Jahrhunderts so unbedeutend, dass es bis dahin nicht in überregionalen Stadtbüchern und Chroniken auftauchte. Die ersten bildlichen Überlieferungen des märkischen Ortes lassen allerdings sogleich einen Wandel bei der Betrachtung von Städten erkennen. Ein unbekannter Künstler wählte um 1646 seinen Standpunkt im Westen, um das Renaissanceschloss der Hohenzollern als überhöhte Masse ins Zentrum der Stadtansicht zu rücken. Die Kirchenbauten büßten gegenüber der fürstlichen Residenz ihre führende Rolle im Stadtbild ein. Die Symbole des Glaubens wurden vom Zeichen des Staates übertrumpft. Die Stadt wuchs in eine neue Funktion hinein. Sie gewann an Glanz, wenn sie zum Regierungssitz ausgebaut wurde.

ERWIN SEITZ

Wolfgang Behringer, Bernd Roeck (Hrsg.): "Das Bild der Stadt in der Neuzeit". 1400-1800. Verlag C. H. Beck, München, 1999. 509 S., 221 Farb- u. S/W-Abb., 1 Karte, geb., 168,- DM.

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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Thomas Maissen gibt in seiner Rezension zunächst einen Überblick über die Entwicklung der verschiedenen bildlichen Stadtdarstellungen der Neuzeit, bevor er das Konzept des Buches näher erläutert. Dabei weist er darauf hin, dass die Herausgeber und Autoren des Buches sich keineswegs nur auf die Entwicklung dieses Genres beschränken, sondern auch angrenzende Bereiche berücksichtigen (z. B. plastische Modelle und das ?literarische Stadtlob?). Im zweiten Teil des Buches, in dem einzelne Städte genauer beleuchtet werden, trennt Maissen zwischen Beiträgen, die sich auf ?Stadt- und Bildbeschreibungen? weitestgehend beschränken und Darstellungen, in denen Autoren darüber hinaus auch auf die Funktion dieser Stadtbilder, ihre Entstehungsgeschichte und ihren Wert als historische Quellen eingehen. Maissen lobt an dem Band vor allem die Vielfalt der dargestellten Stadttypen ?hinsichtlich urbanistischer Form, Rechtsstellung, Grösse, Funktion?, bedauert aber in einzelnen Fällen, dass lediglich Städte berücksichtigt wurden, die auf dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik liegen. Er hebt jedoch den Gewinn, den dieses Buch verspricht, deutlich hervor und lobt die schöne Illustration des Bandes.

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